Mosaik von Hannes Hegen 83 - Der Fall Meinrath
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Stammdaten | ||
Titelbild | Erschienen | Oktober 1963 |
Nachdruck in | Das Feuerwerk Reprintmappe VII TaschenMosaik 22 | |
Umfang | 24 Seiten | |
Panel | 94 + Titelbild | |
Katalog | 1.01.083 | |
Serie | Liste aller Digedags-Hefte | |
Hauptserie: Erfinder-Serie | ||
Kapitel: Treskow-Meinrath-Serie | ||
Heft davor | Der Kampf um die Badewanne | |
Heft danach | Die findigen Reporter |
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Comic
[Bearbeiten] Inhalt
- Erzähler: anonymer Erzähler
- Bei einer Lagebesprechung des österreichischen Generalstabs in der Wiener Hofburg soll Oberst Meinrath als Chef der Spionageabteilung über den Ausbau der preußischen Festungen berichten. Er schildert, wie schwierig es geworden ist, in Preußen zu spionieren. Das Militärgeheimnis der Zitadelle Magdeburg konnte deshalb noch nicht gelüftet werden. Bei einem Auftritt von Hofballmusikdirektor Johann Strauß und der Regimentskapelle der Hoch- und Deutschmeister hat Oberst Meinrath eine Idee. Feldmarschall Radetzky schickt ihn sofort auf eine geheime Dienstreise.
- Dig und Dag arbeiten im Konstruktionsbüro der Bastei-Baukasten-Firma in Bad Schandau. Meinrath schließt dort einen Vertrag über die Lieferung von fünfzig vollständigen Serien deutscher Burgen ab, wenn die Pläne und das Modell der Zitadelle Magdeburg dabei sind. Dig und Dag übernehmen die gefährliche Aufgabe und reisen nach Magdeburg. Es gelingt ihnen, die militärisch geheime Festung zu vermessen und im Gasthof "Zur Zitadelle" als Modell naturgetreu nachzubauen. Die Digedags lernen dabei Leutnant Siemens kennen, der ihnen in seiner Gefängniszelle Experimente mit elektrischem Strom und Chemikalien zeigt.
- Bei einem Ausblick vom Magdeburger Dom auf die Zitadelle überredet sie der alte Glöckner, seinen Fledermaus-Flugapparat auszuprobieren. Während Leutnant Siemens bei einem Appell verkündet wird, dass der Rest seiner Strafe erlassen ist, überfliegen die Digedags den Festungshof. Sie stürzen mit dem Flugapparat auf die versammelte Mannschaft und werden als Spione verhaftet. Major von Treskow nimmt ihnen die Pläne der Zitadelle ab und steckt sie in die Zelle von Siemens. Nach ihrer Flucht aus der Festung sind sie entsetzt, was Fritz und Franz, die Söhne ihres Wirts, im Gasthof aus ihrem Sandstein-Modell gemacht haben. Oberst Meinrath reist enttäuscht nach Wien zurück und muss seinen Enkeln über den missglückten Fall Meinrath berichten.
[Bearbeiten] Figuren
- Digedags: Dig, Dag
- Erfinder: Werner von Siemens
- Österreicher: Oberst Meinrath, Feldmarschall Radetzky, Ordonnanz von Radetzky, Johann Strauß Vater, Tambourmajor, Regimentskapelle der Hoch- und Deutschmeister, Meinraths Enkel
- Sachsen: Eusebius Bruch
- Preußen: Elbfischer, Gustav Meier, Major von Treskow, Dom-Apotheker von Magdeburg, Glöckner im Magdeburger Dom, Wirt im Gasthof "Zur Zitadelle", Fritz und Franz
- Tiere: Hunde, Pferde, Raben; erwähnt: Turmfalke, Schwalbe, Fledermäuse, Mücken
[Bearbeiten] Bemerkungen
- Wie man der Lage zum Stephansdom entnehmen kann, wohnt Oberst Meinrath im Haus Graben 32 in Wien, an der Ecke zum Stock-im-Eisen-Platz. Die Vorlage für die Darstellung im MOSAIK ist das hierunter abgebildete Aquarell Stock im Eisen von Rudolf von Alt aus dem Jahr 1843. Ein sehr ähnliches Bild von Balthasar Wigand könnte ebenfalls als Vorlage gedient haben. Aus welcher Publikation die Zeichner das Original entnahmen, ist noch nicht bekannt. Witzig ist, dass die Häuser im MOSAIK um ca. ein Stockwerk gekürzt wurden. Eine solche Kürzung sieht man auch in der Eingangssequenz des Spielfilms "Der Komödiant von Wien" (Österreich 1954). Die Filmbauten bilden das Aquarell nach. Der Film lief auch in der DDR, wie man von der Existenz eines Programmhefts vom Progress-Filmverleih ableiten kann. "Unerzwungene" Details wie der Sonnenschutz an einem bestimmten Fenster im linken Haus (drittes von links, zweites von unten), das offene Fenster ganz oben im rechten Haus, die Hunde und die Eierfrau im Bildzentrum beweisen jedoch die Nutzung gerade dieses Bildes und nicht einer anderen Ansicht des Stock-im-Eisen-Platzes wie z.B. der bekannteren von Carl Schütz. Auch der Tabakladen im rechten Haus sowie die Markise mit Schaufensterguckern am linken Haus wurden übernommen.
