Schatz der Tolteken

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(Der Schatz wird gehoben, begehrt, geraubt, gewonnen und verkauft in den Mosaikheften)
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Version vom 01:51, 26. Dez. 2008

Der Schatz der Tolteken besteht aus goldenen Opfergaben, die zwischen dem 11. und frühen 16. Jahrhundert vom Inselvolk im See des Schweigens versenkt wurden. Der Schatz wird in der Amerika-Serie im Mosaik von Hannes Hegen gehoben.

Inhaltsverzeichnis

Das Schicksal des Schatzes

Vorgeschichte

Das Inselvolk bestand aus den Nachkommen toltekischer Exilanten, die nach der Vertreibung ihres Königs Topiltzin nach Norden gezogen waren und sich schließlich in den Rocky Mountains niedergelassen hatten. Auf der Insel im See des Schweigens bauten sie eine neue Stadt. Als sie im wiederkehrenden Jahr 1 Rohr (entspricht 1519) von der Ankunft der Spanier hörten, kehrten sie in die alte Heimat ihrer Vorfahren, Mexiko, zurück und blieben dort. Eine der Geschichten, die noch Jahrhunderte später kursieren, berichtet davon, dass das Inselvolk unter häufigen Erdbeben zu leiden hatte, die es für den Zorn der Götter der Insel hielt. Zur Besänftigung dieser Götter wurde alljährlich ein Fest gefeiert, bei dem goldene Opfergaben im See versenkt wurden. So entstand im Laufe der Zeit das Schatz-Depot auf dem Grunde des Sees.


Die Hebung des Schatzes

Rote Wolke möchte einen Kampf um die inzwischen von Coffins besetzte Mine vermeiden und erzählt deshalb den Digedags von den einstigen Opferbräuchen des Inselvolks und von den goldenen Opfergaben, die manchmal in den Netzen der Fischer landen. Die guten Absichten der Digedags, die das Gold der Mine zur Befreiung der schwarzen Sklaven verwenden wollen, haben ihn offenbar beeindruckt. Die Digedags wissen sofort, wie sie den Schatz heben können – mit einer Taucherglocke. Gesagt – getan: Ein Floß wird gebaut und mit einer entsprechenden Tauchanlage versehen. Ein zweites Floß mit einer mächtigen Armbrust soll das Vorhaben militärisch absichern.

Nur wenig später holen die Digedags bei der ersten Tauchfahrt mindestens sieben goldene Figuren vom Grund des Sees. Abe Gunstick und Coffins sehen durch das Fernrohr, was die Digedags zu Tage gefördert haben. Daraufhin erteilt Coffins Colonel Springfield den Feuerbefehl. Der Colonel landet tatsächlich beinahe einen Treffer, doch Major Pinkerton erweist sich als der fähigere Artillerist: mit einem genau gezielten Schuß verwandelt er das Katapult des Colonels in Brennholz. Coffins platzt beinahe vor Neid über den Goldfund der Digedags. Er zeigte schon kurz zuvor bedenkliche Symptome einer beginnenden geistigen Verwirrung, nachdem ihm Jenny Joker mit Abe Gunsticks Mormonenklampfe eins überbriet. Unter dem Eindruck des Goldfundes der Digedags erleidet er eine akute Krise. Er will das Gold der Mine auf einen Schlag fördern und legt eine Sprengladung mit einem Fass Schießpulver. Das gewagte Vorhaben misslingt und Coffins geht den Weg alles Irdischen.

Die gewaltige Explosion löst ein Seebeben aus. Rote Wolke vermutet dahinter den Zorn der Götter und seine Krieger wollen die Opfergaben am liebsten wieder in den See werfen. Doch die Digedags haben das Schießpulver gerochen und wissen, dass die alten Götter nichts mit dem Geschehen zu tun haben. Sie fahren auf die Insel und finden die alten Gebäude zerstört sowie Mrs. Jefferson und ihre Gefährten verzweifelt vor. Das ist das Ende der zweiten, kurzzeitigen Besiedelung der Insel. Wenig später verlassen alle Bleichgesichter die Insel und die Gegend.

Der Schatz ist unterwegs - über San Francisco und Panama nach New York

Für den Schatz beginnt eine lange Reise. Die Digedags wollen die Goldfiguren im Osten verkaufen. Sie reisen zunächst nach San Francisco. Dort wird der Schatz von Piraten-Jack und Doc Tombstone das erste Mal geraubt. Doch die wachsame Jenny Joker kommt den Banditen auf die Spur und rettet den Schatz vor dem Schmelzofen eines Pfandleihers.

