Literatur und Dichtung im MOSAIK
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- | '''Literatur und Dichtung im MOSAIK''' als eine Form der schönen Künste umfasst die Gattungen Epik, [[Theater und Schauspiel im MOSAIK|Dramatik]] und Lyrik. Daneben stehen | + | '''Literatur und Dichtung im MOSAIK''' als eine Form der schönen Künste umfasst die Gattungen Epik, [[Theater und Schauspiel im MOSAIK|Dramatik]] und Lyrik. Daneben stehen Prosatexte wie Sagen und Märchen, Mythen und heilige Schriften, Chroniken, Tagebücher und Comics, die Hybride zwischen Literatur und anderen Textgattungen darstellen. Reine [[:Kategorie:Quelle (Sachbuch)|Sach]]- und Gebrauchsliteratur wird in diesem Artikel nicht behandelt. [[:Kategorie:Dichter|Schriftsteller und Dichter]] und [[:Kategorie:Schriftgut und Dichtung im Mosaik|ihre literarischen Werke]] wie [[:Kategorie:Buch im Mosaik|Romane]] und [[:Kategorie:Gedicht|Gedichte]] tauchen im MOSAIK an verschiedenen Stellen auf, oft wird von bzw. aus ihnen zitiert. Vor allem aber waren Werke der schönen Literatur Grundlage und Quelle für das Mosaik. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem MOSAIK als Literatur erfolgte vor allem im Hinblick auf ihre Zuordnung zur Jugendliteratur. |
== Der Literaturbegriff seit der Aufklärung == | == Der Literaturbegriff seit der Aufklärung == | ||
- | + | Der Begriff Literatur leitet sich von [[latein]]. ''littera'', "Buchstabe", her und bezeichnet schriftliche Erzeugnisse des Menschen, seit dem 19.Jahrhundert auch im engeren Sinne ästhetisch ansprechende Literatur. Die sogenannte schöne Literatur (Belletristik) umfasst die Gattungen Epik, Lyrik und Dramatik, zudem wird zwischen hoher, das heißt thematisch oder sprachlich anspruchsvoller Literatur auf der einen und vorwiegend der Unterhaltung dienender Trivialliteratur auf der anderen Seite unterschieden; von Letzterer wurden manche Werke verschiedentlich als "Schund- und Schmutzliteratur" abgelehnt. Prägend für das Verständnis von Literatur nach der [[Goethe]]-Zeit war zudem die Entstehung eines Kanons, das heißt einer Auswahl an Werken, die von Literaturkritikern als sprachlich und inhaltlich besonders wertvoll befunden wurde und daher in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bevorzugt vermittelt und untersucht wurde. Neben der Ästhetik spielte auch der Aspekt der Fiktionalität der beschriebenen Ereignisse in den literarischen Texten eine Rolle, was aber nicht auf alle literarischen Texte zutrifft. Auch die Frage der Autorschaft und des literarischen Genies als Erzeuger von Literatur spielte in der Literaturdiskussion eine Rolle. Durch den Einfluss des Poststrukturalismus kam es ab Ende der 1960er Jahre zur einer Erweiterung des Literaturbegriffs, der freilich schon vorher nicht ganz undurchlässig war. Ab den 1970er Jahren begann die Diskussion, ob auch Comics Literatur und eine eigene Kunstform darstellen. | |
== Märchen und Sagen im Mosaik == | == Märchen und Sagen im Mosaik == | ||
- | [[:Kategorie:Märchen, Sagen, Legenden|Märchen und Legenden]] und [[:Kategorie:Figur aus Märchen und Sage|Figuren daraus]] finden immer wieder Eingang ins Mosaik. | + | [[:Kategorie:Märchen, Sagen, Legenden|Märchen und Legenden]] und [[:Kategorie:Figur aus Märchen und Sage|Figuren daraus]] finden immer wieder Eingang ins Mosaik. Damit befasst sich eingehend der Artikel [[Märchen und Sagen im Mosaik]]. |
