Radiästhesie

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Ein Pendel gibt Auskunft (Barock-Serie)

Radiästhesie ist die Lehre von den Erdstrahlen, die man mit entsprechenden, meist simplen Hilfsmitteln wie Pendeln oder Wünschelruten auffangen und deuten könne. Sie wird im MOSAIK und seinen Nebenuniversen gelegentlich praktiziert und führt regelmäßig zum Erfolg, auch wenn die Darstellung eher spöttisch ist und der Erfolg oft nicht den Erwartungen entspricht. Der Begriff Radiästhesie, ein Neologismus aus dem 20. Jahrhundert (von lat. radius "Strahl" und griech. aisthesis "Wahrnehmung"), fällt dabei jedoch nie.

Inhaltsverzeichnis

Radiästhesie im MOSAIK

Orient-Südsee-Serie

Der erste Wünschelrutengänger im MOSAIK ist Dag. Auf der Südseeinsel schneidet er sich einen gegabelten Ast von einer Weide und macht sich auf die Suche nach einer Wasserader. Ganz sicher ist er sich seiner Fähigkeiten nicht, verteidigt sie jedoch gegen die Philister Dig und Digedag. In der Tat stößt er mit der Rute auf eine höchst ergiebige Stelle. So wild wie die Wünschelrute ausschlägt, so stark sprudelt die Quelle und schleudert den erfolgreichen Radiästhesisten in die Höhe.

Erfinder-Serie

In der Erfinder-Serie gaukeln die Digedags einem abergläubischen russischen Grafen vor, sie hätten mit Hilfe einer Wünschelrute unter seinem Haus eine Heilquelle gefunden. Wieder ist die Rute aus Weidenzweigen, und wieder betätigt sich Dag als ihr Benutzer; Dig hingegen spielt den besonders Strahlenfühligen. An einer willkürlichen Stelle im Haus des Grafen lässt Dag die Rute ausschlagen, während Dig scheinbar von wilden Zuckungen heimgesucht wird. Die zwei Scharlatane wollen für ihre "Entdeckung" schlanke vierhundert Goldrubel, doch der Graf ist nicht dumm und lässt sie einfach an der entsprechenden Stelle graben. Nolens volens fügen sich die beiden Radiästhesisten, und überraschenderweise sprudelt es in der Tat bald fröhlich aus dem Loch, das sie in den Boden des Hauses gebohrt haben. Sie haben freilich keine Heilquelle gefunden, sondern den Sektkeller des Grafen ...

Amerika-Serie

In der Amerika-Serie liefert Victoria Jefferson den umfassendsten Einblick in die Kunst der Radiästhesie. Sie will mit ihrer Hilfe eine Goldmine in der Nähe des Sees des Schweigens finden, von deren Existenz sie fest überzeugt ist. Dazu bedient sie sich der Traumdeuterei, der Astrologie, der Numerologie und weiterer Geheimwissenschaften, die sie sich nach Meinung der Digedags in den Horoskopspalten des New Orleans Courier angelesen hat.

Entscheidend ist für die Lady jedoch das Auspendeln von Erdstrahlen, denen sie dann mit einer Wünschelrute folgt. Sie zeichnet dazu einen Drudenfuß auf einen Stein und lässt ein Käferpendel darüber kreisen. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) tendiert zum "Delta-Winkel des Pentagrammas", also dem vierten Zacken des Fünfsterns. In diese Richtung stiefelt Mrs. Victoria dementsprechend schnurgerade los. Abe Gunstick spottet, bis zur Küste seien es ein paar tausend Meilen; sicher finde sie unterwegs Gold. Doch die Lady weiß, dass ihr Drudenfuß nur einen "Ortungsradius von wenigen Meilen" hat, ist also entsprechend zuversichtlich, dass ihr die Wünschelrute bald "Potentialdifferenzen" anzeigen werde. In der Tat spürt sie schon kurz darauf das "Magnetfeld der Magmastrahlung aus dem Erdinneren" und freut sich, dass sie "nur noch das Zentrum der ringförmig ausgestrahlten Erdströme anzupeilen" habe, während sie wie hypnotisiert über einen Bären und eine Schlucht klettert. Als sie sich unter einem Elch durchzwängt, fühlt sie eine "Zunahme der Reflektion", und in der Tat ist ihre Wanderung bald zu Ende: Sie hat den Lagerplatz eines Stammes von Bergindianern erreicht. Die Indianer glauben sie vom "großen Geist" besessen. Herablassend klärt sie "diese ungebildeten Naturvölker" über die Radiästhesie auf; mit ihrer Hilfe könne man Gold, Silber, Blei, Nickel, Petroleum, Mineralwasser und sämtliche anderen verborgenen Bodenschätze finden.

