Hodscha Nasreddin

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Der '''Hodscha Nasreddin''' ist ein anatolischer Schalk und Volksheld. Er tritt im [[Mosaik ab 1976]] als Begleiter der [[Abrafaxe]] auf und gehört in [[Lothar Dräger]]s [[Spaßmacher]]-Konzept, das er den ersten Abenteuern der Abrafaxe unterlegte.
Der '''Hodscha Nasreddin''' ist ein anatolischer Schalk und Volksheld. Er tritt im [[Mosaik ab 1976]] als Begleiter der [[Abrafaxe]] auf und gehört in [[Lothar Dräger]]s [[Spaßmacher]]-Konzept, das er den ersten Abenteuern der Abrafaxe unterlegte.

Version vom 18:16, 3. Jul. 2007

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der Hodscha als Modell von 1975 (sein Esel ist leider verloren gegangen)

Der Hodscha Nasreddin ist ein anatolischer Schalk und Volksheld. Er tritt im Mosaik ab 1976 als Begleiter der Abrafaxe auf und gehört in Lothar Drägers Spaßmacher-Konzept, das er den ersten Abenteuern der Abrafaxe unterlegte.

Den Titel Hodscha tragen islamische Gelehrte oder Lehrer. Der Name Nasr ed-Din bedeutet "Sieg des Glaubens". Andere Namensformen des Schalks sind Nasrettin Hoca und Nasru(d)din. Die arabische Variante der Figur ist Dschuha.

Hodscha Nasreddins Darstellung im Mosaik lässt sich in drei Teile gliedern. Erstens gab es eine Reihe von Ankündigungen in Wort und Bild, dass er irgendwann als Begleiter der Abrafaxe erscheinen würde. Dabei ist die Variabilität seines Äußeren beachtlich. Sein eigentlicher Auftritt erfolgte - zweitens - zunächst als junger Mann in einer Erzählung eines orientalischen Märchenerzählers in Heft 4/83. Dieses Heft ist mit seinen der persischen Buchmalerei nachempfundenen ganzseitigen Bildern ein Höhepunkt der Mosaikgeschichte. Erst später, in den Heften 10/83 bis 2/84, hat - drittens - der inzwischen wesentlich ältere Hodscha seinen Hauptauftritt. Während des 1983er Jahrgangs werden im Mosaik dabei Episoden geschildert, die tatsächlich der alten Märchenfigur des Hodsch Nasreddin zugehören (vgl. unten).

Inhaltsverzeichnis

Die Ankündigungen

Hodscha Nasreddin auf der Rückseite von Heft 229
Der Hodscha als Marionette in Heft 1/76

Vor seinem eigentlichen Auftritt im Mosaik im Kapitel "Die Jagd nach der Flasche" (auch Hodscha-Nasreddin-Serie genannt) wurde der Hodscha - zusammen mit anderen Spaßmachern - bereits mehrfach erwähnt und abgebildet. Zunächst wurde er im September 1975 in einem Brief der Redaktion Mosaik an die Mosaikleser erwähnt. Entsprechend tauchte er auch auf der Rückseite von Heft 229 auf, der letzten Ausgabe des Mosaik von Hannes Hegen. Einen weiteren vorbereitenden Auftritt hatte er als Marionette in Heft 1/76, wo Harlekin den Handlungsbogen der nächsten Jahrgänge vorstellt.

Danach dauerte es noch mehr als sieben Jahre, bis nach Harlekin und der Commedia dell'Arte, Hans Wurst und Ludas Matyi, Pierrot und der Comédie Italienne, Don Quixote und Sancho Pansa sowie Nasreddins Bruder im Geiste, dem schelmischen Dschuha, auch der Hodscha endlich in natura erscheint.