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+ | Märchen und Sagen als Teil der Epik sind eine sehr alte Textgattung, die von wundersamen und/oder altehrwürdigen Begebenheiten erzählt und die zuerst mündlich in vielen verschiedenen Versionen überliefert wurde. Historische Sagen wurden bereits in der Antike und auch im [[Mittelalter]] verschriftlicht und hinfort literarisch ausgeschmückt und weiterentwickelt - z.B. die sogenannte Kyklische Epik rund um ''[[Ilias]]'' und ''[[Odyssee]]'', die Karlsepik mit [[Karl dem Großen]] und dem [[Held Roland|rasenden Roland]] oder die [[Artusepik]] mit [[König Artus]], [[Parzival]], [[Lohengrin]] und dem [[Zauberer Merlin]]. | ||
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+ | Auch Märchenmotive fanden bereits in alter Zeit Eingang in die historische oder schöne Literatur - z.B. das Märchen vom [[Rhampsinit und der Meisterdieb|Schatzhaus des Rhampsinit]] in den ''Historien'' des [[Herodot]], die märchenhafte [[Sage von Hero und Leander]] oder das Märchen von [[Androklos und der Löwe|Androklos und dem Löwen]] in den ''Attischen Nächten'' von Aulus Gellius. Doch erst mit dem 18. Jahrhundert begann die systematische Sammlung und Verschriftlichung von Märchen, in Deutschland durch die [[Gebrüder Grimm]] (''[[Kinder- und Hausmärchen]]''), bei den [[orient]]alischen Märchen durch Antoine Galland (''[[1001 Nacht]]''). Analog zu den Sagen trat bald neben die Sammlung von anonym weitergegebenen Volksmärchen die von einem Schriftsteller verfassten, im Stil an die Volksmärchen angelehnten Kunstmärchen - z.B. von [[Wilhelm Hauff]] und [[Hans Christian Andersen]]. Doch auch bei der Sammlung und Niederschrift von traditionellen Märchen machte sich, zumeist aus moralisch-pädagogischen, aber auch aus textkritischen Erwägungen heraus, die redigierende Hand der Herausgeber bemerkbar. | ||
== Religiöse und magische Literatur == | == Religiöse und magische Literatur == | ||
*[[Bibel]] | *[[Bibel]] | ||
- | *[[Koran]] | + | *Der [[Koran]] ist in Reimprosa verfasst und wird an verschiedenen Stellen zitiert oder paraprasiert. |
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*[[Buch mit den sieben Siegeln]] | *[[Buch mit den sieben Siegeln]] | ||
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*[[Abrax]] liest in den [[Abrafaxe-Onepager|Abrafaxe-Onepagern]] verschiedene [[Abrax' Comiclektüre|Comics]]. | *[[Abrax]] liest in den [[Abrafaxe-Onepager|Abrafaxe-Onepagern]] verschiedene [[Abrax' Comiclektüre|Comics]]. | ||
- | *[[Franquinus' Bildergeschichten]] | + | *Der frankobelgische Comiczeichner [[André Franquin]] schnitzt als [[Franquinus]] seine [[Franquinus' Bildergeschichten|Comics]] in proto-frankobelgische Bäume. |
*[[Bücher über zukünftige Abenteuer der Abrafaxe]] | *[[Bücher über zukünftige Abenteuer der Abrafaxe]] | ||
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+ | Darüber hinaus treten oft Comicfiguren aus anderen, mosaikfremden Comics im MOSAIK als [[:Cameos von fremden Comicfiguren|Cameos]] auf. | ||
== Tagebücher und Chroniken == | == Tagebücher und Chroniken == | ||
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== Redaktionelles zur Literatur == | == Redaktionelles zur Literatur == | ||
- | *Michael Klamp: Der Ritter von der traurigen Gestalt; In: Sammelband 16 - Der Schatz des Don Alfonso, S. VIII-IX. | + | |
- | + | *Im [[Mosaik 218 - Barfuß ins goldene Zeitalter]] wird Sophokles im Artikel ''Wer war wer in Griechenland?'' zusammen mit anderen bedeutenden griechischen Dichtern genannt. | |
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+ | *In der [[redaktionellen Rubrik]] ''[[Achtung Antike!]]'' im Heft [[476]] wird er auch mit anderen bedeutenden Dichtern aus [[Athen]] genannt. Dazu gehören [[Aischylos]], [[Aristophanes]] und [[Menandros]], die mit den ersten Tragödien und Komödien die Grundlagen für das moderne Theater schufen. | ||
