Haustiere in der Adria-Serie

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Haustiere spielen in der Adriaserie eine große Rolle. Da die Abrafaxe im dalmatinischen Dorf das einzige Mal in der Geschichte des Mosaiks über einen längeren Zeitraum intensiv in eine Dorfgemeinschaft integriert sind, erfährt man am Rande viel über Haltung und Nutzung der verschiedenen Tiere. Viele sind im Bild zu sehen, einige greifen sogar aktiv ins Geschehen ein. Der Vollständigkeit halber werden die wenigen und auch nicht so aufschlussreichen Haustiere aus Venedig hier mitbehandelt.

Inhaltsverzeichnis

Pferde

Pferde in 10/77

Pferde werden offenbar kaum in der Gegend gehalten. Ihre Rolle als Reit- und Lasttiere übernehmen Esel und Maulesel. Nur der Seesoldat mit braunen Locken darf die Waldvermesser hoch zu Ross begleiten (4/76). Viel Freude hat er dabei nicht, denn schon beim ersten Angriff der Schweineherde geht das Tier wohl mit ihm durch und wirft ihn ab. Bei den weiteren Abenteuern im Wald ist er nicht mehr dabei und bei Pettipedales Besuch im Dorf (5/76) geht er schon wieder zu Fuß. Da das Pferd offensichtlich nicht mit der Galeere transportiert wurde, gehört es wohl zum Altbestand auf dem Kastell, kehrt aber nicht wieder dahin zurück.

In Venedig ist eher die Gondel das Verkehrsmittel der Wahl, doch im Außenbereich werden auch Pferde benutzt. So fordert Raffamoneti seine Kutsche und die schnellsten Pferde, um in der Stadt näheres über Harlekins Pläne zu erfahren (7/77). Auch sein Neffe Aldo Vertico saust mit einem flinken Zweispänner durch die Gegend, allerdings ohne die Belastbarkeit von Straßenbrücken zu beachten (10/77).



Esel und Maulesel

Esel in 4/76
Esel in 11/77

Esel und Maulesel sind die wichtigsten Tiere im Transportwesen der Dalmatien-Serie. Man kann sie nicht immer unterscheiden, kann aber davon ausgehen, dass zumindest einige der großen Reit- und Zugtiere vom Kastell Maulesel (Pferdehengst x Eselstute) sind. Selbst der Capitano und der Gesandte sind sich nicht zu fein, auf ihnen zu reiten. In den meisten Gebieten wird die umgekehrte Kreuzung, das Maultier (Eselhengst x Pferdestute) bevorzugt. Doch die Gegend ist bekanntlich nicht sehr geeignet für größere Pferdeherden, so dass ihnen nur der Import von Maultieren oder halt die Zucht von Mauleseln bleibt. Vielleicht war das einzige Pferd des Kastells ja der Deckhengst für die Mauleselzucht. Der Pikenier Bono benutzt einen Esel für seinen Schwarzhandel (7/76).

Die Dörfler halten viele Esel und wie es sich gehört, besitzt auch Petar der Müller einen, dem er offensichtlich sehr zugetan ist. Er hat ihm einen Strohhut gebastelt und gibt ihm nur leichte Last zu tragen, während er selbst den schweren Sack trägt. Der Esel ist nur einmal zu sehen - bei der Ankunft der Abrafaxe im Dorf in Heft 1/76 -, aber bei den folgenden turbulenten Ereignissen hat Petar sowieso keine Zeit, um Mehl auszuliefern.

Auch Monsignore Sermonio Longo reitet einen Esel, d. h. zur Trauung HIN, denn für den Rückweg wird der inzwischen sternhagelvolle Geistliche quer liegend auf dem Grautier verstaut. Der Esel sieht aus, als wäre ihm diese Transportart schon bekannt und er wird sicher den Weg nach Hause kennen (11/77).

Rinder

Für die Rinderhaltung gibt es nicht genug gutes Weideland, so dass auch die Kuh durch anspruchslosere Weidetiere ersetzt wird. Nur der Nichtsnutz Brighella hält auf dem heruntergekommenen Bauernhof, den er zur Zeit der Geschichte bewohnt, eine schwarzbunte Kuh (11/76). Wer weiß, wo er die aufgetrieben hat.

Eine - ebenfalls schwarzbunte - Kuh läutet die (Hochzeits)glocke bei der heimlichen Trauung in der Klosterruine von Nostalgione (10/77).

Schafe

Schafe kommen mit kargen Weiden gut zurecht, daher besitzen die Dörfler eine große Herde. Sie wird von einem Hirten betreut, der sie mit seinem Hund auf den Bergweiden hütet (5/76). Da oben kriegt er so einiges mit.
Ein einzelnes Schaf hält sich auch Petar der Müller bei seiner Mühle (3/76) und er hat ein Schaffell als Teppich in seiner guten Stube (8/76).

