William Hogarth
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Eine der ersten Arbeiten, mit denen Hogarth bekannt wurde, war die Illustration von Samuel Butlers satirischem Epos ''Hudibras'', das bereits 1662 erschienen war, sich aber auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit in [[Großbritannien]] erfreute (es galt als ein Pendant zu [[Miguel de Cervantes|Cervantes]]' ''[[Don Quixote]]''). Einer der beeindruckendsten Stiche ist der unten abgebildete, auf dem das symbolische Verbrennen des Rumpfparlaments von 1660 durch eine aufgebrachte Menge dargestellt ist - statt des ''Rump Parliaments'' werden ''Rump Steaks'' verbrannt. Die Titelfigur Hudibras hat sich dummerweise auch die Ungunst des Mobs zugezogen und wird gerade gelyncht. | Eine der ersten Arbeiten, mit denen Hogarth bekannt wurde, war die Illustration von Samuel Butlers satirischem Epos ''Hudibras'', das bereits 1662 erschienen war, sich aber auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit in [[Großbritannien]] erfreute (es galt als ein Pendant zu [[Miguel de Cervantes|Cervantes]]' ''[[Don Quixote]]''). Einer der beeindruckendsten Stiche ist der unten abgebildete, auf dem das symbolische Verbrennen des Rumpfparlaments von 1660 durch eine aufgebrachte Menge dargestellt ist - statt des ''Rump Parliaments'' werden ''Rump Steaks'' verbrannt. Die Titelfigur Hudibras hat sich dummerweise auch die Ungunst des Mobs zugezogen und wird gerade gelyncht. | ||
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Version vom 19:47, 8. Aug. 2009
William Hogarth (1697-1764) war ein englischer Künstler. Eine ganze Reihe seiner Werke diente als Inspiration bzw. Vorlage für zwei Hefte der Erfinderserie des Mosaik von Hannes Hegen.
Inhaltsverzeichnis |
Hogarth - Leben und Werk
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Frühere Arbeiten zu diesem Thema
Volker Langmeier veröffentlichte im Fanzine Digefax 8 bereits 1995 einen Artikel unter dem Titel Das Bilderwerk William Hogarths im Mosaik Nr. 63 von Hannes Hegen. Darin ging er auf die künstlerische Bedeutung Hogarths ein und machte mehrere Grafiken von ihm als Vorlagen namhaft: Four Times of the Day - Night, Four Times of the Day - Noon, Invasion - England, Gin Lane, Beer Street, The Times 2, Stage Coach (Hof einer ländlichen Schenke), Southwark Fair (Der Jahrmarkt zu Southwark) und The Four Stages of Cruelty 2. Die meisten davon werden - zumindest in Ausschnitten - auch abgebildet. Zudem weist Langmeier auf das Bild Industry and Idleness Teil 1 hin, das die Vorlage für die Rückseite von Heft 71 bildete.
Langmeier nennt das erste Fanbuch von Thomas Kramer (erschienen 1993) als Anlass für seine Beschäftigung mit dem Thema. In der Tat bezeichnet Kramer auf S. 78 dieser Publikation die Doppelseite in Heft 63 als ein "Hogarthschen Vorbildern ähnliches Gemälde" (auch wenn er die fraglichen Seiten 10 und 11 von Heft 63 fälschlich als "Seiten 9 und 10 des Heftes 64" zitiert). Weiter geht Kramer aber nicht auf das Thema ein.
Bildvergleiche
Nach bisherigem Kenntnisstand wurden drei Bilder im MOSAIK nach Vorlagen von Hogarth gestaltet: In Heft 63 die Wimmelbilder S. 10/11 und 14 sowie die redaktionelle Rückseite von Heft 71. Während im letzten Fall ein Stich von Hogarth eins zu eins übernommen wurde, flossen in die beiden Wimmelbilder einzelne Szenen und Details von jeweils mehreren Hogarth'schen Vorlagen ein. Viele Hogarth-Werke, so auch eine Reihe der hier abgebildeten, gibt es sowohl als Schwarz-Weiß-Stich als auch als farbiges Gemälde. Welche Variante jeweils dem MOSAIK-Kollektiv als Vorbild diente, ist derzeit nicht immer bekannt; aus Gründen der Einheitlichkeit wurden hier nur die Stiche wiedergegeben.
Der Grad der Übernahme der Vorlagen ins MOSAIK wechselt. Es gibt penible Reproduktionen, freie Kombination mehrerer Motive und reine Inspirationen. In die folgende Übersicht wurden nur solche Vorbilder aufgenommen, die deutlich im MOSAIK wiederzuerkennen sind - es ist sehr wahrscheinlich, dass darüber hinaus noch weitere Hogarth-Werke genutzt wurden.