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+ | '''Beiträge in Sammelbänden:''' | ||
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+ | *Michael Klamp: Der Ritter von der traurigen Gestalt; In: Sammelband 16 - Der Schatz des Don Alfonso, S. VIII-IX. | ||
+ | *Alles wird gut! (über die Figur Dimitri Karamasow), in: Sammelband 87 (2004/3) - Auf Weltreise. | ||
== Literatur als Quelle == | == Literatur als Quelle == | ||
[[bild:Korsar1.jpg|left|frame|„Der schwarze Korsar“ könnte Inspiration für Don Manuel di Tornados sein.]] | [[bild:Korsar1.jpg|left|frame|„Der schwarze Korsar“ könnte Inspiration für Don Manuel di Tornados sein.]] | ||
Am ausführlichsten hat sich bisher der Germanist Dr. [[Thomas Kramer]] mit den literarischen Quellen des MOSAIK von Hannes Hegen beschäftigt. Diese liegen in der Märchen- und Abenteuerliteraturlektüre der beiden Comicautoren Hannes Hegen und Lothar Dräger. | Am ausführlichsten hat sich bisher der Germanist Dr. [[Thomas Kramer]] mit den literarischen Quellen des MOSAIK von Hannes Hegen beschäftigt. Diese liegen in der Märchen- und Abenteuerliteraturlektüre der beiden Comicautoren Hannes Hegen und Lothar Dräger. | ||
- | Kramer geht davon aus, dass die Romane von [[Karl May]] direkte oder indirekte Inspiration für die Handlung des Mosaik von Hannes Hegen waren, unter anderem der [[Orientzyklus]], der [[Der Schatz im Silbersee|Schatz im Silbersee]] und [[Das Waldröschen]]. Einflussreich waren aber auch die Abenteuerromane [[Emilio Salgari|Emilio Salgaris]] | + | Kramer geht davon aus, dass die Romane von [[Karl May]] direkte oder indirekte Inspiration für die Handlung des Mosaik von Hannes Hegen waren, unter anderem der [[Orientzyklus]], der [[Der Schatz im Silbersee|Schatz im Silbersee]] und [[Das Waldröschen]]. Einflussreich waren aber auch die Abenteuerromane [[Emilio Salgari|Emilio Salgaris]]. |
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Für den Comicautor [[Jens-Uwe Schubert]] waren unter anderem Umberto Ecos Romane [[Der Name der Rose]], [[Das Foucaultsche Pendel]], [[Die Insel des vorigen Tages]], [[Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana]] und [[Baudolino]] und der [[Barock-Zyklus]] von [[Neal Stephenson]] , wie [[Gilbert Schwarz]] herausgefunden hat. | Für den Comicautor [[Jens-Uwe Schubert]] waren unter anderem Umberto Ecos Romane [[Der Name der Rose]], [[Das Foucaultsche Pendel]], [[Die Insel des vorigen Tages]], [[Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana]] und [[Baudolino]] und der [[Barock-Zyklus]] von [[Neal Stephenson]] , wie [[Gilbert Schwarz]] herausgefunden hat. | ||
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Eine Übersicht über als Quelle verwendete Literatur findet man unter: [[:Kategorie:Quelle (Roman)|Romane]] und [[:Kategorie:Quelle (Gedicht)|Gedichte]] sowie [[:Kategorie:Quelle (Märchen/Sage)|Märchen und Sagen]]. | Eine Übersicht über als Quelle verwendete Literatur findet man unter: [[:Kategorie:Quelle (Roman)|Romane]] und [[:Kategorie:Quelle (Gedicht)|Gedichte]] sowie [[:Kategorie:Quelle (Märchen/Sage)|Märchen und Sagen]]. | ||
- | *[[Il Milione]] | + | Viele Handlungsbögen und Hauptfiguren basieren auf [[Kategorie:Figur aus der Literatur (Auftritt)|literarischen Vorlagen]], zum Beispiel: |
