Syllogismus-Spruch
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{{Zitat|Du hast gesagt, es gäbe keine Drachen, und an Zwerge hast du auch nicht geglaubt. Du hast dich aber geirrt! Und da es die Zwerge offensichtlich gibt, muss das mit den Drachen ja wohl auch stimmen.}} | {{Zitat|Du hast gesagt, es gäbe keine Drachen, und an Zwerge hast du auch nicht geglaubt. Du hast dich aber geirrt! Und da es die Zwerge offensichtlich gibt, muss das mit den Drachen ja wohl auch stimmen.}} | ||
- | Brabax stimmt zwar Califax' erstem Satz zu, widerspricht auch dem zweiten Satz nicht, wehrt sich aber gegen die Folgerung im | + | Brabax stimmt zwar Califax' erstem Satz zu, widerspricht auch dem zweiten Satz nicht, wehrt sich aber gegen die Folgerung im dritten Satz mit dem leicht gekürzten Syllogismus-Spruch und einer gezielten Gemeinheit ''ad hominem'': |
{{Zitat|Wenn du es nicht wärst, Califax, würde ich antworten: "Dein Syllogismus ist irrig, da er sich auf zu freie Prämissen beruft". Aber in deinem Fall rolle ich einfach mit den Augen.}} | {{Zitat|Wenn du es nicht wärst, Califax, würde ich antworten: "Dein Syllogismus ist irrig, da er sich auf zu freie Prämissen beruft". Aber in deinem Fall rolle ich einfach mit den Augen.}} |
Version vom 22:41, 26. Aug. 2013
Der Syllogismus-Spruch ist eine mehrfach wiederkehrende logisch-philosophische Aussage im MOSAIK und seinen Nebenuniversen. Bisher haben ihn drei Figuren in vier verschiedenen Situationen ausgesprochen.
Inhaltsverzeichnis |
Grundform des Spruches
Die Grundform des Spruches, die im MOSAIK in jeweils - mehr oder weniger stark - abgewandelter Form benutzt wird, lautet etwa:
Sollte die Folgerung auf einem Syllogismus beruhen, so ist sie irrig, da sie sich auf zu freie Prämissen beruft. |
Woher Autor Jens-Uwe Schubert diesen Spruch kennt bzw. ob er ihn einfach selbst formuliert hat, ist noch nicht bekannt. Die Formulierung mit den "zu freien" Prämissen ist zudem unklar. Bei allen behandelten Fällen im MOSAIK handelt es sich bei den kritisierten um so genannte "partikulare" Prämissen, also nur Teilbereiche betreffende Aussagen, aus denen keine logische Schlüsse auf allgemeine Aussagen gezogen werden dürfen (so genannte Quantitätsregel für Syllogismen: nihil sequitur geminis ex particularibus unquam, zu deutsch: "Nichts folgt jemals aus partikularen Aussagen"). Vermutlich ist unter "zu frei" also "nur partikular" zu verstehen.
Anwendung im MOSAIK und seinen Nebenuniversen
Mr. Copperplate
Die Offiziere der Golden Hind beraten in Heft 278, wie man mit der Meuterei der Besatzung umzugehen habe. Man verheddert sich dabei in Verfahrensfragen und philosophischen Fragestellungen. So wirft Mr. Copperplate dem ersten Offizier Lord Kenterbury vor:
Bei allem Respekt, Lord Kenterbury: Sollte Ihre letzte Folgerung auf einem Syllogismus beruhen, so ist sie irrig, da sie sich auf zu freie Prämissen beruft! |
Da man weder die vorherige Behauptung des Lords noch seine Reaktion auf Copperplates Vorwurf kennt, ist nicht erkennbar, worauf dieser sich bezieht. Die ganze Situation soll zudem - aus Sicht des MOSAIK-Autors - nur illustrieren, dass die Offiziere außer abgehobenem Reden nichts zustande bringen.