Es ist eine kleine unscheinbare, weiße, hornlose, mischwollige Rasse. Sicher werden sie jährlich geschoren, doch auch die ganze Haut mit Fell wird gegerbt, um die beliebten Fellwesten herzustellen, die der typische Dörfler auch bei großer Hitze nicht ablegt (Petar der Müllerbursche gibt der großen Hitze die Schuld am Zusammenbruch seines Meisters (8/76)!). Für eine ordentliche Fellweste müssen bestimmt sechs Schafe sterben. Über die Nutzung des Fleischs erfahren wir nichts.

Ziegen

Bei so viel Ziegenmilch, wie die Dörfler verbrauchen - allein der Müller trinkt täglich zwei große Krüge (8/76) -, ist es erstaunlich, dass so wenig Ziegen gezeigt werden. Nur auf der ersten Ansicht des Dorfes hüten einige Kinder eine Ziege (1/76). Vermutlich werden die Geißen früh von ihren Besitzern gemolken und danach in die Obhut eines Hirten gegeben. Im Gegensatz zum Schaf- und Schweinehirten lernen wir den Ziegenhirten nicht kennen. Wahrscheinlich treibt er seine Tiere noch höher ins Gebirge, da Ziegen sehr gewandte Kletterer sind. Die beiden, die in Heft 2/77 den Zug der Sklaven beobachten, sind aber Wildziegen, am ehesten Bezoarziegen (Capra aegagrus), die Stammform der Hausziege.

Eines Tages wird Petar die von seiner Frau frisch gemolkene Ziegenmilch zum Verhängnis, da der schlitzohrige Scaramuccio sie mit Schlafbeerensaft verfeinert hat (8/76).

Die Nacht verbringen die Haustiere in Ställen. Nach dem Sieg über das Kastell werden einige Ställe als Gefängnis genutzt. Eine Ziege teilt sich ihre Unterkunft zwischenzeitlich mit dem Capitano (4/77).

Auch in der Umgebung von Venedig werden Ziegen gehalten. Der Glasbläsermeister hat eine, und neben der Klosterruine von Nostalgione ist eine angepflockt (10/77).

Schweine

Die Schweineherde des dalmatinischen Dorfes greift am aktivsten ins Geschehen ein. Kein Wunder, geht es doch um ihre Nahrungsgrundlage, den Wald! Sie ernähren sich einfach und billig von Eicheln und Bucheckern (5/76), wie es auch in Mitteleuropa noch vor ca. 150 Jahren üblich war. Erst mit der Industrialisierung, dem damit steigenden Bedarf an Fleisch und andererseits der Ausbreitung von Kartoffeln als Futterpflanzen setzte sich die Stallhaltung allgemein durch. Nur bei Stallhaltung ist auch eine effektive Leistungszucht möglich. Bei Waldweide bringt immer 'mal wieder ein Wildschweinkeiler seine Gene ein. Das sieht man den Schweinen der Dörfler deutlich an. Es sind typische Vertreter der heute fast ausgestorbenen Weideschweine mit ihrer Kombination von Wild- und Haustiermerkmalen. Mit Spitzkopf, Hauern und zottigem Fell ähneln sie stark dem einheimischen Wildschwein (2/76), haben aber Ringelschwänze.

Es sind wilde und wehrhafte Tiere, wie die Waldvermesser und Pettipedale erfahren müssen. Sie zerstören ihren Wagen und jagen sie in die Flucht (4/76). Ihr Hirte kann aber gut mit ihnen umgehen, und von den Abrafaxen lassen sie sich sogar mit großem Vergnügen reiten und mit Blumenkränzen schmücken (5/76).

Zur Feier des Sieges des Mühlenschiffs über die venezianische Galeere serviert der Wirt ein Spanferkel, die Dörfler essen aber auch gern selbstgemachte Wurst.

Hunde

Hunde verschiedenster Größe und Farbe tummeln sich als Randfiguren ist fast allen Heften der Adria-Serie. Selbst der Pascha hält sich ein paar kleine Schoßhunde, obwohl der Prophet Mohammed alle Hunde verfluchte, wie einer seiner Schergen in Heft 4/77 sagt. Diese Schoßhunde gehören zu den zahlreichen Gastauftritten von Lonas Hündchen im Mosaik. Auch die Dalmatiner auf dem Kastell (2/76) sind eine Anspielung, und zwar auf den Handlungsort Dalmatien.

Eine größere Rolle spielen Angelas Hund Pollux und der schwarze Wachhund des Glasbläsermeisters.

Katzen

Schwarze Katzen von rechts nach links in 4/76

Es gibt - nicht nur in der Adria-Serie - kaum ein Mosaikheft ohne Katzen. Wie es ihre Art ist, gehen sie ihre eigenen Wege und mischen sich kaum je ins Geschehen ein. Unter diesen zahlreichen Katzen fällt besonders ein Wurf auf der Bettdecke des Müllers auf (8/76), der so bunt ist, dass er allen Vererbungsgesetzen spottet.