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+ | *Die Reiseerzählung [[Il Milione]] von [[Marco Polo]] war eine indirekte Inspiration für die [[Runkel-Serie]]; anstatt der Polos schlüpfen die Digedags in die Rolle der Reisenden, [[Digedag]] schafft es sogar bis zum Hof des Großkhan in Kambaluk und hat dort eine dem Marco Polo ähnliche Stellung. Die Geschichte wurde [[Willi Meinck]] in seinen Romanen ''[[Marco-Polo-Romane|Die seltsamen Abenteuer des Marco Polo]]'' und ''[[Marco-Polo-Romane|Die seltsamen Reisen des Marco Polo]]'' verarbeitet, die für die Darstellung im Mosaik Pate standen. | ||
+ | *[[Ludas Matyi]] und seine Gegenspieler in der [[:Österreich-Ungarn-Serie]] gehen auf die Ballade ''Lúdas Matyi'' von Mihály Fazekas zurück. | ||
+ | *[[Don Quixote]] und [[Sancha Pansa]] aus der [[Don-Ferrando-Serie]] sind die Hauptfiguren in Miguel de Cervantes' [[Don Quijote]]. | ||
+ | *Einer der Begleiter der Abrafaxe [[Dimitri Karamasow]] in der [[Weltreise-Serie]] ist eine der Hauptfiguren in [[Fjodor Dostojewski]]s ''[[Die Brüder Karamasow]]''. | ||
+ | *Der Häftling [[Edward Hyde]] aus der [[Australien-Serie]] ist der Novelle ''[[Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde]]'' von [[Robert Louis Stevenson]] entlehnt. | ||
- | == | + | == Das MOSAIK als Werk der Literatur == |
Als Comic vereint das MOSAIK Elemente der [[Bildende Kunst im MOSAIK]] und der Literatur, insofern es narrative Texte enthält. Im Kontext der Schund- und Schmutz-Debatte der 1950s lehnte der Schöpfer Hannes Hegen den damals negativ besetzten Begriff Comic ab und sprach vom MOSAIK als einer Bildergeschichte in der Tradition von [[Wilhelm Busch]]. Dazu trug ab der [[Weltraum-Serie]]] bei, dass die Dialoge und narrativen Texte als Fließtext unter den Panels statt in Sprechblasen angeordnet waren und, wie [[Petra Kock]] vermerkte, auch ohne die Bilder eine kohärente Geschichte ergaben. Die Einbindung der Dialoge in narrativen Text durch [[Lothar Dräger]] prägten einen eigenen Stil im MOSAIK. Ab der [[Orient-Serie]] kehrte man zur Sprechblase zurück. Die ZEIT sprach daher auch Hegens und Drägers Konzept des "großen humoristischen Bildromans". Der Journalist spricht vom Mosaik von Hannes Hegen als " antimilitaristischen Bildungsroman, entzückend illustriert". | Als Comic vereint das MOSAIK Elemente der [[Bildende Kunst im MOSAIK]] und der Literatur, insofern es narrative Texte enthält. Im Kontext der Schund- und Schmutz-Debatte der 1950s lehnte der Schöpfer Hannes Hegen den damals negativ besetzten Begriff Comic ab und sprach vom MOSAIK als einer Bildergeschichte in der Tradition von [[Wilhelm Busch]]. Dazu trug ab der [[Weltraum-Serie]]] bei, dass die Dialoge und narrativen Texte als Fließtext unter den Panels statt in Sprechblasen angeordnet waren und, wie [[Petra Kock]] vermerkte, auch ohne die Bilder eine kohärente Geschichte ergaben. Die Einbindung der Dialoge in narrativen Text durch [[Lothar Dräger]] prägten einen eigenen Stil im MOSAIK. Ab der [[Orient-Serie]] kehrte man zur Sprechblase zurück. Die ZEIT sprach daher auch Hegens und Drägers Konzept des "großen humoristischen Bildromans". Der Journalist spricht vom Mosaik von Hannes Hegen als " antimilitaristischen Bildungsroman, entzückend illustriert". | ||
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*Thomas Kramer: ''[[Akim, Tim und Digedag - Motive deutscher und belgischer Comics im MOSAIK]]'', [[Alex (Fanzine)|Alex]]-Sonderheft 2000 | *Thomas Kramer: ''[[Akim, Tim und Digedag - Motive deutscher und belgischer Comics im MOSAIK]]'', [[Alex (Fanzine)|Alex]]-Sonderheft 2000 | ||
