Timeo Danaos et dona ferentes

Aus MosaPedia

Version vom 14:48, 19. Aug. 2024 bei Tilberg (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Timeo Danaos et dona ferentes bzw. Timeo Danaos et dona ferentis ist ein geflügeltes Wort aus dem Epos Aeneis des lateinischen Dichters Vergil. Es hat mehrfache Spuren im MOSAIK hinterlassen.

Inhaltsverzeichnis

Quelle und Übersetzung

Textform

Die ursprüngliche Form des Zitats bei Vergil (Aeneis, Buch II, Vers 49) lautet:

Timeo Danaos et dona ferentis

Er benutzte mit ferentis "die Bringenden" für den Akkusativ Plural vom Partizip Präsens ferens "bringend" des Verbs ferre "bringen, tragen" eine zu seiner Zeit bereits archaische, nur noch poetisch genutzte Form. Die klassische Form dazu lautet ferentes (mit der Endung -es statt -is), da inzwischen die konsonantische Konjugation die alte i-Konjugation bei dieser Art von Verben abgelöst hatte. Unser Vergil-Zitat ist in beiden Fassungen überliefert, da offenbar spätere Abschreiber und Nutzer der Redewendung diese an die klassische Schreibweise anpassten. Der Grund dafür war vermutlich, dass so eine Verwechslung mit der klassischen Form des Akkusativ Singular "den Bringenden" von ferens vermieden werden sollte, die ebenfalls ferentis lautet.

Übersetzung

Die wortwörtliche Übersetzung des Spruches lautet:

(Ich) fürchte die Danaer, auch die Geschenke bringenden.

Das Personalpronomen ist dabei nicht angegeben, sondern ergibt sich aus der 1. Person Singular Indikativ timeo von timere "fürchten". In Vergils Epos stammt das Zitat aus dem Mund von Laokoon, einem Propheten in Troja während der Belagerung durch die Griechen. Er bezieht sich dabei auf die vorgebliche Opfergabe, die das scheinbar abgezogene Griechenheer hinterlassen hat, das gigantische hölzerne Pferd vor den Toren der Stadt. Seine Warnung wird - nachdem Apollon ihm und seinen beiden Söhnen eine todbringende Schlangenplage auf den Hals gehetzt hat - freilich in den Wind geschlagen und das Pferd in die Stadt gezogen, mit den bekannten Folgen.

Der Begriff Danaer (Δαναοί Danaoi) ist - neben Achäer, Argiver u.a. - eine der mythischen Bezeichnungen, die schon Homer in der Ilias für die Griechen verwendete und worin ihm Vergil folgte. Die stehende Redewendung von einem Danaergeschenk, also einem unheilvollen, vergifteten Geschenk, ist hiervon abgeleitet. Interessanterweise könnte dieser Volksname schon im alten Ägypten zur Zeit von Amenophis III. im 14. vorchristlichen Jahrhundert belegt sein. Eine entsprechende Ortsnamenliste auf einer Tempelwand beginnt mit den Begriffen Kaftu (für Kreta) und Tanaju, worauf eine Vielzahl von kretischen und griechischen Orten folgt (u.a. Knossos, Mykene, Theben). Möglicherweise ist mit Tanaju also das mykenische Griechenland als das Land der Danaer gemeint. Ebenfalls möglich ist jedoch die Lesung als "Danunäer", womit das Volk in und um Adana bezeichnet wird.

Eine etwas freiere und gängigere Übersetzung des Zitats lautet:

Ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen.

Das Zitat im MOSAIK

Wido-Wexelgelt-Serie

Der Name der hinterhältigen Doña Ferrentes ist ein Wortspiel mit Timeo Danaos et dona ferentes. Die gerissene Doña wird selbst zum personifizierten Danaergeschenk, wenn man Laokoons Warnung scherzhaft so übersetzt:

Ich fürchte die Griechen und Doña Ferrentes.

Abrafaxe-Römer-Serie

Timeo Danaos et dona ferentes wird - zusammen mit anderen lateinischen Phrasen - im Mittelteil von Heft 466 im Rahmen der Rubrik Latein rockt! besprochen und erklärt.

Orient-Okzident-Serie

Als er erfährt, dass es sich bei dem scheinbar gefährlichen Rüsseltier Abul Abbas, das soeben im Hafen von Genua von Bord gegangen ist, um ein Geschenk handeln soll, ruft der belesene Ratgeber des neuen Grafen, sein Onkel Theodorus, warnend: "Timeo Danaos, et dona ferentis!". Eine Fußnote bietet neben der Übersetzung auch die Herkunft des Zitats aus Vergils Aeneis. Brabax versteht den Spruch natürlich und versichert Theodorus, dass sie keine Griechen seien und dass der Elefant, wiewohl ein Geschenk, nicht für Genua, sondern für Kaiser Karl bestimmt sei. Theodorus ist von Brabax' Lateinkenntnissen beeindruckt und schließt korrekt, dass es sich bei den Besuchern offenbar doch nicht um Sarazenen handelt.

Der textsichere Theodorus kennt also das Vergilzitat in seiner ursprünglichen, archaisierenden Form mit ferentis statt ferentes. Beachtlich!

Timeo Danaos et dona ferentes/ferentis spielt in folgenden Mosaikheften eine Rolle

Mosaik ab 1976: 267-282 (Auftritte von Doña Ferrentes), 578 (zitiert und in einer Fußnote übersetzt)

Mittelteil: 466 (Latein rockt!)
Persönliche Werkzeuge