- Oberst Meinrath wird als Chef des Evidenzbüros vorgestellt. Das ist ein Anachronismus, da das Evidenzbüro beziehungsweise Evidenzbureau erst 1850 eingerichtet wurde. Im Sammelband wird er nur noch als Chef der Spionageabteilung bezeichnet. Das mag Platzgründen geschuldet sein, da der Einführungstext generell etwas gekürzt wurde, kann aber auch daraus resultieren, dass man bei der Bearbeitung für den Sammelband den Anachronismus inzwischen als solchen erkannt hat. Allerdings findet sich das Wort auch auf Seite 48 des Sammelbands (Ausgabe 2010).
- Der Auftritt von Johann Strauß Vater samt seinem Radetzkymarsch ist ein erneutes Beispiel dafür, wie Lothar Dräger seine Musikbegeisterung ins MOSAIK einbrachte.
- Nachdem Strauß hier einem erlesenen Kreis den Radetzkymarsch zu Gehör bringt, lässt er diesen für sechs Jahre in der Schublade verschwinden, bis dann am 31. August 1848 auch offiziell dessen Uraufführung erfolgen wird. Wem diese These zu gewagt ist, und sie ist sehr gewagt, der kann mit einer gewissen Berechtigung davon ausgehen, dass es sich um einen Anachronismus handelt.
- Das Ständchen der Regimentskapelle der Hoch- und Deutschmeister findet anlässlich des sechzigjährigen Militärjubiläums des Herrn Feldmarschall Radetzky statt. Weil Radetzky jedoch erst 1784 in den Militärdienst eintrat, erfolgt das Konzert zwei Jahre zu früh und stellt einen Anachronismus dar.
- Der Ortsname Bad Schandau stellt einen Anachronismus dar. Der Ort heißt erst seit 1920 so. Bis dahin hieß er einfach nur Schandau.
- Die Photographie, mit der die Digedags in diesem Heft so routiniert umzugehen wissen, steckte damals noch in ihren absoluten Kinderschuhen. Siehe unter Talbotypie.
- Im Schaufenster der Dom-Apotheke befindet sich neben allerlei Apothekentypischem auch ein Gefäß mit der Aufschrift "Pflaumenmus". Vor der Apotheke lässt sich ein Hund nur widerwillig von einer Tafel mit der Aufschrift "Heute Hundekuchen" wegführen. Trotz der weiter unten zu lesenden Aufschrift "Baldrian" ist jedoch keine Katze zu sehen. Offenbar können Katzen im Gegensatz zu Hunden nicht lesen (Seite 11).
- Die Nacht, in der die Digedags die Zitadelle vermessen und erstmals Siemens begegnen, lässt sich zeitlich eingrenzen. Es scheint der Vollmond und der Gefreite Meier wird von Mücken gepiesackt. Es könnte sich somit um die Nacht vom oder zum Donnerstag, den 23. Juni, vom oder zum Sonnabend, den 23. Juli, vom oder zum Sonntag, den 21. August oder vom oder zum Dienstag, den 21. September 1842 handeln.
- Der Spionageflug der Digedags erinnert an den beim Erscheinen des Heftes nur wenige Jahre zurückliegenden, spektakulären Abschuss des US-amerikanischen Spionageflugzeugs U2 am 1. Mai 1960 über der Sowjetunion und den anschließenden Schauprozess gegen den Piloten Gary Powers. Ob sich die Autoren von dieser Geschichte inspirieren ließen, ist jedoch nicht bekannt.
- Beim Flug ist die Funktion der Kamera rätselhaft. Zum Fotografieren hätte sie nicht benutzt werden können, da das Fluggerät nicht still über der Zitadelle stehen würde. Meier musste für sein Foto extra fixiert werden. Sollte die Kamera als Gewicht und damit zur Schwerpunktverlagerung gedient haben?
- Wer im Bauwerk von Fritz und Franz unmögliche Figuren à la M. C. Escher sucht - das Bild animiert dazu - tut dies vergebens (Seite 22).
- Potz-Fluch: "Potz Krückstock und Kanonenkugel!"
- Nach dem Guericke-Abenteuer Der Trick mit den Kugeln besuchen die Digedags schon das zweite Mal Magdeburg. Die Stadt an der Elbe ist die einzige deutsche Stadt, die von den Digedags mehrmals und zu weiter auseinanderliegenden Zeiten besucht wird. Diese Ehre haben weltweit außer Magdeburg nur noch Konstantinopel/Istanbul, London und Venedig.
[Bearbeiten] Mitarbeiter
- Künstlerische Leitung: Hannes Hegen
- Texte: Lothar Dräger, Hannes Hegen
- Zeichnungen: Horst Boche, Edith Hegenbarth, Egon Reitzl, Lona Rietschel, Gisela Zimmermann
- Kolorierung: Jochen Arfert, Brigitte Lehmann
[Bearbeiten] Weitere Besonderheiten
- Größer waren Dig und Dag nie auf einem Titelbild zu sehen.
- Eine kleine Auflage des Heftes wurde textlich und bildlich unverändert auf holzfreiem Papier gedruckt. Diese Hefte wurden an Redaktions- und Druckereimitarbeiter abgegeben.
- Für den Sammelband Das Feuerwerk wurden das Titelbild und die Kartusche auf Seite 2 von Hannes Hegen neu gezeichnet.
- Ein Fortsetzung im Fancomic erfuhr dieses Heft in Weihnachten in Berlin. Die Fangeschichte Der "Fall Gartenlaube" hingegen schildert die Vor- und Nachgeschichte zum Fall Meinrath.
- Von diesem Heft erschien im Oktober 1963 eine finnische Export-Ausgabe auf weißem, holzfreiem Exportpapier.
- Von der finnischen Export-Ausgabe existierte auch ein Fehldruck, bei dem das schwarze Oval unten auf der Rückseite des Heftes einen weißen Mosaiikki-Schriftzug anstatt eines roten zeigt