Brabax zum Ersten
Obwohl er Copperplates Spruch in obiger Situation noch abschätzig mit "Die reden und reden!" kommentiert, argumentiert Brabax später in Heft 359 gegenüber Califax auf dieselbe Weise. Auf ihrem Ritt durch den Wald von Orly zusammen mit Hugo von Payens erörtern die Abrafaxe die Frage, ob es Drachen gibt. Brabax glaubt nicht an Drachen, während sich Abrax zwar die Existenz von Drachen vorstellen kann, aber nicht an Zwergräuberbanden glauben mag. Califax ist allem gegenüber offen. Als sie kurz darauf tatsächlich von einer Zwergräuberbande gefangen genommen werden, schlussfolgert er, dass es demnach auch Drachen geben müsse. Seine Logik, die er nun ausführt, ist folgende:
Du hast gesagt, es gäbe keine Drachen, und an Zwerge hast du auch nicht geglaubt. Du hast dich aber geirrt! Und da es die Zwerge offensichtlich gibt, muss das mit den Drachen ja wohl auch stimmen. |
Brabax stimmt zwar Califax' erstem Satz zu, widerspricht auch dem zweiten Satz nicht, wehrt sich aber gegen die Folgerung im dritten Satz mit dem leicht gekürzten Syllogismus-Spruch und einer gezielten Gemeinheit ad hominem:
Wenn du es nicht wärst, Califax, würde ich antworten: "Dein Syllogismus ist irrig, da er sich auf zu freie Prämissen beruft". Aber in deinem Fall rolle ich einfach mit den Augen. |
Er übersetzt demnach Califax' Argumentation in folgenden, fehlerhaften Syllogismus:
- Erste Prämisse: "Drachen existieren nicht" und "Zwerge existieren nicht" sind Annahmen von Brabax.
- Zweite Prämisse: Es gibt Annahmen von Brabax, die nicht wahr sind.
- Konklusion: Also sind die Annahmen "Drachen existieren nicht" und "Zwerge existieren nicht" beide falsch, d.h. sowohl Zwerge als auch Drachen existieren.
Brabax bemängelt, dass Califax aus einer partikulären Aussage (seiner zweiten Prämisse) auf eine allgemeingültige Konklusion schließt, denn obwohl es offenbar stimmt, dass nicht alle von Brabax' Annahmen wahr sind, heißt das nicht, dass alle falsch sein müssten.
Leibniz
Im Ärmelkanal stoßen die Comète von Jean Bart und die Zuidersee (mit Brabax und Leibniz an Bord) aufeinander. Nach einem überraschenden Manöver von Brabax stellt er erfreut fest, dass man auf dem anderen Schiff die Segel reffe. Offensichtlich habe man aufgegeben! Leibniz widerspricht mit einer Minimalvariante des Syllogismus-Spruchs:
Der Schluss ist irrig, da er sich auf zu freie Prämissen beruft, Herr Sekretär. |
Ein Syllogismus wird von Leibniz zwar nicht explizit erwähnt, durch die Verwendung des Begriffs Prämissen aber implizit vorausgesetzt. Brabax' falscher Syllogismus kann demnach folgendermaßen rekonstruiert werden:
- Erste Prämisse: "Segelreffen ist ein Zeichen von Kapitulation."
- Zweite Prämisse: "Die Gegner haben die Segel gerefft."
- Konklusion: "Also haben sie aufgegeben."
Diesmal ist die erste Prämisse nur partikular, denn obwohl Segelreffen durchaus ein Anzeichen für Kleinbeigeben sein kann, kann es auch ganz andere Gründe haben - wie Brabax kurz darauf auch feststellen muss. Es ist ungewöhnlich, dass Brabax, der ansonsten gerne andere Leute auf falsche Syllogismen hinweist, hier selbst in diese Falle tappt und sich wie ein Schuljunge von Leibniz korrigieren lassen muss.
