Ludas Matyi

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Ludas Matyi, der Zigeuner

Ludas Matyi (eigentlich Lúdas Matyi) ist eine Figur aus der Österreich-Ungarn-Serie. Er ist ein ungarischer Spaßmacher. Bekannt wurde Lúdas Matyi durch ein Werk des ungarischen Schriftstellers Mihály Fazekas.

Inhaltsverzeichnis

Name, Vorbild und Ursprung

Fälschlicherweise wird er von Fans häufig Ludas genannt, dabei ist sein Vorname Matyi, die ungarische Verkleinerungsform von Mátyás (deutsch Matthias). Lúdas geht auf das Wort lúd ("Gans") zurück, das durch die Endung -as zum Adjektiv wird und in dieser Form in Zusammensetzungen benutzt wird. Somit ist eine treffende deutsche Übersetzung ganz einfach "Gänse-Matthi".

Die Vorlage für das Mosaik wurde zu großen Teilen der Bildergeschichte MATTJE - der Gänsehirt (erschienen 1958) entnommen. Dagegen ist der Trickfilm Matyi, der Gänsejunge, der im Jahre 1978 in den DDR-Kinos lief, als Quelle für das MOSAIK auszuschließen.

Wie unzählige andere Veröffentlichungen um "Gänse-Matthi" basieren auch die beiden genannten auf der Ballade Lúdas Matyi - Untertitel: Egy eredeti magyar rege négy levonásban ("Eine altungarische Weise in vier Abschnitten") - von Mihály Fazekas (1766-1828). In diesem 1804 geschriebenen und 1817 erstmals veröffentlichten Poem wird schon beschrieben, wie Lúdas Matyi beim Versuch, seine Gänse zu verkaufen, von einem Landadligen für den vermeintlichen Diebstahl der Tiere bestraft wird und verspricht, es dreifach zurückzuzahlen. Grundlage von Fazekas' Lúdas Matyi wiederum sind Volkserzählungen unbekannter Herkunft. Jedoch kann als gesichert angenommen werden, dass die Figur des kleinen Rebellen mindestens seit dem frühen 16. Jahrhundert bekannt ist, denn schon in dem 1514 erschienenen königlich-ungarischen Gesetzbuch Tripartitum wird der Begriff ludas (ohne Akzent) als Synonym für "jemanden einer Straftat bezichtigen" benutzt.

Taten im Mosaik

Modell von Ludas Matyi

Treffen mit den Abrafaxen

Die Abrafaxe begegnen Ludas Matyi mitten im Wald auf der Reise nach Wien. Zunächst werden sie von vier wütenden Dragoneroffizieren angehalten, die kurz zuvor von Kuruzen beraubt worden sind. Nachdem die Reisenden gerade mit den Dragonern fertig geworden sind, kommt der als lustiger Zigeuner verkleidete Matyi aus seinem Versteck und gibt sich als der gesuchte Kuruzenchef und -spion zu erkennen. Fortan begleitet er die Abrafaxe und Hans Wurst auf der Fahrt nach Wien.

Matyi ist es auch, der kurz darauf die Tarnung des geheimnisvollen geistlichen Herrn durchschaut, der mit ihnen gereist ist. Matyi findet im Hühnerstall des Gasthofs Zum Wilden Mann das Gebetbuch des Abbés, nur um festzustellen, dass sich in dem vorgeblichen Buche geheime Dokumente befinden, die den Herrn als den Marquis de la Vermotte-Toupet ausweisen, der im Auftrag Ludwigs XIV. Verbindung zu den Kuruzen aufnehmen soll. Matyi ist natürlich der Richtige, um die Dokumente an den obersten Kriegsherrn Ferenc Rakoczi weiterleiten zu können. Als später der Hansl von den Gendarmen Bösl und Grantiger unter dem Verdacht, Ludas Matyi zu sein, verhaftet wird, kann Matyi als gewiefter Kämpfer natürlich auch gleich eine Befreiungsaktion für den Hansl organisieren. Zuvor hatte er bereits mit Hansl eine raffinierte Charade abgezogen, in dem er die Identität eines Festungsbaumeisters "Gräberl" angenommen hat, um den Baron von Tüftling hereinzulegen. In dieser Verkleidung kann er dem Baron verkaufen, den veränderten Bau der Linie zu befürworten, obwohl der Baron damit unwissentlich seinen Park ruiniert. Nebenbei erleben wir Matyi gleich als klassenbewussten Revolutionär, der bei diversen Gelegenheiten (beim Kutscher Huber oder den Achauer Kindern) Revolutionsunterricht erteilt.

Schließlich treffen Matyi und seine Freunde bei Achau auf die Zigeunertruppe von Janko Janos. Janko und Matyi kennen sich natürlich, und so können die Reisenden ihre Fahrt nach Wien mit dem Zigeunerwagen fortsetzen.

Als kaiserlicher Emissär

Ludas Matyi als Verpflegungskommissär

In Wien angekommen, begleitet Matyi seine Freunde zum Erzherzog Xaver, wo Hansl eine Anstellung als Hofarzt antritt. Als beim Empfangsbankett die Sprache auf das gerade gegen Ungarn aufbrechende Regiment Kraxelberg-Jodelfingen kommt, wittert Matyi eine gute Gelegenheit zum Spionieren. Der Erzherzog gibt ihm auch gleich ein Patent als Kaiserlicher Verpflegungsemissär, der die Truppe versorgen soll. Dann ist plötzlich das Regiment auf dem Marsch nach Ungarn verschwunden. Matyi ist zunächst ratlos - haben die Kuruzen ohne sein Wissen zugeschlagen? Von dem befreundeten Weinhändler Istvan, der in Wien der Mittelsmann zu den Kuruzen ist, erhält er ein besonders präpariertes Fass mit Schlafmittel-Wein, womit das Regiment außer Gefecht gesetzt werden kann. Mit dieser "Armeelieferung" zieht Matyi hinter dem Regiment her in Richtung Ungarn los.

