Mongolen
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Version vom 19:34, 13. Mär. 2007
Die Mongolen im Hegen-Mosaik
Story
Der erste Hinweis auf die Mongolen kommt im Mosaik 103 „Die Spur führt nach China“, als Runkel und die Digedags in das Handelshaus der Familie Polo eingeladen werden. Dig und Dag finden dort eine Zeichnungsolle, auf der auch ihr verschollener Gefährte Digedag abgebildet ist und bekommen einige grundlegende Informationen über das Mongolenreich (Fremdherrschaft in China, Seidenexport, Handelsreise der Polos). Sie beschließen sich auf den Weg nach China zu machen, um Digedag zu suchen.
Es war ursprünglich geplant, dass die Digedags bis nach China reisen sollten, aber die politische Situation 1968/69 - erhebliche Differenzen zwischen dem großen Bruder der DDR und der VR China - ließen das nicht angeraten erscheinen. Am Amurfluß drohten damals Grenzstreitigkeiten in einen Krieg auszuarten. So kamen erst die Abrafaxe über zwanzig Jahre später nach China.[1]
Eine warmherzige Begrüßung durch einen mongolischen Reitertrupp folgte am Euphrat (131 „An den Ufern des Euphrat“), dem Grenzfluss zum ägyptischen Mamelucken-Reich. Die Reisenden werden mit Fangseilen aus dem Sattel geholt und dürfen danach als Gefangene Schafshäute zum Überqueren des Flusses aufblasen. Schließlich halten die Mongolen Runkel für einen Zauberer und binden alle an einem morschen Baum fest. Zuletzt zerstören sie noch eine Brücke und legen mit den Brückenresten eine Bruchlandung hin.
In den Heften 141 „Der Gesandte aus Kambaluk“ bis 144 „Die Schenke im Paradistal“ begegnen uns die Mongolen wieder, diesmal mit ordentlichen Rüstungen und nicht in Filz und Felle gehüllt. Konkret taucht Digedag als Gesandter des Großchans auf, zwingt den Scheich von Ormuz zur Tributzahlung und zur Freigabe von Dig, Dag und Runkel. Später erzählt er von seinen Erlebnissen am Hofe des Großchans Kublai und beabsichtigt dann eine Weiterreise zum Ilchan Argun nach Kerman. Doch Digedag überschätzt sich, läßt seine Begleitung zurück und fällt prompt Räubern in die Hände, die ihn in einem ausgetrockneten Brunnen gefangensetzen.
Zum Glück der Digedags ist Gazan, der Statthalter des Ilchans in dieser Provinz nicht untätig. Er stellt den Räubern eine Falle, indem er eine Karawane losschickt, die sich als Reitertrupp entpuppt. Die Digedags helfen seinem Hauptmann mit ihrem Elefanten und werden prompt übergangen, da sich der Hauptmann nur an seine Befehle hält und weder Interesse am wahren Schatzversteck noch am Verbleib des entkommenen Räubers hat. Der energische Gazan durchschaut ihn, löst ihn ab und nimmt die Sache selbst in die Hand. Am Ende zeigt Digedag (dessen Goldtafel zur Legitimation zerbrochen ist) Gazan das Bild der Prinzessin Cocatschin, die im Auftrag Kublais verheiratet werden soll. Der Prinz zeigt sich begeistert und verspricht, sofort nach China zu reisen, um sie zu freien.
[1] Quelle bitte nachtragen, ich weiß nicht mehr woher die Info einmal war.
Gazan und Cocatschin
Der Prinz Gazan war eine real existierende Figur. Er war tatsächlich der Statthalter der Provinz Chorassan, eingesetzt 1284 durch seinen Vater, den Ilchan Argun. Er teilte sich dieses Amt mit einem weiteren Prinzen und stand zunächst unter der Vormundschaft eines Emirs namens Nouruz, bis er 1295 durch einen Umsturz selbst der Ilchan wurde. Gazan trat zum Islam über und gilt als der Reformer unter den Ilchanen schlechthin, regierte aber sehr despotisch.