Die Digedags und ihre Freunde schiffen sich auf dem Walfänger von Käptn Blubber in Richtung Panama ein – ständig unter den begehrlichen Blicken von Mrs. Jefferson und der übrigen goldgierigen Bande. Kurz vor der Westküste Panamas gerät der Schatz das nächste Mal in Gefahr, als Doc und Jack versuchen, mit den Taschen im Beiboot zu entkommen. Käptn Blubber kann zwar die Flucht der beiden Diebe verhindern, doch er schickt nicht nur die Trümmer des Bootes auf den Meeresgrund, sondern auch die beiden Taschen mit dem Schatz. Die Digedags müssen wieder ins Wasser. Sie können den Schatz tatsächlich ein zweites Mal heben – allerdings nur zusammen mit einer gewaltigen Schildkröte, die sich nur ungern von ihrer "Beute" trennt.

Die beiden ehemaligen Mississippi-Piraten geben jedoch nicht auf: Sie überfallen den Zug, mit dem die Digedags und ihre Weggefährten von Panama City nach Aspinwall unterwegs sind. Der Überfall misslingt, doch der Packwagen, mit dem die Passagiere ihren Weg fortsetzen, zerschellt an einer mächtigen Barrikade. Das Gepäck, der Schatz und einige Passagiere werden in den Dschungel geschleudert. Doch nun rettet der wachsame Pedro den Schatz und bringt ihn nach Aspinwall. Hier besteigen die Reisegefährten endlich ein Schiff nach New York.

Unterwegs kommen allerdings die Digedags abhanden. Sie erleben ein spannendes Abenteuer bei den seltsamen Flibustier auf der kleinen karibischen Insel San Felipe. Über Florida und die südöstlichen Gebiete der USA treffen sie mitten im beginnenden Sezessionskrieg in New York ein.

Der Verkauf – der wahre Wert des Schatzes

In New York angekommen, stellen die Digedags fest, dass sich niemand für altamerikanische Statuetten und Gefäße interessiert, auch wenn sie aus reinem Gold sind. Sie versuchen mehrfach vergebens, den Schatz an den Mann zu bringen. Bei ihren Bemühungen gewinnen sie allerdings interessante Einblicke in die schmutzigen Geschäftspraktiken der Kriegsgewinnler in den Nordstaaten (Jobbings und Jitter, Cunnings, Sharper, Henry S. Quotum). Sie haben schon beinahe resigniert, als sie einem unscheinbaren Angler namens Sprinkle begegnen, der sich für den Schatz interessiert. Entgegen dem ersten Eindruck ist der Sonderling sehr reich. Und – welch ein glücklicher Zufall – er sammelt altamerikanische Kunst. Die Digedags wissen den Schatz nun in den richtigen Händen! Mit dem Erlös rüsten sie ein Regiment aus, das aus befreiten Sklaven besteht.


Kleines Inventar des Schatzes

Zu dem Schatz gehören zehn oder elf Objekte, darunter drei figürliche Statuetten, die sehr wahrscheinlich Götter darstellen, sowie mehrere reich verzierte Platten und Gefäße, die ursprünglich wohl kultischen Zwecken dienten. Zu erkennen sind folgende Objekte:

  • eine Statuette mit kronenartigem Kopfschmuck
  • eine Statuette mit halbkreisförmigem Kopfschmuck
  • eine Statuette mit stilisiertem Federkopfschmuck, an dem prächtige Gehänge befestigt sind
  • zwei kreisrunde Platten
  • eine Urne mit Hahnenkopfverschluss
  • eine Schale mit Füßen
  • eine bauchige Amphore mit Füßen
  • eine schlanke Amphore mit geschwungenen Griffen
  • eine Art Mörser
  • möglicherweise ein weiteres Opferobjekt (auf dem Bild rechts halb verdeckt)

Die Figuren sind stark stilisiert. Sie besitzen maskenhaft starre Gesichter und ornamenthaft gebildete Kleider und Schmuckhauben. Mr. Sprinkle datiert die Kunstwerke in das 11. Jahrhundert und ordnet sie den Tolteken zu – ein Urteil, auf das wir uns verlassen müssen. Die zukünftige Forschung wird zu klären haben, ob Vergleiche mit den steinernen Statuen auf der Insel eine genauere stilgeschichtliche und ikonographische Einordnung der Goldstatuetten ermöglichen. Aus Sprinkles Einschätzung ergibt sich ein weiterer Hinweis: Da die Kunstwerke aus dem 11. Jahrhundert stammen, war die Insel spätestens zu dieser Zeit bereits besiedelt.