Hodscha Nasreddin als Märchenfigur

Als junger Mann im Märchen

Nach ihrer Ankunft in einer sarazenischen Hafenstadt treffen die Abrafaxe während eines Basarbummels auf einen Märchenerzähler, der Geschichten vom Hodscha Nasreddin zum besten gibt. Die drei Kobolde lauschen begeistert:

"Einst riss der Falke des Fürsten Tumal Garniz das Lieblingshuhn des Hodschas. Der Fürst wollte Nasreddin aber nicht entschädigen, sondern erklärte das Huhn lachend zur Jagdbeute seines Falken, wofür er ja nichts könne. Als sich daher kurze Zeit später ein zerzauster Rabe, den der Hodscha zwei streitenden Lausejungen abgenommen hatte, auf einem weidenden Ochsen des Fürsten niederließ, betrachtete Nasreddin diesen als rechtmäßige Beute; am Abend gab's Ochsenbraten im Dorf.
Der Fürst beschwerte sich bei seinem obersten Gebieter, dem Ilchan, der daraufhin den Hodscha zu sich rufen ließ. Aufgrund seines Ruhmes als kluger Mann erklärte er sich jedoch bereit, auf eine Bestrafung zu verzichten, wenn Nasreddin die Fragen seiner drei weisen Berater beantworten könne.
Die erste Frage bezog sich auf die Zahl der Sterne. Nasreddin antwortete, es seien so viele, wie sein Esel Fellhaare habe. Wer das nicht glaube, möge nachzählen. Der Ilchan lachte und akzeptierte die Lösung. Der zweite Weise wollte wissen, wie viele Barthaare er habe. Nasreddin antwortete, so viele wie sein Eselchen Schwanzhaare. Zur Überprüfung könne man abwechselnd ein Bart- und ein Schwanzhaar ausreißen. Der Weise verzichtete auf die Probe, weshalb der Ilchan auch diese Prüfung für bestanden hielt. Der dritte Weise fragte nach dem Mittelpunkt der Erde. Der Hodscha erklärte, dieser befinde sich zweifellos direkt unter dem Thron des Ilchans. Geschmeichelt stimmte dieser zu.
Damit war die Klage des Fürsten Tumal Garniz abgewiesen und der Hodscha konnte seinen Triumph groß feiern."

Begeistert beschließen die Abrafaxe, diesen Tausendsassa selbst treffen zu wollen. Der Märchenerzähler weiß immerhin, dass sich der Hodscha zuletzt im Osten Anatoliens, also im Norden Mesopotamiens aufhielt. Doch bevor sie dahin aufbrechen können, müssen sich die Abrafaxe erstmal um andere wichtige Dinge kümmern.

Hodscha Nasreddin als Archäologe, Deichgraf und Dorfrichter

Als reifer Mann mit Flausen im Kopf

Der Hodscha lebt inzwischen im Dorf Hille zwischen Euphrat und Tigris. Dort hat er einerseits die verfallenen Bewässerungsanlagen instandgesetzt und verbessert sowie andererseits seine Zeit der Rechtsprechung und dem Studium der Keilschrift gewidmet. Bei allen drei Tätigkeitsfeldern können die Abrafaxe ihm zuschauen.

Der Archäologe

Bei der Lektüre einiger mit Keilschrift beschriebener Tontafeln ist der Hodscha auf das Siegel des Salomo und die Zikkurat des Tukulti-Ninurta gestoßen. Bei eigenen Ausgrabungen konnte er sogar einige Altertümer entdecken, wie zum Beispiel eine goldene Königsmaske, Götter- und Votivstatuen, Fresken und Keramik. Mit weiteren archäologischen Arbeiten in der fraglichen Zikkurat betraut er jedoch - wohl, weil er nicht mehr der Jüngste ist - drei angeblich erfahrene Schatzgräber namens Kanniz, Machniz und Nuzniz. Indem er sich als Nachkomme Tukulti-Ninurtas ausgibt und hinter der goldenen Maske versteckt, kann er ihre Habsucht, nicht aber ihre Ehrfurcht wecken. Immerhin gelingt es den drei Taugenichtsen hin und wieder, ahnungslos einige wichtige Puzzlestücke aufzufinden. So bringen sie dem Hodscha auch einen Stempel vorbei, der tatsächlich das Siegel des Salomo aufweist.

Der Deichgraf

Der Deichgraf erschüttert vor den Scherben seines Werkes

Neben der Altertumswissenschaft lässt der Hodscha aber auch seine Aufgaben als Deichgraf nicht außer acht. Regelmäßig kontrolliert er die Bewässerungsanlagen und besonders ein großes Verteilerbecken, die er nach alten babylonischen Vorbildern hatte errichten lassen. Während eines seiner Prüfgänge werden ihm von drei Jungen aus Hille die diebischen Abrafaxe vorgeführt. Er erkennt ihren Obstklau jedoch als Nießbrauch an und wird hellhörig, als sie ihm den Grund ihrer Ankunft in Mesopotamien nennen: Das Siegel des Salomo!