Die Geschichte der aus China zugeführten Braut Cocatschin (auch: Köketschin, Kogatin) findet sich sowohl bei Marco Polo als auch bei dem Perser Raschid ed Din (schrieb um 1303), und im chinesischen Geschichtsbuch „Yongle Dadian“ (um 1403-08 zusammengestellt). Sie wird als authentisch betrachtet, lediglich eine Beteiligung Marco Polos dabei ist zweifelhaft. Die Prinzessin war ursprünglich für den Ilchan Argun bestimmt gewesen, aber aufgrund von dessen Tod heiratete sie schließlich Gazan, wobei gesagt werden muss, dass der Chan immer mehrere Frauen hatte. Das besondere an Cocatschin ist, dass sie über den Seeweg nach Persien gebracht wurde.
Die Mongolen im Abrafaxe-Mosaik
Der Hodscha beim Ilchan
Im Heft 4/83 „Das neue Ziel“ wird eine Geschichte vom Hodscha Nasreddin und seiner Auseinandersetzung mit Tumal Garniz, einem Vasallenfürsten der Mongolen in Anatolien erzählt. Der Jagdfalke des Tumal Garniz erbeutete die beste Legehenne des Hodscha und der Rabe des Hodscha „erbeutete“ den Ochsen des Fürsten. Die Sache kam vor den Ilchan von Persien, der den Hodscha einer Befragung durch drei „Weise“ unterzog. Nasreddin bestand die Probe, indem er dem Ilchan mit der Bezeichnung „Mittelpunkt der Erde“ schmeichelte und behielt so die Oberhand im Streit mit Tumal Garniz.
Dschinghis Chan
Im Heft 2/84 „Der Schild des Königs Poros“ haben die Mongolen einen Gastauftritt in der Erzählung von Alexander Papatentos, als ihre Reiter unter Dschinghis Chans Führung nach Westen vorstießen. Und zwar zogen sie durch die eilends von ihren Bewohnern verlassene Stadt Alexandropolis in den „kurdischen Bergen“. Dschinghis Chan sorgt persönlich dafür, dass der Vater des Alexander Papatentos den Schild des Königs Poros behalten darf, aber das bringt kein Glück. Die Stadt bleibt verlassen und verödet. Ähnlichkeiten zwischen dem überlieferten Aussehen des Chans und seiner Darstellung im Mosaik sind illusorisch.
Die Mongolen in der Japanserie
Breits am Beginn der Japan-Serie taucht eine mongolische Gesandtschaft in Srivijaya auf. Zwischen dem Heft 1/90 „Ein Sturm zieht auf“ und dem Heft 12/91 „Unerwartetes Ende“ kommen die Mongolen dann so häufig vor, dass sich weitere Einzelerwähnungen nicht lohnen (vgl. Japan-China-Serie)
In 1/90 wird zunächst die gescheiterte Japan-Invasion von 1274 und die politische Lage am Vorabend der zweiten Japan-Invasion von 1281 beschrieben. Dann folgt ein Exkurs zur Mongolenherrschaft in China allgemein. Zuletzt hat Kublai Chan persönlich seinen Auftritt, zusammen mit Marco Polo, der hier als mäßigender Berater wirkt. Interessanterweise wurde Kublai Chan sehr realistisch gezeichnet, entsprechend des offiziellen Kaiserporträts jener Zeit. Der Chan wischt die Planung seines Generalstabes vom Tisch und beauftragt Rum-Nöle, der sich schon „unter Möngke Chan als Kundschafter bewährt“ hatte, mit der Erkundung von Stärke und Ausdehnung des japanischen Küstenwalls auf Kyushu.
