Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel
Aus MosaPedia
(→Magdeburg - 14. Historie) |
(→Eulenspiegel in der Jubiläums-Serie) |
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| Originaltext im ''Kurtzweilig Lesen'': || Übertragung von Siegfried H. Sichtermann (mit abweichender Historienzählung): | | Originaltext im ''Kurtzweilig Lesen'': || Übertragung von Siegfried H. Sichtermann (mit abweichender Historienzählung): | ||
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{{zitat|'''Die XIIII. history sagt wie Vlenspiegel'''<br>'''vß gab / das er zů Megdburg von der lauben fliegen wolt / vnd die zůseher mit schimpffred ab wise.''' | {{zitat|'''Die XIIII. history sagt wie Vlenspiegel'''<br>'''vß gab / das er zů Megdburg von der lauben fliegen wolt / vnd die zůseher mit schimpffred ab wise.''' | ||
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=== Erfurt und die Fleischer - ''60. Historie'' === | === Erfurt und die Fleischer - ''60. Historie'' === | ||
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- | {{zitat|'''Die .LX histori sagt wie Vlenspiegel''' | + | |- align="center" |
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- | '''die metziger zů erdford vmb ein braten betrog.''' | + | |- |
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+ | {{zitat|'''Die .LX histori sagt wie Vlenspiegel'''<br>'''die metziger zů erdford vmb ein braten betrog.''' | ||
VLenspiegel kunt sein schalckheit nit laßen / als er gen [[Erfurt|Ertford]] kam wan er ward bald bekant von burgern vnd studenten. Er gieng eins by die metzig da dz fleisch in feil was. Da sprach ein [[Überlisteter Metzger|metziger]] zů im / das er etwz koffen solt dz er mit im zů huß trüg vlenspiegel sagt zů im Was sol ich mit mir nemen. Der metziger sprach / ein braten. Vlenspiegel sagt ia / vnd nimpt den braten bei dem end / vnd gieng damit dahin. Der metziger lieff im nach vnnd sagt zů im / Nein nit also / du must den braten bezalen. Vlenspiegel sprach von der bezalung haben ir mir nit gesagt / sunder ir sagten ob ich nit etwas wolt mit mir nemen / vnd het in gewisen vff den braten das er den mit im nemen solt zů huß / das wolt er beweisen mit seim nach buren / die dar bei stunden. Die [[Verärgerte Metzger|ander metziger]] kamen darzů / vnd sprachen vß haß Ja es wer war / die andern waren im gram / darumb dan wan iemans kam zů den andern metzigern vnd wolt etwas kauffen / so riefft er den lüten zů im / vnd zůg inen die ab / darumb stifften sie dar zů / das Vlenspiegel den braten behielt. Die weil der metziger also zanckt nam Vlenspiegel den braten vnder den rock vnd gieng darmit hinweg / vnd ließ sie sich darüber vertragen so best sie kvnten.}} | VLenspiegel kunt sein schalckheit nit laßen / als er gen [[Erfurt|Ertford]] kam wan er ward bald bekant von burgern vnd studenten. Er gieng eins by die metzig da dz fleisch in feil was. Da sprach ein [[Überlisteter Metzger|metziger]] zů im / das er etwz koffen solt dz er mit im zů huß trüg vlenspiegel sagt zů im Was sol ich mit mir nemen. Der metziger sprach / ein braten. Vlenspiegel sagt ia / vnd nimpt den braten bei dem end / vnd gieng damit dahin. Der metziger lieff im nach vnnd sagt zů im / Nein nit also / du must den braten bezalen. Vlenspiegel sprach von der bezalung haben ir mir nit gesagt / sunder ir sagten ob ich nit etwas wolt mit mir nemen / vnd het in gewisen vff den braten das er den mit im nemen solt zů huß / das wolt er beweisen mit seim nach buren / die dar bei stunden. Die [[Verärgerte Metzger|ander metziger]] kamen darzů / vnd sprachen vß haß Ja es wer war / die andern waren im gram / darumb dan wan iemans kam zů den andern metzigern vnd wolt etwas kauffen / so riefft er den lüten zů im / vnd zůg inen die ab / darumb stifften sie dar zů / das Vlenspiegel den braten behielt. Die weil der metziger also zanckt nam Vlenspiegel den braten vnder den rock vnd gieng darmit hinweg / vnd ließ sie sich darüber vertragen so best sie kvnten.}} | ||
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{{zitat|'''Die 58. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Erfurt einen Metzger um einen Braten betrog.''' | {{zitat|'''Die 58. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Erfurt einen Metzger um einen Braten betrog.''' | ||
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Die [[Verärgerte Metzger|andern Metzger]] kamen dazu und sagten aus Haß, daß es wahr sei. Denn die andern waren dem Metzger feindlich gesonnen. Wenn jemand nämlich zu ihnen kam und etwas kaufen wollte, rief er die Leute zu sich und zog sie damit von ihnen ab. Darum stimmten sie zu, daß Eulenspiegel den Braten behielte. Während der Metzger also zankte, nahm Eulenspiegel den Braten unter den Rock, ging damit hinweg und ließ sie sich darüber einigen, so gut sie konnten.}} | Die [[Verärgerte Metzger|andern Metzger]] kamen dazu und sagten aus Haß, daß es wahr sei. Denn die andern waren dem Metzger feindlich gesonnen. Wenn jemand nämlich zu ihnen kam und etwas kaufen wollte, rief er die Leute zu sich und zog sie damit von ihnen ab. Darum stimmten sie zu, daß Eulenspiegel den Braten behielte. Während der Metzger also zankte, nahm Eulenspiegel den Braten unter den Rock, ging damit hinweg und ließ sie sich darüber einigen, so gut sie konnten.}} | ||
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=== Erfurt und der Esel - ''29. Historie'' === | === Erfurt und der Esel - ''29. Historie'' === | ||
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- | {{zitat|'''Die .XXIX histori sagt wie Vlenspiegel''' | + | |- align="center" |
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- | '''zů Ertfort ein esel lesen lert / in einem alten psalter.''' | + | |- |
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+ | {{zitat|'''Die .XXIX histori sagt wie Vlenspiegel'''<br>'''zů Ertfort ein esel lesen lert / in einem alten psalter.''' | ||
VLenspiegel het groß verlangen gen [[Erfurt|Ertford]] als er die schalckheit zů [[Prag|Brag]] het vß gericht wan er besorgt sich dz sie im nach ylten. Als er nun gen Ertford kam da dan auch ein mercklich grosse vnd berümpte [[Universität Erfurt|vniversitet]] ist. Da selb schlůg Vlenspiegel sein brieff auch an / vnd die [[Erfurter Professoren|Collegaten]] der vniuersitet / hetten vil gehoert von seinen listen / Vnd ratschlůgen was sie im fürgeben moechten / Vff das es inen nit gieng wie den von Brag mit im gangen was / vnd mit schanden bestanden Nun warden sie zů rat / das sie Vlenspiegeln ein Esel in die leer thůn wolten / dan es sein vil Esel zů Erdtfurt alt vnd iung. Sie besanten vlenspiegeln vnd sprachen zů im / magister ir hon kunstliche brieff an geschlagen / dz ir ein yegliche creatur in kurtzen zeiten woellen leeren schreiben vnd lesen / so seind die herren von der vniuersitet hie vnd woellen euch ein [[Lese-Esel|iungen esel]] in die leer thůn / trüwen ir in auch zů leeren. Er sprach ia / aber er müst zeit dazů hon darumb so es ein vnredlich vnd vnuernünfftig creatur wer. Das wurden sie mit im zů friden vff .xx. iar. Vlenspiegel gedacht vnser ist drei / stirbet der Rector / so lig ich frei / stirb dann ich / wer wil mich manen / stirbt dann mein discipel / so bin ich aber ledig / vnd name das an. vnd galt fünff .c. alter schock das zů thun. Des gaben sie im etlich gold daruff. Also nam vlenspiegel den esel an / vnd zoch [[Erfurter Gasthaus|zum Tornen in die herberg]] / da zu der zeit was ein seltzamer [[Erfurter Gastwirt|wirt]]. Also bestalt er einen stall allein für seinen schüler / vnd vberkam ein alten psalter / den leget er im in die kripff / vnd zwischen ieglichs blat legt er haberen des ward der esel innen / vnd warff die bletter mitt dem maul vmbher / vmb des haberns willen / vnd so er dann kein haberen mer fand zwischen den bletteren / so růfft er. I.a. I.a. Da vlenspiegel das merckte von dem esel / da gieng er zů dem Rector vnd sprach. Herr der Rector wann woellen ir eins sehen / was mein schůler macht. Der Rector sprach. Lieber magister will er sich der leeren auch annemen. Vlenspiegel sprach. Er ist vß der maßen von grober art. Vnd ist mir seer schwer in zů leeren. Jedoch so hab ich mit grossem fleiß vnd arbeit darzů gethon / das er etlich bůchstaben / vnd sunderlich etlich vocal kant / vnd nemmen kan. Woellen ir so gon mitt mir so sollen ir das hoeren vnd sehen. Also het der gůt schůler die zeit gefastet / bis vff drei nach mittag. Als Vlenspiegel nun mit dem Rector vnd etlichen magistri kam / da legt er seinem schůler ein nüw bůch fůr. So bald er das in der kripffen fand / da warff er bald die bletter hin vnd her / den habern sůchen / als er nüt fand / da begunde er mit lauter stym zů schryen: I.a.i.a. Da sprach vlenspiegel. Sehen lieber herr die zwen vocal .I. vnd .A. die kan er ietzundt / ich hoff er sol noch gůt werden. Also starb der Rector in kurtzen zeiten / darnach verließ vlenspiegel seinen schůler / vnd ließ in gon / als in sein natur vßweißet. Also zoch Vlenspiegel mit dem vffgenomnen gelt hinweg / vnd gedacht soltu die esel zů Erdtfurt all weiß machen / das würd vil leibs bruchen / er moecht es auch nitt wol thůn / vnd ließ es also bleiben.}} | VLenspiegel het groß verlangen gen [[Erfurt|Ertford]] als er die schalckheit zů [[Prag|Brag]] het vß gericht wan er besorgt sich dz sie im nach ylten. Als er nun gen Ertford kam da dan auch ein mercklich grosse vnd berümpte [[Universität Erfurt|vniversitet]] ist. Da selb schlůg Vlenspiegel sein brieff auch an / vnd die [[Erfurter Professoren|Collegaten]] der vniuersitet / hetten vil gehoert von seinen listen / Vnd ratschlůgen was sie im fürgeben moechten / Vff das es inen nit gieng wie den von Brag mit im gangen was / vnd mit schanden bestanden Nun warden sie zů rat / das sie Vlenspiegeln ein Esel in die leer thůn wolten / dan es sein vil Esel zů Erdtfurt alt vnd iung. Sie besanten vlenspiegeln vnd sprachen zů im / magister ir hon kunstliche brieff an geschlagen / dz ir ein yegliche creatur in kurtzen zeiten woellen leeren schreiben vnd lesen / so seind die herren von der vniuersitet hie vnd woellen euch ein [[Lese-Esel|iungen esel]] in die leer thůn / trüwen ir in auch zů leeren. Er sprach ia / aber er müst zeit dazů hon darumb so es ein vnredlich vnd vnuernünfftig creatur wer. Das wurden sie mit im zů friden vff .xx. iar. Vlenspiegel gedacht vnser ist drei / stirbet der Rector / so lig ich frei / stirb dann ich / wer wil mich manen / stirbt dann mein discipel / so bin ich aber ledig / vnd name das an. vnd galt fünff .c. alter schock das zů thun. Des gaben sie im etlich gold daruff. Also nam vlenspiegel den esel an / vnd zoch [[Erfurter Gasthaus|zum Tornen in die herberg]] / da zu der zeit was ein seltzamer [[Erfurter Gastwirt|wirt]]. Also bestalt er einen stall allein für seinen schüler / vnd vberkam ein alten psalter / den leget er im in die kripff / vnd zwischen ieglichs blat legt er haberen des ward der esel innen / vnd warff die bletter mitt dem maul vmbher / vmb des haberns willen / vnd so er dann kein haberen mer fand zwischen den bletteren / so růfft er. I.a. I.a. Da vlenspiegel das merckte von dem esel / da gieng er zů dem Rector vnd sprach. Herr der Rector wann woellen ir eins sehen / was mein schůler macht. Der Rector sprach. Lieber magister will er sich der leeren auch annemen. Vlenspiegel sprach. Er ist vß der maßen von grober art. Vnd ist mir seer schwer in zů leeren. Jedoch so hab ich mit grossem fleiß vnd arbeit darzů gethon / das er etlich bůchstaben / vnd sunderlich etlich vocal kant / vnd nemmen kan. Woellen ir so gon mitt mir so sollen ir das hoeren vnd sehen. Also het der gůt schůler die zeit gefastet / bis vff drei nach mittag. Als Vlenspiegel nun mit dem Rector vnd etlichen magistri kam / da legt er seinem schůler ein nüw bůch fůr. So bald er das in der kripffen fand / da warff er bald die bletter hin vnd her / den habern sůchen / als er nüt fand / da begunde er mit lauter stym zů schryen: I.a.i.a. Da sprach vlenspiegel. Sehen lieber herr die zwen vocal .I. vnd .A. die kan er ietzundt / ich hoff er sol noch gůt werden. Also starb der Rector in kurtzen zeiten / darnach verließ vlenspiegel seinen schůler / vnd ließ in gon / als in sein natur vßweißet. Also zoch Vlenspiegel mit dem vffgenomnen gelt hinweg / vnd gedacht soltu die esel zů Erdtfurt all weiß machen / das würd vil leibs bruchen / er moecht es auch nitt wol thůn / vnd ließ es also bleiben.}} | ||
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{{zitat|'''Die 29. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Erfurt einen Esel in einem alten Psalter lesen lehrte.''' | {{zitat|'''Die 29. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Erfurt einen Esel in einem alten Psalter lesen lehrte.''' | ||
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Bald danach starb der Rektor. Da verließ Eulenspiegel seinen Schüler und ließ ihn als Esel gehen, wie ihm von Natur bestimmt war. Eulenspiegel zog mit dem erhaltenen Geld hinweg und dachte: solltest du alle Esel zu Erfurt klug machen, das würde viel Zeit brauchen. Er mochte es auch nicht gerne tun und ließ es also bleiben.}} | Bald danach starb der Rektor. Da verließ Eulenspiegel seinen Schüler und ließ ihn als Esel gehen, wie ihm von Natur bestimmt war. Eulenspiegel zog mit dem erhaltenen Geld hinweg und dachte: solltest du alle Esel zu Erfurt klug machen, das würde viel Zeit brauchen. Er mochte es auch nicht gerne tun und ließ es also bleiben.}} | ||
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=== Bayerisches Dorf (eigentlich: Pommern) - ''31. Historie'' === | === Bayerisches Dorf (eigentlich: Pommern) - ''31. Historie'' === | ||
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Ansonsten aber ist alles dasselbe. | Ansonsten aber ist alles dasselbe. | ||
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- | '''Vlenspiegel mit einem todten houpt vmb zoch die leüt damit zů bestreichen / vnnd vil opffer daruon vff hůb.''' | + | | Originaltext im ''Kurtzweilig Lesen'': || Übertragung von Siegfried H. Sichtermann: |
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+ | {{zitat|'''Die .XXXI. histori sagt wie'''<br>'''Vlenspiegel mit einem todten houpt vmb zoch die leüt damit zů bestreichen / vnnd vil opffer daruon vff hůb.''' | ||
