Märchen und Sagen im Mosaik
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Version vom 22:07, 14. Apr. 2008
Im MOSAIK wurden immer wieder Märchen und Sagen als Vorlagen genutzt. Das reicht von versteckten Andeutungen über einzelne Motive bis hin zur Nacherzählung ganzer Stoffe. Gelegentlich werden auch eigene Legenden für die Mosaikhandlung erfunden.
Inhaltsverzeichnis |
Griechische und Römische Antike
Die griechische und römische Mythologie ist im MOSAIK besonders prominent vertreten. Üblicherweise handelt es sich freilich um die bloße Nennung von Götternamen. Wesentlich seltener werden ganze Stoffe für die Handlung genutzt. Bei den folgenden Beispielen ist es durchaus nicht immer sicher, ob die Übernahme ins MOSAIK bewusst geschah oder ob eine bestimmte Geschichte einfach als Topos bekannt war.
Troja und Odysseus
Auf die Eroberung Trojas mit Hilfe des Trojanischen Pferdes wird in Heft 3/86 (Kapitel - Der Schild des Poros) Bezug genommen. Die Abrafaxe verstecken sich dort in einer hohlen Kuhplastik und gelangen so in den Palast von Rattabumpur. Allerdings sind sie nicht so erfolgreich wie ihre Vorgänger um Odysseus, den kleinen Aias und Menelaos - ihr Versuch, die Diamantaugen zu mopsen, wird entdeckt und sie landen zusammen mit dem Schöpfer der Kuhfigur in der Diamantenmine.
Auf Homers Odyssee, also das Epos von den Irrfahrten des Odysseus, wird dreimal zurückgegriffen. Sowohl die Digedags als auch die Abrafaxe erinnern sich an Odysseus' Abenteuer mit Polyphem und so, wie der antike Held aus einer Höhle entkam, schmuggeln sie sich in Städte hinein: die Digedags, die bei der Gelegenheit sogar Homer selbst erwähnen, durch das Goldene Tor von Konstantinopel (Heft 112), die Abrafaxe in die Verbotene Stadt (Heft 10/81). Der dritte Hinweis auf Odysseus ist etwas versteckter: Im Griechenland-Kapitel hören die Abrafaxe von dem jungen Odyssos, der seit geraumer Zeit verschwunden ist. Im Auftrag seiner Eltern Philemon und Baucis machen sie sich schließlich auf die Suche.
Zwölf Taten des Herakles
...Alexander Papatentos...
Androklos und der Löwe
In der Runkel-Serie und im Dschuha-Kapitel wird auf unterschiedliche Aspekte der Sage von Androklos und dem Löwen Bezug genommen. Diese Geschichte ist erstmals in den Attischen Nächten des Aulus Gellius (2. Jhd. n. Chr.) überliefert und erscheint danach in den verschiedensten Fassungen in der europäischen Literatur. Im MOSAIK wird zuerst die Szene des Wiedertreffens zwischen Androklos und seinem Löwen in der Handlung verarbeitet (hier: Digedag und Löwe Nero), später dann das ursprüngliche Kennenlernen samt Krankenpflege (nun: Califax und Löwe Leo).
Europäische Sagen und Märchen
Nessie
69: Die Digedags begegnen Nessie - weder sie selbst noch der Leser erlangt Klarheit darüber, ob die beiden dies wirklich erlebt oder nur (beide zur gleichen Zeit) geträumt haben.
Böhmens alte Sagen
Beim Aufenthalt der Digedags in Prag (Heft 78) werden zahlreiche Sagen aus dem Werk Böhmens alte Sagen von Alois Jirásek zitiert. Manche davon werden lediglich erwähnt, wie die vom Zauberer Zito, vom König Wenzel oder vom Ritter Dalibor. Eine weitere wird etwas detaillierter vorgestellt: die Geschichte von Meister Hanuš, dem sagenhaften Konstrukteur der astronomischen Turmuhr am Altstädter Rathaus. Und schließlich werden die Legenden um Doktor Faust und das Faust-Haus mit der Golem-Sage um Rabbi Löw kombiniert und zu einer MOSAIK-eigenen Geschichte umgeformt. Da das letztgenannte Vorgehen in erzähltechnischer Hinsicht besonders interessant ist, soll es hier einmal nach Einzelmotiven aufgeschlüsselt werden.