In den folgenden Heften setzten sich die Faxe in Japan mit Rum-Nöles Kundschaftertrupp auseinander, was auch zur „Panik in Kyoto“ führte. Vielleicht wurden die Autoren hier von Marco Polos Beschreibung der ersten Japan-Invasion angeregt, wo eine schiffbrüchige Einheit Mongolen unter falscher Flagge kurzzeitig die „Hauptstadt von Zipangu“ besetzt haben soll. In den Geschichtsbüchern kann man nachzulesen, dass die mongolische Invasion in Japan 1281 hauptsächlich aufgrund der Herbststürme und des damit verbundenen Untergangs eines Großteils der Invasionsflotte scheiterte. Das wochenlang verzögerte Auslaufen der Schiffe wurde allerdings nicht durch irgendwelche lustige Wichte verursacht, die einen Spähtrupp aufhielten, sondern durch logistische Probleme in China.
Ein Pferd auf See
In Heft 1/91 „Sturz in neue Abenteuer“ sehen wir die Karikatur einer chinesischen Dschunke mit mongolischer Besatzung, denn sie hat eine Jurte an Bord und einen riesigen Pferdekopf am Bug. Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit sind mir an der Stelle keine bekannt, also war es wohl die einzige Konstruktion dieser Art. Im allgemeinen überließen die Mongolen nämlich die Angelegenheiten der Flotte den Chinesen und setzten ihnen nur einige mongolische Befehlshaber zur Seite, um sie zu kontrollieren.
Salzschmuggel und Kaiserkanal
Als nächstes begegnen wir im Heft 2/91 „Das Orakel“ Salzschmugglern. Da der Salzhandel unter den Mongolen ebenso ein Staatsmonopol war wie zu anderen Zeiten der chinesischen Geschichte, blieb der Salzpreis konstant hoch und der Schmuggel damit blühte. In der Mitte des folgenden Jahrhunderts kam es in den großen Salzgewinnungsanlagen am Yangtsekiang und an der Küste zu Aufständen, die das Ende der Mongolenherrschaft beschleunigten. Zumindest ein großer Rebellenführer, Chang Shih-cheng, fing als Salzschmuggler an. Im gleichen Heft wird auch der Kaiserkanal erwähnt, den Kublai Chan in den 80er Jahren neu trassieren und bis Khanbalyq erweitern ließ, einer der Verdienste der Mongolenherrschaft.
Beamtenprüfung unter den Mongolen
Auch die chinesische Beamtenprüfung wird in Heft 2/91 vorgestellt. Sie war von Anfang an ein wichtiges Machtinstrument der großen chinesischen Dynastien gewesen, um fähige Beamte zu gewinnen und gleichzeitig die Macht der Adelsfamilien zu beschneiden, die gewöhnlich die Verwaltung besetzten. Unter der Mongolenherrschaft wurde die Prüfung der Staatsbeamten jedoch mehr als vernachlässigt, so dass die Prüfung von Li unter dem Vorsitz von Matscho eher als Ausnahme zu bezeichnen ist. Ein früher Versuch der (Wieder-)Einführung scheiterte 1238, als sich der mongolische Adel querstellte. Erst 1315 wurden die Beamtenprüfungen wieder eingeführt, wobei allerdings die Mongolen so offensichtlich bevorzugt worden, dass man ihr Vorgehen allenfalls als eine Parodie früherer Beamtenprüfungen bezeichnen konnte.
Religionsdisput
In Heft 3/91 „Im Glanz der Hauptstadt“ sehen wir einen Religionsdisput. Da im Mongolenreich viele unterschiedliche Religionen zusammentrafen und die Chane alle tolerierten, sofern sie nicht ihrer Herrschaft entgegenstanden, fanden solche Religionsdispute tatsächlich statt. Der Chan Möngke, Kublais älterer Bruder und Vorgänger ließ zwei Religionsdispute veranstalten, an denen auch christliche Missionare teilnahmen. Auch bei Kublai Chan ist die Auseinandersetzung mit der Religion überliefert, wenn auch wegen der Dominanz des buddhistischen Lamas Phagspa (aus Tibet) nicht im gleichen Rahmen wie bei seinem Bruder. Erst am Ende des 13. Jh. ließ die mongolische Toleranz in Religionsfragen nach, besonders beim Ilchan unter dem Einfluß des Islam.