IN allen landen het sich Vlenspiegel mit seiner boßheit bekant gemacht / vnd wa er vor ein mal gewesen waz da wz er nit wilkum es wer dan das er sich vercleidet dz man in nit kant. Also gieng es an demselben end mit im zů / das er sich mit müsig gon nit mer trüwt zů erneren / vnd wz doch gůter ding von iugent vff gwesen / vnd gelts gnůg vber kumen mit allerlei gükel spil. | IN allen landen het sich Vlenspiegel mit seiner boßheit bekant gemacht / vnd wa er vor ein mal gewesen waz da wz er nit wilkum es wer dan das er sich vercleidet dz man in nit kant. Also gieng es an demselben end mit im zů / das er sich mit müsig gon nit mer trüwt zů erneren / vnd wz doch gůter ding von iugent vff gwesen / vnd gelts gnůg vber kumen mit allerlei gükel spil. | ||
- | Da aber sein schalckeit in allen landen bekant ward vnd im sein narung hinder sich gieng / da gedacht er wz er treiben solt dz er gůt vber kem mit müssig gon / vnd nam im für ein statzinierer vß zů thůn / vnd mit dem heiltumb im land umher zů reiten / vnd [[Verkleid|cleidet]] sich mit einem [[Abrafaxe|schůler]] in eins priesters gestalt / vnd nam ein todtenkopff / vnd ließ in inn silber fassen / vnd kam ins land [[Pommern|Bummern]] / da sich die [[Geldgieriger Dorfpfarrer|priester]] me an dz suffen halten / dann an dz predigen. Vnd wa dann etwan in eim [[Bettlerfeindliches bayerisches Dorf|dorff]] kirchweihung wz / oder hochzeit / oder andere versamlung der landlüt / da macht sich Vlenspiegel hin / vnd Pfarrer das er wolt predigen / vnd den buren dz heilthumb verkünden / dz sie sich ließen bestreichen / vnd wz er für opffer vber kem / dz wolt er im halber geben. So wz nun den vngelerten pfaffen wol darmit / dz sie nit mer dann gelt vberkemen / vnd so aller meist volck in der kirchen wz / so steig er vff den predigstůl / vnd sagt etwz von der [[Altes Testament|alten ee]] / vnd zoch die [[Neues Testament|nüwe ee]] daryn mit der [[Arche Noah|archen]] vnd dem guldnen eimer / da dz himmel brot in lag / vnd sprach dazů / dz es dz groest heiltumb wer / vnderwei[l]en sagt er von dem haubt sant Brandonus / der ein heilig man gewesen wer / das haubt er da het / vnd dz ym befolhen wer damit zesamlen an ein nüwe kirch zů buwen / vnd das thůn mit reinen gůte / vnd bei seinem leben kein opffer nemen solte von keiner frauwen / die ein eebrecherin wer / vnd welch solche frauwen seind / die sollen stil ston / dann so sie mir etwas opffern werden / so sie schuldig seind in dem eebruch / ich nim das nit / vnd sie werden vor mir verschempt / darnach wissen vch zůrichten / vnd gab den lüten das haubt zůküssen / das villeicht eins schmidßhaubt geweßen wer / das er vff eim kirchoff genummen het vnd gab den buren vnd beurin den segen / vnd gieng ab der cantzel für den altar ston / vnd fieng der pfarrer an zů singen vnd sein schellen klingen. Da giengen die boeßen mit den gůten wybern zum altar mit irem opffer / trungen sich zů dem altar das sie kychten. Vnd der ein boeß gschrei het / vnd da auch etwz an was / die wolten die ersten sein mit irem opffer. Da nam er das opffer von boeßen vnd von gůten vnd verschmacht nüt vnd so fast glaubten die einfeltigen frawen an sein listige schalckhafftige sach / das sie meinten. Welch fraw stil wer gestanden / sie wer nit frum gesein. Des selben gleichen Welche fraw kein gelt het / die opffert ein guldin oder silbrin ring / vnd ie ein het acht vff die ander / ob sie auch opffert / vnd welche geopffert / die meint sie hett ir eer bestetigt vnd ir boeß geschrei da mit genumen. Auch waren ettliche die zwei oder dreimal opfferten / vff das das volck das solte sehen vnd sie vß irem boesen geschrei solten lassen. Vnd er vberkam das schoenste opffer / des gleichen vor nie gehoert ist worden / vnd da er das opffer hinweg het genummen da gebot er bei dem bann allen denen die im geopffert hetten / das sie nit mer mit büberei solten vmbgon / dann sie werent des halben gantz frei / vnnd weren etlich der selben da gewesen / er wolte das opffer nicht von inen entpfangen haben. Also warden die frauwen allenthalben | + | Da aber sein schalckeit in allen landen bekant ward vnd im sein narung hinder sich gieng / da gedacht er wz er treiben solt dz er gůt vber kem mit müssig gon / vnd nam im für ein statzinierer vß zů thůn / vnd mit dem heiltumb im land umher zů reiten / vnd [[Verkleid|cleidet]] sich mit einem [[Abrafaxe|schůler]] in eins priesters gestalt / vnd nam ein todtenkopff / vnd ließ in inn silber fassen / vnd kam ins land [[Pommern|Bummern]] / da sich die [[Geldgieriger Dorfpfarrer|priester]] me an dz suffen halten / dann an dz predigen. Vnd wa dann etwan in eim [[Bettlerfeindliches bayerisches Dorf|dorff]] kirchweihung wz / oder hochzeit / oder andere versamlung der landlüt / da macht sich Vlenspiegel hin / vnd Pfarrer das er wolt predigen / vnd den buren dz heilthumb verkünden / dz sie sich ließen bestreichen / vnd wz er für opffer vber kem / dz wolt er im halber geben. So wz nun den vngelerten pfaffen wol darmit / dz sie nit mer dann gelt vberkemen / vnd so aller meist volck in der kirchen wz / so steig er vff den predigstůl / vnd sagt etwz von der [[Altes Testament|alten ee]] / vnd zoch die [[Neues Testament|nüwe ee]] daryn mit der [[Arche Noah|archen]] vnd dem guldnen eimer / da dz himmel brot in lag / vnd sprach dazů / dz es dz groest heiltumb wer / vnderwei[l]en sagt er von dem haubt sant Brandonus / der ein heilig man gewesen wer / das haubt er da het / vnd dz ym befolhen wer damit zesamlen an ein nüwe kirch zů buwen / vnd das thůn mit reinen gůte / vnd bei seinem leben kein opffer nemen solte von keiner frauwen / die ein eebrecherin wer / vnd welch solche frauwen seind / die sollen stil ston / dann so sie mir etwas opffern werden / so sie schuldig seind in dem eebruch / ich nim das nit / vnd sie werden vor mir verschempt / darnach wissen vch zůrichten / vnd gab den lüten das haubt zůküssen / das villeicht eins schmidßhaubt geweßen wer / das er vff eim kirchoff genummen het vnd gab den buren vnd beurin den segen / vnd gieng ab der cantzel für den altar ston / vnd fieng der pfarrer an zů singen vnd sein schellen klingen. Da giengen die boeßen mit den gůten wybern zum altar mit irem opffer / trungen sich zů dem altar das sie kychten. Vnd der ein boeß gschrei het / vnd da auch etwz an was / die wolten die ersten sein mit irem opffer. Da nam er das opffer von boeßen vnd von gůten vnd verschmacht nüt vnd so fast glaubten die einfeltigen frawen an sein listige schalckhafftige sach / das sie meinten. Welch fraw stil wer gestanden / sie wer nit frum gesein. Des selben gleichen Welche fraw kein gelt het / die opffert ein guldin oder silbrin ring / vnd ie ein het acht vff die ander / ob sie auch opffert / vnd welche geopffert / die meint sie hett ir eer bestetigt vnd ir boeß geschrei da mit genumen. Auch waren ettliche die zwei oder dreimal opfferten / vff das das volck das solte sehen vnd sie vß irem boesen geschrei solten lassen. Vnd er vberkam das schoenste opffer / des gleichen vor nie gehoert ist worden / vnd da er das opffer hinweg het genummen da gebot er bei dem bann allen denen die im geopffert hetten / das sie nit mer mit büberei solten vmbgon / dann sie werent des halben gantz frei / vnnd weren etlich der selben da gewesen / er wolte das opffer nicht von inen entpfangen haben. Also warden die frauwen allenthalben fraw. Vnd wa Vlenspiegel hin kam / da prediget er / vnd da durch ward er reich vnd lüt hielten in für ein frumen prediger so wol kund er die bübery verhellen.}} |