*Thomas Kramer: ''[[Micky, Marx und Manitu|Micky, Marx und Manitu. Zeit- und Kulturgeschichte im Spiegel eines DDR-Comics 1955–1990. „Mosaik” als Fokus von Medienerlebnissen im NS und in der DDR]]'', Weidler Buchverlag Berlin 2002. | *Thomas Kramer: ''[[Micky, Marx und Manitu|Micky, Marx und Manitu. Zeit- und Kulturgeschichte im Spiegel eines DDR-Comics 1955–1990. „Mosaik” als Fokus von Medienerlebnissen im NS und in der DDR]]'', Weidler Buchverlag Berlin 2002. | ||
+ | *Thomas Kramer u.a.: ''Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur. SBZ/DDR. Von 1945 bis 1990'', 2006. | ||
*[[Sven-Roger Schulz]]: ''[[Im Schatten des Schwarzen Korsaren]]. Die Geschichten des Emilio Salgari als mögliche Quelle für das »MOSAIK von Hannes Hegen«'', Berlin 2008. | *[[Sven-Roger Schulz]]: ''[[Im Schatten des Schwarzen Korsaren]]. Die Geschichten des Emilio Salgari als mögliche Quelle für das »MOSAIK von Hannes Hegen«'', Berlin 2008. | ||
*[[Werner Sünderhauf]]: ''[[Die Bedeutung der Zeitschrift MOSAIK im Literaturangebot für die Kinder und Jugendlichen der DDR]]'', Diplomarbeit, Magdeburg 1975. | *[[Werner Sünderhauf]]: ''[[Die Bedeutung der Zeitschrift MOSAIK im Literaturangebot für die Kinder und Jugendlichen der DDR]]'', Diplomarbeit, Magdeburg 1975. | ||
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* Derselbe: ''[[Im Schatten des Schwarzen Korsaren]]. Die Geschichten des Emilio Salgari als mögliche Quelle für das »MOSAIK von Hannes Hegen«'', Berlin 2008. | * Derselbe: ''[[Im Schatten des Schwarzen Korsaren]]. Die Geschichten des Emilio Salgari als mögliche Quelle für das »MOSAIK von Hannes Hegen«'', Berlin 2008. | ||
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*Christoph Dieckmann: 'Ein Märchenkönig der DDR - Johannes Hegenbarth, Schöpfer der "Mosaik"-Hefte, ist gestorben'', Die ZEIT Nr. 48/2014. | *Christoph Dieckmann: 'Ein Märchenkönig der DDR - Johannes Hegenbarth, Schöpfer der "Mosaik"-Hefte, ist gestorben'', Die ZEIT Nr. 48/2014. | ||
== Externe Verweise == | == Externe Verweise == | ||
- | [https://de.wikipedia.org/wiki/Literatur Literatur in der Wikipedia] | + | *[https://de.wikipedia.org/wiki/Literatur Literatur in der Wikipedia] |
- | [https://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-11/johannes-hegenbarth ZEIT-Artikel ''Erfinder der Digedags gestorben''] | + | *[https://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-11/johannes-hegenbarth ZEIT-Artikel ''Erfinder der Digedags gestorben''] |
- | [https://www.zeit.de/2014/48/nachruf-johannes-hegenbarth Christoph Dieckmann in der ZEIT über das MOSAIK als "Bildungsroman"]. | + | *[https://www.zeit.de/2014/48/nachruf-johannes-hegenbarth Christoph Dieckmann in der ZEIT über das MOSAIK als "Bildungsroman"]. |
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Version vom 10:30, 14. Feb. 2025
Literatur und Dichtung im MOSAIK als eine Form der schönen Künste umfasst die Gattungen Epik, Dramatik und Lyrik. Daneben stehen Prosatexte wie Sagen und Märchen, Mythen und heilige Schriften, Chroniken, Tagebücher und Comics, die Hybride zwischen Literatur und anderen Textgattungen darstellen. Reine Sach- und Gebrauchsliteratur wird in diesem Artikel nicht behandelt. Schriftsteller und Dichter und ihre literarischen Werke wie Romane und Gedichte tauchen im MOSAIK an verschiedenen Stellen auf, oft wird von bzw. aus ihnen zitiert. Vor allem aber waren Werke der schönen Literatur Grundlage und Quelle für das Mosaik. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem MOSAIK als Literatur erfolgte vor allem im Hinblick auf ihre Zuordnung zur Jugendliteratur.
