Märchen und Sagen im Mosaik
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Dasselbe Märchen wird in mehreren [[Abrafaxe-Onepager]]n der zwanzigteiligen Geschichte ''[[Drei Mann im Morgenland]]'' persifliert, inklusive der [[vierzig Räuber]] und der [[Parole]] "[[Sesam, öffne dich!]]". In dieser Geschichte wird auch das Märchen ''[[Aladin und die Wunderlampe]]'' nachgespielt, mit falschen und echten [[Wunderlampe]]n, mit einem [[Dschinn]] und mit mehrfacher Nennung von [[Aladin]] selbst. | Dasselbe Märchen wird in mehreren [[Abrafaxe-Onepager]]n der zwanzigteiligen Geschichte ''[[Drei Mann im Morgenland]]'' persifliert, inklusive der [[vierzig Räuber]] und der [[Parole]] "[[Sesam, öffne dich!]]". In dieser Geschichte wird auch das Märchen ''[[Aladin und die Wunderlampe]]'' nachgespielt, mit falschen und echten [[Wunderlampe]]n, mit einem [[Dschinn]] und mit mehrfacher Nennung von [[Aladin]] selbst. |
Version vom 11:15, 18. Nov. 2022
Im MOSAIK wurden immer wieder Märchen und Sagen als Vorlagen genutzt. Das reicht von versteckten Andeutungen über einzelne Motive bis hin zur Nacherzählung ganzer Stoffe. Gelegentlich werden auch eigene Legenden für die Mosaikhandlung erfunden.
Inhaltsverzeichnis |
Griechische und Römische Antike
Die griechische und römische Mythologie ist im MOSAIK besonders prominent vertreten. Üblicherweise handelt es sich freilich um die bloße Nennung von Götternamen. Wesentlich seltener werden ganze Stoffe für die Handlung genutzt. Bei den folgenden Beispielen ist es durchaus nicht immer sicher, ob die Übernahme ins MOSAIK bewusst geschah oder ob eine bestimmte Geschichte einfach als Topos bekannt war.
Titanen
Im Abrafaxe-Kalender 2009 - Die sagenhafte Welt der Abrafaxe treten zwei Titanen auf: Atlas im Januar und Prometheus im April. Im Begleittext zu Atlas werden auch die Titanomachie und der Tartaros erwähnt.
Der Kampf um Troja und die Irrfahrten des Odysseus
Der Trojanische Krieg wird einmal von Alexander Papatentos erwähnt, als er die unhaltbaren Zustände in der Diamantenmine des Maharadschas von Rattabumpur anprangert (Heft 3/85). Die Stadt Troja selbst wird in der Runkelserie in Heft 128 genannt.
Auf das bekannteste Motiv aus dem Trojanischen Krieg, das Trojanische Pferd, wird im MOSAIK dreimal angespielt. Zunächst ganz direkt: Stupides Militarios vergleicht Digedags Coup, mit Hilfe eines Hammels in das Kastell Peripheria einzudringen, mit dem berühmten Riesenholzgaul (Runkel-Serie, Heft 110). Später in der Alexander-Papatentos-Serie wird die Sage zwar nicht angesprochen, aber erkennbar in die Handlung verwoben (Kapitel - Der Schild des Poros, Heft 3/85): Die Abrafaxe verstecken sich dort in einer hohlen Kuhplastik und gelangen so in den Palast von Rattabumpur. Allerdings sind sie nicht so erfolgreich wie ihre Vorgänger um Odysseus, den kleinen Aias und Menelaos oder auch Digedag - ihr Versuch, die Diamantaugen zu mopsen, wird entdeckt, und sie landen zusammen mit dem Schöpfer der Kuhfigur in der Diamantenmine. Und noch später tritt mit Doña Ferrentes in der Wido-Wexelgelt-Serie eine Figur auf, deren sprechender Name ebenfalls eine Anspielung auf das Trojanische Pferd enthält.