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{{zitat|'''Die 31. Historie sagt, wie Eulenspiegel mit einem Totenkopf umherzog, um die Leute damit zu berühren, und dadurch viele Opfergaben erhielt.''' | {{zitat|'''Die 31. Historie sagt, wie Eulenspiegel mit einem Totenkopf umherzog, um die Leute damit zu berühren, und dadurch viele Opfergaben erhielt.''' | ||
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Also wurden die Frauen allenthalben froh. Und wo Eulenspiegel hinkam, da predigte er und wurde dadurch reich. Die Leute hielten ihn für einen frommen Prediger, so gut konnte er seine Schalkheit verhehlen.}} | Also wurden die Frauen allenthalben froh. Und wo Eulenspiegel hinkam, da predigte er und wurde dadurch reich. Die Leute hielten ihn für einen frommen Prediger, so gut konnte er seine Schalkheit verhehlen.}} | ||
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=== Marburg und die Ahnengalerie - ''27. Historie'' === | === Marburg und die Ahnengalerie - ''27. Historie'' === | ||
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{{zitat|'''Die XXVII. histori sagt wie Vlenspiegel''' | {{zitat|'''Die XXVII. histori sagt wie Vlenspiegel''' | ||
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ABentürliche ding trib Vlenspiegel in dem land zů [[Hessen]] da er dz land zů [[Sachsen]] fast vmb vnd vmb gwandert hat / vnd fast wol bekant wz / dz er sich mit seiner bübery nit wol vß bringen mocht da thet er sich in des land zů Hessen vnd kam gen [[Marburg|Marckburg]] an des [[Heinrich II. der Eiserne|landgraffen]] hoff vnd der her fragt wz er künt. Er antwurt vnd sprach genediger her / ich bin ein künstner / des froewd sich der landgraff / dan er meint / er wer ein artist vnd künt mit der [[Alchemie|archam]] / dann der landgraff het groß arbeit mit der archamei / also fragt er ob er ein [[Alchemist|archamist]] wer. Vlenspiegel sprach genediger her nein / ich bin ein maler des gleichen in vil landen nit funden würt / da mein arbeit vber trifft ander arbeit weit. Der landgraff sprach laß vns etwz sehen. Vlenspiegel sprach Gnediger her ia / vnd het etlich tüchlin vnnd künstück / die er in [[flandern]] koufft het. die zoch er her für vß seinem sack vnd zeigt die dem graffen / die gefielen dem herren so wol / vnd sprach zů im / lieber meister wz woellen ir nemen vnd woellen vnß vnsern sal malen / von dem [[Haus Hessen|herkumen der landgraffen von Hessen]] / vnd wie der befründet haben mit dem [[Andreas II.|künig]] von [[Ungarn|Vngeren]] vnd andern fürsten vnd herren / vnd wie lang dz gestanden hat / vnd woellen vnß dz vff dz aller koestlichest machen / Vlenspiegel antwurt Genediger herr also mir euwer genand das für gibt / würt wol vier hundert [[gulden]] kosten. Der landgroff sprach Meister machen vns das nur gůt / wir woellen euch das wol belonnen Vlenspiegel nam das also an / doch so müst im der Lantgroff hundert guldin daruff geben / damitt er farben kouffte / vnd [[Abrafaxe|gesellen]] vber kem / als aber Vlenspiegel mit dreien gesellen wil die arbeit anfahen / so dingt er dem landgraffen an das niemant solt in den sal gon die weil er arbeitet / dan allein sein gesellen / damitt er inn seiner kunst nit verhindert würt / dz verwilliget im der lantgraff. / Also ward vlnspiegel mit seinen gsellen eins / vnd vberleget mit inen dz sie still schwigen / vnd ließen in machen / sie dorfften nit arbeiten / vnd solten dannocht iren lon haben / vnd ir groeste Arbeit solt sein im bretspilen. Dz namen die gesellen an / das sie mit müssig gon gleich wol solten lon verdienen. Dz wert also ein woch oder vier / dz den lantgraffen verlangt / wz doch der meister mit seinen cummpanien mochte malen / ob es doch so gůt wolt werden als die prob / vnd sprach Vlenspiegeln an. Ach lieber mester / vns verlanget gar ser zů sehen euwer arbeit / wir begeren mit euch moegen gon in den sal / vnd euwer gemelts zů besehen. Vlenspiegel sprach. Ja gnediger herr / aber einerlei wil ich ewern gnaden sagen / wer mit euwern gnaden geet / vnd dz gemeldt beschauwt. Wer dann nit recht eelich geboren ist / der mag mein gemelt nit wol sehen. Der landtgraff sprach. Meister dz wer großes. In dem giengen sie in den sal. Da het vlenspiegel ein lang leinin tůch an die wand hin gespant / da er malen solt / vnd da zoch Vlenspiegel dz ein wenig hindersich / vnd zeugt mit einem weissen steblin an die wand vnd sprach also. Sehen gnediger herr / diser man / dz ist der erste landtgraff von hessen / vnd ein [[Familie Colonna|Columneser]] von [[Rom]] geweßen / vnnd hatt zů einer fürstin vnd frauwen gehabt / des milten [[Kaiser Justinian|Justinians]] tochter einer hertzogin vonn [[Bayern]] / der nun darnach [[Kaiser|Keiser]] ward. Sehent gnediger herr. Vonn dem da ward geboren Adolffus. Adolffus der gebar [[Wilhelm der Schwarze|Wilhelm den schwartzen]]. Wilhelm gebar [[Ludwig der Fromme|Ludwigen / den frumen]]. vnd also fürhin biß vff ewer fürstliche gnad. Also weiß ich dz fürwar / daz niemans mein arbeit straffen kan / so künstlich vnd auch so von schonen farben. Der Lantgraff sach anders nüt dann die weiß wand vnd gedacht in im selber / solt ich vmmer ein hůrenkind syn so sihe ich doch anders nüt dan ein weisse wand. Jedoch sprach er (vmb glimpffs willen) lieber meister vns benuegt wol doch hon wir sein nit gnůg verstant zů erkennen / vnd gieng damit vß de sal Da nun der Lantgraff zů der fürstin kam da fragt sie in. Ach gnediger herr / wz malet doch euwer freier maler / ir hon es besehen / wie gefalt euch sein arbeit ich hon schwachen glauben darzů / er sicht wie ein schalck. Der fürst sprach liebe fraw mir gefalt sein arbeit süberlich wol / vnd thut im noch recht. Gnediger herr sprach sie müßen wir es nit auch besehen. Ja mit des meisters willen Sie ließ Vlenspiegel fordern / vnd begert auch zůsehen dz gemelte. Vlenspiegel sprach zů ir wie zů dem fürsten. Wer nit eelich wer / der künd sein Arbeit nit sehen / Da gieng sie mitt acht iunckfrawen vnd einer thoerin in den sal / da zoch Vlenspiegel das thůch aber hindersich wie vor / vnnd erzalte da der greffin auch das herkummen der lantgraffen / ie ein stück nach dem andern. Aber die fürstin vnd iunckfrauwen schwigen alle stil / niemant lobt oder schalt das gemelt. ir ietlicher was leidt das ir vnrecht was / von vatter oder von můter her / vnd zů dem letsten da hůb die thoerin an vnd sprach. Liebster meister / nun sih ich nüt von gemelt vnd solt ich all mein lebtag ein hůrenkint sein da gedacht Vlenspiegel dz wil nit gůt werden / woellen die thoren die warheit sagen / so mus ich warlich wandern / vnd zoch dz in ein gelechter. In dem gieng die fürstin hinweg / wider zů irem