Verlag Junge Welt
Aus MosaPedia
Im Verlag Junge Welt wurde das MOSAIK von Januar 1960 bis zum September 1991 verlegt.
Der Verlag war spezialisiert auf Kinder- und Jugendzeitschriften. Neben dem MOSAIK wurden auch Atze, Bummi, Frösi, die ABC-Zeitung und die Trommel im Verlag Junge Welt veröffentlicht. Auch Sammelbände wurden verlegt.
Der Verlag hatte seinen Sitz in einem ehemaligen Bankgebäude in der Mauerstraße in Berlin-Mitte.
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Der Verlagswechsel
Ende 1959 stand das Mosaik von Hannes Hegen kurz vor dem Aus. Für das Heft 37 war schon ein Abschiedcover gezeichnet worden. Die Rettung kam schließlich durch den Verlagswechsel vom, auf Bücher spezialisierten, Verlag Neues Leben zum Verlag Junge Welt, der schon etliche Kinderzeitschriften (s.o.) im Programm hatte. Der Verlagswechsel wurde in einer Beilage zum Heft 37 publik gemacht (Die Beilage als .pdf) und mit dem Heft 38 vollzogen.
Der Verlag Junge Welt und das Mosaik von Hannes Hegen
Für das Mosaikkollektiv brachte der Verlagswechsel keine größeren Veränderungen mit sich. Das Atelier blieb weiterhin in der Waldowallee in Berlin-Karlshorst. Hannes Hegen als künstlerischer Leiter agierte weiterhin als quasi unabhängiger Subunternehmer für den Verlag. Zu Beginn versuchte der neue Chefredakteur Hans Ehrhardt noch, das MOSAIK hin zu einer stärkeren "Parteilichkeit" zu entwickeln. Doch Hannes Hegen und der Autor Lothar Dräger verstanden es geschickt, dem zu entgehen. Sein Nachfolger, der Comics wesentlich aufgeschlossenere Wolfgang Altenburger, unterließ derlei plumpe Einflussnahme weitgehend. Ein wichtiger Grund hierfür mag auch darin zu sehen sein, dass das erfolgreiche und weitgehend unpolitische MOSAIK Gewinne erzielte, mit denen andere politischere und deshalb defitiäre Verlagsveröffentlichungen (Frösi, Atze) gestützt werden konnten.
Hannes Hegen kündigte Ende 1974 dem Verlag seinen Vertrag zur Produktion des MOSAIK. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zum einen stellte die Druckerei von einer Bogenoffsetmaschine auf eine Rollenoffsetmaschine um, wodurch maschinenbedingt nur noch Hefte mit einem Umfang von 20 (statt bisher 24) Seiten möglich waren, was Hegen aus künstlerischen Gründen missbilligte. Außerdem arbeitete mittlerweile fast das gesamte Mosaikkollektiv halbtags, so dass Hegen sich nur noch im Stande sah, 6 Hefte pro Jahr mit 32 Seiten herauszubringen. Auch die Gehaltsforderungen Hegens sollen eine Rolle gespielt haben. Da Hegen die Urheberrechte an den Digedags und den Geschichten besaß, musste die Digedag-Serie mit Heft 223 (Juni 1975) eingestellt werden. Ermöglicht durch eine lizenzrechtliche Vereinbarung zwischen Hegen und dem Verlag, erschienen in den folgenden sechs Monaten noch einmal als Reprint die Hefte 90 bis 95 in fortlaufender Nummerierung.
Nachdem der Verlag schon Mitte der Sechzigerjahre vier Sammelbände der Runkel-Serie veröffentlicht hatte, begann er nun die komplette Amerika-Serie in Sammelbänden herauszugeben. Außerdem erschienen Dia-Filme der Runkel-Serie.
Der Verlag Junge Welt und die Abrafaxe
Weil der Verlag sein erfolgreichstes Produkt MOSAIK mit dem Ende der Digedags und dem Fortgang Hegens nicht aufgeben wollte, übernahm er die Produktion in Eigenregie. Fast alle ehemaligen Mitarbeiter Hegens nahmen das Verlagsangebot an und wechselten in das neue Atelier im Verlagsgebäude in der Mauerstraße. Neuer künstlerische Leiter des Mosaikkollektivs wurde der bisherige Autor Lothar Dräger. Als erste Aufgabe mussten neue Hauptfiguren entwickelt werden. In einem offenen Wettbewerb setzten setzten sich schließlich die Entwürfe Lona Rietschels für die Abrafaxe durch. Das erste Heft mit ihnen als Hauptfigur erschien schließlich im Januar 1976. Die folgenden 15 Jahre brachten keine größeren Veränderungen mit sich.
Das Ende des Verlags Junge Welt
Die politische Wende in der DDR und die Wiedervereinigung Deutschlands brachte erhebliche wirtschaftliche Umbrüche mit sich, die nicht zuletzt auch den Verlag Junge Welt trafen. Trotz einer radikalen Entideologisierung aller Verlagsprodukte ab Anfang 1990, des Einsatzes von Hochglanzpapiers, Preisanpassungen (nach oben) und erheblicher weiterer Anstrengungen die Leserschaft zu binden, gab es letztlich keine Rettung. Der neuen Konkurrenz stand der Verlag machtlos gegenüber. Als erstes traf es Atze und Frösi (März 1991). Beim MOSAIK arbeiteten aber fast alle Mitarbeiter weiter, obwohl das Aus kurz bevor stand. Im Sommer 1991 wurde der Verlag schließlich liquidiert (8/91) und das MOSAIK, nicht aber dessen Mitarbeiter, kamen an den Baur-Verlag. In der Zwischenzeit hatte sich jedoch auch der Westberliner Werbekaufmann Klaus D. Schleiter, um die Rechte am MOSAIK bemüht. Nach dem kurzen Zwischenspiel beim Baur-Verlag konnte Schleiter schließlich alle Rechte am MOSAIK ab 1976 erwerben. Ab Heft 9/91 verlegte seine Firma PROCOM das Heft.
Die Buchredaktion des Verlags Junge Welt wurde vom Nürnberger Tessloff-Verlag übernommen, der daraus seine Tochterfirma den Buchverlag Junge Welt gründete, die neben den Digedags-Sammelbänden, etliche weitere Kinderliteratur veröffentlichte. Ende 2005 ging die Tochterfirma im Mutterverlag auf.