Interessanterweise erhält Mrs. Jefferson in dem Indianerlager kurz darauf den entscheidenden Hinweis auf die Lage der Goldmine - nämlich mitten im See in der Stadt des Schweigens. Ihre Wünschelrute hat sie also tatsächlich zum Ziel geführt.

Alexander-Papatentos-Serie

Im dritten Kapitel der Alexander-Papatentos-Serie dreht sich alles um eine Goldene Säule. Die Scharlatane Rama und Kama machen sich das zunütze und gaukeln dem gierigen Krishna Ghaunar vor, ihn mit einem Amulett zur Säule führen zu können. Kama benutzt das Amulett als Pendel und behauptet, es zöge ihn "mit unwiderstehlicher Kraft" fort. Auf diese Weise bringen die beiden Halunken ihr Opfer zu einer vergoldeten Säule im Palast des Vizekönigs von Bolangir, lassen sich die Anzahlung für die "Entdeckung" des Schatzes geben und verduften.

Barock-Serie

Dass auch die Mitglieder des okkulten Zirkels der Barock-Serie Kenntnisse in Sachen Radiästhesie besitzen, ist nicht verwunderlich. Eine alte Dame ruft ihre Mitstreiter zur gewaltsamen Entführung der Abrafaxe auf, um an das Wissen über den Stein der Weisen zu gelangen. Diese rabiate Maßnahme wird damit begründet, dass ihr Pendel sage, dass die Abrafaxe den Okkultisten nicht freiwillig folgen würden. Die Auskunft des Pendels ist absolut richtig.

Auch Viscount Edward nutzt ein Pendel; er lässt es über einem siebenzackigen Stern kreisen. Leider erfährt man nicht, was genau er dadurch zu erfahren hofft. Über dem Tisch sieht man noch ein Weihrauchfass mit "satanischem" Drudenfuß. Interessant ist, dass auch der Viscount - genau wie Lady Jefferson - die Kombination des Pendels mit der Symbolkraft eines Pentagramms schätzt.

SUPERillu

Im Onepager SI 149 - Die Wünschelrute betätigt sich Abrax, der von den Abrafaxen am aufgeschlossensten gegenüber den Grenzwissenschaften ist, als Radiästhesist. Mit einer Wünschelrute will er Schätze finden und stöbert immerhin seine verlorenen Tarot-Karten in der Mülltonne auf, wo sie wohl Brabax entsorgt hatte.

Ritter-Runkel-Onepager

Im Onepager - Der verschwundene Ring liest Ritter Runkel in einem Buch über Wünschelruten. Sofort bastelt er sich aus Weidenholz eine Rute und macht sich auf die Suche nach Schätzen. In einem Rabennest findet er lauter Glitzerkram, darunter auch einen kostbaren Ring der Herzogin von Schnorrershausen.

Hintergründe

Die Radiästhesie geht davon aus, dass manche Phänomene in der Erde oder im menschlichen Körper bestimmte Strahlen aussenden, die physikalisch zwar bisher nicht nachgewiesen werden konnten, die aber von Menschen erspürt werden können; dabei sei die Strahlenfühligkeit von Mensch zu Mensch verschieden. Diese Strahlenfühligkeit führe zu unwillkürlichen motorischen Reaktionen, die wiederum durch leicht bewegliche Hilfsmittel angezeigt werden könnten; am besten geeignet hierfür seien so genannte Siderische Pendel und Wünschelruten.

Pendel werden dabei im Allgemeinen bei Entscheidungsfragen eingesetzt - "Spüre ich hier eine unterirdiche Wasserader?" oder "Ist mit diesem Körperteil etwas nicht in Ordnung?" etc. -, wobei die Kreiselbewegung des Pendels entweder "Ja" oder "Nein" bedeute, je nachdem, ob sie in oder gegen den Uhrzeigersinn erfolge. Mit ein wenig Geschick im Versuchsaufbau könne man auch eine größere Bandbreite an Alternativen "auspendeln", wobei das Pendel dann nicht kreisförmig, sondern in einer bestimmten Richtung hin- und herschwingt.