Er kehrt mit den Abrafaxen in seine Hütte im Dorf zurück und erzählt ihnen von seinen Forschungen. Bald tauchen auch Kanniz, Machniz und Nuzniz wieder auf, diesmal sogar mit einer geheimnisvollen Flasche, die sie im Besitz eines an der Zikkurat verunglückten Fremden gefunden hatten. Die Abrafaxe erkennen sowohl die Flasche, nach der sie die ganze Zeit gesucht hatten, als auch Don Ferrando wieder, der ihnen also offenbar bis hierher gefolgt war. Der Hodscha hingegen meint, dass die Flasche nichts mit der Zikkrat zu tun habe. Das in seinem Keilschriftfragment erwähnte Geheimnis bestehe wohl nur darin, dass Tukulti-Ninurta seine Schatzkammer mit dem Siegel des Salomo, einem alten zauberhaften Symbol, habe verschließen lassen. Die Kammer aber ist seit langer Zeit schon leer.

Den Siegelstempel und die Flasche wollen die Abrafaxe nun an einem sicheren Ort verstecken, bevor sie mit Hilfe des Dschinns wieder ins 16. Jahrhundert zurückkehren. Der Hodscha empfiehlt den Turm der Winde. Leider belauscht der Don diesen Plan, folgt den Kobolden und ihren Freunden dorthin und bringt beide Gegenstände an sich. bevor er die Flasche jedoch öffnen kann, stürzt der Turm in einem Erdbeben zusammen und begräbt ihn unter sich. Die Abrafaxe folgen dem Hodscha nach Hille, wo sie ihre Hilfe bei der Verletztenpflege anbieten. Mangels Verletzter wird das Angebot dankend ausgeschlagen.

Der Richter

So ein Richter hat's schon schwer.

Stattdessen bittet der Dorfälteste den Hodscha, den lange versprochenen Gerichtstag abzuhalten. Damit ergibt sich die Möglichkeit, Nasreddin bei dem dritten seiner Berufe zuzuschauen. Er schlichtet nacheinander mindestens fünf Streitigkeiten, von denen drei ausführlich vorgestellt werden. Bis auf den letzten Fall, dem sich Nasreddin auf dem Weg zu den Bewässerungsanlagen widmet, findet alles beim Gerichtstag im Dorf statt.

  • Als erstes entscheidet Nasreddin den Streit zweier Frauen um fehlende fünf Pfund Hammelfleisch. Deren Besitzerin beschuldigt den Kater Ibrahim einer Nachbarin, das Fleisch gefressen zu haben. Der Hodscha wiegt Ibrahim, und der Kater bringt genau fünf Pfund auf die Waage. Da der Fleischfraß gerade erst an diesem Tag stattgefunden haben soll, sind Ibrahim und seine Besitzerin daher unschuldig.
  • Danach schlichtet Nasreddin einige kleinere Streitigkeiten.
  • Zum Abschluss des Gerichtstages wendet er sich dem Fall eines Gelddiebstahls zu. Ein Trödler beschuldigt seinen Nachbarn, den Metzger, ihm seine Einnahmen gestohlen zu haben. Der streitet ab; der erfolglose Trödler habe offenbar beobachtet, wie er sein sauer verdientes Geld gezählt habe, und sei auf die Idee gekommen, es ihm mit dem Diebstahlsvorwurf abzunehmen. Nasreddin lässt das fragliche Geld in einen Topf kochenden Wassers kippen - da keine Fettbläschen aufsteigen, kann die Geschichte des Metzgers nicht stimmen, sondern er hat das Geld dem Trödler tatsächlich geklaut.
  • Auf dem Weg zu den Bewässerungsanlagen kommen der Hodscha und die Abrafaxe an einem Acker vorbei, auf dem sich zwei Bauern um einen Topf Geld streiten. Angeblich habe ihn der eine der beiden auf dem Grund und Boden des anderen vergraben, als die Mongolen kamen. Er sei hier sicher, da der Nachbar faul sei. Der Hodscha erkennt jedoch, dass der Besitzer des Ackers offenbar ein fleißiger Kerl ist, und entlarvt den Kläger damit als Lügner. Der Goldtopf gehört dem glücklichen Finder.