Der Literaturbegriff seit der Aufklärung
Der Begriff Literatur leitet sich von latein. littera, "Buchstabe", her und bezeichnet schriftliche Erzeugnisse des Menschen, seit dem 19.Jahrhundert auch im engeren Sinne ästhetisch ansprechende Literatur. Die sogenannte schöne Literatur (Belletristik) umfasst die Gattungen Epik, Lyrik und Dramatik, zudem wird zwischen hoher, das heißt thematisch oder sprachlich anspruchsvoller Literatur auf der einen und vorwiegend der Unterhaltung dienender Trivialliteratur auf der anderen Seite unterschieden; von Letzterer wurden manche Werke verschiedentlich als "Schund- und Schmutzliteratur" abgelehnt. Prägend für das Verständnis von Literatur nach der Goethe-Zeit war zudem die Entstehung eines Kanons, das heißt einer Auswahl an Werken, die von Literaturkritikern als sprachlich und inhaltlich besonders wertvoll befunden wurde und daher in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bevorzugt vermittelt und untersucht wurde. Neben der Ästhetik spielte auch der Aspekt der Fiktionalität der beschriebenen Ereignisse in den literarischen Texten eine Rolle, was aber nicht auf alle literarischen Texte zutrifft. Auch die Frage der Autorschaft und des literarischen Genies als Erzeuger von Literatur spielte in der Literaturdiskussion eine Rolle. Durch den Einfluss des Poststrukturalismus kam es ab Ende der 1960er Jahre zur einer Erweiterung des Literaturbegriffs, der freilich schon vorher nicht ganz undurchlässig war. Ab den 1970er Jahren begann die Diskussion, ob auch Comics Literatur und eine eigene Kunstform darstellen.
Märchen und Sagen im Mosaik
Märchen und Legenden und Figuren daraus finden immer wieder Eingang ins Mosaik. Damit befasst sich eingehend der Artikel Märchen und Sagen im Mosaik.
Märchen und Sagen als Teil der Epik sind eine sehr alte Textgattung, die von wundersamen und/oder altehrwürdigen Begebenheiten erzählt und die zuerst mündlich in vielen verschiedenen Versionen überliefert wurde. Historische Sagen wurden bereits in der Antike und auch im Mittelalter verschriftlicht und hinfort literarisch ausgeschmückt und weiterentwickelt - z.B. die sogenannte Kyklische Epik rund um Ilias und Odyssee, die Karlsepik mit Karl dem Großen und dem rasenden Roland oder die Artusepik mit König Artus, Parzival, Lohengrin und dem Zauberer Merlin.
Auch Märchenmotive fanden bereits in alter Zeit Eingang in die historische oder schöne Literatur - z.B. das Märchen vom Schatzhaus des Rhampsinit in den Historien des Herodot, die märchenhafte Sage von Hero und Leander oder das Märchen von Androklos und dem Löwen in den Attischen Nächten von Aulus Gellius. Doch erst mit dem 18. Jahrhundert begann die systematische Sammlung und Verschriftlichung von Märchen, in Deutschland durch die Gebrüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen), bei den orientalischen Märchen durch Antoine Galland (1001 Nacht). Analog zu den Sagen trat bald neben die Sammlung von anonym weitergegebenen Volksmärchen die von einem Schriftsteller verfassten, im Stil an die Volksmärchen angelehnten Kunstmärchen - z.B. von Wilhelm Hauff und Hans Christian Andersen. Doch auch bei der Sammlung und Niederschrift von traditionellen Märchen machte sich, zumeist aus moralisch-pädagogischen, aber auch aus textkritischen Erwägungen heraus, die redigierende Hand der Herausgeber bemerkbar.
Religiöse und magische Literatur
- Bibel
- Der Koran ist in Reimprosa verfasst und wird an verschiedenen Stellen zitiert oder paraprasiert.
- Buch des Priesterkönigs
- Buch mit den sieben Siegeln
- Göttliche Komödie
- Fausts Zauberbuch
- Max' gruseliges Buch
- Plotters Zauberbuch
- Zauberbücher des Hofzauberers
- VMBRA
Romane, Novellen und ihre Schriftsteller
Lyrik und Dichter
- Nixus Talentus dichtet Lüri Lüri und im Duett mit Bombastus Kalbskeule mit Vergißmeinnicht.
- Professor Fidibus von der Universität Marburg zitiert mit "Quos ego: Euch werd ich!" aus der Aeneis, Buch I, Vers 135.
- Eierpflaumen-Gedicht
- Herbsttag
- Lobgedicht auf Friedrich August vom Lobdichter
- Homer
- Zitat Ovids "Aber utendum est aetate, man muss die Zeit nützen [...]" in Heft 211.
- Zitatas Fersis
- Yamato
- Archipoeta
- Sophokles
- Natsume Soseki
- Abu Nuwas
- Angilbert
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In Nebenuniversen:
- She Walks in Beauty ist ein Gedicht von Lord Byron. Es wird im Nebenuniversum Die kleinen Detektive recht frei zitiert.