Auf Homers Odyssee, also das Epos von den Irrfahrten des Odysseus, wird dreimal zurückgegriffen. Sowohl die Digedags als auch die Abrafaxe erinnern sich an Odysseus' Abenteuer mit Polyphem und so, wie der antike Held aus einer Höhle entkam, schmuggeln sie sich in Städte hinein: die Digedags, die bei der Gelegenheit sogar Homer selbst erwähnen, durch das Goldene Tor von Konstantinopel (Heft 112), die Abrafaxe in die Verbotene Stadt (Heft 10/81). Der dritte Hinweis auf Odysseus ist etwas versteckter: Im Griechenland-Kapitel hören die Abrafaxe von dem jungen Odyssos, der seit geraumer Zeit verschwunden ist. Im Auftrag seiner Eltern Philemon und Baucis machen sie sich schließlich auf die Suche.
Herakles
Auf den größten Helden der griechisch/römischen Sagenwelt wird im MOSAIK häufiger angespielt; sei es, dass ein Schiff nach ihm benannt ist, sei es, dass jemand bei der "Keule des Herkules" flucht. Näheres dazu im Artikel Herakles.
Hier interessieren insbesondere die Ähnlichkeiten zwischen den Abenteuern von Alexander Papatentos im Amazonenreich und den sagenhaften Zwölf Taten des Herakles. So wie dieser die Äpfel der Hesperiden und den Gürtel der Hippolyte holen musste, hat jener einen Schild aus dem Tempel des Wischnu zu besorgen; so wie dieser die Ställe des Königs Augias reinigte, kümmert sich jener mit einer eigens erfundenen Kehrmaschine um die Hygiene im Palast von Roxane; und wie dieser mit diversen Ungeheuern kämpft - dem Nemeischen Löwen, der Lernäischen Schlange u.a. -, so beweist sich jener als Bändiger eines Tigers im Durga-Tempel. Außerdem wird von beiden Helden ein Amazonen-Abenteuer und ein Techtelmechtel mit einer Amazonenkönigin berichtet - bei Herakles ist es die bereits erwähnte Hippolyte, bei Alex die bildschöne Roxane.
Lothar Dräger zufolge, dem Autor der Alex-Papatentos-Geschichten, sind diese Übereinstimmungen nicht beabsichtigt gewesen. Eine unbewusste Beeinflussung durch die Sagenstoffe kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Die erwähnte Bezwingung der Lernäischen Schlange (auch Hydra genannt) durch Herakles wird im Februar-Blatt des Abrafaxe-Kalenders 2009 dargestellt, ohne dass die Schlange namentlich erwähnt wird. Dafür wird im Begleittext die unruhige Jugend des Helden besprochen, vor allem die Feindschaft der eifersüchtigen Hera. Auf dem April-Blatt desselben Kalenders wird erwähnt, dass Herakles den an den Kaukasus geketteten Prometheus befreite und den peinigenden Adler erschoss.
Androklos und der Löwe
In der Runkel-Serie und im Dschuha-Kapitel wird auf unterschiedliche Aspekte der Sage von Androklos und dem Löwen Bezug genommen. Diese Geschichte ist erstmals in den Attischen Nächten des Aulus Gellius (2. Jhd. n. Chr.) überliefert und erscheint danach in den verschiedensten Fassungen in der europäischen Literatur. Im MOSAIK wird zuerst die Szene des Wiedertreffens zwischen Androklos und seinem Löwen in der Handlung verarbeitet (hier: Digedag und Löwe Nero), später dann das ursprüngliche Kennenlernen samt Krankenpflege (nun: Califax und Löwe Leo).
