Kreuzzug

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Die Kreuzzüge gehören als bedeutende Ereignisse des 11., 12. und 13. Jahrhunderts zum historischen Hintergrund der Runkel-, der Don-Ferrando-, der Mittelalter- und der Templer-Serie.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Kreuzzüge und das MOSAIK

[Bearbeiten] Die Kreuzzüge in der Runkel-Serie

Die Digedags werden rein zufällig zu Kreuzfahrern, weil sie dem Ritter Runkel ein unbedachtes Versprechen gegeben haben. Die gesamte Reise Ritter Runkels in den nahen Osten kann als parodierende Wiederholung der realen Kreuzzüge, als Farce gelesen werden. Bekanntlich geht Runkel erst im Jahre 1284 auf seine Kreuzfahrt – zu dieser Zeit lag der letzte Kreuzzug in den Nahen Osten (der auch nur ein kläglicher Versuch war) mehr als ein Jahrzehnt zurück, der machtvolle Beginn der Kreuzzüge sogar beinahe zwei Jahrhunderte. An beinahe jeder Station der Reise fällt Runkels Unternehmen als Anachronismus auf. In Venedig blickt man zwar sehnsüchtig zurück auf die einträglichen Kreuzzüge, doch die Zeiten der Ritter sind endgültig vorbei – vor allem, wenn man Runkel erlebt: Als er wie weiland Roland in sein Horn stößt, eilen keine mächtigen Recken herbei, ihm zu helfen, sondern seine beiden zwergenhaften Schildknappen Dig und Dag. Wenn er ins Turnier zu Venedig zieht, dient er als Zielscheibe für den ortsansässigen Adel (nicht zuletzt wegen seines altersschwachen Schlachtrosses Türkenschreck) und sein Schiff für die Überfahrt macht er zu einer schwimmenden Burg. Gleichwohl ist der Ritter ein letzten Endes sympathischer Zeitgenosse – eben, weil er die Augen vor der Realität verschließt und an seinen – wenn auch seltsamen – Idealen festhält. Und er ist immer für eine Überraschung gut.

Wenige Jahrzehnte vor diesen Ereignissen war Digedag allerdings unmittelbar in einen Kreuzzug verwickelt. Auf der Insel Pordoselene finden Dig und Dag Aufzeichnungen ihres alten Gefährten über seine Erlebnisse während der Eroberung Konstantinopels im Vierten Kreuzzug 1204. Auch von Runkels Großvater wird berichtet, dass er an einem Kreuzzug beteiligt gewesen sei. Der inneren Chronologie der Runkel-Serie folgend handelt es sich dabei vermutlich um den Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. von 1228/29.

[Bearbeiten] Die Kreuzzüge in der Don-Ferrando-Serie

Lustige Kreuzfahrer aus dem 13. Jahrhundert

Während der Serie "Die Jagd nach der Flasche" bilden die Kreuzzüge nicht nur den Hintergrund, sondern bestimmen auch die aktuelle Handlung. Zunächst entdecken die Abrafaxe eine magische Flasche, die einen Flaschengeist beherbergt. Dieser erzählt seine Geschichte, darunter die Verschleppung der Flasche durch die Kreuzfahrer. Durch einen vom Flaschengeist ausgelösten Zeitsprung geraten die Abrafaxe und Don Ferrando jedoch unversehens ins 13. Jahrhundert und finden sich an Bord einer Kreuzfahrerflotte wieder (Heft 2/83). Hier sind die Abrafaxe Schiffsknechte und Don Ferrando neben Don Ascobar einer der Anführer der Kreuzfahrer. Im Verlauf der Handlung wird die Kreuzfahrerflotte in eine Falle gelockt und vernichtet (Heft 3/83). Einige Hefte später (9/83) trifft Don Ferrando erneut auf Teile der Kreuzfahrerflotte, die gerade eine Stadt ausplündern, und kann einigen Soldaten die geheimnisvolle Flasche abhandeln, von welcher ursprünglich der Flaschengeist erzählt hatte.

