Lateinische Sprache im Mosaik
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Aufgrund der Tatsache, dass die Handlung des Mosaiks häufig im vormodernen Europa angesiedelt ist, findet die lateinische Sprache vielfach Verwendung. Sie war nicht nur zu Zeiten des römischen Reiches allgemeine Verkehrssprache im Mittelmeerraum bis nach Germanien und Britanien, sondern überlebte den Untergang der westlichen Reichshälfte als Lingua franca der Kirche und der Wissenschaft bis zum Ende der Frühen Neuzeit und teilweise darüber hinaus. Die nachfolgenden Tabellen beinhalten eine vollständige Auflistung aller im Mosaik gebrauchten lateinischen Wörter und Wendungen, die klar als solche zu erkennen sind. Eingedeutschte Begriffe und Fremdwörter aus der lateinischen Sprache fallen nicht darunter.
Mosaik von Hannes Hegen
Dort, wo man Latein am ehesten vermuten würde, nämlich in der Römer-Serie, tritt es bezeichnenderweise kaum auf und wenn, dann nur als Phantasiesprache. Erst in der Runkel-Serie, insbesondere im Digedag-Solo, wird es verwendet, um zeitgenössisches Flair zu vermitteln. In der Amerika-Serie ist es in erster Linie Ausdruck der Bildung des jeweiligen Sprechers. Da, außer in Fällen, bei denen mit Absicht Phantasielatein verwendet wird, fast ausschließlich feste Wendungen verwendet werden, sind diese meist fehlerfrei oder höchstens nicht an die entsprechende Situation angepasst.
Heft | Seite | Zitat | Übersetzung und Kommentar |
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16 | S. 20 | DI TE CANE IS CAPUT | Phantasielatein, eine mögliche Übersetzung findet sich hier |
59 | S. 14 | Quos ego! | Euch werd ich! (Vergil, Aeneis, I, 135) |
100 | S. 14 | Ave Caesar, morituri te salutant! | Heil Kaiser, die Todgeweihten grüßen dich!, nach Sueton (Claudius 21) traditioneller Gruß der Gladiatoren, der hier eigentlich zu: Ave Caesar, moriturus te salutat! abgeändert werden müsste, da General Panopticus als einziger kämpfen soll |
101 | S. 2 | Via Flaminia | die flaminische Straße (Eigenname) |
Via Clodia | die clodische Straße (Eigenname) | ||
S. 11 | CASTRA MONTIC(ULI) | Burg Monticuli, eigentlich CASTRUM, da es sich, wie auch im Plan ersichtlich, nur um eine Burg handelt | |
110 | S. 22 | Solidi | Nominativ Plural von solidus, einer römisch-byzantinischen Münze |
116 | S. 14 | Visita Interiora Terra Rectificand Intuenies Occultum Lappidem | eigentlich: Visita Interiora Terra Rectificando Inuenies Occultum Lapidem, also: Suche das Untere der Erde auf, vervollkommne es, und du wirst den verborgenen Stein finden (Spruch aus dem Alchemiebuch Viridarium chymicum von Daniel Stoltz von Stoltzenberg (1624), dessen Anfangsbuchstaben das Wort VITRIOL ergeben) |
125 | S. 8 | anno | im Jahre, Ablativ Singular von annus |
128 | S. 8 | anno domini | im Jahre des Herrn |
172 | S. 3 | Lucanus cervus | Hirschkäfer (wissenschaftlicher Name) |
188 | S. 15 | Fiebrum Fleckulorum | (Gelbes)Fleckfieber, beabsichtigtes Phantasielatein, schließlich exisitiert diese Krankheit gar nicht (Fieber heißt auf Latein febris, Flecken sind masculae bzw. mascularum im Genitiv Plural) |
211 | S. 3 | sine cura | sei ohne Sorge |
utendum est aetate | man muss die Zeit nützen (Ovid, Ars amatoria 3,65) | ||
superflua non nocent | Überflüssiges schadet nicht | ||
bene valete | lebt wohl |
Mosaik ab 1976
Ab 1976 findet sich sehr viel mehr Latein als in den Jahren zuvor. Vor allem in den ersten Heften werden Phrasen genutzt, um die Gelehrsamkeit Brabax‘ zu unterstreichen. Besonders häufig finden sich zudem Inschriften, die entweder zur Handlung beitragen, wie unter dem venezianischen Kastell der Dalmatien-Serie oder in Nordafrika in der Don-Ferrando-Serie, oder einfach witzige Wortspiele sind, letzteres vor allem in der Templer-Serie. Wie schon im Mosaik von Hannes Hegen gilt, dass meistens bekannte Zitate verwendet werden, sodass die Verwendung von Latein insgesamt meist korrekt erfolgt. Dort wo man mit gutem Recht Latein erwahrten dürfte, nämlich in den Urkunden der verschiedenen im Mittelalter spielenden Serien, tritt es interessanterweise gerade nicht auf, sodass hier eine Übersetzung des originalen Textes zur Vereinfachung für den Leser zu vermuten ist.
