Drachenkampf im Orient oder Die geraubte Prinzessin
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Aktuelle Version vom 02:31, 9. Aug. 2019
Drachenkampf im Orient oder Die geraubte Prinzessin - im Folgenden kurz Drachenkampf - ist der Titel eines Theaterstücks, das in der Runkel-Serie des Mosaik von Hannes Hegen aufgeführt wird. Es ist das einzige Schauspiel im MOSAIK, von dem zwei Inszenierungen und zudem noch eine Generalprobe bekannt sind.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Hintergründe und Aufführungsgeschichte
Der Drachenkampf ist zunächst ein relativ simples Stück einer fahrenden Gauklertruppe namens Meister Balduins Bunte Bühne, die durch das mittelalterliche Deutschland zieht und u.a. an Fürstenhöfen auftritt. Während des Gastspiels auf Burg Rübenstein, bei dem Meister Balduin den Drachenkampf routiniert als "Welturaufführung" und basierend "auf eine[r] wahre[n] Begebenheit aus unseren Tagen" anpreist, wird Runkel auf das "Ritterdrama" aufmerksam und glaubt seine eigenen Erlebnisse im Orient, speziell seinen Drachenkampf am Dschebel Hamrin, darin widergespiegelt. In der Tat sind die Ähnlichkeiten der beiden Stoffe frappierend, was aber wohl hauptsächlich daran liegt, dass das Stück und Runkels angeblich selbst erlebte Geschichte auf denselben alten Mären beruhen.
Als "Orientfachmann" und "Zeitzeuge" hat Runkel natürlich einiges an der Inszenierung auszusetzen und unterbricht den Drachenkampf im zweiten Akt. Um seine Verbesserungsvorschläge, für die Balduin ein offenes Ohr hat, umsetzen zu können, schlägt der Gaukler dem Ritter eine Kooperation vor. Runkel geht begeistert darauf ein, und somit werden die Rübensteiner Festspiele aus der Taufe gehoben. Diese Veranstaltung soll die nach Runkels Vorstellungen verbesserte Neuinszenierung des Drachenkampfes beim nahen Jahrmarkt von Freistadt auf die Bühne bringen.
Diese zweite Aufführung, die zudem noch ausführlich geprobt wird, ist wesentlich prächtiger als die erste, sowohl was die epische Breite, als auch was die Ausstattung betrifft: Neue Figuren treten auf, der titelgebende Drachenkampf ist nun dreimal so lang (wenn auch immer noch um zwei Drittel kürzer als Runkel sich eigentlich wünscht), ein künstlicher fliegender Teppich kommt zum Einsatz, es gibt eine große Bühne mit stimmungsvollen orientalischen Kulissen etc. Leider muss allerdings auch diese Inszenierung abgebrochen werden, da der Kuckucksberger und sein Raubgesindel die Bühne stürmen und die Festspielkasse rauben. Immerhin haben die Halunken den Anstand, sich stilecht als "Wüstenräuber" zu verkleiden, weshalb das Publikum ihren Überfall dem Stück zurechnet und von der aktionsgeladenen Handlung begeistert ist. Die Schauspieler um Runkel und Balduin begründen den Spielabbruch daher mit "plötzliche[n] technische[n] Schwierigkeiten".
[Bearbeiten] Aufbau und Inhalt des Stückes
[Bearbeiten] Erste Inszenierung
Das ursprüngliche Ritterdrama der Komödiantentruppe besteht aus fünf Akten, von denen die Handlung der ersten beiden bekannt ist. Neben Meister Balduin selbst, der den Conférencier gibt, treten drei weitere Figuren auf.
Dramatis personae:
Im ersten Akt wird die dramatische Situation vorgestellt, in der sich die Prinzessin befindet. Unschuldiges Opfer finsterer Intrigen, ist sie in die Gewalt des Drachens gefallen.
Im zweiten Akt greift der tapfere Ritter Kunibert den feuerspuckenden Drachen an.
Wie der Kampf ausgeht, ist leider nicht bekannt, da Runkel an dieser Stelle das Stück unterbricht. Anzunehmen ist aber, dass es weitere Verwicklungen geben muss, selbst wenn Kunibert den Drachen besiegen sollte, da ja noch drei Akte folgen. Eher unwahrscheinlich ist jedoch, dass das Eingreifen einer Gruppe von Wüstenräubern, das in der Freistadter Neuinszenierung enthalten ist, bereits zum Inventar des Ur-Drachenkampfes gehört.