Der fiktive in der Serie geschilderte Kreuzzug findet etwa 1278 statt, also nur wenige Jahre bevor 1291 die letzten Kreuzfahrerstützpunkte im Nahen Osten fallen. Auf diesen Fakt wird auch im Heft 3/83 angespielt. Die Darstellung der Kreuzzugsteilnehmer karikiert das historische Erscheinungsbild deutlich; so trägt nahezu jeder Kreuzfahrer ein rotes Kreuz auf Brust und/oder Rücken, während es in Wirklichkeit nur den "echten" Tempelrittern vorbehalten war, ein rotes Tatzenkreuz zu tragen (die meisten Kreuzzugsteilnehmer waren keine Ritter, sondern einfache Soldaten). Außerdem werden die Kreuzfahrer in der Serie ausschließlich als eine Horde von Beutesuchern dargestellt, die die Städe des Vorderen Orients ausplündern wollen. Andere Motive der Kreuzzugsideen werden nicht erwähnt, lediglich einige Daten und gewisse Nachwirkungen der Kreuzzüge werden in der Einleitung von Heft 1/83 dargestellt.

[Bearbeiten] Die Kreuzzüge in der Mittelalter-Serie

Anders als die Digedags kommen die Abrafaxe in dieser Serie nicht unmittelbar mit der Kreuzzugsbewegung in Berührung. Ihnen bleibt es erspart, sich - wie die Digedags – an der Seite einer Karikatur eines Kreuzfahrers auf dem Weg ins Morgenland zu blamieren. Allerdings gehören die Kreuzzüge zum allgemeinen Hintergrund der politischen Ereignisse, in die die Abrafaxe verwickelt werden. Graf Schrottstein berichtet in einer seiner Lehrstunden, dass die Teilnahme am Kreuzzug zu den heiligsten Pflichten eines Ritters gehört (Heft 197). Am Ende der Serie wird erwähnt, dass Kaiser Barbarossa zum Kreuzzug nach Jerusalem aufgebrochen sei.

[Bearbeiten] Die Kreuzzüge in der Templer-Serie

Die Kreuzzüge bilden das zentrale Thema und den Rahmen der Handlung, steht doch im Mittelpunkt die Entstehung des Templerordens, die durch die Reise der Abrafaxe und ihrer Begleiter nach Jerusalem katalysiert wird. Die Serie startet nach dem ersten Kreuzzug und setzt mit der Rückkehr des Kreuzfahrers Hugo von Payens ein. Während sich die Handlung um das Buch und den Schatz des legendären Priesterkönigs Johannes dreht, passieren die Helden zentrale Stationen der Kreuzzüge: Rom, Venedig, Konstantinopel, Konya, Antiochia, Akkon, Jerusalem. Mehrmals treffen die Reisenden auch auf Kreuzritter, die vielschichtig dargestellt werden; einige rüde, andere als Raubritter und wieder andere sympathisch. Die Entstehung des Templerordens kann nach der Mosaikerzählung als kathartische Reise der Gründer gesehen werden, die sich dadurch zum Guten bekehren und ihre Bestimmung finden.

[Bearbeiten] Die Kreuzzüge im Nebenuniversum

Im Album Mach's noch einmal, Robin! erzählt Robin Hood von seinen Erlebnissen während der Belagerung von Akkon in den Jahren 1189 bis 1191. Im Nachfolgealbum Setz die Segel, Robin! wird auf den Kinderkreuzzug von 1212 angespielt.