Heft | Seite | Zitat | Übersetzung und Kommentar |
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1/76 | S. 7 | DIOCLETIANUS IMPERATOR ROMANORUM OMNES CURIOSOS MONET. ITAQUE FUGE, O VIATOR, ANTEQUAM DAEMON TE ABSUMERET, QUI HUNC LOCUM CUSTODIT. | Diocletian, der Herrscher der Römer, warnt alle Neugierigen. Deshalb fliehe, o Wanderer, bevor dich der böse Geist, der diese Stätte bewacht, hinwegrafft. |
S. 11 | Sciurus vulgaris | Eichhörnchen (wissenschaftlicher Name) | |
S. 20 | Ursus arctos | Braunbär]] (wissenschaftlicher Name) | |
2/76 | S. 3 | musculus biceps | Bizeps |
3/76 | S. 20 | Medicus | Mediziner |
4/76 | S. 7 | spelunca | Höhle, Kneipe |
9/77 | S. 15 | in dulci jubilo | in süßem Jubel, Anfangszeile des bekannten, gleichnamigen Weihnachtsliedes |
complicationes catastrophaliae | katastrophale Schwierigkeiten, eigentlich: difficultates calamitosae | ||
11/77 | S. 20 | (I)N H(O)C (S)IG(N)O VINCES | in diesem Zeichen wirst du siegen, nach Eusebius von Caesarea (Vita Constantini) Zeichen des Himmels, das auf das Christusmonogramm verweisend Kaiser Konstantin zum Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke führte |
3/81 | S. 8 | GLORIA NOSTRA, (C)UM SUMMA LAUDE | unser Ruhm, mit höchstem Lob, letzteres die beste für eine Doktorarbeit zu erreichende Bewertung |
8/81 | S. 10 | NUNC ... SOLUS ... ANN[...] | Übersetzung unklar: Nun ... allein ... Jahren oder Nun ... nur noch ... Jahr[...] |
TITUS LONGUS HIC LABORAT XXXIII ANNOS | Titus Longus arbeitet hier seit 33 Jahren, eigentlich: TITUS LONGUS HIC LABORAT EX XXXIII ANNIS | ||
S. 12 | NON EST VITA | Das ist kein Leben | |
9/81 | S. 3 | PUBLIUS CORNELIUS SATURNIUS PATRIAE PROGNATUS - FORTIS VIR SAPIENS MULTOS ANNOS FORMA VIRTUTE - FUIT CONSUL CENSOR AIDILIS LEGATUS PROVINCIAE | Publius Cornelius Saturnius dem Heimatland entsprossen. Nach jahrelanger Bildung der Tugend, [wurde] er ein mutiger, kluger Mann. Er war Konsul, Zensor, Ädil und Provinz-Legat. |
CLAUDIA UXOR | Claudia, (seine) Ehefrau | ||
FAUSTINA FILIA AMATA | Faustina, (seine) geliebte Tochter | ||
DE MORTUIS NIL NISI BENE | Über die Toten (rede man) nur gut | ||
7/83 | S. 10 | Constantin DMDIII | Constantin, Jahreszahl unsinnig |
199 | S. 5 | Ex oriente lux, ex oczidente luxus | Aus dem Osten kommt das Licht, aus dem Westen der Luxus |
263 | S. 51 | Pectus est, quod disertos facit | Der Geist ist es, der den Redner macht (Quintillian, Institutio Oratoria X, XV) |
267 | S. 41 | Non dubito, ergo contra reum | Ich zweifle nicht, also bin ich dagegen, eventuell Anspielung auf Descartes‘ Cogito, ergo sum, Ich denke also bin ich |
282 | S. 6 | FIAT LUX | Es werde Licht (Gen 1,3) |
361 | S. 2 | Mare Mediterraneum | Mittelmeer |
364 | S. 6 | J. PISCATORIUS ANNO CMXCIX | J. Fischer im Jahre 999 |
BEATI PAUPERES SPIRITU | Selig sind, die da geistlich arm sind, Zitat aus der Bergpredigt (Mt 5,3) | ||
S. 7 | IN VINO VERITAS | im Wein liegt Wahrheit (Alkaios von Lesbos) | |
S. 9 | LAPILLUS PRO LAPILLUS | Steinchen für Steinchen, eigentlich LAPILLUS PRO LAPILLO, da pro den Ablativ verlangt | |
S. 39 | NEC PLURIBUS IMPAR | Nur wenigen gleich, Motto Ludwigs XIV. | |
365 | S. 9 | Sanctus Pater | heiliger Vater, eigentlich: sancte pater, da die Anrede den Vokativ verlangt |
366 | S. 1 | Et tu, Malachias? | Auch Du, Malachias?, Anspielung auf die vermeintlich letzten Worte Caesars, die dieser an den Erzverräter Brutus richtet |
S. 52 | CIVITAS VENECIARU(M) | die Stadt Venedig | |
369 | S. 45 | velocitas | Geschwindigkeit |
406 | S. 44 | Quod erat demonstrandum! | Was zu beweisen war! |
407 | S. 13 | MEA CULPA | Meine Schuld (Worte aus dem Schuldbekenntnis der katholischen Kirche) |
417 | S. 47 | Aqua Veritatis | Wasser der Wahrheit |