Nörgeleien bei Hofe
In dem Heft 3/91 „Im Glanz der Hauptstadt“ fällt auch auf, dass einflussreiche Mongolen unter der Hand gegen Kublai Chan sprechen, etwa der Schamane und der Kriegsminister („Ein echter Mongole ändert sich nie.“ oder „Er ist überhaupt nicht mehr sattelfest, der Abweichler.“). In der Realität hatte der Chan sowohl mit der Widerwillen der traditionellen Mongolen zu kämpfen als auch mit der Verachtung der Chinesen, besonders in Südchina. Es gab von beiden Seiten mehrere Aufstände gegen den Chan, im Norden angeführt von seinen eigenen Verwandten und im Süden von Anhängern der 1279 gestürzten Sung-Dynastie. Selbst bei Hofe standen sich eine promongolische und eine prochinesische Partei gegenüber, was besonders nach dem Tod Kublais im 14. Jh. zu einer wechselhaften Politik führte. Im Mosaik zählt der Hofmaler ebenso wie Marco Polo zur prochinesischen Partei, versucht den Kanalbau voranzutreiben und die Japan-Invasion zu verhindern.
Der von Elefanten getragene Thron Kublai Chans ist übrigens im Marco Polo-Buch überliefert, im Zusammenhang mit einer Schlacht gegen den abtrünnigen Mongolenprinzen Nayan (1287). Der Chan hatte ferner vier Hauptfrauen, nicht bloß eine Frau mit dem Aussehen einer Gouvernante, umso weniger wenn „mondgesichtige“ Damen das gängige Schönheitsideal darstellten.
Die Hauptstadt
Im Heft 4/91 „Rauhe Sitten“ wird Khanbalyq bzw. Dadu, das heutige Peking vorgestellt. Die Stadt trug im Laufe der Zeit verschiedene Namen und zur Mongolenzeit (Yüan-Dynastie) waren diese beiden aktuell. Die Abrafaxe passierten dabei die Tore der Hauptstadt, nicht ohne Erwähnung des allgemeinen Waffenverbots für Chinesen und die strikte Unterteilung der Stadt. Khanbalyq wurde ab 1266 neu erbaut, die damit verbundene Räumung der alten Stadt erfolgte 1282 und zehn Jahre später war der Bau mit der Fertigstellung der Stadtmauern vollendet. Bei der Gestaltung der Stadt richtete man sich nach klassischen chinesischen Vorstellungen. Der Palastbezirk des Chans mit seinen Parkanlagen war von dreifachen Mauern geschützt und bildete eine „Stadt“ für sich, daneben gab es weitere Stadtviertel für die Leute des Hofes und für die Chinesen, die ebenfalls voneinander abgegrenzt waren. Die Wachen wurden bei den Alanen im Kaukasus und bei den Russen rekrutiert. Der Chan bewohnte seine Stadt nur im Winter, den Sommer verbrachte er in Schan-tu, einer weiter nördlich gelegenen Residenz – und zwar im Zelt, obwohl auch dort ein Palast stand.
Die mongolische Post
Im Heft 5/91 „Die Flucht“ wird auf einer Verfolgungsjagd quer durch Nordchina eine Poststation vorgestellt. Die Mongolen waren zur Verwaltung ihres Riesenreiches auf zahlreiche dieser Poststationen angewiesen, das sogenannte Jam-Netzwerk. Es war eine Weiterentwicklung des chinesischen Vorbildes und ermöglichte eine Nachrichtenübermittlung von bis zu 500 Kilometern pro Tag. Jede Poststation verfügte über einen Brunnen und zahlreiche Ersatzpferde, die vom Postboten unter Vorlage eines Ausweises (Paiza) ausgeliehen werden konnten. Der Postbote trug Schellen und war von weitem zu hören, so dass man ihm die Straße freimachen und in der Station die Ersatzpferde bereithalten musste. Die Panne mit den fehlenden Pferden wäre so nicht vorgekommen, obwohl sich der mongolische Adel gern bei den Postpferden bediente.