Wünschelruten sind ebenfalls alte Instrumente zum Anzeigen dieser "Strahlenfühligkeit", zumeist aus Weiden- oder Haselnussholz. Sie werden üblicherweise benutzt, um einen räumlichen Bereich nach möglichen Strahlenquellen abzusuchen, wobei das Ausschlagen der Rute nicht für Alternativfragen genutzt werden könne, sondern lediglich das Vorhandensein einer Strahlenquelle anzeige. Solche Erdstrahlen könnten durch Verwerfungen im Gestein, Wasseradern, Bodenschätze und ein unsichtbares, weltweites, gitterartiges Netz von elektromagnetischen Linien hervorgerufen werden.

Traditionell wurden Wünschelruten tatsächlich zum Aufspüren von Bodenschätzen eingesetzt, woraus auch die Eigenbezeichnung muten für das Rutengehen rührt (eigtl. bergmannssprachlich: "eine Grubenlizenz beantragen"). Es gibt auch entsprechende Abbildungen z.B. aus dem 16. Jahrhundert im Erzgebirge. Seit der Aufklärung galt das Rutengehen als Aberglaube und wurde zunehmend weniger praktiziert, erlebte aber im 20. Jahrhundert eine Renaissance, wobei das Interesse der Rutengänger nun mehr den angesprochenen Gitternetzen und Wasseradern gilt.

Wissenschaftlich konnte kein Beweis für die Existenz einer solchen "Erdstrahlung" erbracht werden.

Darstellung im MOSAIK

Die meisten Belege für - offenbar gespielte und/oder selbst geglaubte - Strahlenfühligkeit bietet das Mosaik von Hannes Hegen. Die Bandbreite ist dabei erstaunlich groß: Radiästhesie kann mit Wünschelruten, Pendeln oder Körperzuckungen angezeigt werden, wobei die Wünschelrute freilich den meisten Raum einnimmt. Interessant ist vor allem das Vorgehen von Mrs. Jefferson; die meisten ihrer Aussagen decken sich tatsächlich mit den Vorstellungen der Radiästhesisten. Den Einsatz eines Hirschkäfers und eines fünfzackigen Sterns beim Auspendeln der Erdströme hat sie allerdings exklusiv; dass sie letzteren manchmal Drudenfuß und manchmal Pentagramma nennt, könnte ein Hinweis auf die Tragödie Faust I von Goethe sein, wo sich der Titelheld und der Teufel Mephisto so unterhalten:

Mephistopheles: "Gesteh' ich's nur! daß ich hinausspaziere / Verbietet mir ein kleines Hinderniß, / Der Drudenfuß auf eurer Schwelle –"
Faust: "Das Pentagramma macht dir Pein?"

Vermutlich haben die Digedags Recht und sie hat sich die Zutaten für ihre "Wissenschaft" bei diversen okkulten Theorien zusammengeklaubt.

Die drei Belegstellen im Mosaik ab 1976 sind wiederum spannend, weil hier auf die Wünschelrute komplett verzichtet wurde und man stattdessen die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Pendels hervorhob.

Interessant ist schließlich, dass sämtliche Anwendungen der Radiästhesie im MOSAIK - selbst die nur gespielte beim russischen Grafen! - in der einen oder anderen Form zum Erfolg führen, obwohl die Darstellung der Situationen immer skeptisch bis spöttisch ist. Der Grund dafür dürfte in den dramaturgischen Vorstellungen der drei beteiligten Autoren liegen (Hannes Hegen, Lothar Dräger, Jens-Uwe Schubert). Offenbar ist es immer witziger und spannender, wenn etwas funktioniert, was keiner für möglich hält (oder auch: wenn etwas nicht klappt, obwohl es alle erwarten) - im Gegensatz zum Erfolg einer Methode, die jeder für sinnvoll erachtet, oder dem Misserfolg einer Taktik, die sowieso niemand richtig findet.

Weiterführende Literatur

In folgenden Publikationen wird Radiästhesie betrieben oder besprochen

Mosaik von Hannes Hegen: 7, 65, 171, 172

Mosaik ab 1976: 6/87, 422, 427

Die Abrafaxe in der SUPERillu: Die Wünschelrute

Neues von Runkel: Der verschwundene Ring
Persönliche Werkzeuge