Orissa

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Der Golf von Bengalen mit den angrenzenden Ländern
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Orissa ist ein ehemaliges Königreich am Golf von Bengalen. Heute gehört es zu Indien und bildet unter dem Namen Odisha [1] einen eigenen Bundesstaat. Die Abrafaxe waren in den Jahren 1986 bis 1988 in Orissa zu Besuch, und zwar in den Kapiteln "Der kleine Wundermann", "Die goldene Säule" und der Orang-Laut-Serie, die alle zur Alexander-Papatentos-Serie gehören. Die Handlung spielt Ende 1279 und Anfang 1280.

Für einen kurzen Aufenthalt kehren die Abrafaxe Anfang 2005 in der Weltreise-Serie zurück. Diesmal spielt die Handlung Ende des 19. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Abrafaxe in Orissa

Tempelbezirk der Hauptstadt

[Bearbeiten] Ankunft

Nachdem es sich die Abrafaxe zur Aufgabe gemacht haben, dem Brahmanen sein Gewand zurückzubringen, führt sie ihr Weg auf getrennten Pfaden aus dem Himalaya über das Königreich Penunsien zum Ganges und weiter durch den Dschungel nach Orissa. Califax agiert dabei unter Soma-Einfluss als Kleiner Wundermann, Abrax und Brabax hingegen haben sich dem Gaukler Vidusaka angeschlossen. Wann genau sie die Grenze überschreiten, ist nicht sicher. Sollte das Dschungeldorf, in dem sie an einer Tigerjagd teilnehmen, bereits zu Orissa gehören, erreichen sie das Land schon in Heft 7/86. Im folgenden Heft treffen Abrax und Brabax bereits in der Hauptstadt ein; Califax holt sie hier erst in Heft 12/86 ein. Seine Erlebnisse in einem anderen Dschungeldorf, das er in Heft 9/86 von der Heimsuchung durch einen verwundeten Elefanten befreit, ereignen sich möglicherweise ebenfalls schon in Orissa.

Die Küste von Orissa

[Bearbeiten] Abenteuer in der Hauptstadt

In der Hauptstadt wollen Abrax und Brabax sich mit Vidusaka treffen, der den Weg durch den Dschungel gescheut hatte und deshalb am Ganges und der orissanischen Küste entlang hierher gekommen ist. Doch wegen der Machenschaften von Krishna Ghaunar flieht Vidusaka aus dem vereinbarten Treffpunkt, dem Gasthaus "Zur Schildkröte", während die beiden Abrafaxe in die Obhut des Königs der Armen gelangen. Dort erfahren sie die Vorgeschichte von Ghaunar und dem Brahmanen.

Da Ghaunar durch diesen mächtigen Beschützer nicht mehr ohne weiteres an sie herankommt, stellt er ihnen eine Falle auf dem Meer, in die sie dank ihrer Hilfsbereitschaft prompt tappen. Doch der Brahmane rettet mit seiner Soma-Kugel die Situation - Krishna Ghaunar verschwindet in den Fluten und die beiden Abrafaxe können endlich das Diwali-Fest genießen, wo sie erfreulicherweise auch ihren dritten Mann wiederfinden.

Straßenszene in der orissanischen Hauptstadt

[Bearbeiten] In der Provinz Bolangir

Kurz darauf werden die Abrafaxe in den Krieg zwischen Orissa und dem Sultanat von Delhi verwickelt. Den Angreifern ist die Eroberung der orissanischen Provinz Bolangir gelungen, die nun einem muslimischen Statthalter untersteht. Der Anführer der geschlagenen orissanischen Truppen stirbt in der Hauptstadt; seine letzten Worte betreffen eine rätselhafte goldene Säule. Diese zu finden, machen sich nun die Abrafaxe auf in die besetzte Provinz; doch auch ihr alter Feind Krishna Ghaunar ist wieder mit von der Partie und hetzt ihnen einen Spion auf den Hals. Dieser vergiftet den Wasservorrat, den sie auf ihrem Transportelefanten Vikra mit sich führen.