herren / der fragt sie wie ir dz gemelt gefiel / sie antwurt im vnd sprach Gnediger her es gefelt mir als wol / als euwern gnaden. Aber vnser toerin gefelt es nit / sie spricht sie seh kein gemelt / des gleichen auch vnser iunckfrawen vnd besorg es sei bübery in der sach / Dz gieng dem fürsten zů hertzen vnd gedacht ob er schon betrogen wer / ließ doch Vlenspiegel sagen dz er sein sach schickt daz gantz hoffgesind müst sein arbeit besehen / vnd der fürst meint er welt sehen welcher eelich oder vneelich vnder seiner ritterschafft wer / der lehen weren im verfallen / Da gieng vlenspiegel zů seinen gesellen vnd gab in vrloub vnd fordert noch hundert gulden von dem rentmeister / vnd enpfieng die / vnd gieng in dem daruon / des ander tags fragt der graff nach seim maler der wz hinweg. Da gieng der Fürst des andern tags in den sal mit allem seinem hoffgesint ob iemans etwz gemelts sehen kunt / aber nieman künt sagen der etwz sehe Vnd da sie all schwigen / da sprach der landgraff. Nun sehen wir wol dz wir betrogen seint vnd mit Vlenspiegel hon ich mich nie bekümern woellen / noch dan ist er zů vns kumen doch die zweihundert gulden woellen wir wol verdulden so er dennocht ein schalck mus bleiben / vnd můß darumb vnser fürstenthom meiden. Also wz vlenspiegel von marckburg hinweg kumen / vnd wolt sich fürter molens nit mer annemen.}} | ABentürliche ding trib Vlenspiegel in dem land zů [[Hessen]] da er dz land zů [[Sachsen]] fast vmb vnd vmb gwandert hat / vnd fast wol bekant wz / dz er sich mit seiner bübery nit wol vß bringen mocht da thet er sich in des land zů Hessen vnd kam gen [[Marburg|Marckburg]] an des [[Heinrich II. der Eiserne|landgraffen]] hoff vnd der her fragt wz er künt. Er antwurt vnd sprach genediger her / ich bin ein künstner / des froewd sich der landgraff / dan er meint / er wer ein artist vnd künt mit der [[Alchemie|archam]] / dann der landgraff het groß arbeit mit der archamei / also fragt er ob er ein [[Alchemist|archamist]] wer. Vlenspiegel sprach genediger her nein / ich bin ein maler des gleichen in vil landen nit funden würt / da mein arbeit vber trifft ander arbeit weit. Der landgraff sprach laß vns etwz sehen. Vlenspiegel sprach Gnediger her ia / vnd het etlich tüchlin vnnd künstück / die er in [[flandern]] koufft het. die zoch er her für vß seinem sack vnd zeigt die dem graffen / die gefielen dem herren so wol / vnd sprach zů im / lieber meister wz woellen ir nemen vnd woellen vnß vnsern sal malen / von dem [[Haus Hessen|herkumen der landgraffen von Hessen]] / vnd wie der befründet haben mit dem [[Andreas II.|künig]] von [[Ungarn|Vngeren]] vnd andern fürsten vnd herren / vnd wie lang dz gestanden hat / vnd woellen vnß dz vff dz aller koestlichest machen / Vlenspiegel antwurt Genediger herr also mir euwer genand das für gibt / würt wol vier hundert [[gulden]] kosten. Der landgroff sprach Meister machen vns das nur gůt / wir woellen euch das wol belonnen Vlenspiegel nam das also an / doch so müst im der Lantgroff hundert guldin daruff geben / damitt er farben kouffte / vnd [[Abrafaxe|gesellen]] vber kem / als aber Vlenspiegel mit dreien gesellen wil die arbeit anfahen / so dingt er dem landgraffen an das niemant solt in den sal gon die weil er arbeitet / dan allein sein gesellen / damitt er inn seiner kunst nit verhindert würt / dz verwilliget im der lantgraff. / Also ward vlnspiegel mit seinen gsellen eins / vnd vberleget mit inen dz sie still schwigen / vnd ließen in machen / sie dorfften nit arbeiten / vnd solten dannocht iren lon haben / vnd ir groeste Arbeit solt sein im bretspilen. Dz namen die gesellen an / das sie mit müssig gon gleich wol solten lon verdienen. Dz wert also ein woch oder vier / dz den lantgraffen verlangt / wz doch der meister mit seinen cummpanien mochte malen / ob es doch so gůt wolt werden als die prob / vnd sprach Vlenspiegeln an. Ach lieber mester / vns verlanget gar ser zů sehen euwer arbeit / wir begeren mit euch moegen gon in den sal / vnd euwer gemelts zů besehen. Vlenspiegel sprach. Ja gnediger herr / aber einerlei wil ich ewern gnaden sagen / wer mit euwern gnaden geet / vnd dz gemeldt beschauwt. Wer dann nit recht eelich geboren ist / der mag mein gemelt nit wol sehen. Der landtgraff sprach. Meister dz wer großes. In dem giengen sie in den sal. Da het vlenspiegel ein lang leinin tůch an die wand hin gespant / da er malen solt / vnd da zoch Vlenspiegel dz ein wenig hindersich / vnd zeugt mit einem weissen steblin an die wand vnd sprach also. Sehen gnediger herr / diser man / dz ist der erste landtgraff von hessen / vnd ein [[Familie Colonna|Columneser]] von [[Rom]] geweßen / vnnd hatt zů einer fürstin vnd frauwen gehabt / des milten [[Kaiser Justinian|Justinians]] tochter einer hertzogin vonn [[Bayern]] / der nun darnach [[Kaiser|Keiser]] ward. Sehent gnediger herr. Vonn dem da ward geboren Adolffus. Adolffus der gebar [[Wilhelm der Schwarze|Wilhelm den schwartzen]]. Wilhelm gebar [[Ludwig der Fromme|Ludwigen / den frumen]]. vnd also fürhin biß vff ewer fürstliche gnad. Also weiß ich dz fürwar / daz niemans mein arbeit straffen kan / so künstlich vnd auch so von schonen farben. Der Lantgraff sach anders nüt dann die weiß wand vnd gedacht in im selber / solt ich vmmer ein hůrenkind syn so sihe ich doch anders nüt dan ein weisse wand. Jedoch sprach er (vmb glimpffs willen) lieber meister vns benuegt wol doch hon wir sein nit gnůg verstant zů erkennen / vnd gieng damit vß de sal Da nun der Lantgraff zů der fürstin kam da fragt sie in. Ach gnediger herr / wz malet doch euwer freier maler / ir hon es besehen / wie gefalt euch sein arbeit ich hon schwachen glauben darzů / er sicht wie ein schalck. Der fürst sprach liebe fraw mir gefalt sein arbeit süberlich wol / vnd thut im noch recht. Gnediger herr sprach sie müßen wir es nit auch besehen. Ja mit des meisters willen Sie ließ Vlenspiegel fordern / vnd begert auch zůsehen dz gemelte. Vlenspiegel sprach zů ir wie zů dem fürsten. Wer nit eelich wer / der künd sein Arbeit nit sehen / Da gieng sie mitt acht iunckfrawen vnd einer thoerin in den sal / da zoch Vlenspiegel das thůch aber hindersich wie vor / vnnd erzalte da der greffin auch das herkummen der lantgraffen / ie ein stück nach dem andern. Aber die fürstin vnd iunckfrauwen schwigen alle stil / niemant lobt oder schalt das gemelt. ir ietlicher was leidt das ir vnrecht was / von vatter oder von můter her / vnd zů dem letsten da hůb die thoerin an vnd sprach. Liebster meister / nun sih ich nüt von gemelt vnd solt ich all mein lebtag ein hůrenkint sein da gedacht Vlenspiegel dz wil nit gůt werden / woellen die thoren die warheit sagen / so mus ich warlich wandern / vnd zoch dz in ein gelechter. In dem gieng die fürstin hinweg / wider zů irem herren / der fragt sie wie ir dz gemelt gefiel / sie antwurt im vnd sprach Gnediger her es gefelt mir als wol / als euwern gnaden. Aber vnser toerin gefelt es nit / sie spricht sie seh kein gemelt / des gleichen auch vnser iunckfrawen vnd besorg es sei bübery in der sach / Dz gieng dem fürsten zů hertzen vnd gedacht ob er schon betrogen wer / ließ doch Vlenspiegel sagen dz er sein sach schickt daz gantz hoffgesind müst sein arbeit besehen / vnd der fürst meint er welt sehen welcher eelich oder vneelich vnder seiner ritterschafft wer / der lehen weren im verfallen / Da gieng vlenspiegel zů seinen gesellen vnd gab in vrloub vnd fordert noch hundert gulden von dem rentmeister / vnd enpfieng die / vnd gieng in dem daruon / des ander tags fragt der graff nach seim maler der wz hinweg. Da gieng der Fürst des andern tags in den sal mit allem seinem hoffgesint ob iemans etwz gemelts sehen kunt / aber nieman künt sagen der etwz sehe Vnd da sie all schwigen / da sprach der landgraff. Nun sehen wir wol dz wir betrogen seint vnd mit Vlenspiegel hon ich mich nie bekümern woellen / noch dan ist er zů vns kumen doch die zweihundert gulden woellen wir wol verdulden so er dennocht ein schalck mus bleiben / vnd můß darumb vnser fürstenthom meiden. Also wz vlenspiegel von marckburg hinweg kumen / vnd wolt sich fürter molens nit mer annemen.}} | ||
