Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana

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Der Roman Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana von Umberto Eco erschien im Jahre 2004 sowohl im italienischen Original (La misteriosa fiamma della regina Loana), als auch in der deutschen Übersetzung.

[Bearbeiten] Handlung

Eco erzählt von der Identitätssuche eines alternden Antiquars, der nach einem schweren gesundheitlichen Zusammenbruch große Teile seines Gedächtnisses verloren hat. Giambattista Bodoni, genannt Yambo, hat seine eigene Biographie vollkommen vergessen. Er kann sich nicht einmal an seinen Namen erinnern, er erkennt weder seine Frau noch seine Familie.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt Yambo mit der Suche nach seiner persönlichen Geschichte, vor allem nach seiner Kindheit. Er kehrt in das Landhaus zurück, in dem er aufgewachsen ist und wo er zahlreiche Gegenstände findet, die einst für ihn von Bedeutung waren – Bücher, Comics, Aufzeichnungen aus der Schule, alte Zeitungen usw. Yambo beginnt nun nach und nach, in die Welt seiner Kindheit einzutauchen. Seine persönliche Erinnerungen gewinnt er noch nicht zurück.

Dann entdeckt er eine sehr wertvolle Erstausgabe. Dieser Fund regt ihn sehr auf und er erleidet einen erneuten Zusammenbruch. Das hat zur Folge, dass nun auch seine persönlichen Erinnerungen zurückkehren. Nochmals wird die Kriegszeit lebendig, die er als Kind erlebt hat. Aber auch die Bilderwelt seiner Kindheit erwacht neu in ihm. Schließlich taucht er immer tiefer ein in eine Welt aus Imaginationen, Erinnerungen und Visionen.

[Bearbeiten] Bedeutung

Der Roman wird für das persönlichste Buch Umberto Ecos gehalten. Während im Foucaultschen Pendel vor allem die Geschichte der siebziger Jahre lebendig wird, führt die Flamme weiter zurück - in das Italien der Kriegs- und Nachkriegszeit. Der Roman ist jedoch keine Autobiographie in eigentlichem Sinne und kann und sollte auch nicht auf ein bestimmtes Thema oder Anliegen reduziert werden. Ganz im Sinne Ecos wird jeder Leser das Buch auf seine eigene Weise annehmen. Ein Hauptthema kann jedoch sicher benannt werden: Die persönlichkeitskonstituierende Funktion der Erinnerung. Denn - was sind wir mehr als die Summe unserer Erinnerungen? Dabei haben die Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend besondere Bedeutung und vielleicht sind sie deshalb oft verschüttet. Yambo wird durch seinen Gedächtnisverlust gezwungen, sich seiner selbst neu zu vergewissern und bedient sich dabei zahlreicher, unscheinbarer alter Erinnerungsstücke. Die nun wieder erwachenden Bilder sind jedoch nicht die Mona Lisa Leonardos, die Sonnenblumen van Goghs oder Picassos Guernica – stattdessen erinnert sich Yambo an die Comics, die er als Kind gelesen hat.

Eco hat sich den Phänomenen der Massenkultur mehrfach gewidmet, vor allem in populärwissenschaftlichen Schriften. Dabei behandelt er die oft anspruchslosen Erzeugnisse der Gegenwartskultur mit derselben Ernsthaftigkeit und mit demselben methodischen Apparat wie Werke höchster kunst- und kulturgeschichtlicher Bedeutung. Diese Gleichbehandlung öffnet den Blick dafür, inwieweit die Menschen der Gegenwart von vielen, sich überlagernden und qualitativ nicht gleichwertigen kulturellen Einflüssen geprägt werden. Auch ein hochgebildeter Mann wie Yambo hält sich in seiner Not nicht an Werke der Hochkultur, sondern an die längst vergessenen, rührend harmlosen, altmodischen Bildergeschichten, die ihm als Kind viel bedeutet hatten.

Zwischen der Flamme und dem Mosaik bestehen zwar keine unmittelbaren Verbindungen – aber manchem Mosaik-Fan wird beim Lesen des Romans vielleicht klarer werden, warum er immer noch in den jahrzehntealten Heften blättert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Umberto Eco: Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana. Illustrierter Roman. München 2006, ISBN 3-423-13489-5.
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