König Balduin II. von Jerusalem
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Balduin ist eher ein Getriebener als ein Gestalter. Zwischen seinem Horror vor dem "Auserwählten", der Abhängigkeit von seinem Berater und der Angst vor seiner Gemahlin wird er förmlich aufgerieben. Er ist zu keiner selbständigen Handlung fähig; zudem geht alles, was er notgedrungen anordnen lässt, fürchterlich in die Hose. | Balduin ist eher ein Getriebener als ein Gestalter. Zwischen seinem Horror vor dem "Auserwählten", der Abhängigkeit von seinem Berater und der Angst vor seiner Gemahlin wird er förmlich aufgerieben. Er ist zu keiner selbständigen Handlung fähig; zudem geht alles, was er notgedrungen anordnen lässt, fürchterlich in die Hose. |
Version vom 12:36, 30. Mai 2008
König Balduin II. regierte das Königreich Jerusalem von 1118 bis 1131; zuvor war er Graf von Edessa. Balduin war ein Teilnehmer am Ersten Kreuzzug und seit 1101 mit der Armenierin Morphia von Melitene verheiratet. In der Templer-Serie des Mosaik ab 1976 treten sowohl Balduin als auch Morphia auf.
Inhaltsverzeichnis |
Balduin II. im MOSAIK
Charakter
Balduin ist eher ein Getriebener als ein Gestalter. Zwischen seinem Horror vor dem "Auserwählten", der Abhängigkeit von seinem Berater und der Angst vor seiner Gemahlin wird er förmlich aufgerieben. Er ist zu keiner selbständigen Handlung fähig; zudem geht alles, was er notgedrungen anordnen lässt, fürchterlich in die Hose.
Taten
Balduin hat von der Ankunft des "Auserwählten" und seiner Gefährten im Heiligen Land erfahren. Auch über dessen Motive - die Suche nach dem Schatz des Priesterkönigs - ist er dank einer Information des Königs von Frankreich im Bilde. Da er befürchtet, sein Thron könnte das erste Ziel dieses "Auserwählten" sein, gibt er Order, ihn in Akkon festsetzen zu lassen. Da der Bote jedoch zu spät in der Hafenstadt eintrifft, entgehen die Gefährten zunächst einer Kerkerhaft.
Kaum sind sie jedoch in Jerusalem eingetroffen, lässt Balduin sie ins Gefängnis werfen. Doch seine Probleme fangen nun erst richtig an; Morphia nämlich, Balduins "Mäusebeinchen", hat ein Auge auf die Seidenkleider geworfen, mit denen einer der Ankömmlinge handeln soll. Balduins Konstabler Simon rät dem König nun, die Kleider, die dank eines jähzornigen Offiziers der Stadtwache längst in Fetzen liegen, aus der Staatskasse zu bezahlen und die Gefährten zurück nach Konstantinopel zu schicken, um neue Ware zu besorgen. Auf dem langen Weg dahin könne dem gefährlichen "Auserwählten" so einiges widerfahren.
Balduin ist begeistert und will auf einer öffentlichen Gerichtsverhandlung, die auf dem Platz vor seinem Palast stattfindet, gegen die "Aufrührer" ein entsprechendes Urteil verkünden. Dabei hat er allerdings nicht bedacht, dass die Einwohner von Jerusalem sich einiges vom "Auserwählten" versprechen; als sowohl Balduin als auch Montbard verkünden, dass es kein schnödes Wunder geben würde, entlädt sich daher der Volkszorn. Erst die Ankunft eines singenden Hundes am Stephanstor vermag die Aufmerksamkeit der aufgebrachten Bürger abzulenken.
Das Hauptproblem bleibt aber bestehen: Morphias heiliger Zorn. Alle Ausflüchte Balduins - z.B. dass die Gefährten gar nicht zwölf seien, da der Nubier ja wohl nicht mitzähle - fallen auf taube Ohren. "Mäusebeinchen" besteht darauf, dass die Gefährten anständig behandelt werden, und verdonnert ihren Gemahl zur Reparatur der zerschnittenen Seidenkleider. Demütig fügt sich Balduin in sein Schicksal und schwingt die Nadel.