Historischer Hintergrund – Goldschätze in vorkolumbianischer Zeit

Solche Goldschätze und Opferrituale, wie sie im Mosaik geschildert werden, hat es sicher gegeben. Die Spanier haben viel über die indianischen Opferliturgien berichtet, die z.B. der Besänftigung der Naturgewalten (die man als Gottheiten identifizierte), dem Ernteerfolg und vor allem der Aufrechterhaltung der natürlich–göttlichen Ordnung (Sonnenaufgang) dienen sollten. Oft waren diese Rituale allerdings wesentlich weniger harmlos als die Opfer des Inselvolkes, und die Spanier haben diese Opfer und die gesamten Religionen der Völker Mittelamerikas für Teufelswerk gehalten. Diese Verdammung hatte auch einen durchaus praktischen Effekt – den Heiden konnte man das begehrte Gold ohne Bedenken abnehmen.

Gold ist bei vielen frühen Hochzivilisationen in Gebrauch gewesen, weil es in gediegener Form natürlich vorkommt, leicht zu bearbeiten sowie sehr beständig ist. In den süd- und mittelamerikanischen Kulturen wurden Kultgefäße und Statuetten aus Gold gefertigt – der Anblick dieser Reichtümer muß auf die Spanier geradezu elektrisierend gewirkt haben.

Literarische Vorlagen

Der Schatz der Tolteken ist - samt seiner Heimatstadt - von Karl Mays Roman Der Schatz im Silbersee inspiriert. Der Schatz selbst wird im Roman vernichtet, bevor ihn jemand sehen (und beschreiben) kann. Lediglich eine goldene Götzenfigur von unvorstellbarem Wert wird aus einem Päckchen ausgewickelt. Möglicherweise wurde aber die Phantasie durch einen weiteren May-Text angeregt. In dem Mammut-Roman Das Waldröschen wird die Entdeckung eines alten Indianerschatzes in aller Ausführlichkeit geschildert. Zwar befindet sich der Schatz da in einer mexikanischen Höhle, die durch einen Bachlauf betreten wird, aber ansonsten:

Die Höhle bildete ein sehr hohes Viereck von vielleicht sechzig Schritten in der Länge und Breite, durch welches der mit Steinplatten bedeckte Bach floß. Sie war vom Boden an bis hinauf an die gewölbte Decke angefüllt mit Kostbarkeiten, deren Glanz allerdings die Sinne auch des nüchternsten Menschen verwirren konnte.
Da gab es Götterbilder, welche mit den kostbarsten Edelsteinen geschmückt waren, besonders die Bilder des Luftgottes Quetzalcoatl, des Schöpfers Tetzkatlipoka, des Kriegsgottes Hultzilopochtli und seiner Gemahlin Teoyaniqui, nebst seines Bruders Tlakahuepankuexkotzin, der Wassergöttin Chalchiukueje, des Feuergottes Ixcozauhqui und des Weingottes Cenzontotochtin. Hunderte von Hausgötterfiguren standen auf Wandbrettern; sie waren entweder aus edlen Metallen getrieben oder in Krystall geschliffen. Dazwischen standen goldene Kriegspanzer von ungeheurem Werthe, goldene und silberne Gefäße, Schmucksachen in Demant, Smaragden, Rubinen und anderen Edelsteinen, Opfermesser, deren Griffe, die funkelnden Steine gar nicht gerechnet, nur einen Alterthumswerth nach Hunderttausenden hatten, Schilde von starken Thierhäuten, die mit massiven Goldplatten besetzt waren. Von dem Mittelpunkte der Decke hing gleich einem Lüstre eine Königskrone herab; sie hatte die Gestalt eine Mütze, war aus massivem Golddraht gefertigt und ganz ausschließlich nur mit Diamanten besetzt. Ferner sah man da ganze Säcke voll Goldsand und Goldstaub, Kisten, welche mit Nuggets (Goldkörnern) angefüllt waren, welche die Größe einer Erbse bis zu der eines Hühnereies hatten. Man sah ganze Haufen gediegenes Silber, gleich in großen Stücken aus an zu Tage getretenen Adern gebrochen. Auf köstlichen Tischen standen leuchtende Modelle der Tempel von Mexiko, Cholula und Teotihuakan, der prachtvollen Mosaiken von Muscheln, Gold, Silber, Edelsteinen und Perlen gar nicht zu denken, welche am Boden und in den Ecken lagen. (K. May, "Das Waldröschen", 18. Lieferung)

Der Schatz wird gehoben, begehrt, geraubt, gewonnen und verkauft in den Mosaikheften

192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 211
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