Für vier größere Bildausschnitte sind zudem noch gar keine Vorlagen bekannt: für das Schiff, den Marine-Laden, den Maharadscha samt Gefolge und den Moritatensänger mit seiner Geschichte von Billy Brown. Zumindest für letzteres Motiv steht zu vermuten, dass sich die MOSAIK-Zeichner von diversen Bänkelsängern und ihren Leinwänden in Hogarths Werk anregen ließen (z.B. aus Southwark Fair).
Vorlagen für Heft 63 S. 10/11
In Hogarths Stich The Times, Tafel 2, sind in der rechten Bildhälfte zwei Figuren am Pranger zu sehen. Bei der einen handelt es sich um Hogarths Intimfeind John Wilkes, der nach der North-Briton-Affäre wegen Verleumdung (Defamation) angeklagt worden war. Die zweite Figur ist der so genannte Cock Lane ghost - auch bekannt als Scratching Fanny -, d.h. der angebliche Geist der Fanny Lynes. Dieser Geist soll durch Kratz- und Klopfgeräusche (daher der Hammer in der Hand auf Hogarths Stich) auf sich aufmerksam gemacht haben. In Wirklichkeit handelte es sich um den Versuch eines Hausbesitzers, einen seiner Mieter, der ihm Geld schuldete, mit dem Geist von dessen verstorbener Lebensgefährtin Fanny Lynes zu erpressen. Die junge Tochter des Hausbesitzers sorgte dabei für die Geräusche. Der Hausbesitzer wurde wegen Verschwörung (Conspiracy) verurteilt. Näheres zu den beiden Themenkomplexen in den Artikeln der englischsprachigen Wikipedia: John Wilkes und Cock Lane ghost. Auch interessant: das erste Kapitel aus The Rise of Supernatural Fiction, 1762-1800 von E. J. Clery.
Im MOSAIK wurde der Geist der Kratzenden Fanny nicht berücksichtigt; dafür musste Wilkes für die Conspiracy geradestehen, statt wie im Original für Defamation.
Einer derjenigen, die sich über die Angeprangerten amüsieren, ist aus der Vorlage auch ins MOSAIK gelangt. Hier lehnt er freilich nicht mehr einfach am Podest, sondern popelt in der Nase von Wilkes. Hut, Schürze und Pfeife sind identisch.
Eine weitere Figur, die bei Hogarth direkt in der Nähe des Prangers zu finden ist, ist der Dudelsackspieler. Im MOSAIK hat er einen lustigen Hut bekommen, befindet sich bildkompositorisch gesehen aber an fast derselben Stelle. Der Dudelsack selbst ist ziemlich genau übernommen worden, bei der Hand- und Armhaltung des Spielers jedoch offenbart der MOSAIK-Zeichner einige Kreativität.
Vorlagen für Heft 63 Seite 14
Im Auftrag von Thomas Savery verlassen Dig und Dag das Gebäude der Royal Society und folgen dem recht gemütlich schlendernden Saaldiener Mr. Hicks, um ihm möglichst alle Exemplare des Buchs der hundert Erfindungen vor der Nase wegzuschnappen. Die entsprechende Straßenszene ist wieder mehrfach von Hogarth beeinflusst. Die linke Häuserfront, das Tor im Hintergrund und die schmucke Firmeninschrift an der rechten Hauswand stammen aus zwei bis drei Hogarth'schen Stichen.
Für die linke Häuserfront nutzten die MOSAIK-Zeichner den zweiten Stich aus der Serie The Four Stages of Cruelty ("Die vier Stufen der Grausamkeit"). Auf diesem Bild wird der Übergang von der Grausamkeit gegenüber Tieren zur Grausamkeit gegenüber Menschen dargestellt: Ein Stier wird gejagt, der Esel ist überladen und wird gepiekst, das Pferd ist unter der Last zusammengebrochen und wird verhauen, das Lamm wird geradeweg totgeschlagen und dahinter wird ein kleines Kind achtlos überfahren.
