Señor d'Urville

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Dieser Artikel befasst sich mit der Figur im Mosaik von Hannes Hegen. Für den französischen Marineoffizier Jules-Sébastien-César Dumont d'Urville siehe Dumont d'Urville.

Señor d'Urville ist eine Figur des Peru-Kapitels im Mosaik von Hannes Hegen. Dahinter verbirgt sich die historische Gestalt des aus der Schweiz stammenden peruanischen Unternehmers François Uvillé († 1818).

Inhaltsverzeichnis

Señor d'Urville im MOSAIK

Señor d'Urville mit den Digedags

Lima

D'Urville ist ein Mitarbeiter von Don Rodrigo Crawallo y Randalierez, dem reichen Besitzer einer leider nicht mehr ganz so rentablen Silbermine in Cerro de Pasco. In dessen Auftrag hat er in England eine Hochdruckdampfmaschine von Richard Trevithick erworben, mit der die Mine wieder in Gang gebracht werden soll. Im Sommer 1819 kommt er auf dem Segler Emperor of the Seven Seas nach einer beschwerlichen Reise um Kap Hoorn herum mit der Maschine wieder in Callao an; in seiner Begleitung befinden sich zudem der Monteur Macintosh und die beiden Digedags.

Nachdem die in mehrere Teile zerlegte Dampfmaschine an Land gebracht worden ist, machen sich d'Urville und seine Leute auf den Weg zum Vizekönig nach Lima. Überraschenderweise handelt es sich bei diesem um d'Urvilles Auftraggeber, der sich in der Zwischenzeit durch Bestechung des spanischen Königs Ferdinand VII. diese schöne Stelle ergattert hatte. Er schickt Macintosh und die Digedags, zum Schutz vor den aufständischen Indios von einem Bataillon der Besatzungstruppen unter seinem Adjutanten Alonso Gomez y Saladas Mayonese di Caputo Lamentos begleitet, mit der Maschine voraus nach Cerro de Pasco; d'Urville darf noch etwas in Lima bleiben, denn am kommenden Tag feiert Don Rodrigo seinen Geburtstag.

Während dieser großen Party wird Don Rodrigo von seinem Rivalen Alvarez Ruinientes, einem Lamaherdenbesitzer, und seinen Gauchos und Stammtischbrüdern gestürzt. Vergeblich müht sich Señor d'Urville, seinen Chef vor der schmählichen Gefangenschaft zu bewahren. So eilt er schließlich dem Dampfmaschinentransport hinterher und holt ihn in einer alten Inkafestung ein. Der Marchese di Caputo Lamentos kehrt zwar sofort mit den Truppen in die Hauptstadt zurück, nicht aber um Don Rodrigo wieder zu installieren, sondern um selbst Vizekönig anstelle des Vizekönigs zu werden. D'Urville folgt ihm, um sich ihn warmzuhalten, so dass die Digedags plötzlich alleine mit den Kisten voller Dampfmaschinenteile zurückbleiben (wohin der Monteur in dieser Szene verschwunden ist, bleibt unklar - offenbar ist er aber auch wieder zurück nach Lima geritten).

Cerro de Pasco

Nach dem erfolgreichen Gegenputsch des Marchese di Caputo Lamentos ist d'Urville - wie erhofft - Verwalter der Silberminen geblieben. Zusammen mit Macintosh reitet er mit einer beschlagnahmten Lamaherde zur Inkafestung, um die Dampfmaschine weiterzutransportieren. Das haben Dig und Dag zwar inzwischen schon erledigt, doch ist ihnen dummerweise die Maschine von den Rebellen geraubt worden. D'Urville holt die beiden am Ortseingang von Cerro de Pasco ein und ist zunächst verständlicherweise wenig begeistert. Er verdächtigt die Digedags sogar, die Maschine verschachert zu haben. In der Schenke von Franzisco Pizarro erzählen sie ihm, was passiert ist. Der Wirt, ein verkommenes Subjekt, mischt sich ein: Er weiß, wo die Indios die Maschine versteckt haben. Für einen Beutel Silbermünzen führt er d'Urville, Macintosh und die Digedags in das Versteck, das sich in den alten Bergwerksstollen unter dem Ort befindet. Hier kann der Monteur nur noch feststellen, dass die Maschine zu stark beschädigt ist, als dass er sie selbst reparieren könnte. Richard Trevithick persönlich muss nach Peru kommen!