Motiv | Sagen vom Rabbi Löw | Sagen vom Doktor Faust und dem Faust-Haus | Kombi-Story im MOSAIK |
---|---|---|---|
Golem | Rabbi Löw erschafft den Golem. | - | Rabbi Löw hat den Golem erschaffen. Doch auch in Fausts Zauberbuch, das sich noch immer im Faust-Haus befindet, ist ein Rezept zum Golembau enthalten. |
Zauberbuch | - | Im längst verlassenen Faust-Haus befinden sich immer noch alte Zauberbücher des Hexenmeisters. | |
Verflucht! | - | Das Faust-Haus ist verflucht. | Im Faust-Haus leben angeblich Geister, weshalb es - nur scheinbar! - von allen gemieden wird. |
Akademiker | - | Im Faust-Haus nistet sich ein fauler Student ein. | Ein als Magister gekleideter Scharlatan gaukelt einer Gruppe von Anhängern vor, er könne die Geister von Verstorbenen heraufbeschwören. Statt des gewünschten Doktor Faust erscheinen jedoch alle möglichen anderen Gestalten. |
Beschwörung von Geistern | Rabbi Löw beschwört für Kaiser Rudolf II. die jüdischen Patriarchen von Abraham bis Naphtali herauf. | Der faule Student versucht, Faust selbst herbeizuzaubern. Stattdessen erscheint der Gottseibeiuns persönlich. | |
Miete | - | Der faule Student lebt kostenlos im Faust-Haus. Jeden Tag findet er zudem einen Taler. | Die Geisterbeschwörer sorgen sich, ob Doktor Faust etwas dagegen hat, dass sie mietfrei in seinem Haus Séancen abhalten. |
Höllenfahrt | - | Faust wird vom Teufel geholt. Dabei hinterlässt er ein Loch in der Zimmerdecke. | Das Loch in der Decke, durch das Faust vom Teufel geholt wurde, ist angeblich immer noch zu sehen. |
Lindwürmer
- In der ganzen Runkel-Serie gibt es immer wieder Anspielungen auf Drachen, von deren Existenz Ritter Runkel offenbar fest überzeugt ist.
- 98: Kunibert II. von Rübenstein erzählt von der sagenhaften Vergangenheit seiner Familie: so soll Albin Runkel durch ein Bad in Drachenblut unverwundbar geworden sein
- 359ff.: Hugo von Payens' Opa, Zwergenchef
König Artus
Der Sagenkreis um König Artus (oder Artur) wird im MOSAIK mehrfach aufgegriffen, wobei teilweise die Bearbeitung des Stoffes durch Richard Wagner als unmittelbare Quelle gedient zu haben scheint. Zunächst gibt es ein paar Anspielungen in der Runkel-Serie; später im Don-Quixote-Kapitel kommt vor allem der Zauberer Merlin zu Ehren.
Hier eine Aufstellung der relevanten Stellen:
- In Heft 98 erzählt Runkels Vater von den Abenteuern seines Vorfahren Winfried von Rübenstein. Dieser soll Mitglied der Tafelrunde von König Artur gewesen sein, mit Lohengrin und Parsifal Brüderschaft getrunken und von Merlin diverse Zaubertricks gelernt haben.
- Lohengrin mit seinem Schwan wird von Ritter Runkel ebenfalls erwähnt, sogar zweimal: Einmal in einer Ritterregel ("Verloren wäre ohne seinen Schwan/Lohengrin in seinem Kahn.", Heft 96) und einmal als Vorbild bei der Navigation per Mooseiche (Heft 92).
- Don Quixote nun betrachtet Merlin als einen Erzfeind - immer, wenn ihm etwas Übles widerfährt, sieht er den Zauberer am Werk. Die Abrafaxe erklären dem Leser in Heft 3/81, dass Merlin bereits von den Rittern der Artus'schen Tafelrunde gefürchtet worden sei.
Die Gestalt des Königs Artus wurde erstmals durch das legendenhafte Geschichtswerk Historia Regum Brittonum des Geoffrey von Monmouth (ca. 1100-1154) allgemein bekannt; zuvor scheint es nur gelegentliche kurze Erwähnungen eines Feldherrn Artus in diversen britischen und walisischen Sagen gegeben zu haben. Der Stoff wurde danach von mehreren Dichtern aufgegriffen und literarisch verarbeitet und ausgeschmückt. Am wichtigsten sind hierbei Robert Wace, der in seinem um 1150 erschienenen Roman de Brut die Tafelrunde einführte, und Chrétien de Troyes, auf dessen zwischen ca. 1170 und ca. 1180 entstandenen Romanen - u.a.: Erec et Enide, Yvain, Perceval - die gesamte weitere Artusepik fußt. In Chrétiens Romanfragment Perceval tauchen so das erste Mal der titelgebende Narrenritter und das Motiv der Suche nach dem Heiligen Gral auf. In Deutschland wurde Chrétien vor allem durch Gottfried von Strassburg (Tristan), Hartmann von Aue (Erec, Iwein) und Wolfram von Eschenbach (Parzival) weiter ausgeschrieben.