Möglicherweise übernahmen die Zeichner zudem die Hausinschrift Temple aus dem ersten Stich der Reihe The Times (der zweite Stich dieser Reihe wurde oben bereits besprochen). Dieses Bild stellt eine Allegorie auf die angebliche politische Brandstifterrolle von William Pitt dem Älteren (dem Feuerentfacher auf Stelzen) und die Friedensliebe von König Georg III. (dem heroischen Feuerwehrmann auf dem Sockel) dar. Hogarth war seit einigen Jahren Hofmaler und handelte wohl nach der Devise "Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing". Unter den drei Heckenschützen im linken Haus, die dem Feuerwehrmann in den Rücken fallen, dürfte auch der Journalist John Wilkes zu finden sein, Hogarths Intimfeind (siehe oben).
Schön zu sehen: Die Kombination aus der Fassade und der Aufschrift Temple. Dass es sich im Original allerdings um ein Kaffeehaus handelt, hat man im MOSAIK geschickt unterschlagen.
Die gekreuzten Schlüssel sind das Zunftzeichen der Schlosser.
Eine der ersten Arbeiten, mit denen Hogarth bekannt wurde, war die Illustration von Samuel Butlers satirischem Epos Hudibras, das bereits 1662 erschienen war, sich aber auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit in Großbritannien erfreute (es galt als ein Pendant zu Cervantes' Don Quixote). Einer der beeindruckendsten Stiche ist der unten abgebildete, auf dem das symbolische Verbrennen des Rumpfparlaments von 1660 durch eine aufgebrachte Menge dargestellt ist - statt des Rump Parliaments werden Rump Steaks verbrannt. Die Titelfigur Hudibras hat sich dummerweise auch die Ungunst des Mobs zugezogen und wird gerade gelyncht.
Die MOSAIK-Zeichner entnahmen dieser Buchillustration das Tor im Hintergrund und das schöne Firmenschild an der rechten Wand.
Wie man sieht, ist das Tor im MOSAIK zwar ein wenig vereinfacht worden, wird dafür aber nicht mehr halb vom Rauch verdeckt. Bei dem Vorbild handelt es sich übrigens um das auch heute wieder zu besichtigende Temple-Bar-Tor zwischen der City of London und der City of Westminster. Die beiden Viecher links und rechts sidn Greifen.
Auch das schöne Firmen- oder Zunftzeichen an der rechten Hauswand ist im MOSAIK leicht vereinfacht worden: Der kleine Fisch ist restlos verschwunden. Wofür die Initialen TBS stehen, ist leider nicht bekannt. Es könnte ein Zusammenhang mit dem Temple-Bar-Tor bestehen.
Vorlage für Heft 71 Seite 24
Die Serie Industry and Idleness (zu deutsch etwa "Fleiß und Faulheit") wurde oben zu Heft 63 schon erwähnt, wo die zwölfte Tafel der Reihe fürs MOSAIK verwendet wurde. Für die redaktionelle Rückseite von Heft 71, Maschinen und Maschinenstürmer, wiederum stand der erste Teil der Reihe - The Fellow 'Prentices at their Looms - Pate und wurde mit Ausnahme des rechten Randes minutiös abgezeichnet und koloriert.
Auf dem Bild sind die beiden Webergesellen zu sehen: Der Faule lehnt schnarchend mit verschränkten Armen an einem Pfosten, eine Katze spielt mit seinem Weberschiffchen und sein Lehrbuch liegt zerfetzt am Boden; während der Fleißige tüchtig sein Schiffchen schwingt und sein Lehrbuch sorgfältig abgelegt hat. Über dem Faulen zeigt der Zettel mit der Aufschrift Moll Flanders an, wohin es für ihn gehen wird: ins Unheil, wie bei der Titelfigur von Daniel Defoe. Über dem Fleißigen steht hingegen: Whittington, L[or]d-Mayor, was auf das Vorbild für diese Figur verweist, einen Bürgermeister Londons um 1400, der sich mit Geduld und Spucke vom kleinen Handwerker in die Oberschicht hochgearbeitet hatte.
Dieser Hintergrund spielt im MOSAIK jedoch keine Rolle. Das Bild wurde wegen der beiden Webstühle ausgewählt, denn um Webstühle und Spinnmaschinen geht es im Text, der sich ansonsten mit dem Thema Maschinensturm im 19. Jahrhundert befasst.
Quellen
- Artikel in der Wikipedia
- Bildergalerie in den Wikimedia Commons
- Bildergalerie auf Zeno.org
- Volker Langmeier: Das Bilderwerk William Hogarths im Mosaik Nr. 63 von Hannes Hegen, in: Digefax 8, Wittenberg 1995.
- Mark Hallett und Christine Riding: Hogarth, London 2006.
Vorlagen von William Hogarth wurden in folgenden Mosaikheften verarbeitet
63, 71
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