Balduin II. in der Realität
Balduin II. oder Balduin von Bourcq († 21. August 1131) war von 1118 bis 1131 König von Jerusalem. Er war ein Sohn des Grafen Hugo I. von Rethel und einer der wichtigsten Teilnehmer des ersten Kreuzzugs. 1101 übernahm er die Grafschaft Edessa von seinem Vetter, Balduin I., dem er 1118 auch auf dem Thron von Jerusalem folgte, woraufhin er die Grafschaft Edessa einem weiteren Vetter, Joscelin von Courtenay, übergab.
Als Graf von Edessa wurde Balduin 1104 von den Seldschuken nach der Schlacht von Harran gefangen genommen und erst 1108, nach vier Jahren, freigelassen.
Fast unmittelbar nach seiner Thronbesteigung in Jerusalem wurde das Königreich gleichzeitig von Syrien her durch die Seldschuken und von Ägypten her durch die Fatimiden angegriffen. Balduin II. gelang es, beide Gegner zurückzudrängen. 1119 wurde das Fürstentum Antiochia angegriffen, die Kreuzfahrer unterlagen in der Schlacht von Ager Sanguinis; trotz dieser schweren Niederlage gelang es Balduin noch im gleichen Jahr, die Seldschuken aus dem Fürstentum zu vertreiben.
1123 wurde er bei einer Grenzpatrouille in der Grafschaft Edessa erneut von den Seldschuken gefangen genommen, diesmal aber bereits im Folgejahr freigelassen. In der Zwischenzeit hatten die Kreuzritter mit Hilfe einer venezianischen Flotte Tyrus belagert und erobert. Diese Hilfe führte zur Einrichtung von Handelskolonien der italienischen Republiken, nicht nur Venedigs, in den Küstenstädten des Königreichs, die autonom und frei von Steuerlasten und militärischen Pflichten waren.
In die Regierungszeit Balduins II. fällt die Gründung der ersten beiden Ritterorden. 1118 gründete Hugo von Payens den Templerorden in Jerusalem, während der Johanniterorden ab 1113 als Militärorden auftrat und die karitativen Ziele, die er ursprünglich hatte, hinter sich ließ.
1125 sammelte Balduin die Ritter aller Kreuzfahrerstaaten um sich, und schlug die Seldschuken in der Schlacht von Azaz, obwohl deren Armee wesentlich größer war. Als Folge der Schlacht gelang es den Kreuzrittern, viel von dem Einfluss wiederherzustellen, den sie nach dem „Ager Sanguinis“ verloren hatten. Hätten Antiochia und Edessa nach dem Sieg nicht damit begonnen, sich untereinander zu bekämpfen, wäre es Balduin vielleicht gelungen, Aleppo zu erobern. Statt dessen wurden Aleppo und Mosul 1128 unter Zengi vereint. Balduin wandte sich gegen Damaskus, dessen Eroberung aber fehlschlug.
Balduin II. hatte 1101 Morphia von Melitene geheiratet, die Tochter des armenischen Fürsten Gabriel von Melitene. Balduin hatte keine Söhne, aber vier Töchter, Melisende, Alice, Hodierna und Ioveta. Er verheiratete Melisende 1129 mit dem Grafen Fulko V. von Anjou; Fulko und Melisande regierten nach Balduins Tod 1131 gemeinsam. Alice heiratete Bohemund II. von Antiochia, Hodierna Raimund II., den Grafen von Tripolis; Ioveta wurde Äbtissin von Bethanien.
Externer Link
Literatur
- Alan V. Murray, The crusader Kingdom of Jérusalem, A Dynastic History 1099-1125, Linacre College Oxford, 2000
König Balduin II. tritt in folgenden Mosaikheften auf
380, 381