Bolangir ist wieder orissanisch!

Zu ihrem Glück treffen die Abrafaxe mitten im Dschungel den guten alten Alexander Papatentos, der ihnen wieder einmal aus der Patsche hilft. Er ist nach Orissa gekommen, um Baumeister zu finden, die seine Vorstellungen von Ästhetik in Rattabumpur umsetzen können. Gemeinsam erreicht man Bolangir, wo man sich den Rebellen anschließt. Doch schon bald geraten die Abrafaxe in Gefangenschaft und werden zusammen mit dem Spion in Reisigbündeln verschnürt in einen Fluss geworfen, der direkt in den Dschungel führt. Alex Papatentos und Krishna Ghaunar folgen, da beide den ehemaligen Schatzmeister finden wollen, der ebenfalls im Dschungel vermutet wird. Zu sechst erreicht man tatsächlich die Burg des Herrn der Tiere, wo Ghaunar und sein Faktotum eine Fehlinformation über die Goldene Säule erhalten.

Beratung im Palast

Nach der Rückkehr in die Hauptstadt von Bolangir versuchen sie daher ihr Glück an einer falschen Säule, während die Abrafaxe, Alex und der Herr der Tiere mit seiner Dschungelarmee den Rebellen zu Hilfe eilen. Gemeinsam werden die Muslime überwältigt, und die Provinz gerät wieder unter die Herrschaft des Königs von Orissa. In dessen Palast in der Hauptstadt von Orissa findet die Geschichte ein glückliches Ende.

[Bearbeiten] Abschied von Orissa

Bald darauf erreicht ein Prinz von Srivijaya die Hauptstadt. Der König von Orissa hatte ihm eine seiner Töchter zur Braut versprochen und sogar abgesandt, doch sie hat Srivijaya nie erreicht. Die Abrafaxe und Alexander Papatentos machen sich nun mit Alex' Tauchboot auf zu den Orang Laut, in deren Gewalt die Prinzessin zu Recht vermutet wird. Der Prinz bleibt in Orissa zurück, und als man nach geraumer Zeit nichts von dem Rettungsteam gehört hat, regt er eine militärische Operation an. Diese trifft tatsächlich gerade rechtzeitig bei der Insel der Orang Laut ein, um die Piraten zu besiegen.

[Bearbeiten] Kleine Reminiszenz

Während ihrer Reise um die Welt schauen die Abrafaxe erneut kurz in Orissa vorbei. Sie durchqueren Indien von West nach Ost mit der Eisenbahn und organisieren sich schließlich in Puri am Golf von Bengalen ein Schiff, um nach Siam überzusetzen.


[Bearbeiten] Orissa im MOSAIK

Der kurzen Stippvisite in Orissa im Heft 349 ist nichts weiter über Land und Leute zu entnehmen; daher werden im folgenden nur die Informationen aus der Alexander-Papatentos-Serie verwertet.

Indienkarte mit der Hauptstadt von Orissa: Bhuvaneshwar
Der Jagannath-Tempel von Puri
Steinrad am Sonnentempel von Konark

[Bearbeiten] Geographie

Zwei Karten im Mosaik sind Einzelheiten über Orissa zu entnehmen: In Heft 7/86 wird ein (teilweise irriger) Überblick über die Fauna Indiens geboten; dabei ist neben Sanchi, Benares und Tanjore auch Bhuvaneshwar verzeichnet, die heutige Hauptstadt von Orissa. Das daneben zu sehende Gebäude ist allerdings der Jagannath-Tempel von Puri, eines der wichtigsten hinduistischen Wallfahrtszentren (Bild rechts). In Heft 1/87 hingegen sind Orissa selbst und seine Nachbarstaaten dargestellt (freilich in den heutigen Grenzen, Bild ganz oben). Bhuvaneshwar ist diesmal - obwohl noch im Scribble so geplant - nicht eingezeichnet, wohl aber der Mahanadi, der wichtigste Fluss des Landes. Außerdem wird ein beachtlicher historischer Essay zur Geschichte Orissas und seiner Nachbarländer geliefert (siehe unten).