- Die Zeilen Von draußen, vom Walde komm ich her ... aus dem Gedicht Knecht Ruprecht von Theodor Storm wird im Onepager Weihnachtsfreuden des Nebenuniversums Spaß mit den Abrafaxen rezitiert.
- Das epische Gedicht Paradise Lost steht auch in der Bibliothek von Minimaritta im Nebenuniversum "Die ABRAFAXE".
Comics und Bildgeschichten
- Unsere Abenteuer erzählen die Abenteuer von Dig und Dag.
- Abrax liest in den Abrafaxe-Onepagern verschiedene Comics.
- Der frankobelgische Comiczeichner André Franquin schnitzt als Franquinus seine Comics in proto-frankobelgische Bäume.
- Bücher über zukünftige Abenteuer der Abrafaxe
Darüber hinaus treten oft Comicfiguren aus anderen, mosaikfremden Comics im MOSAIK als Cameos auf.
Tagebücher und Chroniken
Auch Tagebücher und Chroniken können unter Umständen literarische Qualität aufweisen, wenn sie Geschehnisse erzählend festhalten, zum Beispiel:
- Zwei chinesische Papierrollen erzählen die Legende von der Königin Himiko.
- ein Altes Buch von Plutarch
- die Alexias von Anna Komnene
- die Tagebücher der Digedags
- das Tagebuch des Nikodemus Federbusch
Redaktionelles zur Literatur
- Im Mosaik 218 - Barfuß ins goldene Zeitalter wird Sophokles im Artikel Wer war wer in Griechenland? zusammen mit anderen bedeutenden griechischen Dichtern genannt.
- In der redaktionellen Rubrik Achtung Antike! im Heft 476 wird er auch mit anderen bedeutenden Dichtern aus Athen genannt. Dazu gehören Aischylos, Aristophanes und Menandros, die mit den ersten Tragödien und Komödien die Grundlagen für das moderne Theater schufen.
Beiträge in Sammelbänden:
- Michael Klamp: Der Ritter von der traurigen Gestalt; In: Sammelband 16 - Der Schatz des Don Alfonso, S. VIII-IX.
- Alles wird gut! (über die Figur Dimitri Karamasow), in: Sammelband 87 (2004/3) - Auf Weltreise.
Literatur als Quelle
Am ausführlichsten hat sich bisher der Germanist Dr. Thomas Kramer mit den literarischen Quellen des MOSAIK von Hannes Hegen beschäftigt. Diese liegen in der Märchen- und Abenteuerliteraturlektüre der beiden Comicautoren Hannes Hegen und Lothar Dräger. Kramer geht davon aus, dass die Romane von Karl May direkte oder indirekte Inspiration für die Handlung des Mosaik von Hannes Hegen waren, unter anderem der Orientzyklus, der Schatz im Silbersee und Das Waldröschen. Einflussreich waren aber auch die Abenteuerromane Emilio Salgaris.
Für den Comicautor Jens-Uwe Schubert waren unter anderem Umberto Ecos Romane Der Name der Rose, Das Foucaultsche Pendel, Die Insel des vorigen Tages, Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana und Baudolino und der Barock-Zyklus von Neal Stephenson , wie Gilbert Schwarz herausgefunden hat.
Eine Übersicht über als Quelle verwendete Literatur findet man unter: Romane und Gedichte sowie Märchen und Sagen.
Viele Handlungsbögen und Hauptfiguren basieren auf, zum Beispiel:
- Die Reiseerzählung Il Milione von Marco Polo war eine indirekte Inspiration für die Runkel-Serie; anstatt der Polos schlüpfen die Digedags in die Rolle der Reisenden, Digedag schafft es sogar bis zum Hof des Großkhan in Kambaluk und hat dort eine dem Marco Polo ähnliche Stellung. Die Geschichte wurde Willi Meinck in seinen Romanen Die seltsamen Abenteuer des Marco Polo und Die seltsamen Reisen des Marco Polo verarbeitet, die für die Darstellung im Mosaik Pate standen.
- Ludas Matyi und seine Gegenspieler in der Österreich-Ungarn-Serie gehen auf die Ballade Lúdas Matyi von Mihály Fazekas zurück.
- Don Quixote und Sancha Pansa aus der Don-Ferrando-Serie sind die Hauptfiguren in Miguel de Cervantes' Don Quijote.
- Einer der Begleiter der Abrafaxe Dimitri Karamasow in der Weltreise-Serie ist eine der Hauptfiguren in Fjodor Dostojewskis Die Brüder Karamasow.
