Sängerkrieg auf der Wartburg

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Die Sangesbrüder im "Krieg", Darstellung aus der Manessischen Liederhandschrift

Der Sängerkrieg auf der Wartburg dient verschiedenen Serien des MOSAIK als Vorlage für Anspielungen oder Handlungsstränge.

Inhaltsverzeichnis

Der Sängerkrieg im Mosaik

Mehrere Male wird im Mosaik auf den Sängerkrieg lediglich angespielt, einmal wird er parodiert und einmal wird er ausführlich geschildert.

Anspielungen

Als sich im Beisein von Cäsar Celsius die beiden Dichter Nixus Talentus und Bombastus in die Haare geraten, wird ihr gemeinsamer Auftritt als "Dichterkrieg" verspottet.

Viele Mosaik-Jahre später gibt es Ärger bei einem Dichterwettstreit in Kyoto, wobei der Satz geprägt wird, ob "aus einem Dichterwettstreit erst ein Sängerkrieg" werden solle. Da diese beiden Szenen von Lothar Dräger getextet wurden, ist es - abgesehen von der direkten Bezugnahme auf den Wartburg-Krieg - auch möglich, dass aufgrund von Drägers Opernleidenschaft die Wagner-Oper Tannhäuser hier Pate stand, da deren zentrales Thema ja ebenfalls der Sängerkrieg ist.

In der Australien-Serie überlegen Commander Flinders, der Naturforscher Brown und Brabax, ob man eventuell die Besatzung der Investigator durch einen Wettkampf auf andere Gedanken bringen könne. Flinders schlägt daraufhin einen "Sängerstreit" vor, rezipiert aber selbst, dass das "keine gute Idee" sei. Später einigt man sich dann auf einen Angelwettbewerb.

Persiflage

In der Johanna-Serie spielt ein an den Wartburg-Krieg angelehnter Sängerwettstreit eine handlungstragende Rolle. Der Wettstreit findet im Anschluss an ein großes Turnier auf Burg Everstein statt. Im Rahmen des Wettbewerbs kommt es zu allerlei Diskussionen zwischen den etwa zehn Sangesbrüdern. Insbesondere das Lied von den Abrafaxen des reisenden Barden Lothar wird von den anderen Künstlern stark kritisiert und in seinem Wahrheitsgehalt bezweifelt. Selbst den Hauptakteuren in Lothars Lied, den Abrafaxen und Johanna, gelingt es nicht, die Stimmung zu wenden. Nach einer Reihe von weiteren Beleidigungen der Sänger untereinander artet der friedliche Wettstreit umgehend in eine heftige Prügelei unter den Sängern aus. Markgraf Otto von Brandenburg, gleichzeitig der Oberbarde, entscheidet die handfeste Auseinandersetzung mit Hilfe seiner Schwertklinge überzeugend für sich. Otto erklärt sich zum Gewinner und "Dichterfürsten".

Ausführliche Schilderung

In der Reformations-Serie erzählt Hans von Berlepsch, der Burgvogt der Wartburg, dem Landsknecht Deybelstein vom Sängerkrieg auf der Wartburg. Die Geschichte ist im Stil der Manessischen Liederhandschrift dargestellt. Tatsächlich ist der Landsknecht jedoch auf der Suche nach Martin Luther.

Dabei wurden zwei Bilder des Codex Manesse, die dort den Sängerkrieg rings um den Zaubersänger Klingsor illustrieren ("Klingesor vo[n] Vngerlant"), auch als direkte Vorlage in die MOSAIK-Darstellung übernommen (vgl. rechts). Das obere zeigt Landgraf Hermann von Thüringen ("Lantgrave H[er]ma[nn] von Düringen") und seine Gattin ("Dü Lantgrevin vo[n] Düringe[n]") und findet sich, leicht abweichend koloriert, fast deckungsgleich im MOSAIK wieder. Die untere zeigt alle beteiligten Sangesbrüder mit Klingsor in der Mitte:

Hie kriege[n]t mit sange H[err] Walth[er] vo[n] d[er] Vogilweide, H[err] Wolfran [sic!] von Eschilbach, H[err] Reiman [sic!] der Alte, der tugenthafte Schriber, Heinrich vo[n] Oftertinge[n] vn[d] Klingesor von Vngerlant.

Übersetzt: "Hier bekriegen sich mit Gesang Herr Walther von der Vogelweide, Herr Wolfram von Eschenbach, Herr Reinmar der Alte, der tugendhafte Schreiber, Heinrich von Ofterdingen und Klingsor von Ungarland". In der Aufzählung fehlt, wiewohl offenbar mit abgebildet, der siebte im Bunde: Biterolf. Da zudem Klingsor zwar als letzter genannt wird, im Bild aber als Hauptperson in der Mitte thront, ist nicht unmittelbar ersichtlich, welcher der abgebildeten Herren welcher Sänger sein soll. Auch der Vergleich mit den Illustrationen der Kapitel im Codex Manesse zu den einzelnen Sängern selbst hilft hierbei nicht richtig weiter. Eventuell könnte der Zweite von rechts Reinmar der Alte sein, da er als einziger grauhaarig dargestellt wird.