Brabax zum Zweiten
Im Album Kaiser, Krieger, Löwenjäger erleben die Abrafaxe am Völkerschlachtdenkmal mit Hilfe eines Zeitfernrohrs drei aufeinanderfolgende Zeitsprünge ohne Ortswechsel: aus der Gegenwart ins Jahr 1813 mitten in die Völkerschlacht (wobei das Denkmal natürlich "verschwindet"), aus dem Jahr 1813 ins Jahr 1913 zur Einweihung des Denkmals und aus dem Jahr 1913 "zurück in die Gegenwart". Dabei ist der zweite Sprung "zu kurz" geraten, denn eigentlich wollten die Abrafaxe direkt von 1813 in die Gegenwart gelangen. Califax merkt das freilich nicht sofort, sondern freut sich zunächst, dass der Sprung gelungen sei, weil ja das Völkerschlachdenkmal wieder da sei. Seine Logik ist also diesmal folgende:
- Das Völkerschlachtdenkmal steht in unserer Gegenwart.
- Das Völkerschlachtdenkmal ist nach dem Zeitsprung wieder aufgetaucht.
- Also befinden wir uns wieder in unserer Gegenwart.
Brabax kommentiert dies mit einer langen Variante des Syllogismus-Spruchs:
Sollte dein Schluss auf einem Syllogismus beruhen, so ist er irrig, weil er sich auf zu freie Prämissen beruft. [...] Kleiner Witz. |
Der (fehlerhafte) Syllogismus wäre diesmal folgender:
- Erste Prämisse: "In unserer Gegenwart gibt es das Völkerschlachtdenkmal."
- Zweite Prämisse: "Wir befinden uns neben dem Völkerschlachtdenkmal."
- Konklusion: "Also befinden wir uns in der Gegenwart."
Erneut kritisiert Brabax also, dass eine von Califax' Grundannahmen - diesmal wieder die erste Prämisse - nur partikular ist, so dass man daraus keine allgemeine Aussage ableiten kann (obwohl das Völkerschlachtdenkmal zweifelsohne in der Gegenwart existiert, existiert es aber auch zu anderen Zeiten). Nach einigen Abenteuern gelingt den Abrafaxen schließlich der dritte Zeitsprung, mit dem sie zuguterletzt wieder in ihrer Gegenwart landen.
Ähnliche Fälle
Syllogismus ohne Spruch
Ein weiterer fehlerhafter Syllogismus wird von Odo von Biscuit im Dörfchen Erythros auf der Schildkröteninsel entdeckt (Heft 371). Er rekonstruiert zunächst die Prämissen und die Konklusion der Erythreer:
- Erste Prämisse: "Ihr setzt voraus, dass es auf der Insel nur Erythreer und Leukoniten gibt."
- Zweite Prämisse: "Aus der Tatsache, dass ich kein Erythreer bin, [...]"
- Konklusion: "[...] schließt ihr, ich sei Leukonit."
Ohne dass er die Begriffe Prämisse, Konklusion oder Syllogismus benutzt, weist er seinen Zuhörern nach, dass die erste Annahme irrig ist, denn seit der Strandung der Roten Galeere befinden sich noch mehr Leute außer den Leukoniten und Erythreern auf der Insel.
Spruch ohne Syllogismus
Die beiden Aborigine-Beobachter in Heft 449 können sich zunächst keinen Reim auf das seltsame Verhalten der Bleichnasen Stuart Bingley und Califax machen, welche sich um die erkrankten Merinoschafe kümmern. Burnum vermuet, dass es sich beim "Umwerfen" der "vielhaarigen Vierbeiner" um ein religiöses Ritual handele. Sein rundlicher Begleiter weist ihn mit folgenden Worten zurecht:
Deine Folgerung ist irrig, da sie auf falscher Beobachtung beruht, mein Freund. |
Es handelt sich hierbei also um eine Abwandlung des Syllogismus-Spruchs, ohne dass überhaupt ein Syllogismus im Spiel wäre.
Externer Verweis
- Syllogismus in der Wikipedia
Der Syllogismus-Spruch wird in folgenden Publikationen angebracht
Mosaik ab 1976: 278, 359, 409 Abrafaxe-Album: Mosaik - Kaiser, Krieger, Löwenjäger