„Vom Winde verweht“
Im nächsten Heft 6/91 „Vom Winde verweht“ kommt die Kurzvorstellung der Großen Mauer, die man eigentlich nicht extra erwähnen müsste, denn Marco Polo hat das bekanntlich auch nicht getan. Da Dschinghis Chans Mongolen 1211 diese Mauer überwunden hatten, stellte sie zum damaligen Zeitpunkt nur ein Relikt der Geschichte dar. Im Anhang von 6/91 wird noch knapp das Papiergeldsystem Chinas vorgestellt, mit Hinweis auf die Geldentwertung durch den wirtschaftlichen Niedergang des Landes zur Mongolenzeit. So wurde z.B. unter Kublai Chan 1260 und 1287 neues Papiergeld eingeführt und unter seinen Nachfolgern noch einmal 1309. Trotz dieser Probleme stellte China aber auch zur Mongolenzeit noch die mit Abstand führende Wirtschaftsmacht der Erde dar.
Achmed und die Steuererhebung
In Heft 7/91 „Das Drachenwunder“ wird zusätzlich noch der Finanzminister Achmed vorgestellt, eine der wenigen realen Figuren dieser Reihe. Er wird auch bei Marco Polo erwähnt und verurteilte in unserer Geschichte den Maler Ping Sel zur Zwangsarbeit. Der reale Achmed kam aus Fanakat in Mittelasien und war der Nachfolger des als fähig erachteten Finanzministers Sayyid Ajall, welcher 1279 starb. Achmed wurde – sicherlich zu Recht – zahlreicher Verbrechen beschuldigt, von denen die Steuererhöhung in drei Jahren um das Dreifache noch das harmloseste war. Er wurde 1282 in einer Verschwörung im Palast des Kronprinzen ermordet, als der Chan gerade nicht in der Hauptstadt weilte.
Im gleichen Heft wird auch eine Steuereintreibung dargestellt, und zwar in Shao Ping unter dem Vorsitz des Mongolen Matscho. In der Realität waren die Steuereintreiber (Baskaken) Angehörige vieler Völker, auch Moslems oder Juden. Das dabei an den Tag gelegte Vorgehen ist ein wunder Punkt in der Mongolenherrschaft. So war es durchaus üblich, Zahlungsunfähigen zuerst das Vieh, dann die Kinder und die Frau wegzunehmen und in die Sklaverei zu verkaufen. Zwar bemühte sich in China (anders als in Russland) eine Reihe fähiger Beamter darum, die Steuereintreibung so zu gestalten, dass die Zahlungs- und Leistungsfähigkeit der Bevölkerung erhalten blieb, aber Figuren wie Achmed konterkarierten dieses Bemühen in gleichen Maße, während die Chane in der Regel nur bei Unterschlagungen und Morden in der Beamtenschaft eingriffen.
Selbst das Trinkgelage von Heft 7/91 ist nicht unbedingt von der Hand zu weisen, denn die Mongolen tranken so oft, dass Dschinghis Chan in seinem Gesetzbuch „Jassa“ riet, sich nicht öfter als einmal im Monat zu betrinken. Er musste es wissen, denn zwei seiner Söhne starben am übermäßigen Alkoholgenuss.