Labyrinth von Knossos
Bei ihrem Besuch auf Kreta (Heft 233) erleben Brabax und Sibylla ein Abenteuer im verschütteten Palast von Knossos, das offenkundig von der alten Sage um Minos, Daidalos, Ikaros, Pasiphaë, Theseus, Ariadne und den Minotauros inspiriert ist. Das Labyrinth, der stierköpfige Unhold in dessen Zentrum und sogar der berühmte Ariadnefaden (in Form von Sibyllas Mantel) spielen eine Rolle. Nicht ganz sicher ist jedoch, ob die beiden das Ganze nicht wegen Sauerstoffmangels nur halluziniert haben.
Dieser Sagenkreis wird auch am Ende des Sibylla-Kapitels nochmals berührt, als auf der Insel Thera die Figuren Theseus und Daidalos auftreten. Außer den Namen haben diese aber nichts mit den Sagengestalten gemein. Auf Ikaros wurde sogar schon in der Römer-Serie angespielt, als dort die so genannte Ikarus-Truppe Rom aus der Luft angreift.
Sisyphos
Sisyphos wird im MOSAIK mehrfach erwähnt, wenn es um besonders schwere Arbeit geht. Auf dem Mai-Blatt des Abrafaxe-Kalenders 2009 ist er auch in personam zu sehen - die Steinkugel hat ihn gerade überrollt.
Gordischer Knoten
Von den verschiedenen Sagen, die sich um die - natürlich historische - Gestalt von Alexander dem Großen gelegt haben, spielt u.a. die vom Gordischen Knoten eine Rolle im MOSAIK. Die Digedags, denen die Sage natürlich bekannt ist, legen im Flibustier-Kapitel mit einer Abwandlung davon, dem Gordischen Seiltrick, die Mannschaft der Seadragon buchstäblich aufs Kreuz.
Das Schatzhaus des Rhampsinit
Sibyllas Zofe erzählt Sibylla in Heft 251 (Ägypten-Kapitel) das Märchen von der schönen Prinzessin und dem klugen Baumeister. Dabei handelt es sich um eine leicht überarbeitete Fassung einer Geschichte aus den Historien des Herodot.
Fabelwesen
Kentauren tauchen mehrfach auf. Mit Sophrosyna in Heft 220 tritt sogar eins dieser Wesen im MOSAIK selbst auf. Ein weiterer Kentaur ist auf dem Juni-Blatt des Abrafaxe-Kalenders 2009 zu sehen, wo die Abrafaxe ihm Manieren beibringen. Im begleitenden Text wird auch die Kentauromachie erwähnt, der langwierige Kampf der Kentauren mit dem Volk der Lapithen, der bis dahin im MOSAIK nur in einer Statuengruppe in Delphi abgebildet worden war (Heft 227).
Auf dem März-Blatt desselben Kalenders treten die Abrafaxe der grauenhaften Medusa gegenüber. Der Hintergrund ihrer abgrundtiefen Hässlichkeit - eine Liebelei mit Poseidon - wird im nebenstehenden Text erläutert.
Europäische Sagen und Märchen
Nessie
Nessie, das sagenhafte Ungetüm im schottischen Loch Ness, taucht in den MOSAIK-Universen zweimal auf. In Heft 69 begegnen die Digedags dem Urtier, doch weder sie selbst noch der Leser erlangt Klarheit darüber, ob die beiden dies wirklich erlebt oder nur (beide zur gleichen Zeit) geträumt haben.
Anders im Abrafaxe-Kalender 2009 - Die sagenhafte Welt der Abrafaxe. Hier - auf dem Dezemberblatt - treffen die Abrafaxe Nessie tatsächlich.
Böhmens alte Sagen
Beim Aufenthalt der Digedags in Prag (Heft 78) werden zahlreiche Sagen aus dem Werk Böhmens alte Sagen von Alois Jirásek zitiert. Manche davon werden lediglich erwähnt, wie die vom Zauberer Zito, vom König Wenzel oder vom Ritter Dalibor. Eine weitere wird etwas detaillierter vorgestellt: die Geschichte von Meister Hanuš, dem sagenhaften Konstrukteur der astronomischen Turmuhr am Altstädter Rathaus. Und schließlich werden die Legenden um Doktor Faust und das Faust-Haus mit der Golem-Sage um Rabbi Löw kombiniert und zu einer MOSAIK-eigenen Geschichte umgeformt.