Das Regiment selbst findet er zwar nicht, wohl aber dessen Spuren. In den Karpathen trifft er auf einen Köhler, der ihn in eine Falle lockt, in die bereits das Regiment getappt ist. Matyi kann sich aus der Höhle befreien und entdeckt dabei, dass das Regiment von niemand anders als Califax geführt wird. Mit diesen Informationen schickt er das Köhlerliesel nach Wien zu Abrax und Brabax. Später trifft Matyi bei einer Transkarpathischen Burgruine den versprengten Leutnant Adolar von Altentrott, dem er das Leben rettet. Altentrott erzählt Matyi dann die Geschichte des Regiments bis zu dessen Selbstauflösung. Leider lässt sich Matyi von dem heimtückischen Burschen hintergehen, welcher ihm das Pferd klaut. So muss sich Matyi zu Fuß zu seinen Kuruzen durchschlagen. Nachdem er das Kuruzenlager vor Munkacz gefunden hat, schlüpft er in seine alte Zigeunerkluft zurück und schließt sich dem Stab von Rakoczi an, nicht ohne zuvor die Dokumente des Marquis vorauszuschicken.

Rückblende: Die Jugend von Matyi

Nach dem Fall der Festung Munkacz ermuntert Matyi die Abrafaxe, an seiner Stelle mit dem Marquis de la Vermotte-Toupet nach Frankreich zu gehen, um das Bündnis mit den Kuruzen zu besiegeln. Als sich die Abrafaxe eher unwillig zeigen, schon wieder in Verkleidung auf geheime Mission zu gehen, erzählt ihnen Matyi die Geschichte seiner Jugend, welche den Wert guter Verkleidungen demonstrieren soll.

Als Junge träumte Matyi davon, Baumeister, Arzt und Volksheld zu werden. Er handelte sich aber einigen Ärger mit dem Gutsherrn von Döbrög ein und kassierte von dessen Leuten eine Tracht Prügel. Matyi versprach ihm, dass er diese Prügel dreifach zurückerhalten werde.

Zunächst studierte Matyi in Italien Baukunst. Als Baumeister verkleidet, konnte er dem Gutsherrn seine erste Tracht Prügel zurückzahlen. Als nächstes studierte Matyi bei einem berühmten Doktor Heilkunst. Er nutzte eine Erkrankung des Gutsherrn, um als Arzt zu ihm vorzudringen und ihm eine zweite Prügelrate zu verpassen. Daraufhin umgab sich der Gutsherr mit einer ständigen Leibwache. Durch einen Trick ließ Ludas Matyi diese jedoch fortlocken, so dass er ungestört seinem Gegner die letzte Prügelrate auszahlen konnte. Nun hatte er alle drei Träume verwirklicht: Er ist Baumeister und Arzt geworden sowie durch seine Streiche zum bekannten Volkshelden.

Alter Egos von Ludas Matyi

Ludas Matyi als Dragoneroffizier ...
... und als Festungsbaumeister

Ludas Matyi ist für seine Verkleidungskünste berühmt. Im Mosaik schlüpfte er in verschiedene Alter Egos, die teilweise namentlich gekennzeichnet werden.

Das Outfit als Zigeuner dürfte dabei der Originalkleidung von Matyi am nächsten kommen, wenn man die Bekleidung in seiner Jugend in Betracht zieht. Seltsamerweise wird er in dieser Kleidung am wenigsten bzw. überhaupt nicht verdächtigt, er selbst zu sein, obwohl selbst der Obrigkeit bekannt sein dürfte, dass Matyi aus ländlichem Stande kommt. Vielleicht überspielt das Stigma, mit dem Zigeuner behaftet waren, jegliche Vermutung, es könne sich um den Volkshelden handeln.

Andersherum wird eine Reihe - völlig unterschiedlich figurierter - Personen von den Gendarmen Bösl und Grantiger verdächtigt, in Wahrheit der Ludas Matyi zu sein.

Bemerkungen

Ludas Matyi ohne Bart ...
  • Im Heft 3/79, S. 15, fehlt der Bart bei Ludas Matyi.
  • Matyis Verkleidung als fiedelnder Zigeuner könnte von der Fernsehserie Stülpner-Legende inspiriert worden sein. Der engste Freund des Titelhelden dort - des Stülpner-Karls, der selbst wiederum öfters an Hans Wurst erinnert - ist ein böhmischer Zigeuner mit einer Fiedel.

Literatur

Weblinks

Ludas Matyi tritt in folgenden Mosaikheften auf

Mosaik ab 1976: 1/78, 2/78,       4/78, 5/78, 6/78,       8/78, 9/78, 10/78, 11/78, 12/78,
                            3/79, 4/79, 5/79, 6/79, 7/79,       9/79, 10/79, 11/79, 12/79

Titelbild von  4/84 und 240
als Cameo: 288, 422, 500, 571

Fancomic: Der Fluch des Don Ferrando (erwähnt)
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