Im Westen Orissas, zwischen den Zuflüssen des Mahanadi, liegt die Provinz Bolangir, die zur Zeit der Mosaikhandlung nach mehrjährigen Kämpfen an die muslimischen Eroberer gefallen ist und mit Hilfe der Abrafaxe zurückerobert werden kann. In der Hauptstadt von Bolangir spielt ein Großteil des Jahrgangs 1987. Außerdem dürfte das Dschungelreich des Herrn der Tiere mit seiner Burg ebenfalls in dieser Gegend zu suchen sein.

Die Architektur Orissas wird im Mosaik "typisch indisch" dargestellt. Inwieweit tatsächliche Gebäude aus Bhuvaneshwar, Puri oder anderen Städten des Landes Pate standen, muss vorerst offen bleiben. Warum Alexander Papatentos gerade hier Baumeister finden soll, die seine Vorstellungen von griechischer Ästhetik teilen, ist ein weiteres Rätsel.

Weitere für die Mosaikhandlung wichtige Orte in Orissa:

[Bearbeiten] Bewohner

Folgende Bewohner von Orissa spielen eine wichtigere Rolle im Mosaik:

[Bearbeiten] Geschichte

Dem redaktionellen Teil des Hefts 1/87 ist nicht nur einiges über die Geographie von Orissa zu entnehmen (siehe oben), sondern auch eine Menge über Geschichte und Kultur des Landes. So erfahren wir, dass in Puri zu Ehren des Gottes Jagannath bis heute alljährlich ein großes Pilgerfest gefeiert wird und dass die Könige von Orissa sich Ganapatis nannten, d.h. "Herren der Elefanten". Die Nachbarn im Süden, jenseits des Flusses Godavari, waren die Cholas, mit denen es sowohl früher als auch aktuell (etwa 1279) kriegerische Auseinandersetzungen gab. Nördlich grenzten Bihar und Bengalen an Orissa, die beide um 1200 den Muslimen zum Opfer fielen. Insbesondere taten sich dabei Kutub-Din-Aibak, der 1206 das Sultanat von Delhi gründete, und Mohammed Bakhtyar hervor, der Eroberer Bengalens. Durch diese militärischen Erfolge fanden allmählich islamische Gebräuche Eingang in die indische Kultur.

Orissa konnte sich lange gegen die Muslime wehren, aber schließlich musste man doch Teile des Landes räumen. Dies betrifft vor allem die Provinz Bolangir, an deren Rückeroberung die Abrafaxe federführend beteiligt sind.

[Bearbeiten] Kunsthandwerk

Für die landestypische Darstellung Orissas griffen die MOSAIK-Zeichner vor allem auf den Bildband "Indische Volkskunst" von Heinz Mode und Subodh Chandra zurück. Nahezu jede Darstellung orissanischer Kleinkunst - Geschirr, Textilien, Schnitzereien etc. - geht auf Abbildungen in diesem Werk zurück.

[Bearbeiten] Das historische Orissa

[Bearbeiten] Frühgeschichte

Herrschaftsbildung auf dem Gebiet des späteren Orissa gab es nachweislich bereits seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Region Kalinga im Mahanadi-Delta. Orissa gehörte sowohl zum Maurya-Reich (Eroberung durch Ashoka 261 v. Chr.), als auch zum Guptareich (Eroberung durch Samudragupta ca. 350 n. Chr.); zwischendurch war es unter eigenen Herrschern selbständig. Nach der Auflösung des Guptareiches (im 6. Jahrhunhdert) zerfiel auch Orissa in mehrere kleine Herrschaften, unter denen sich schließlich zu Beginn des 12. Jahrhundert die Dynastie der Östlichen Gangas aus Kalinga als die Mächtigsten durchsetzten. Der Gründer des imperialen Gangareiches, Chodaganga (*1076, +1147) führte bereits Kriege gegen die Cholas in Südindien und dehnte seine Herrschaft im Norden bis zum Ganges und im Süden bis zum Godavari aus. Mit Ausnahme des im Westen gelegenen Königreichs Sonapur hatte er damit fast das gesamte spätere Orissa erobert.