[Bearbeiten] Zweite Inszenierung
Wie viele Akte die Neuinszenierung im Rahmen der Rübensteiner Festspiele hat, ist zwar nicht überliefert, es werden aber sicherlich ebenso fünf wie beim Ur-Drachenkampf sein; Näheres dazu weiter unten. Der Spielleiter, also Regisseur, ist Dag. Für das Stück wird ordentlich geprobt, insbesondere der technisch nunmehr höchst aufwändige Drachenkampf wird einem Praxistest unterworfen. In dessen Folge gibt es eine Änderung der Rollenverteilung: Hinz und Kunz, die ursprünglich zusammen mit einem dritten Mann den Drachen spielen sollen, werden von dieser Aufgabe entbunden und zu Bühnenarbeitern "degradiert".
Dramatis personae:
- Sultan (gespielt von Meister Balduin)
- seine Tochter Fatima
- drei Musikanten
- vier Tänzerinnen
- ein hässlicher Zauberer, der sich später in einen dreiköpfigen Drachen verwandelt
- der berühmte, unbesiegbare und weitgereiste Rübensteiner (gespielt von Runkel)
- diverse bewaffnete Wächter
- Wüstenräuber
Inhalt und dramatische Struktur der Neuinszenierung sind in Umrissen bekannt, so dass man - obwohl wegen des Eingriffs des Kuckucksbergers nur die Handlung des ersten Akts sicher überliefert ist - das Stück einigermaßen rekonstruieren kann. Als Quellen dienen Runkels Drachenkampf am Dschebel Hamrin, seine Abenteuer mit der Bande vom Wüstenschloss sowie der traditionelle Aufbau eines klassischen Dramas: Exposition - Steigerung - Höhepunkt - Retardierendes Moment - Lösung.
Im ersten Akt (Exposition) weiht die Prinzessin Fatima ihren Vater in ihre unheilvollen Träume der letzten drei Nächte ein: Im ersten Traum erschien ihr ein hässlicher Zauberer und befahl ihr, ihm zu folgen; im zweiten Traum drohte er, sie zu rauben; im dritten Traum schließlich bekundete er das Ende seiner Geduld. Der Sultan tut die Vorahnungen seiner Tochter zunächst als unbedeutend ab, sogar als sie den Zauberer direkt im Palast sieht, lässt sich dann aber doch von ihrer Angst anstecken. Glücklicherweise erscheint in diesem Moment der Rübensteiner, der von denselben Träumen heimgesucht worden war und Fatima nun beschützen möchte. (Hier endet die sicher überlieferte Handlung.)
Im zweiten Akt (Steigerung) sollte vermutlich der Raub der Prinzessin, die Verwandlung des hässlichen Zauberers in den Drachen und Runkels Suche nach den nötigen Ausrüstungsgegenständen - fliegender Teppich, Tarnkappe, Zauberschwert - stattfinden.
Für den dritten Akt (Höhepunkt) dürfte man den eigentlichen Drachenkampf geplant haben. (Dies wird durch die Auskunft bestätigt, die Drachenkampfszene komme erst, "wenn das Stück nach spannenden Szenen seinen Höhepunkt erreicht hat".) Dieser bildet den augenfälligsten Unterschied zur Rübensteiner Inszenierung.
Der vierte Akt (Retardierendes Moment) dürfte den Angriff der vom Zauberer gedungenen Wüstenräuber beinhalten. Diese werden von Runkel in die Flucht geschlagen.
Für den fünften Akt (Lösung) hat man sicherlich ein glückliches Ende vorgesehen. (Das enstpricht zwar nicht dem klassischen Drama, wo hier eine tragische Katastrophe stattfindet, wohl aber Runkels Verständnis seines Heldentums.)
[Bearbeiten] Anmerkungen
Das Motiv der "drei Träume", das in der Freistadter Neuinszenierung enthalten ist, kennt man aus diversen Märchen und Sagen. Außerdem scheint es Anspielungen auf den Erlkönig von Goethe zu geben. So erinnern z.B. die zunehmenden Forderungen des bösen Zauberers in den drei Träumen an die - sich von Versprechungen zu Drohungen steigernden - Einflüsterungen des Erlkönigs:
Du liebes Kind, komm, geh' mit mir! [...] Willst, feiner Knabe, du mit mir geh'n? [...] Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt. |
Ganz wie der Vater im Erlkönig leugnet außerdem der Sultan das Nahen des Bösen im Drachenkampf, selbst als seine Tochter den Zauberer schon sieht. Man vergleiche die zweite Strophe der Ballade mit einem Auszug aus dem Drachenkampf:
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[Bearbeiten] Drachenkampf im Orient oder Die geraubte Prinzessin wird in folgendem Mosaikheft aufgeführt
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