Die Nomaden und Chinas Kultur
In Heft 9/91 „In sicheren Händen“ folgt dann die märchenhafte Wandlung Matschos vom großmäuligen Mongolenkrieger zum kultivierten Chinesen mit einem lustigen Wunschzepter. Schuld daran waren die Frauen mit ihrer Akkupunktur, die sich an Matscho zu schaffen machten, während die Mongolen ihren Ringkampfspielen nachgingen. Die Mongolen unterlagen – wie einige ihrer Vorgänger (Toba, Uiguren, Kitan...) auch – tatsächlich dem Einfluß der sesshaften Kulturen, wenn auch nicht derartig schlagartig und gewöhnlich auch nicht ohne militärische Auseinandersetzung. Besonders die kulturelle Anziehungskraft Chinas war in der Vergangenheit enorm und ist es auch heute noch. Mit dem Sturz der mongolischen Yüan-Dynastie 1368 blieb dann auch eine gewisse Anzahl der Mongolen und ihrer Verbündeten in China und gliederte sich dort ein, der bedeutendere Teil floh aber in die Mongolei zurück.
Rebellen und Aufstände
Im gleichen Heft werden auch die Rebellen dargestellt, angeführt vom „Schwarzen Wind“ und trainiert in einem Kloster. An der Organisation der chinesischen Aufstände hatten tatsächlich religiöse Sekten einen starken Anteil, insbesondere die Sekte des „Weißen Lotus“. Maßgebliche chinesische Rebellenführer – die „Roten Turbane“ – waren Mitte des 14. Jh. von deren sozialen und religiösen Gedankengut durchdrungen, d.h. nicht alle waren gewöhnliche Wegelagerer. Die Tatsache, dass alle Aufstände gegen die Mongolenherrschaft um 1351/52 nahezu gleichzeitig ausbrachen ist auch auf das Wirken der „Weißen Lotus“-Sekte während eines Kanalbauprojekts am Unterlauf des Hoangho zurückzuführen. Die Ausbildung der Schwarzgewandten bei den Mönchen ist also bei weitem nicht fiktiv.
Man muss lediglich anmerken, dass der Ausgangspunkt der Rebellenaktivität das wohlhabende und dicht besiedelte Gebiet im Bereich des unteren Yangtsekiang war und nicht der Norden Chinas an der Großen Mauer. Das lag einfach daran, dass der Süden durch mongolische Truppen weit weniger abgesichert war – dort standen gewöhnlich chinesische Truppen unter mongolischen Befehlshabern. Sie wurden aller zwei Jahre kreuz und quer durch China verlegt, um Rebellionen vorzubeugen.
Happy End?
Letztlich wird die ganze Story der China-Reihe in 12/91 durch Marco Polo wieder ins Lot gebracht, der als Gesandter des Chans einen Interessenausgleich zustande bringt. In Wirklichkeit gibt es nicht einmal einen Beweis für eine Anwesenheit Marco Polos in China, aber seit dem Buch der Frances Wood 1996 jede Menge offene Fragen bezüglich seiner Reisebeschreibung. Ironischerweise will Marco Polo es dem mongolischen Hundertschaftsführer in Heft 12/91 „schriftlich“ geben, dass sein Auftrag erfüllt ist. In der gesamten Steppe gab es nur einige wenige Mongolen, die lesen und schreiben konnten und so griff man für gewöhnlich auf Schreiber anderer Nationalitäten zurück, beispielsweise auf Uiguren. Allein dieser Umstand dürfte das missmutige Gesicht des Hundertschaftsführers erklären.
Bliebe vielleicht noch die Frage des Happy End: Konnte ein Chinese wie Li unter den Mongolen wirklich ein Statthalter werden? Ja, denn unter den Yüan diente auch eine lange Liste fähiger Beamter und Truppenführer chinesischer Herkunft, die lesen, schreiben, zeichnen und dichten konnten. Zwar stiegen sie nur selten in die höchsten Positionen auf, denn diese bleiben den Mongolen und ihren verwandten Völkerschaften sowie den Moslems vorbehalten. Aber auf ihre Dienste konnten die Mongolen nicht verzichten.