[Bearbeiten] Die historischen Kreuzzüge

Als Kreuzzüge im engeren Sinne bezeichnet man die auf die Eroberung Jerusalems gerichteten mittelalterlichen Kriegszüge. Insgesamt gab es mehr als sieben solcher Kreuzzüge, die allerdings meist erfolglos endeten. Lediglich der Erste und der Fünfte Kreuzzug kamen dem eigentlichen Ziel nahe – im Ersten Kreuzzug 1096-1099 wurden Jerusalem und das Heilige Land erobert, im Fünften Kreuzzug wurde auf dem Verhandlungsweg der freie Zugang zu den heiligen Stätten erreicht. Besonders der Vierte Kreuzzug (in dessen Verlauf das christliche Konstantinopel im Jahre 1204 mit der üblichen Brutalität eingenommen wurde) und die auch als Kreuzzüge bezeichneten Feldzüge gegen die Albigenser, die Stedinger und später die Hussiten zeigen den Missbrauch der Kreuzzugsidee: Der Kreuzzug wurde zum Mittel, ganz profane, genau genommen unchristliche Ziele zu erreichen – politische Rivalen zu vernichten (Albigenserkreuzzug, 1209 - 1229), rivalisierende Handelsmächte (wie Konstantinopel) auszuschalten oder aufbegehrende Bauern niederzuschlagen (Stedingerkreuzzug, 1232 - 1234). Der oben erwähnte Kinderkreuzzug war ein besonders trauriges Kapitel: Im Jahr 1212 brachen Tausende Kinder unter dem Eindruck der Reden des Hirtenjungen Stephan von Frankreich aus auf, um das Heilige Land zu befreien. Sie sollen geglaubt haben, das Meer würde vor ihnen austrocknen und sie könnten so trockenen Fußes nach Palästina gelangen. Nachdem das Meer ungerührt blieb, versuchten sie, mit Schiffen überzusetzen. Was weiter geschah, erfuhr man in Europa erst knapp zwanzig Jahre später: Die Kinder kamen nie in Palästina an. Zwei Schiffe gingen mitsamt ihren kleinen Insassen unter, die anderen verschlug es an die afrikanische Küste. Die meisten Kinder wurden dort in die Sklaverei verkauft. Stephans Predigten hatten auch das Rheinland erreicht und so zogen auch von dort im Jahre 1212 Tausende Kinder los, um die Christenheit zu retten. Viele gelangten nicht einmal bis nach Italien. Diejenigen, die in Italien ankamen, wurden vom Meer ebenso enttäuscht wie ihre französischen Altersgenossen. Viele von ihnen entschlossen sich, in den italienischen Städten zu bleiben, einige gelangten bis Rom, die wenigsten kehrten in die Heimat zurück.

Im MOSAIK wird vor der Wende die negative Seite der Kreuzzugsbewegung betont, während die zumindest am Anfang vorhandenen und auch später nicht zu vernachlässigenden religiösen Motive nicht berührt werden. Das entspricht der insgesamt antiklerikalen Ausrichtung des MOSAIKs vor 1990. Nicht zufällig geht Runkels Fahrt über Venedig und Konstantinopel und nicht zufällig geht es bei Runkels Fahrt um einen Schatz, der sich allerdings schließlich nur als die verhältnismäßig wertlose Flüchekasse eines Emirs erweist. Die Gestaltung der ambivalenten Figur Ritter Runkels und seines schwierigen Verhältnisses zu den Digedags gehört gleichwohl zu den bemerkenswertesten Leistungen der MOSAIK-Schöpfer und ist sicher einer der Gründe für die nicht nachlassende Beliebtheit des inzwischen legendären Ritters und der nach ihm benannten Serie.

Demgegenüber wird die spirituelle Seite der Kreuzzugsidee in der jüngeren Geschichte des MOSAIK durchaus thematisiert. Insbesondere Hugo von Payens bemüht sich redlich, der göttlichen Ordnung zum Sieg zu verhelfen.

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[Bearbeiten] Literatur

  • Jacques LeGoff, Das Hochmittelalter, Frankfurt (M.) 1991, Fischer Weltgeschichte Band 11
  • Stephen Runciman, Geschichte der Kreuzzüge, München 1989
  • Usama Ibn Munqidh: Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama Ibn Munqidh, Leizpig 1981 (Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht)
  • Régine Pernoud: Die Kreuzzüge in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1961
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