[Bearbeiten] Auseinandersetzungen mit den islamischen Eroberern

Die stolze islamische Streitmacht attackiert Orissa

Unter seinem Enkel Rajraj III. (reg. 1198-1211) kam es zu ersten Zusammenstößen mit den Muslims. Mohammed Bakhtyar, der Eroberer Bengalens, sandte 1205 zwei seiner Unterbefehlshaber, die Sheran-Brüder, gegen Orissa, doch konnte Rajraj III. diese Invasion abwehren. Seinem Sohn Anangabhima III. (reg. 1211-1238) gelang es nicht nur, die Muslims ein zweites Mal zurückzuschlagen, sondern auch Sonapur im Westen zu erobern. Mit Sonapur gelangte auch die Provinz Bolangir unter seine Botmäßigkeit. Damit entsprach Anangabhimas III. Reich in etwa dem heutigen Orissa.

Sein Sohn Narasimha I. (reg. 1238-1264) trug den Krieg sogar auf das Territorium des Gegners, indem er zweimal in Bengalen einfiel. Er errichtete den berühmten Sonnentempel von Konark in der Nähe von Puri, der heute zum Weltkulturerbe zählt. Narasimhas Sohn Bhanudeva I. starb bereits 1278. Beide könnten angesichts ihrer Regierungszeit als mögliche historische Entsprechungen für den Maharadscha mit der Pfauenfeder im MOSAIK gelten.

Die islamische Streitmacht ist besiegt

Der nächste König von Orissa, Narasimha II., war beim Regierungsantritt noch minderjährig, so dass für die folgenden zwölf Jahre ein Regent eingesetzt wurde. Der Herrscher von Bengalen, Toghrul Khan, nützte die Situation aus, indem er 1279 in Orissa einfiel und eine Menge Beute machte. Danach fühlte er sich mächtig genug, die Unabhängigkeit vom Sultanat von Delhi zu erklären, wurde jedoch wenig später von einem Abgesandten des Sultans erschlagen. Die Muslims zogen sich daraufhin aus Orissa zurück. Diese Episode könnte das Vorbild für die kurzzeitige Besetzung Bolangirs im MOSAIK bieten. Zudem wäre Narasimha II. trotz seiner Jugend mit dem MOSAIK-König von Orissa zu identifizieren. Er starb nach ziemlich langer, friedlicher Regierung im Jahre 1306.

Orissa hielt dem Druck aus dem Norden noch weitere 260 Jahre stand. Erst 1568 wurde es von den neuen afghanischen Herren Bengalens erobert und schließlich in das Mogulreich inkorporiert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Mahomed Kasim Ferishta, History of the Rise of the Mahomedan Power in India, aus dem Persischen von John Briggs, 4 Bände, Neu Delhi 1829/1981
  • Richard M. Eaton, The Rise of Islam and the Bengal Frontier 1204-1760, Berkeley/Los Angeles/London 1993
  • Hermann Kulke und Dietmar Rothermund, Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute, München 21998
  • Heinz Mode und Subodh Chandra, Indische Volkskunst, Leipzig 1984
  • Gilbert Schwarz, Kalinga, Ganga, Mahanadi - die Abrafaxe in Orissa; In: Sammelband 34 (1987/1) - Rettung im Dschungel, Berlin 2007, S. I-III

[Bearbeiten] Externe Links

[Bearbeiten] Quellen

  1. Artikel zur Umbenennung in der Times of India, 24. Oktober 2009

[Bearbeiten] Folgende Mosaikhefte spielen in Orissa

                            7/86 (?), 8/86, 9/86 (?), 10/86, 11/86, 12/86,
1/87, 2/87, 3/87, 4/87, 5/87, 6/87, 7/87, 8/87, 9/87, 10/87, 11/87, 12/87,
1/88,                                                               12/88,
349
erwähnt in: 344, 347, 348
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