Was lernen wir über die Mosaik-Mongolen?
- Sie tragen manchmal Namen wie die Indianer: „Rächender Pfeil“, „Grauer Hirsch“.
- Sie sind abergläubig und diesbezüglich leicht zu beeindrucken (131, 10/91)
- Ihre Problemlösung erfolgt nach dem Motto: „Erst handeln, dann denken.“ (131, 3/91, 5/91, 12/91)
- Aber natürlich haben sie auch fähige Anführer und Berater wie z.B. Gazan, die von den Serienhelden unterstützt werden können (144).
- Sie hinterlassen Ruinen: siehe die Villa in Basra und das verlassene Alexandropolis.
- Kublai und Dschinghis Chan mochten Geschichten bzw. hörten sie zumindest an. (142, 2/84)
- Sie leben in Jurten, die auch baufällig werden können und daher abgerissen werden müssen. (8/91, 10/91 – dort wurde auch der Aufbau einer Jurte beschrieben.)
- Die Mongolen mögen keinen Kontrabass. (5/91)
Exkurs Mongolenreich
Das Mongolenreich wurde von Dschinghis Chan um 1206 als gewaltsame Vereinigung kleinerer turkomongolischer Steppenvölker gegründet. Es war ein Feudalstaat, der sich aufgrund zahlreicher Eroberungen des Chans und seiner Nachfolger im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert über große Teile Asiens und Europas erstreckte. Der Großchan (mitunter auch einfach Chan genannt) war zwar der oberste Herrscher, regierte aber nicht allein, denn das widersprach den Gewohnheiten der Steppenvölker und den Erfordernissen des riesigen Reiches. Im Mosaik wird diesem Umstand mit der mehrfachen Erwähnung eines seiner Teilherrscher, des Ilchans von Persien Rechnung getragen. Gegen 1250 kam es zu ernsthaften Konflikten innerhalb der Herrscherfamilie, und im frühen 14. Jh. verlosch dann auch der letzte Schein einer Zusammenarbeit zwischen den mongolischen Teilherrschern und dem Großchan.
Die Mongolenzeit war außerhalb der von Nomaden bewohnten Steppengebiete eine Fremdherrschaft. Um die Kluft zur sesshaften Bevölkerung zu mildern übernahmen die mongolischen Chane im Laufe der Zeit viele Sitten ihrer Untertanen, besonders in China und in Persien. Neben der Militärverwaltung wurde von Reformpolitikern wie Yelü Chutsai zunehmend auch eine Zivilverwaltung aufgebaut, um die Existenz der sesshaften Bevölkerung und damit ihre Fähigkeit zur Zahlung von Steuern und Tributen zu sichern. Die zunehmende Identifikation einiger Chane mit der sesshaften Bevölkerung führte zu Konflikten mit dem traditionell eingestellten Teil des Adels, der die Sesshaften verachtete. Im Mosaik 3/91 „Im Glanz der Hauptstadt“ wird der innere Konflikt dargestellt und wir hören auch den häufig zitierten Satz „Man kann die Welt zwar vom Pferde aus erobern, aber nicht vom Pferd aus verwalten.“ – diesmal aus dem Mund des Chans Kublai.
Die Landkarten-Beilage des Heftes 1/91 zeigt fehlerhafte Grenzen von Kublais Staat, denn der Chan beherrschte nach dem Thronfolgestreit mit seinem jüngeren Bruder 1264 auch die Mongolei und nach 1279 schließlich auch das gesamte Südchina. Will man die grün markierte Fläche dagegen lediglich als Markierung Nordchinas („Kitai“) ansehen, so müsste man Korea rausrechnen.
Literatur
- Frances Wood: Marco Polo kam nicht bis China. München 1996
- Hans Eckart Rübesamen: Marco Polo. Von Venedig nach China. Wien 2003
- Morris Rossabi: Khubilai Khan: his life and times. Berkeley, London, New York 1988