Hühner

Herumlaufende Hühner sieht man im Dorf (1/76, 4/77), bei Brighella (11/76) und beim Glasbläsermeister (10/77, 11/77). Gebratene Hühner sieht man in der Adria-Serie nicht und es haut sich auch keiner ein Ei in die Pfanne.

Gänse

Die Gänse des Müllers sieht man im trockengefallenen Bachbett in Heft 3/76. Bei Califax' turbulenter Bratenjagd auf dem Basar der türkischen Hafenstadt kommt u. a. ein Geflügelhändler zu Schaden, dem seine Mastgänse davonfliegen (13/77). Wegen des nahen Kanals bietet sich auch für den venezianischen Glasbläsermeister die Gänsehaltung an (10/77, 11/77).

Haustiere sind häufig Gegenstand von Sprichwörtern. Wir erfahren eins mit Gänsen aus dem Munde der Müllerin: "Ein alter Gänserich geht immer zum selben Brunnen."

Puten

Lebende Puten sieht man in der Geschichte nicht, doch erfreut sich der Putenbraten bei allen Beteiligten großer Beliebtheit. Petar der Müller erklärt ihn zu seinem Leibgericht (2/76) und der Pascha wird durch einen Masttruthahn nach Janitscharenart beinahe von der ihm drohenden seidenen Schnur abgelenkt (13/77).

Das ist deshalb so bemerkenswert, weil die Pute nicht zum einheimischen Geflügel gehört, sondern aus Amerika stammt. Dort erregte sie bald die Aufmerksamkeit der spanischen Eroberer. Um 1520 werden Putenherden in Spanien gehalten. Danach breitete sie sich dermaßen schnell im Mittelmeerraum aus, dass sie von den Engländern den heute noch gültigen Namen "turkey" erhielt, weil eine Herkunft aus der Türkei vermutet wurde! Daher ist es korrekt, wenn die Pute hier als Bestandteil der Speisekarte geführt wird. In der Runkel-Serie hat die Pute allerdings nichts verloren (vgl. Heft 104 und 112).

Tauben

Obwohl die Beteiligten der Geschichte mehr für größere Braten zu haben sind, findet sich bei ihnen auch ein Plätzchen für Tauben: auf dem Spitzboden bei einem Dörfler (1/76), in der türkischen Hafenstadt in einem Holzhäuschen oben auf einem Turm direkt am Hafen (8/76) und in einem Haus nahe Angela Pantalones Behausung (13/77).

Eine Unmenge verwilderter Haustauben tummelt sich schon damals auf dem Markusplatz in Venedig, den sie als einzigen vernünftigen Landeplatz in diesem Nest ansehen. Vom Streik der Gondolieri fühlen sie sich sehr gestört, besonders eine namens Rosalia und ihre Freundin, die sich sogar wünscht, eine Wandertaube zu sein (6/77). Mit der später stattfindenden Cassalera-Wahlkampfparty haben sie keine Probleme, sondern laufen ruhig zwischen den Beinen der Zuschauer herum (9/77).


Bienen

Im dalmatinischen Dorf wird die Imkerei vom Bürgermeister ausgeübt. Sie spielt eine große Rolle in seinem Leben, bis hin zu seinem Lieblingsfluch: "Dass ihn das Bienlein steche!" Er hält mindestens vier Völker in seinem Bienenstock am Rande des Dorfes. Die Beuten bestehen aus hohlen Baumstämmen unter einem gemeinsamen Holzschindeldach. Beiderseits der Einfluglöcher sind bunte Holzscheiben angebracht, wohl um den Bienen das Finden des richtigen Eingangs zu erleichtern. Seine Imkerausrüstung besteht aus einem Hut mit Netz als Gesichtsschutz und dicken Handschuhen, jedoch kann man sich auch ohne solchen Schutz in die Nähe der Bienenstöcke wagen (1/76, 2/76).

Der Bürgermeister weiß, welch kostbare Ware er produziert und ist deshalb ziemlich wütend, als der Müller mit seinem Mehlkittel in sein Haus stürzt, als er gerade mit Abrax und Califax den geschleuderten Honig abfüllt (3/76). Zur Zeit der Geschichte und noch weit danach ist Bienenhonig das einzige erschwingliche Süßungsmittel in Europa. Zucker war ein kostbares Gut aus dem Orient; ein Versuch, aus einheimischen Pflanzen Zucker zu gewinnen, war leider mit Gewalt zerstört worden (siehe "Ritter Runkel und seine Zeit"). Kein Wunder, dass auch die Venezianer scharf auf den Honig sind. Mit dem leeren Honigtopf des Proviantmeisters fängt der ganze Ärger an.

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