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{{zitat|'''Die 27. Historie sagt, wie Eulenspiegel für den Landgrafen von Hessen malte und ihm weismachte, wer unehelich sei, könne das Bild nicht sehen.''' | {{zitat|'''Die 27. Historie sagt, wie Eulenspiegel für den Landgrafen von Hessen malte und ihm weismachte, wer unehelich sei, könne das Bild nicht sehen.''' | ||
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Des anderen Tags fragte der Landgraf nach seinem Maler, aber der war hinweg. Da ging der Fürst in den Saal mit allem seinem Hofgesinde, ob jemand etwas Gemaltes sehen könne. Aber niemand konnte sagen, daß er etwas sähe. Und da sie alle schwiegen, sprach der Landgraf: »Nun erkennen wir wohl, daß wir betrogen sind. Mit Eulenspiegel habe ich mich nie befassen wollen, dennoch ist er zu uns gekommen. Die zweihundert Gulden wollen wir zwar verschmerzen. Er aber wird ein Schalk bleiben und muß darum unser Fürstentum meiden.« Also war Eulenspiegel aus Marburg fortgekommen und wollte sich künftig mit Malen nicht mehr befassen.}} | Des anderen Tags fragte der Landgraf nach seinem Maler, aber der war hinweg. Da ging der Fürst in den Saal mit allem seinem Hofgesinde, ob jemand etwas Gemaltes sehen könne. Aber niemand konnte sagen, daß er etwas sähe. Und da sie alle schwiegen, sprach der Landgraf: »Nun erkennen wir wohl, daß wir betrogen sind. Mit Eulenspiegel habe ich mich nie befassen wollen, dennoch ist er zu uns gekommen. Die zweihundert Gulden wollen wir zwar verschmerzen. Er aber wird ein Schalk bleiben und muß darum unser Fürstentum meiden.« Also war Eulenspiegel aus Marburg fortgekommen und wollte sich künftig mit Malen nicht mehr befassen.}} | ||
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=== Marburg und der Prozess (eigentlich: Lübeck) - ''58. Historie'' === | === Marburg und der Prozess (eigentlich: Lübeck) - ''58. Historie'' === | ||
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Version vom 21:22, 12. Jan. 2025
Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel ist ein frühneuzeitlicher Schelmenroman. Es handelt sich um die erste umfangreiche literarische Bearbeitung des Eulenspiegel-Stoffs, wobei mehrere der geschilderten Streiche auf wesentlich frühere, teils antike Wandermotive zurückgehen, die erst später mit der Figur des Till Eulenspiegel verknüpft wurden. Das Kurtzweilig Lesen bzw. eine seiner Übertragungen ins Neuhochdeutsche diente als Vorlage für die diversen Umsetzungen der Eulenspiegel-Abenteuer im MOSAIK und ums MOSAIK herum.
Inhaltsverzeichnis |
Druckgeschichte
Der vollständige Titel des in mittelniederdeutscher Sprache verfassten Volksbuchs lautet Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel geborē vß dem land zů Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt .xcvi. seiner geschichten ("Ein kurzweiliges Lesen von Till Eulenspiegel, geboren aus dem Land zu Braunschweig, wie er sein Leben verbracht hat. 96 seiner Geschichten"). Es erschien zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Druckerei von Hans Grüninger in Straßburg; das genaue Jahr ist nicht bekannt (wohl um 1510/11), die älteste erhaltene Auflage stammt von 1515. Ebenfalls unbekannt ist der Verfasser. Es kommen hierfür sowohl Autoren aus der Gegend von Braunschweig in Frage (Hermann Bote, Hieronymus Brunschwig), als auch solche aus dem Umfeld der Druckerei, inklusive des Druckers selbst (Hans Grüninger, Hermann Buschius, Johannes Adelphus und andere); ohne weiteres denkbar ist auch eine Co-Verfasserschaft mehrerer Autoren.
Das Buch beginnt mit einer Einleitung des anonymen Autors, dann folgen 96 kurze bis sehr kurze Episoden ("Historien", Nr. 42 fehlt allerdings). Diese schildern jeweils einen Streich Eulenspiegels (mit Ausnahme der ersten Historie, die seine Geburt und seine Taufe, und der letzten drei Historien, die Ereignisse nach seinem Tod behandeln). Üblicherweise beginnt jede Episode damit, dass Eulenspiegel, der kreuz und quer durch die Gegend reist, in eine neue Stadt oder ein neues Land kommt und schnell erkennt, wie er die Leute dort übervorteilen oder ihnen sonstige deftige, gerne skatologische Streiche spielen kann. So kommt er u.a. nach Magdeburg, Hildesheim, Nürnberg, Halberstadt, Braunschweig, Lüneburg, Marburg, Erfurt, Sangerhausen, Bamberg, Frankfurt, Quedlinburg, Rostock, Wismar, Berlin, Stendal, Aschersleben, Leipzig, Lübeck, Dresden, Hannover, Bremen, Hamburg, Eisleben, Köln und Mölln, sowie nach Dänemark, Polen, Böhmen (Prag), Pommern, Italien (Rom), Frankreich (Paris) und Belgien (Antwerpen).
Eulenspiegel-Streiche, die auch mit anderen Figuren verknüpft werden, sind z.B. die 80. Historie, in der er mit dem Klang von Geld bezahlt (vgl. Hodscha Nasreddin), die 8. Historie, in der er Hühner an kreuzweise verknüpften Stricken fängt (vgl. Max und Moritz, diese beiden), die 27. Historie, in der sich nur eine Törin zu sagen traut, dass er gar nichts gemalt hat (vgl. Des Kaisers neue Kleider) und die 28. Historie, in der er vor einem Gremium von missgünstigen Gelehrten Fragen zur Erde und zum Weltall beantwortet (vgl. erneut Hodscha Nasreddin).
Übertragungen des Volksbuchs ins Neuhochdeutsche, oft verknüpft mit einer gewissen Überarbeitung, gibt es reichlich. Es ist daher nicht immer ohne weiteres festzustellen, welche von ihnen bei der jeweiligen Umsetzung des Stoffs im MOSAIK und seinem Umfeld genutzt wurde. Hier im Artikel wird die Übertragung von Siegfried H. Sichtermann aus dem Insel-Verlag als Vergleich herangezogen. Bei der Fanfiction-Geschichte Die Abrafaxe, und wie Eulenspiegel vorgab, dass er zu Magdeburg von der Laube fliegen wollte hat die Auswahl von Eulenspiegel-Geschichten aus den Magdeburger Sagen von Otto Fuhlrott zugrundegelegen.
Eulenspiegel in der Runkel- und der Adria-Serie
Bei den diversen Ankündigungen für künftige Abenteuer im MOSAIK, auf den Rückseiten der Runkel-Nachdrucke und zu Beginn von Heft 1/76, wurde auch schon Till Eulenspiegel genannt. Näher wird auf seine Streiche jedoch nicht eigegangen, so dass hierfür sicherlich keine vorherige Lektüre des Volksbuchs nötig war.
