Orient-Serie

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Die Orient-Serie ist die siebte und damit letzte Hauptserie des Mosaik von Hannes Hegen. Sie erschien von Juli 1974 bis Juni 1975.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

Im Jahr 1835 ist das Osmanische Reich nur noch ein Schatten seiner selbst: An allen Ecken und Enden des Reiches gären Freiheitsbewegungen, und in den Staatskassen von Sultan Mahmud II. herrscht Ebbe. Bei einem Inkognito-Rundgang durch Istanbul macht der Sultan eine erstaunliche Entdeckung: Sein eigener Schatzmeister hat sämtliche Steuereinnahmen veruntreut und schwelgt im Luxus. Unverzüglich wird der Schatzmeister abgesetzt und ins Gefängnis verbracht. Am Rande der Aufregung kann die Sklavin des Schatzmeisters, die schöne Beduinenprinzessin Fatima, mit Hilfe der Digedags vor ihrem Peiniger fliehen.

Nun sucht der Sultan nach einer Methode, die Stimmung im Volk zu heben. Nach mehreren Fehlschlägen startet er einen Wettbewerb, um einen echten fliegenden Teppich zu finden. Diesen Wettbewerb gewinnen die Digedags mit der von ihnen erfundenen Teppichwurst. Den Sultan begeistert diese so sehr, dass er für seinen ganzen Hofstaat eine Teppichflotte bauen lässt – doch die Flotte stürzt ab und die Digedags werden ebenfalls ins Gefängnis abgeführt.

Ihr Zellennachbar, der Schatzmeister, kann durch Zufall entfliehen und nimmt die Verfolgung der schönen Fatima auf. Hierfür verbündet er sich mit einem gefürchteten, auf Sklavenhandel spezialisierten Piraten, den Schwarzen Zurga. Die wieder freigelassenen Digedags nehmen die Verfolgung auf, und schließlich gelingt es ihnen auf der griechischen Insel Sporadia, wo Zurga seinen Schlupfwinkel hat, mit Hilfe der Inselbewohner die Gefangenen zu befreien, die Bösewichter festzusetzen und die Insel vom Sultan freizukaufen. Anschließend bringen sie Fatima in ihre ägyptische Heimat, wo sie noch eine Weile die Gastfreundschaft ihres Stammes genießen und schließlich ins Land der Märchen und Träume entschwinden.

[Bearbeiten] Begleiter

Der Hauptgegner ist dabei der böse Schatzmeister Mustafa al Mansur; einen Hauptbegleiter gibt es nicht (wenn man das Dromedar Habakuk außen vor lässt). Allerdings haben die Digedags in dieser Serie eine große Vielzahl an Freunden und Helfern. Von denen bleiben der Töpfer Sadi und Ambroise Freluquet vielleicht am ehesten im Gedächtnis des Lesers.

[Bearbeiten] Zeitraum der Handlung

Die Geschichte spielt im Jahr 1835. Die Jahreszahl sorgt für Unstimmigkeiten in der ohnehin sehr schwierig nachzuvollziehenden Chronologie, da Dig und Dag zeitgleich ihre Abenteuer mit Mijnheer Adrian van Pepperkorn in Rotterdam erleben - zur Zeit während ihrer Trennung von Digedag.

[Bearbeiten] Redaktioneller Hintergrund

[Bearbeiten] Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu anderen Abenteuern der Digedags

Auffällig an der Orient-Serie ist, dass anscheinend von Anfang an weit weniger als bei den vorangegangenen Serien auf historische Genauigkeit geachtet und offenbar bewusst eher eine orientalische Fantasiewelt gezeichnet wurde. So wird zwar angesprochen, dass Mahmud II. im Jahr 1826, also neun Jahre vor der Hefthandlung, die Janitscharen aufgelöst hat; verschwiegen wird jedoch, dass er bei dieser Gelegenheit auch die Kleidung modernisierte, Pluderhosen und Turbane abschaffte und Kleidung nach europäischem Vorbild sowie den Fes als Kopfbedeckung für das Militär, später auch für zivile Beamte und Höflinge verpflichtend einführte. Im Mosaik laufen alle Berater des Sultans (und auch der Sultan selbst) in wallenden orientalischen Gewändern und mit Turbanen in jeder nur denkbaren Farbe und Größe herum.

Weiterhin auffällig sind die recht häufigen Bezüge zu früheren Abenteuern der Digedags, besonders zur Orient-Südsee- und Römer-, teilweise auch zur Runkel-Serie. So wurde etwa das alte Märchenmotiv des in Bettlerkleidung sein Volk erkundenden Herrschers, das bereits in Heft 19 in Gestalt von Cäsar Celsius Eingang in die Mosaikhandlung gefunden hatte, in den Heften 212/213 erneut aufgegriffen – einschließlich der Erkennbarkeit des Herrschers durch seinen wertvollen Siegelring. Auch andere erzählerische Motive lassen Rückgriffe auf frühere Serien erkennen, wie zum Beispiel die Geschichte um die Fischer von Sporadia, die deutliche Parallelen zur Geschichte der Fischer von Malta und auch zu denen der Insel Pordoselene aufweist.