- Der Häftling Edward Hyde aus der Australien-Serie ist der Novelle Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson entlehnt.
Das MOSAIK als Werk der Literatur
Als Comic vereint das MOSAIK Elemente der Bildende Kunst im MOSAIK und der Literatur, insofern es narrative Texte enthält. Im Kontext der Schund- und Schmutz-Debatte der 1950s lehnte der Schöpfer Hannes Hegen den damals negativ besetzten Begriff Comic ab und sprach vom MOSAIK als einer Bildergeschichte in der Tradition von Wilhelm Busch. Dazu trug ab der Weltraum-Serie] bei, dass die Dialoge und narrativen Texte als Fließtext unter den Panels statt in Sprechblasen angeordnet waren und, wie Petra Kock vermerkte, auch ohne die Bilder eine kohärente Geschichte ergaben. Die Einbindung der Dialoge in narrativen Text durch Lothar Dräger prägten einen eigenen Stil im MOSAIK. Ab der Orient-Serie kehrte man zur Sprechblase zurück. Die ZEIT sprach daher auch Hegens und Drägers Konzept des "großen humoristischen Bildromans". Der Journalist spricht vom Mosaik von Hannes Hegen als " antimilitaristischen Bildungsroman, entzückend illustriert".
Neben der Bildergeschichte entstanden im Umfeld verschiedene Romane zu Ritter Runkel aus der Feder Lothar Drägers.
- Lothar Dräger, Ulf S. Graupner: Ritter Runkel und seine Zeit (Roman), Berlin 2002.
- Lothar Dräger, Ulf S. Graupner: Ritter Runkel - Der Diplomat (Roman), Berlin 2006.
- Lothar Dräger, Ulf S. Graupner: Ritter Runkel - Die Legende (Roman), Berlin 2009.
- Lothar Dräger, Ulf S. Graupner: Im Namen der Rübe - Die Abenteuer des Bodo von Rübenstein (Roman), Berlin 2012.
Die Fanszene schuf darüber hinaus Fanfiction in Form längerer Romane oder Kurzgeschichten.
Sekundärliteratur
Wissenschaftliche Studien
- Sabine Fiedler: Sprachspiele im Comic. Das Profil der deutschen Comic-Zeitschrift MOSAIK, Leipziger Universitätsverlag 2003.
- Petra Kock: Das MOSAIK von Hannes Hegen. Entstehung und Charakteristika einer ostdeutschen Bildergeschichte, Logos Verlag 1999.
- Thomas Kramer: Mosaik Fan-Buch, Dietz Verlag 1993.
- Thomas Kramer: Das Mosaik FanBuch – Zweiter Teil, Dietz Verlag 1994.
- Thomas Kramer: Die Digedags am Silbersee, Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 111/1997.
- Thomas Kramer: Akim, Tim und Digedag - Motive deutscher und belgischer Comics im MOSAIK, Alex-Sonderheft 2000
- Thomas Kramer: Micky, Marx und Manitu. Zeit- und Kulturgeschichte im Spiegel eines DDR-Comics 1955–1990. „Mosaik” als Fokus von Medienerlebnissen im NS und in der DDR, Weidler Buchverlag Berlin 2002.
- Thomas Kramer u.a.: Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur. SBZ/DDR. Von 1945 bis 1990, 2006.
- Sven-Roger Schulz: Im Schatten des Schwarzen Korsaren. Die Geschichten des Emilio Salgari als mögliche Quelle für das »MOSAIK von Hannes Hegen«, Berlin 2008.
- Werner Sünderhauf: Die Bedeutung der Zeitschrift MOSAIK im Literaturangebot für die Kinder und Jugendlichen der DDR, Diplomarbeit, Magdeburg 1975.
Fanzines
- Sven-Roger Schulz: Bergkönig und Hauptmann Tempesta - Irrungen und Wirrungen um Einflüsse Emilio Salgaris auf das Mosaik von Hannes Hegen; In: Mosa.X 6, Dresden 2008.
- Derselbe: Im Schatten des Schwarzen Korsaren. Die Geschichten des Emilio Salgari als mögliche Quelle für das »MOSAIK von Hannes Hegen«, Berlin 2008.
Zeitungen
- Christoph Dieckmann: 'Ein Märchenkönig der DDR - Johannes Hegenbarth, Schöpfer der "Mosaik"-Hefte, ist gestorben, Die ZEIT Nr. 48/2014.