Lindwürmer
Die europäische Sagen- und Märchenwelt wimmelt von Drachen. Im Gegensatz zum chinesischen Kulturkreis sind Drachen hierzulande Ungeheuer, die es zu besiegen gilt. Entsprechend gestaltet sich ihre Rolle im MOSAIK: Von Albin Runkel von Rübenstein, der wie Siegfried in Drachenblut gebadet haben soll, über Ritter Runkels Drachenkampf am Dschebel Hamrin bis zu Wido Wexelgelts phantastischem Abenteuer im Dschungel von Südamerika zieht sich die Auseinandersetzung mit den Lindwürmern; häufig ist eine hilflose Prinzessin involviert.
Auch das Auftreten von Drachen im Theater kommt im MOSAIK mehrfach vor - da gibt es einen Karnevalsdrachen in Venedig, einen mitleiderregenden Drachen im Stück Drachenkampf im Orient oder Die geraubte Prinzessin, einen dreiköpfigen Drachen bei den Rübensteiner Festspielen und einen Drachen in der Oper Siegfried im Marinski-Theater zu St. Petersburg.
Einmal wird sogar die Entstehung einer Drachensage thematisiert: Aus Abrax' und Califax' wildem Ritt auf einem waidwunden Keiler wird in der Phantasie der Bauern nahe Halberstadt die Legende von einem dreiköpfigen Drachen, der "jammerte und schrie, dass einem das Blut in den Adern gefror" (Heft 384).
Näheres zu all dem im Artikel Drachen im Mosaik.
König Artus
Der Sagenkreis um König Artus (oder Artur) wird im MOSAIK mehrfach aufgegriffen, vor allem in der Runkel-Serie und dem Don-Quixote-Kapitel. Dabei dürfte die Bearbeitung des Stoffes durch Richard Wagner oft als unmittelbare Quelle gedient haben. Außer Artus selbst finden sein Hofmagier Merlin und die Ritter Lohengrin und Parsifal von seiner Tafelrunde Erwähnung; letzterem begegnen die Abrafaxe gar auf einem Kalenderblatt.
Näheres zu dieser Thematik siehe im Artikel Artusepik.
Nibelungenlied
Auf das Nibelungenlied - oder zumindest die Nibelungensage - wird in Heft 394 angespielt. Dort erkennen die Einwohner von Bergheim in dem als Frau verkleideten Abrax die Walküre Brünhild und in dem ein Narrenkostüm tragenden Brabax dementsprechend König Gunther.
Der Held Siegfried, eine der Hauptfiguren des Nibelungenlieds, tritt im Abrafaxe-Kalender 2009 auf; auf ihn wird auch sonst gelegentlich angespielt.
Märchen der Brüder Grimm
In der Erfinder-Serie werden mehrere Märchen verarbeitet: Der Scharlatan Ebenezer Muff versucht in Heft 58 zunächst, Lord Plumford und Mr. Jeremias hereinzulegen wie einst der Meisterdieb bei den Grimms. Auf dem Winzerfest zu Stöpselbach in Heft 77 dann meint Dig, dem Mijnheer Pepperkorn ergehe es wie Hans im Glück, nur umgekehrt. Im selben Heft finden sich auch Anspielungen auf Schneewittchen und Hänsel und Gretel, die allerdings nicht namentlich genannt werden. Auf das Märchen von Hans im Glück spielt auch der Fancomic Hansl im Glück an.
In der Runkel-Serie werden die Märchen vom Aschenputtel (für den Schönheitswettbewerb in Peripheria) und Vom Fischer und seiner Frau (in Hamids Lied) verarbeitet.