Als dieser geraume Zeit später tatsächlich in Cerro de Pasco eintrifft, ist das Land bereits in höchstem Aufruhr. D'Urville empfängt ihn bei der Silbermine und gemeinsam mit Macintosh setzen sie die Hochdruckdampfmaschine in Gang. Doch kaum läuft sie wieder, betätigen sich die Indiorebellen als Maschinenstürmer; das vom Vizekönig extra zum Schutz der Mine nach Cerro de Pasco entsandte III. Regiment war zuvor unter reger Beteiligung der Digedags verjagt worden. Trevithick und Macintosh haben die Nase voll und kehren nach England zurück. D'Urville hingegen will noch nicht ganz aufgeben. Er informiert den Vizekönig von den Ereignissen und dieser schickt noch einmal Soldaten in die Berge. Doch auch diese Expedition wird von den Aufständischen und den Digedags zurückgeschlagen; was nun aus d'Urville wird, ist nicht bekannt.

François Uvillé und die Hochdruckdampfmaschine

François Uvillé (ca. 1781 bis 1818) - in Peru Francisco Uville genannt - war ein aus der Schweiz stammender Uhrmacher. Zusammen mit zwei anderen Unternehmern - Pedro de Abadía und José de Arismendi - plante er, die Minen in Cerro de Pasco zu entwässern. Zu diesem Zweck fuhr er 1811 ein erstes Mal nach England, um dort eine Dampfmaschine zu erwerben, mit der man die Pumpen in den Bergwerken antreiben könnte. Er wurde bei Boulton & Watt vorstellig, doch konnte man ihm dort nicht helfen - zum einen konnte man eine Wattsche Niederdruckdampfmaschine nicht in so kleine Teile zerlegen, dass man sie die engen Pfade hoch ins peruanische Bergland bringen könnte, und zum anderen würde die Maschine bei diesem niedrigen Luftdruck nicht soviel Leistung wie nötig bringen können.

Uvillé erwarb stattdessen in einem Laden in London das Modell einer Hochdruckdampfmaschine von Richard Trevithick und nahm es mit nach Südamerika. Da das Modell auch in über 4000 Meter Höhe gut funktionierte, gründete Uvillé im Juli 1812 mit Abadia und Arismendi eine gemeinsame Firma zur Entwässerung von Bergwerken. Im September desselben Jahres konnten - gefördert vom Vizekönig José Fernando de Abascal y Sousa, Marqués de la Concordia - entsprechende Vorverträge mit diversen Minenbesitzern geschlossen werden. Uvillé reiste erneut nach England, um dort mit Trevithick selbst in Kontakt zu treten. Nach einer beschwerlichen Reise via Jamaica, auf der er auch noch erkrankte, traf er sich im Mai 1813 endlich mit Trevithick in Cornwall. Trevithick sagte die Lieferung zu, doch dauerte es anderthalb Jahre, bis alles vorbereitet war. Am 1. September 1814 verließ Uvillé auf dem Segler Wildman die englische Hafenstadt Portsmouth. Er hatte vier Dampfmaschinen zum Wasserpumpen, vier Dampfmaschinen zum Lastenheben und eine Dampfmaschine zum Transport dabei; dazu kam noch weitere Bergwerksmaschinerie. In seiner Begleitung reisten Henry Vivian, Thomas Trevarthen und William Bull - alles Vertraute und Mitarbeiter von Trevithick -, die als Monteure zum Aufbau der Maschinen eingestellt worden waren; nicht jedoch Trevithick selbst.