Eulenspiegel in der Jubiläums-Serie
MOSAIK 589, das erste Heft der Jubiläums-Serie, bietet sechs Eulenspiegel-Streiche, je einen aus Magdeburg und Bayern und je zwei aus Erfurt und Marburg, die auf sechs verschiedenen Historien der Vorlage beruhen: Magdeburg, Marburg, Pommern, Lübeck und zweimal Erfurt. Die grundlegende Struktur der Vorlage wird jeweils beibehalten, doch werden durchaus einige Sachen geändert, gekürzt oder hinzugefügt. Die Auswahl und Reihenfolge der einzelnen Geschichten erfolgte dabei recht frei; d.h. die Reihenfolge im MOSAIK stimmt nicht mit der im Kurtzweilig Lesen überein. Das ist insofern kein Problem, als die Original-Historien abgesehen von gelegentlichen kurzen Überleitungssätzen nicht aufeinander aufbauen. In der folgenden Besprechung der relevanten Stellen wird chronologisch nach der MOSAIK-Handlung vorgegangen.
Für die kurze Szene, in der sich Eulenspiegel beim Bergabwandern ärgert und beim Bergaufwandern freut, konnte noch keine Vorlage aus dem Kurtzweilig Lesen gefunden werden. Diese Geschichte ist aber tatsächlich in diversen Eulenspiegel-Büchern und -Gedichten enthalten.
Magdeburg - 14. Historie
Im MOSAIK erreichen die Abrafaxe im Jahre 1334 Magdeburg, wo Till Eulenspiegel gerade auf dem Dach des Rathauses steht und die Leute unten verhöhnt, da sie geglaubt hätten, er könne fliegen. Sie helfen ihm, den aufgebrachten Bürgern zu entkommen, unter denen sich eine Nebenhandlung um einen Wurstdieb entfaltet.
Außer in der hinzugefügten Nebenhandlung mit den verschiedenen Bürgern stimmt das MOSAIK stark mit der Vorlage im Kurtzweilig Lesen überein. Insbesondere ist Eulenspiegels Spottrede fast 1:1 übernommen worden - abgesehen davon, dass einige Begriffe modernisiert wurden und sich Eulenspiegel statt mit einer Gans mit einem Storch vergleicht.
Originaltext im Kurtzweilig Lesen: | Übertragung von Siegfried H. Sichtermann (mit abweichender Historienzählung): | ||
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Erfurt und die Fleischer - 60. Historie
Originaltext im Kurtzweilig Lesen: | Übertragung von Siegfried H. Sichtermann (mit abweichender Historienzählung): | ||
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Erfurt und der Esel - 29. Historie
Originaltext im Kurtzweilig Lesen: | Übertragung von Siegfried H. Sichtermann: | ||
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Bayerisches Dorf (eigentlich: Pommern) - 31. Historie
An dieser Historie wurde fürs MOSAIK so einiges geändert:
- aus Pommern wurde Bayern
- aus einem Totenkopf wurde ein Herz bzw. ein Pferdeapfel
- aus St. Brendan (dem Heiligen der Reisenden) wurde der ausgedachte Heilige Malumus
- aus dem Seelenheil wurde ein "guter Zweck"
- aus Ehebrecherinnen wurden Diebe
Ansonsten aber ist alles dasselbe.
Originaltext im Kurtzweilig Lesen: | Übertragung von Siegfried H. Sichtermann: | ||
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Marburg und die Ahnengalerie - 27. Historie
Originaltext im Kurtzweilig Lesen: | Übertragung von Siegfried H. Sichtermann (mit abweichender Historienzählung): | ||
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Marburg und der Prozess (eigentlich: Lübeck) - 58. Historie
Die .LVIII histori sagt wie man
Vlenspiegel zů Lübeck hencken wolt / da er mit behender schalckheit daruon kam. LAmbrecht der wein zepffer achtet der wort als Vlenspiegel sagt da er vß dem keller gieng vnd get hin vnd vber kumpt ein botten vnd loufft Vlenspiegel nach / vnnd vber kumpt in vff der strassen / der büttel greiff in an / vnd fanden sie zwo kanten bei im / die ledig kant vnd die kant darin der wein wz. Da sprachen sie in an für ein dieb vnd furten in in die gefenckniß. Also ward von etlichen ein vrteil geben / er hab den galgen darvmb verdienet vnd etlich sprachen / es wir nit mer dann ein subteilige büberei / vnd die meinten der weinzepffer solt vff gesehen haben / als er dann spricht / dz in niemans betriegen kund / vnd dz hat Vlenspiegel gethon / vmb seiner großen vermessenheit willen. Aber die Vlenspiegeln gram waren / die sprachen daz wer dieberei / er müst darumb hangen. Also das vber in dz vrteil ward geben der tod des galgens. Als nun der gerichtes tag kam dz man Vlenspiegel vßfieren solt vnd solt in hencken dz wz ein gerühel vber die gantz stat / dz iederman zů roß vnd zů fůß vff wz / also das dem rat von Lübeck leid was das er in abgetrungen wurd / vnd verschůffen das er nit gehangen wurd. Etliche wolten sehen wie er sein end wolt nemen nach dem er ein abentürlich mensch wz gewesen. Etliche meinten er kunt mit der schwartzen künst vnd dz er sich damit ledigen würd / vnd dz mererteil gunten im dz er ledig würde / vnd in der vßfierung wz Vlenspiegel gantz stil / vnd sprach nit ein wort / so dz sich iederman sein verwundert / vnd meinten er wer verzweiffelt / das weret bis an den galgen / da thet er den mund vff / vnd heischt den gantzen rat zů im vnd bat in gar demütigklichen / dz sie in wolten ein bit geweren / er wolt sie weder vmb leib noch leben bitten / oder vmb gelt oder gůt / sunder etwas gůts nach zethůn / noch ewige meß / noch ewige spenden / noch ewige gedechtniß / sunder ein ringe sach / dz on schaden wol zů thun stund / vnd dz der eerlich rat von lübeck leichtig thůn kund / on eins pfenings kosten. Die rat personen stůnden zůsammen / vnd giengen darumb vber die seiten zů rat / vnd wurden des zůfriden / dz sie im seiner bit wolten folgen nach dem er vor vß gedingt het / darumb er nit bitten wolt. Vnd ir waren etwann mancher / die verlangt ser / wz er bitten wolt / vnd sprachen zů im / was er gebetten het dz solt geschehen / so fer dz er nit bitten wolt vß den articklen als er vor erzelet het. Wolt er dz also haben / so wolten sie in sein bit geweren. Vlenspiegel der sprach. Die artickel die ich vor gezelt habe / will ich euch nit bitten / sunder woellen ir mir dz halten / darumb ich euch bit / so thůn mir die hend da vff. Dz theten sie all zů mal / vnd gelobten im dz mit hand vnd mit mund. Da sprach vlenspiegel. Ir eerlichen herren von Lübeck / so ir mir gelobt haben / so bit ich euch darum / vnd ist mein bit. Wan ich nun gehangen bin / dz dann der weinzepffer woell kummen all morgen / iii. tag lang / der schenck zů dem ersten / der greiben schinder darnach / vnd mich küssen mit dem mund nüchtern in den arß Da spuwten sie vß / vnd sprachen. Dz wer nit ein zimliche bit. Vlenspiegel sprach. Ich halt den eerlichen rat zů lübeck so redlich / er woell mir halten dz er mir zů gesagt hat / mit hand vnd mit mund. Sie giengen all darüber zů rat / so dz mit gunst / vnd andern zůfallenden sachen ward beschlossen dz sie in liessen gon. Also reißte vlenspiegel dannen geen Helmstet / vnd man sach in nit mer zů lübeck. |
Übertragung von Siegfried H. Sichtermann (mit abweichender Historienzählung):
Die 56. Historie sagt, wie man Eulenspiegel in Lübeck henken wollte und wie er mit behender Schalkheit davonkam.