In der Anno-1704/05-Serie, in Heft 3/80, erhält ein Lehrling eines Knödlinger Kochs nach Fannys Sieg beim Knödel-Auswahlwettbewerb eine Ohrfeige. Diese Szene ist aus dem Dornröschen-Abendgrußab- bzw. -vorspannes des Deutschen Fernsehfunks bekannt.
In der Anno-1704/05-Serie und der Templer-Serie (und an weiteren Stellen) wird bildlich das Märchen Der Froschkönig zitiert.
In der Mittelalter-Serie erinnert die Ankunft von Abrax und Floribert von Wackerstein in den Ländereien der Gräfin von Speckborn an das Märchen vom König Drosselbart.
In der Stein-der-Weisen-Serie nutzte man Motive des Märchens von Schneewittchen für die Vorgeschichte von Johanna.
In der Australien-Serie retten sich Trim und die Ratte vor sieben Dingos, indem sie die Bremer Stadtmusikanten mimen. (Heft 446, Seite 7)
In der Reformations-Serie wird aus Rumpelstilzchen im Heft 488 zitiert. In der Fanfiction Der König der Spaßmacher tritt Brabax als Rumpelstilzchen auf.
Im Onepager Märchensalat (SUPERillu 2005) träumt Califax, er sei Rotkäppchen.
Alle diese Märchen dürften dem Mosaikkollektiv vor allem aus der Sammlung von Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm bekannt sein, obwohl sie natürlich auch in anderen Fassungen verbreitet und wesentlich älter als das 19. Jahrhundert sind. Es fällt auf, dass diese Märchen in der MOSAIK-Fassung teilweise eine andere Moral als im Original haben (insbesondere gilt das für den Fancomic Little Heino, dessen erster Teil Hänsel und Gretel persifliert).
Zur weiteren Lektüre zwei Wikipedia-Links:
Der Rattenfänger von Hameln
Genau wie in der Sage über den Rattenfänger von Hameln leidet das mittelalterliche Hameln auch in der Johanna-Serie unter einer Rattenplage.
Kyffhäusersage
Als Vorschau auf die im nächsten Heft beginnende Mittelalter-Serie ist am Ende des letzten Heftes der Japan-China-Serie (12/91) ein Bild des nach der Kyffhäusersage in einer Höhle schlafenden Kaisers Barbarossa zu finden. Vorlage hierfür ist die den Kaiser darstellende Sandsteinfigur des Kyffhäuserdenkmals.
Sängerkrieg
Die bekannte Sage vom Sängerkrieg auf der Wartburg spielt mehrfach im MOSAIK eine Rolle, wobei nicht immer ersichtlich ist, ob sie unmittelbar oder über die Vermittlung von Richard Wagners Oper Tannhäuser als Vorlage diente.
Merseburger Rabensage
Im Ritter-Runkel-Onepager "Der verschwundene Ring" wird die Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Merseburger Rabensage verarbeitet. Eine Dienerin (im original: ein Diener) wird beschuldigt, einen kostbaren Ring gestohlen zu haben, obwohl in Wirklichkeit ein Rabe der Übeltäter wahr. Anders als im Original, wo der fälschlich beschuldigte Diener geköpft wird, kann hier Ritter Runkel den wahren Schuldigen entlarven und die Dienerin rehabilitieren.
Werwölfe
Werwölfe sind Zwitterwesen: Menschen, die sich in bestimmten Nächten in Wölfe verwandeln. Das Motiv der Transformation in einen Wolf ist schon sehr alt; man findet entsprechende Geschichten schon im alten Mesopotamien und im antiken Griechenland. Die bekannten Zutaten dieser Fabeleien - Angst der Werwölfe vor Silber und Neumond, schnelle Heilung von Wunden etc. - sind alles Erfindungen des 20. Jahrhunderts.