Ausklang

Nun kann sich Hodscha Nasreddin endlich um das etwas ramponierte Verteilerbecken kümmern. Dessen Tore waren zersplittert, weshalb die Felder und Haine überschwemmt sind. Während er sich darum kümmert, schippern Abrax und Brabax die überfluteten Bewässerungsgräben ab, um nach weiteren Schäden zu suchen. Dabei treffen sie eine komische Type, die unbedingt zum Hodscha will, da nur dieser helfen könne. Sie bringen den komischen Kerl daher zu Nasreddin. Gemeinsam begibt man sich zu dessen Haus.

Dort berichtet Alex Papatentos seinen vier Zuhörern vom Raub des Schildes des Poros und bittet den Hodscha um Unterstützung. Dieser hat jedoch "keine Zeit für so etwas" und schwatzt dem Griechen die Abrafaxe auf. Hals über Kopf und praktisch grußlos verlassen diese mit ihrem neuen Begleiter den Hodscha Nasreddin, nach dem sie sich so lange gesehnt hatten.


Hintergründe

Die Geschichten von Hodscha Nasreddin

Zwar ist es durchaus möglich, dass ein Gelehrter namens Nasreddin im 13. Jahrhundert im Grenzgebiet der heutigen Staaten Türkei, Irak und Iran wirkte, doch die Anekdoten und Sprüche, die man ihm zuschreibt, sind reine Erfindung. Sie zeugen häufig von einer gehörigen Portion Bauernschläue und Schlagfertigkeit. Mehrere dieser Geschichten sind im Mosaik verwendet worden:

Das Gewicht der Katze: Eines Tages kam Hodscha Nasreddin heim und fand das Pfund Fleisch nicht mehr, das er dagelassen hatte. Er fragte seine Frau und diese meinte, die Katze müsse es gefressen haben. Der Hodscha wog das dürre Tier und es brachte genau ein Pfund auf die Waage. Nasreddin schlussfolgerte, entweder das hier müsse das Fleisch sein, dann fehle die Katze, oder das hier sei die Katze, dann fehle aber das Fleisch.

...

Mögliche Vorlagen

In der DDR war vor allem die Buchfassung Die Schelmenstreiche des Hodscha Nasreddin (russischer Originaltitel: Повесть о Ходже Насреддине) des russischen Schriftsteller Leonid Wassiljewitsch Solowjow verbreitet. Das Buch erschien in mehreren Ausgaben und Auflagen in der Übersetzung von Erna von Baer. Bekannt wurde die von Werner Klemke illustrierte Ausgabe, die 1988 auch im Eichborn-Verlag (Frankfurt am Main) erschien.

Solowjow weicht dabei von der Erzählform der Anekdote ab und bringt die bekannten Geschichten in einen Gesamtkontext der Heimkehr des Hodscha Nasreddin in das mittelalterliche Buchara. Neben der sowjetischen Verfilmung von 1943 Nasreddin in Buchara ist in der DDR vor allem die gleichnamige Hörspielfassung von 1979 mit Winfried Glatzeder als Nasreddin und vielen weiteren bekannten Schaupielern, wie z.B. Kurt Böwe, Rolf Hoppe und Rolf Ludwig, bekannt geworden.

Literatur

  • Robert Löffler: Hodscha Nasreddin - ein Kosmopolit unter den Spaßmachern, in: Mosaik Sammelband 24, Berlin 2006, S. VII-VIII
  • Torsten Kühler: Dschuha, der Schelm, in: Mosaik Sammelband 19, Berlin 2005
  • Ulrich Marzolph: Nasreddin Hodscha. 666 wahre Geschichten, C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40445-6

Externe Links

Name in ausländischen Mosaikausgaben

  • Ungarn: Naszreddin Hodzsa

Hodscha Nasreddin tritt in folgenden Mosaikheften auf

Mosaik von Hannes Hegen: 229 als Vorschau

Mosaik ab 1976: 1/76 als Marionette, in 3/83 erwähnt,
echte Auftritte in 4/83, 10/83, 11/83, 12/83, 1/84, 2/84
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