In Wolframs Parzival wiederum (entstanden kurz nach 1200) erscheint nun auch erstmals Parzivals Sohn Loherangrin. Im Epilog wird kurz sein Leben umrissen und seine Reise übers Meer nach Brabant in einem von einem Schwan gezogenen Nachen erwähnt. Richard Wagner nutzte diese Stoffe im 19. Jahrhundert für seine Opern Parsifal und Lohengrin. Unter diesen Namen tauchen die beiden Helden dann auch im MOSAIK auf, wobei nicht recht deutlich wird, dass es sich dabei um Vater und Sohn handelt. In keiner bekannten Fassung der Artusepik jedenfalls sind die beiden gleichzeitig an Artus' Hof, so dass sie dort mit Winfried von Rübenstein hätten Brüderschaft trinken können.
Der Zauberer Merlin stammt wie König Artus aus der Historia Regum Brittonum des Geoffrey von Monmouth. Vermutlich geht er auf eine Gestalt namens Myrddin Wyllt aus der walisischen Sage zurück. Seine Rolle als Erzieher und Ratgeber Artus' ist jedenfalls ganz Geoffreys Erfindung. Bei Miguel de Cervantes taucht Merlin nur ganz am Rande auf und gilt überhaupt nicht als besonders arglistiger Feind von Don Quixote, vor allem da er in einer ganz anderen Zeit lebt. Diese Rolle bekommt Merlin erst im MOSAIK.
Im Anschluss noch einige weiterführende Wikipedia-Links:
Märchen der Brüder Grimm
In der Runkel-Serie werden die Märchen vom Aschenputtel (für den Schönheitswettbewerb in Peripheria) und Vom Fischer und seiner Frau (in Hamids Lied) verarbeitet. In der Templer-Serie nutzte man Motive des Märchens von Schneewittchen für die Vorgeschichte von Johanna.
Alle drei Märchen dürften dem Mosaikkollektiv vor allem aus den Sammlung von Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm bekannt sein, auch wenn sie natürlich auch in anderen Fassungen verbreitet und wesentlich älter als das 19. Jahrhundert sind.
Zur weiteren Lektüre zwei Wikipedia-Links:
Werwölfe
- 386: Der Köhler im finsteren Wald erzählt den Abrafaxen die Legende des Grafen von Wolfenstein, derzufolge dieser sich in einen Werwolf verwandelt habe.
Tod und Teufel
- 150: Schnappzu erzählt den anderen Kuckucksberger Söldnern, wie Graf Willibald von Kuckucksberg angeblich einst vom Teufel geholt wurde.
- Gevatter Tod
Orientalischer Kulturkreis
Fliegende Teppiche
- 134: Die Zöllner des Scheichs von Basra halten den Gebetsteppich des falschen Muezzins für einen fliegenden Teppich.
- 217/218: Die Sage von den fliegenden Teppichen inspiriert den Sultan zur Durchführung eines Wettbewerbes, anlässlich dessen die Digedags ihre Teppichwurst konstruieren.
Sonstige Märchenmotive und MOSAIK-eigene Legenden
- 39: Bhur Yham erzählt den Digedags von seinem Besuch auf der Erde. Danach erzähle man sich in Indien, ein Fakir habe Digedag gelehrt sich unsichtbar zu machen, so dass dieser nun für immer verschwunden sei - eine Geschichte, aus der sich viele Jahre später ein ganzes Heft entwickelt.
- 135: Der Perlenfischer Hamid trägt in Liedform ein Märchen vor, das an eine orientalische Form von Der Fischer und seine Frau erinnert.
- 147: Ritter Runkel erzählt den Bewohnern der Burg Rübenstein ein Märchen, "das er auf irgendeinem Basar aufgeschnappt und uns schon hundertmal erzählt hat" (Zitat Digedags) und das von einem Kampf gegen einen neunköpfigen Drachen (mit Hilfe einer Tarnkappe) und der anschließenden Befreiung einer orientalischen Prinzessin handelt. Runkel stellt die Geschichte natürlich als sein eigenes Erlebnis dar und übernimmt später, als diese Geschichte bei den Rübensteiner Festspielen aufgeführt wird, die Hauptrolle.
- 223: Die Digedags entschwinden ins Land der Märchen und Träume.
Japanische Sagen
Die Legende von Star-Sin
...Legende von Star-Sin...
Die Sage von der Schneefrau
...Sage von der Schneefrau Ôyuki...
Altamerikanischer Kulturkreis
- 172: Dem Mythos von Quetzalcoatl und seiner Wiederkehr ist ein eigenes Heft gewidmet, in dem Rote Wolke den Digedags diese Geschichte erzählt.
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