Im MOSAIK werden Werwölfe an einer Stelle erwähnt. Der Köhler im finsteren Wald erzählt den Abrafaxen die Legende des Grafen von Wolfenstein, derzufolge dieser sich in einen Werwolf verwandelt habe (Heft 386). Ganz vertrauenserweckend ist die Geschichte allerdings nicht - zumindest für Teile daraus gibt es eine ganz andere Darstellung, und zwar von jemandem, der dabeigewesen ist. Immerhin wird das zerfleischende Wesen des Wolfensteiners durch die Werwolf-Fabel gut erklärt.
Tod und Teufel
Tod und Teufel werden im MOSAIK gelegentlich erwähnt, meist bei Flüchen und Verwünschungen. Während es Gevatter Tod darüberhinaus lediglich zu Cameo-Auftritten in den Heften 350 und 366 geschafft hat, tritt der Leibhaftige sogar direkt auf: In Heft 150 erzählt Schnappzu den anderen Kuckucksberger Söldnern in einer haarsträubenden Geschichte, wie Graf Willibald von Kuckucksberg angeblich einst vom Teufel geholt wurde.
Geister
In Heft 89 der Erfinder-Serie wird eine MOSAIK-eigene Sage ausgebreitet: Auf der Insel Wight erzählt man sich demzufolge die Legende, dass im Nebeltal die verblichene Mannschaft des spanischen Schiffes Santa Margareta, welche im Jahre 1588 vor der Küste gesunken ist, herumspuke. Wer sich, in einem Heringsfass steckend und mit einem Matjeshering bewaffnet, nachts im Nebeltal auf die Lauer lege, könne problemlos von dem spanischen Capitano den Untergangsort des Schiffes und damit den Zugang zu einem sagenhaften Goldschatz erlangen. Die Digedags sorgen dafür, dass die Legende für den Schatzjäger Plim zur Wirklichkeit wird.
In Heft 99 vertreiben Dig und Dag die Grenzwächter von Pelavicini, indem sie das Sumpfgas rund um den Wachturm anzünden und dazu unter lautem Trommeln verkünden, dass "Huckepuck, der König der Sumpfgeister", die Grenzwächter nicht länger in seinem Reich dulde. Die Grenzer sind sich zwar unsicher, ob es sich um wirkliche Kobolde und Irrlichter handelt oder um einen Angriff der Aufständischen, sicherheitshalber sucht man dennoch das Heil in der Flucht.
Übrigens fürchtet man sich offenbar selbst auf dem fortschrittlichen und aufgeklärten Neos vor Gespenstern: In Heft 44 rühmt sich Detektiv Neunspäher damit, das Gespenst auf Schloss Bröckelputz als gewöhnlichen Uhu enttarnt zu haben.
Kunstmärchen
Das Märchen Des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Andersen diente als Inspiration für eine Szene im Sibylla-Kapitel (Heft 238). Hier ist es der kleine Jadu, der die Herrscher unbekümmert auf eine Unkorrektheit in ihrer Kleidung aufmerksam macht.
Orientalischer Kulturkreis
Fliegende Teppiche
- 134: Die Zöllner des Scheichs von Basra halten den Gebetsteppich des falschen Muezzins für einen fliegenden Teppich.
- 147: Ritter Runkel erzählt den Bewohnern der Burg Rübenstein ein Märchen, "das er auf irgendeinem Basar aufgeschnappt und uns schon hundertmal erzählt hat" (Zitat Digedags) und das von einem Kampf gegen einen neunköpfigen Drachen (mit Hilfe einer Tarnkappe, eines Zauberschwerts und eines fliegenden Teppichs) und der anschließenden Befreiung einer orientalischen Prinzessin handelt. Runkel stellt die Geschichte natürlich als sein eigenes Erlebnis dar und übernimmt später, als diese Geschichte bei den Rübensteiner Festspielen unter dem Titel Drachenkampf im Orient oder Die geraubte Prinzessin aufgeführt wird, die Hauptrolle.
- 217/218: Die Sage von den fliegenden Teppichen inspiriert den Sultan zur Durchführung eines Wettbewerbes, anlässlich dessen die Digedags ihre Teppichwurst konstruieren.