Lambrecht, der Weinzäpfer, dachte über die Worte nach, die Eulenspiegel sagte, als er den Keller verließ. Er ging hin, nahm sich einen Stadtwächter, lief Eulenspiegel nach und holte ihn auf der Straße ein. Der Büttel griff ihn an, und sie fanden die zwei Kannen bei ihm, die leere Kanne und die Kanne, worin der Wein war. Da klagten sie ihn als einen Dieb an und führten ihn in das Gefängnis. Etliche meinten, er habe den Galgen verdient; etliche sprachen, es sei nicht mehr als ein ausgeklügelter Streich, und sie meinten, der Weinzäpfer hätte sich vorsehen sollen, denn er habe ja gesagt, daß ihn niemand betrügen könne. Eulenspiegel habe das nur getan wegen der großen Vermessenheit des Weinzäpfers. Aber diejenigen, die Eulenspiegel nicht leiden konnten, sprachen, es sei Diebstahl, er müsse deshalb hängen. So wurde über ihn das Urteil gesprochen: Tod durch den Galgen. Als der Tag der Urteilsvollstreckung kam und man Eulenspiegel vor die Stadt führen und henken sollte, da entstand eine lärmende Unruhe über die ganze Stadt. Jedermann war zu Roß oder zu Fuß auf der Straße. Der Rat von Lübeck befürchtete, daß er um Freigabe des Gefangenen gebeten und veranlaßt werde, Eulenspiegel nicht henken zu lassen. Etliche wollten sehen, was für ein Ende er nähme, nachdem er ein so abenteuerlicher Mensch gewesen war. Andere meinten, er verstünde etwas von der schwarzen Kunst und würde sich damit befreien. Aber der größte Teil gönnte ihm, daß er frei würde. Während der Ausfahrt vor die Stadt war Eulenspiegel ganz still und sprach kein Wort, so daß sich jedermann über ihn wunderte und meinte, er sei verzweifelt. Das dauerte bis an den Galgen. Da tat er den Mund auf, rief den ganzen Rat zu sich und bat ihn demütig, ihm eine Bitte zu gewähren. Er wolle weder um Leib noch um Leben bitten noch um Geld oder Gut; weder um sonst eine Wohltat, noch um ewige Messen, ewige Spenden oder ewiges Gedenken; sondern nur um eine geringe Sache, die ohne Schaden zu tun sei und die der ehrbare Rat von Lübeck leichtlich tun könne ohne einen Pfennig Kosten. Die Ratsherren traten zusammen und gingen zur Seite, um darüber Rat zu halten. Und sie einigten sich, ihm seine Bitte zu gewähren, nachdem er vorher ausdrücklich gesagt hatte, worum er nicht bitten wolle. Manche von ihnen verlangte es sehr zu erfahren, um was er bitten würde. Sie sprachen zu ihm: seine Bitte solle erfüllt werden, sofern er nichts von den Dingen erbäte, die er ausgenommen habe. Wenn er damit einverstanden sei, so wollten sie ihm seine Bitte gewähren. Eulenspiegel sprach: »Um die Dinge, die ich vorhin aufgezählt habe, will ich Euch nicht bitten. Wollt Ihr mir aber das halten, worum ich Euch bitte, so bestätigt mir das durch Handschlag!« Das taten sie alle zusammen und gelobten ihm das mit Hand und Mund. Da sprach Eulenspiegel: »Ihr ehrbaren Herren von Lübeck! Ihr habt es mir gelobt, und ich bitte um dies: Wenn ich gehenkt worden bin, sollen der Weinzäpfer und der Henker drei Tage lang jeden Morgen kommen, und zwar der Weinschenk zuerst und der Henker danach, und mich nüchtern küssen mit dem Mund in den Arsch.« Da spuckten sie aus und sagten, das sei keine geziemende Bitte. Eulenspiegel sprach: »Ich halte den ehrbaren Rat von Lübeck für so redlich, daß er hält, was er mir zugesagt hat mit Hand und Mund.« Sie gingen alle darüber nochmals zu Rat, und aus Gnade und aus anderen zu seinen Gunsten sprechenden Gründen wurde beschlossen, ihn laufen zu lassen. Also reiste Eulenspiegel von dannen nach Helmstedt, und man sah ihn nicht wieder in Lübeck. |
Eulenspiegel in Fanfiction-Geschichten
Mosa-icke
Für die Fanfiction-Geschichte Die Abrafaxe, und wie Eulenspiegel vorgab, dass er zu Magdeburg von der Laube fliegen wollte von Peter Gräber, die 2001 im Fanzine Mosa-icke 2 erschien, wurde ebenfalls die 14. Historie genutzt (siehe oben). Diesmal lag die Bearbeitung des Stoffes durch Otto Fuhlrott für seine Magdeburger Sagen zugrunde. Über 20 Jahre vor MOSAIK 589 erschienen, werden hier bereits einige der Ideen vorweggenommen, die dann auch in der Jubiläums-Serie umgesetzt wurden.
Der König der Spaßmacher
Die 33. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Bamberg um Geld aß.
Als Eulenspiegel von Nürnberg kam, verdiente er mit List einmal Geld in Bamberg. Er war sehr hungrig und kam in einer Wirtin Haus, die hieß Frau Küngine. Sie war eine fröhliche Wirtin und hieß ihn willkommen, denn sie sah an seinen Kleidern, daß er ein seltsamer Gast war. Als man morgens essen wollte, fragte ihn die Wirtin, wie er es halten möchte: ob er ein vollständiges Frühstück einnehmen oder nur einzelne Kleinigkeiten essen wolle. Eulenspiegel antwortete, er sei ein armer Gesell und bitte sie, ihm etwas um Gottes Lohn zu essen zu geben. Die Wirtin sprach: »Freund, an den Fleisch- und Brotbänken gibt man mir nichts umsonst, ich muß Geld dafür zahlen. Darum muß ich für das Essen auch Geld bekommen.« Eulenspiegel sagte: »Ach, Frau, es dient auch mir wohl, um Geld zu essen. Um was oder um wieviel soll ich hier essen und trinken?« Die Frau sprach: »An der Herren Tisch um 24 Pfennige, an dem Tisch daneben um 18 Pfennige und mit meinem Gesinde um 12 Pfennige.« Darauf antwortete Eulenspiegel: »Frau, das meiste Geld dient mir am allerbesten.« Und er setzte sich an die Herrentafel und aß sich sogleich satt. Als er fertig war und gut gegessen und getrunken hatte, sagte er zur Wirtin, sie möge ihn abfertigen; er müsse wandern, denn er habe nicht viel Reisegeld. Die Frau sprach: »Lieber Gast, gebt mir das Essensgeld, 24 Pfennige, und geht, wohin Ihr wollt, Gott geleite Euch!« »Nein«, sagte Eulenspiegel. »Ihr sollt mir 24 Pfennige geben, wie Ihr gesagt habt. Denn Ihr spracht, an der Tafel esse man das Mahl um 24 Pfennige. Das habe ich so verstanden, daß ich damit Geld verdienen sollte, und es wurde mir schwer genug. Ich aß, daß mir der Schweiß ausbrach und als ob es Leib und Leben gegolten hätte. Mehr hätte ich nicht essen können. Darum gebt mir meinen sauer verdienten Lohn.« »Freund«, sprach die Wirtin, »das ist wahr: Ihr habet wohl für drei Mann gegessen. Aber daß ich Euch dafür auch noch lohnen soll, das reimt sich nicht zusammen. Doch ist es mir nicht um diese Mahlzeit zu tun, Ihr mögt damit hinweggehen. Ich gebe Euch aber nicht noch Geld dazu, denn das wäre verloren; doch begehre ich auch kein Geld von Euch. Kommt mir aber nicht wieder her! Denn sollte ich meine Gäste das Jahr über also speisen und nicht mehr Geld einnehmen als von Euch, so müßte ich auf solche Weise von Haus und Hof lassen.« Da schied Eulenspiegel von dannen und erntete nicht viel Dank. |
Externe Verweise
Das Kurtzweilig Lesen diente als Vorlage für folgende Publikationen
Mosaik ab 1976: 589 Fanfiction: Der König der Spaßmacher, Die Abrafaxe, und wie Eulenspiegel vorgab, dass er zu Magdeburg von der Laube fliegen wollte