Ende Januar 1815 erreichte die Wildman mit ihrer Fracht Callao, doch erst ab Juli 1816 arbeitete die erste von Trevithicks Dampfmaschinen in der Santa-Rosa-Mine von Cerro de Pasco - die erste Dampfmaschine in Südamerika überhaupt! Die englischen Monteure zeigten sich der Arbeit jedoch nicht wirklich gewachsen, weshalb Trevithick sich selbst auf den Weg machte. Im Februar 1817 kam er in Callao an und wurde vom neuen Vizekönig Joaquín de la Pezuela Griñán y Sánchez Muñoz de Velasco, Marqués de Viluma, herzlich empfangen. Doch gab es bald Schwierigkeiten mit Uvillé und seinen Geschäftspartnern. Uvillés Position gegenüber Abadia und Arismendi war gespannt, da er Trevithick in England Versprechungen gemacht hatte, zu denen er nicht autorisiert gewesen war. So kam es bald zum Abbruch der Geschäftsbeziehungen zwischen Trevithick und den drei Unternehmern und er verließ Cerro de Pasco noch im Laufe des Jahres.

François Uvillé starb 1818, also schon im Jahr darauf, mit ca. 37 Jahren.

D'Urville und Uvillé im Vergleich

Mehrere Punkte aus Uvillés Leben sind im MOSAIK richtig angegeben bzw. in die Handlung verflochten worden:

  • die Rolle als Vertreter eines Bergwerksunternehmens - wenn auch nicht als Angestellter einer Mine, sondern als Teilhaber eines Minenentwässerungsunternehmens
  • die Reise nach England und zurück - wenn auch nicht 1819 von Bristol aus auf der Emperor of the Seven Seas, sondern 1814/15 von Portsmouth aus mit der Wildman
  • die Zusammenarbeit mit englischen Monteuren - wenn auch nicht mit Macintosh, Dig und Dag, sondern mit Henry Vivian, Thomas Trevarthen und William Bull
  • die nahe Beziehung zu den Vizekönigen - wenn auch nicht zu Rodrigo Crawallo y Randalierez und Alonso Gomez y Saladas Mayonese di Caputo Lamentos, so doch zumindest zu José Fernando de Abascal y Sousa, Marqués de la Concordia, und Joaquín de la Pezuela Griñán y Sánchez Muñoz de Velasco, Marqués de Viluma.

Die Handlung des Peru-Kapitels ist MOSAIK-typisch gestrafft und auf einen überschaubaren Zeitraum gedrängt worden. Daher werden Ereignisse, die sich in Wirklichkeit zwischen 1815 und 1826 abspielten, im MOSAIK auf den Sommer 1819 datiert.

Thomas Kramer zufolge - Micky, Marx und Manitu S. 261 - diente u.a. Die Entwicklung der Dampfmaschine von Conrad Matschoss als Quelle für das Peru-Kapitel. In der Tat ist dort auf den S. 265/66 des ersten Bandes von der Einführung der Dampfmaschine in Südamerika die Rede. Uvillé wird hier Urvillé genannt, was seinen verballhornten Namen im MOSAIK zumindest teilweise erklären würde (ggf. liegt auch eine Verwechslung/Vermischung mit dem Entdecker Dumont d'Urville vor); auch sonst glänzt die gedrängte Darstellung mit mancher Ungenauigkeit. Wichtig ist, dass die meisten im MOSAIK genannten Angaben zu Uvillé sich auch bei Matschoss finden: Er ist hier (irrtümlicherweise) der Besitzer einer Mine; er besorgt sich in England zunächst eine Hochdruckdampfmaschine, mit der er eine Grube in Peru entwässert (ebenfalls nicht korrekt); er kauft daraufhin neun weitere Maschinen und bringt sie - in Begleitung von drei Ingenieuren aus Cornwall - nach Peru; später kommt Trevithick selbst, wird vom Vizekönig begrüßt, aber seine Maschinen werden im ausbrechenden Bürgerkrieg von den spanischen Soldaten zerstört und er kehrt arm wie eine Kirchenmaus nach Europa zurück.

Es ist also durchaus denkbar, dass die Figur des Señor d'Urville durch Lothar Drägers Lektüre von Matschoss ins MOSAIK gelangte. Es muss aber mindestens noch eine weitere Quelle zur Verfügung gestanden haben, denn z.B. der Name der Bergwerksstadt Cerro de Pasco wird bei Matschoss nicht erwähnt.

Quellen

Señor d'Urville tritt in folgenden Mosaikheften auf

74, 75
Persönliche Werkzeuge