- Auf dem Cover von Heft 550 und im Beihefter 1001 Neues Abenteuer sind die Abrafaxe auf einem fliegenden Teppich zu sehen. Damit wird auf die Märchen aus 1001 Nacht Bezug genommen.
Auf den Spuren Harun al Raschids
In den Märchen aus 1001 Nacht wird vom Kalifen Harun al Raschid berichtet, dieser habe sich unerkannt unters Volk gemischt, um selbigem aufs Maul schauen zu können. Historisch geht diese Mär wohl auf den Fatimiden-Kalifen al-Hakim zurück, von dem solche Wandelgänge - im Gegensatz zu Harun al Raschid - tatsächlich überliefert sind.
Im MOSAIK, das die Fabeln aus 1001 Nacht gerne nutzt, begeben sich zwei Herrscher auf Inkognito-Touren. Dabei kann man Cäsar Celsius in Heft 19 als einen unbekannten Vorläufer für Harun al Raschid betrachten, während sich Sultan Mahmud II. in Heft 212 direkt auf den Bagdader Kalifen beruft.
Im Heft 550 begegnen die Abrafaxe dem Kalifen Harun al Raschid und seinem Wesir Dschaffar, die beide unerkannt in Bagdad unterwegs sind.
Hodscha Nasreddin und Dschuha
Ein orientalischer Märchenerzähler gibt auf dem Basar der sarazenischen Hafenstadt zwei Anekdoten aus dem Leben von Hodscha Nasreddin zum besten. Beide Episoden gehören tatsächlich zu den historisch/literarischen Hodscha-Nasreddin-Überlieferungen. Als die Abrafaxe später auf Nasreddin treffen, werden drei weitere Beispiele für die Gewitztheit des Hodschas geschildert; von diesen sind zumindest zwei in der literarischen Tradition wiederzufinden.
Eine Dschuha-Geschichte hingegen (die mit den Eiern) wurde vom Mosaik-Kollektiv in Heft 81 der Erfinder-Serie verarbeitet.
Ali Baba und Aladin
Auf dem Marktplatz von Adana erzählt ein Märchenerzähler die Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern, die in den europäischen Ausgaben der Märchensammlung 1001 Nacht enthalten ist (296).
Dasselbe Märchen wird in mehreren Abrafaxe-Onepagern der zwanzigteiligen Geschichte Drei Mann im Morgenland persifliert, inklusive der vierzig Räuber und der Parole "Sesam, öffne dich!". In dieser Geschichte wird auch das Märchen Aladin und die Wunderlampe nachgespielt, mit falschen und echten Wunderlampen, mit einem Dschinn und mit mehrfacher Nennung von Aladin selbst.
In der Orient-Okzident-Serie meint Alis Großvater Omar scherzhaft zu Abu, dass er erst mal Aladins Wunderlampe finden müsste, um ihn reich zu belohnen (555).
Sonstige Märchenmotive und MOSAIK-eigene Legenden
- 39: Bhur Yham erzählt den Digedags von seinem Besuch auf der Erde. Danach erzähle man sich in Indien, ein Fakir habe Digedag gelehrt sich unsichtbar zu machen, so dass dieser nun für immer verschwunden sei - eine Geschichte, aus der sich viele Jahre später ein ganzes Heft entwickelt.
- 135: Der Perlenfischer Hamid trägt in Liedform ein Märchen vor, das an eine orientalische Form von Der Fischer und seine Frau erinnert.
- 223: Die Digedags entschwinden ins Land der Märchen und Träume.
Japanische Sagen
Die Legende von Star-Sin
...Legende von Star-Sin...
Die Sage von der Schneefrau
...Sage von der Schneefrau Ôyuki...
Altamerikanischer Kulturkreis
- 172: Dem Mythos von Quetzalcoatl und seiner Wiederkehr ist ein eigenes Heft gewidmet, in dem Rote Wolke den Digedags diese Geschichte erzählt.
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