Die ersten Hefte der Orientserie sind geprägt von einer, im Vergleich zur Amerika-Serie, eher dünnen Handlung. Im Gegensatz zu den Vorserien haben die Digedags auch keine erkennbare Arbeit, sondern leben geradezu in den Tag hinein und lassen sich von den Ereignissen treiben - wie im Urlaub. Es wimmelt von schönen Frauen, meist Haremsdamen, und es gibt einige Einblicke in Frauengemächer mit leichtbekleideten Schönheiten. Ebenso ein Merkmal der frühen Digedags. Mehrfach gibt es längere, wenig zielführend Dialoge, z.B. des Sultans mit seinen Ratgebern, bei denen mit Redewendungen versucht wird, eine lässige Situationskomik aufzubauen, ähnlich dem Flibustier-Kapitel. Möglicherweise hat Hegen hier nochmal versucht, seine Vorstellungen von Humor umzusetzen, da es den schelmischen ersten Digedag-Heften ähnelt. Vielleicht war es aber auch eine Hommage an sich selbst, weil er ahnte, dass es mit den Digedags zu Ende geht.

Eine gestalterische Neuerung zu Beginn der Serie ist die Rückkehr der Sprech"blasen" in Form der eckigen Kästchen, die es anschließend auch bei den Abrafaxen bis Ende 1988 gab. Dadurch änderte sich gleichzeitig der Erzählduktus; er wurde weniger prosaisch.

[Bearbeiten] Geplante Weiterführung

Im November 1973, also vermutlich ungefähr zu der Zeit, als die ersten Arbeiten an der Serie begannen, hatte Hegen seinen Vertrag mit dem Verlag Junge Welt zum 1. Juli 1975 gekündigt, offensichtlich mit der Absicht, durch einen neuen Vertrag sein Mosaik nach Heft 223 nur noch alle zwei Monate erscheinen zu lassen[1] Es ist offen, ab welchem Zeitpunkt feststand, dass die Serie nur zwölf Hefte umfassen würde und dass mit ihr zugleich das Ende der Ära von Hannes Hegen und den Digedags gekommen war. Mark Lehmstedt liest in Die geheime Geschichte der Digedags den größten Teil der Serie als Exposition zu einem "großen 'Bildroman'" ähnlich der Runkel- oder Amerika-Serie, die erst auf den letzten Seiten von Heft 223 zu einem plötzlichen, in dieser Form ungeplanten Ende gebracht werden musste.[2] Der Entschluss, die Serie abzubrechen, sei demnach etwa im November 1974 gefallen.[3] Bestandteil der umfangreichen Schenkung, die Hegen dem Zeitgeschichtlichen Forum überließ, sind verschiedene grafisch aufbereitete Exposés geplanter, jedoch nie veröffentlichter Abenteuer der Digedags. Eine dieser Grafiken zeigt eine Reiseroute beginnend in Konstantinopel, auf dem Seeweg um Kleinasien herum und weiter in Richtung Ägypten. Da nicht anzunehmen ist, dass innerhalb weniger Jahre eine weitere Serie mit dem identischen Ausgangspunkt der Orient-Serie geplant war, darf mit großer Sicherheit angenommen werden, dass es sich hier um das Exposé der abgebrochenen Orient-Serie handelt. Der Titel lautet "Vom Bosporus zum Himalaja".

Demnach waren als weitere Stationen der Reise geplant:

Interessant ist, dass große Teile der Reiseroute in den Jahren 1983 bis 1986 durch die Abrafaxe realisiert wurden. Es kann vermutet werden, dass der Autor Lothar Dräger hier seine schon zu Zeiten der Digedags gereiften Reisepläne mit den Nachfolgeprotagonisten verwirklichte.

[Bearbeiten] Nachdrucke

1993 erschien die Orient-Serie in Form der Sammelbände Die Digedags im Orient (Hefte 212 bis 215), Fliegende Teppiche (Hefte 216 bis 219) und Die schöne Fatima (Hefte 220 bis 223). Als Nachfolger der zuvor in Sammelbandform veröffentlichten Runkel-Serie wurden die Orient-Bände mit 11, 12 und 13 nummeriert. Es sind übrigens die ersten Sammelbände, die nur noch je vier Mosaikhefte enthalten, was für alle seitdem erschienen Sammelbände gleich welcher Serie (ausgenommen Die Erfindung der Postrakete) beibehalten wurde.

2005 waren die Hefte 212 bis 216 in der Reprintmappe XVIII enthalten. 2006 folgte die Reprintmappe XIX mit den Heften 217 bis 223.

Im Juni und Juli 1975 – also gerade zu der Zeit, als die Serie in der DDR ihr Ende fand – erschienen in Ungarn die Übersetzungen der Hefte 212 und 213. Nach diesen beiden Heften wurde die Orient-Serie in Ungarn jedoch abgebrochen und stattdessen wie in der DDR zum Nachdruck der ersten sechs Runkel-Hefte übergegangen. Von da an betrug der zeitliche Abstand zwischen deutsch- und ungarischsprachiger Mosaikausgabe kein knappes Jahr mehr, sondern nur noch einen Monat.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Mark Lehmstedt: Die geheime Geschichte der Digedags, Leipzig ²2010, S. 296.
  2. Mark Lehmstedt: Die geheime Geschichte der Digedags, Leipzig ²2010, S. 306.
  3. Mark Lehmstedt: Die geheime Geschichte der Digedags, Leipzig ²2010, S. 309.

[Bearbeiten] Folgende Mosaikhefte gehören zur Orient-Serie

212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223
Vorgänger Serie Nachfolger
Amerika-Serie Orient-Serie Nachdruck von sechs Runkel-Heften
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