Fürs MOSAIK wurde auch dieses Bild abgesehen von der Kolorierung fast originalgetreu übernommen, wobei nun freilich die Person in der Mitte nicht mehr Klingsor ist, sondern Landgraf Hermann - erkennbar an die Darstellung des Landgrafen im anderen Bild angelehnt. Durch die folgenden Bilder im MOSAIK können von den sechs Sängern beiderseits des Landgrafen Heinrich von Ofterdingen (Dritter von links, in Grün), Walther von der Vogelweide (Zweiter von rechts, in Hellblau) und Wolfram von Eschenbach (Erster von rechts, in Gelb) identifiziert werden. Wer von den restlichen drei Herren Heinrich der Schreiber, Reinmar bzw. Biterolf sein soll, ist im MOSAIK nicht erkennbar und wird erst durch eine erhaltene Vorstufe der Zeichnung klar, auf der Reinmar und Biterolf als erster bzw. zweiter Sänger von links namentlich zugeordnet sind (vgl. Bild links) - bei diesen beiden stimmt also die Aufzählung der Namen mit der Sitzreihenfolge überein. Heinrich der Schreiber ist demnach der dritte Sänger von rechts.

Für das fünfte Bild im MOSAIK-Sängerkriegszyklus stand ebenfalls eine Buchmalerei aus dem Codex Manesse Pate, nämlich das Porträt Walthers von der Vogelweide.

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Sonstige Publikationen

In dem Ritter-Runkel-Onepager Das Sängerfest findet anlässlich des 100. Jahrestages des berühmten Sängerkrieges eine Jubiläumsveranstaltung auf der Wartburg statt. Runkel will ebenfalls daran teilnehmen, wird aber von Sigi Süffel mit einem manipulierten Musikinstrument ausgestattet.

Der Wartburgkrieg

Der legendäre Sängerkrieg auf der Wartburg gehört zu den bekanntesten Themen mittelhochdeutscher Spruchdichtung des 13. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen angeblichen Dichterwettstreit am Hofe des Landgrafen Hermann I. von Thüringen auf der Wartburg, der um 1200 stattgefunden haben soll. Dabei sollen die besten Minnesänger der damaligen Zeit wie Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide (als historische Personen), Heinrich von Ofterdingen (historisch nicht belegte Person) und andere (Klingsor, rein fiktive Figur) aufeinander und gleichzeitig auf adlige Mitkonkurrenten getroffen sein. Einen Streit soll es beim Wartburgkrieg in der Form gegeben haben, als Heinrich von Ofterdingen kein Loblied auf den gastgebenden Landgrafen Hermann vortrug, sondern auf seinen eigenen Landesherrn, Herzog Leopold von Österreich. Als Verlierer sei Heinrich danach mit einem Todesurteil bedroht worden. Die literarischen Quellen, wie etwa der bekannte Codex Manesse, unterscheiden sich hier in der Darstellung, sowohl Art und Ablauf des Wettstreits als auch beteiligte Personen betreffend, erheblich. Bekannte Lieder bzw. Gedichte des Wartburgkrieges sind das "Rätselspiel" und das "Fürstenlob".

Später wurde das zunächst rein literarische Ereignis von der mittelalterlichen Geschichtsschreibung in ein echtes historisches Ereignis umgedeutet. Obwohl in der bekannten Form als "Sängerkrieg" also sicher nicht historisch, hat der Wartburgkrieg in Literatur, Bildender Kunst und Musik zahlreiche Nachwirkungen gehabt. Insbesondere das 19. Jahrhundert erlebte einen wahren Boom in Rückgriffen auf das Ereignis. Zu den literarischen Nachwirkungen zählen dabei etwa der Roman Heinrich von Ofterdingen von Novalis und Der Kampf der Sänger von E.T.A. Hoffmann. Musikalisch wurde das Thema von Richard Wagner in seiner Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg verarbeitet. Für die bildende Kunst steht vor allem das Riesenfresko zum Sängerkrieg, welches Moritz von Schwind in den 1850er Jahren auf der Wartburg anbrachte.

Externe Links

Der Sängerkrieg spielt in folgenden Heften eine Rolle

MvHH: 16 (Anspielung)
Ab 1976: 8/89 (Anspielung), 399, 400, 443 (Anspielung), 505
Onepager: Das Sängerfest
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