Münze aus der Ming-Dynastie
Aus MosaPedia
Die Münze aus der Ming-Dynastie wird in der Australien-Serie des Mosaik ab 1976 gefunden und wieder weggeworfen.
Während eines Angelwettbewerbs auf der Investigator wird Abrax von einem Wal über Bord gerissen, als dieser einen Thunfisch schnappt, der an der Angel angebissen hatte. Unter Wasser entdeckt Abrax das Wrack einer chinesischen Dschunke. Als er nach dem gefährlichen Abenteuer, bei dem er fast ertrunken wäre, wieder an Bord der Investigator ist, versucht Abrax Commander Flinders davon zu überzeugen, nach der Dschunke und den sich bestimmt darin befindenden Schätzen tauchen zu lassen. Der Commander hält ihn jedoch für noch etwas verwirrt. Auch Califax ist skeptisch. Schließlich war Abrax ziemlich lange unter Wasser. Erst als Abrax die Münze, die er in der Dschunke gefunden hat, Brabax zeigt, findet er jemanden, der ihm glaubt. Brabax stellt mit fachmännischem Blick fest, dass es sich bei dem Geldstück um eine Münze aus der Ming-Dynastie handelt. Daraus schließt er, dass die Dschunke zur Flotte des Admirals Zheng He gehört haben muss. Von Abrax' Entdeckerdrang angesteckt, möchte jetzt auch Brabax zurückfahren und das versunkene Schiff näher untersuchen. Nur leider ist das nicht möglich, da niemand die Position des Wracks notiert hat. Da wenigstens sein Freund Brabax ihm geglaubt hat und er ja niemandem etwas beweisen muss, wirft Abrax die Münze am nächsten Morgen wieder über Bord.
Reales Vorbild
Die Münze in Abrax' Hand ist keineswegs einem seltsamen Traum eines Koboldes oder der Phantasie eines Zeichners entsprungen. Das historische Vorbild scheint unter Sammlern nicht allzu selten zu sein, anhand der deutlich lesbaren Aufschrift lässt sich Abrax' Fund auf die Jahre 1620–1627 datieren. Mit der Einordnung in die Ming-Dynastie liegt Brabax demnach völlig richtig; die Münze kann allerdings nicht an Bord der Flotte des Zheng He gewesen sein, da dieser zweihundert Jahre früher gelebt hatte. Wenn Abrax die Münze tatsächlich in einer chinesischen Dschunke am Meeresgrund gefunden und nicht von einem früheren Abenteuer mitgebracht hat, könnte dies bedeuten, dass Zheng He nicht der letzte große Seefahrer aus dem Reich der Mitte war...
Die vier chinesischen Schriftzeichen auf der Münze sind in der Reihenfolge oben – unten – rechts – links zu lesen: 天啟通寶 (Tiān-qǐ tōng bǎo). Die ersten beiden Zeichen 天啟 (Tiān-qǐ) nennen den Herschaftstitel eines Kaisers Tianqi, die beiden letzten 通寶 (tōng bǎo) bedeuten wortwörtlich "umlaufender Schatz" und sind eine damals übliche Kennzeichnung für Münzen aus unedlen Metallen (Kupfer, Messing, Bronze usw). Für den Leser hält Abrax das Geldstück mehr oder weniger aufrecht "in die Kamera", während es für Brabax sicher kein Problem darstellt, die Zeichen kopfstehend zu entziffern. Und wir sehen die Vorderseite (das Avers) der Münze; auf der Rückseite (dem Revers) kann der Nennwert, die Münzmanufaktur (keine Prägestätte, denn diese Münzen wurden seinerzeit noch gegossen) oder auch der Auftraggeber (z.B. 工 (gōng, "Arbeit") für das Arbeitsministerium) ausgewiesen sein.
Zu klären bleibt nun noch, welcher Kaiser namens Tianqi hier gemeint ist, es existierten nämlich zwei Herrscher mit diesem Namen. Der erste war ein Rebellenkaiser, der 1358–59 in den Wirren am Ende der Yuan-Zeit an der Spitze des südchinesischen Tianwan-Reiches stand. Seine Münzprägungen bestanden aus vermutlich blei- und eisenhaltigen, grauen Legierungen. Der zweite Herrscher war ein Kaiser der Ming-Dynastie, dessen Münzen ausreichend Kupfer enthielten, um gelblich zu erscheinen. Hier hätten wir einen ersten Hinweis darauf, dass die abgebildete Münze aus der Ming-Zeit stammt, denn Abrax hält dem Leser eindeutig eine gelbe Münze entgegen. Ein zweites Identifizierungsmerkmal liefert das Radikal 户, links im auf der Münze unten stehenden Zeichen 啟 (qǐ). Alle Ming-Münzen weisen an der linken oberen Ecke des Vierecks in 户 einen nach links überstehenden Strich auf, der bei den Rebellen-Münzen fehlt. Da dieser Strich im Mosaik klar auszumachen ist, handelt es sich zweifelsfrei um die Münze aus der Ming-Dynastie.
Die Münze wurde demnach also im Namen des Kaisers Tianqi, dem vorletzten Kaiser der Ming-Dynastie, herausgegeben. Tianqi, der 1620 den Thron bestiegen hatte und 1627 mit nicht einmal 22 Jahren starb, war ein unfähiger Kaiser, der sich sich kaum um die Regierungsgeschäfte kümmerte; die eigentliche Macht im Staate lag in den Händen des Eunuchen Wei. Dass trotz der kurzen Regierungszeit des Kaisers immer noch zahlreiche Münzen aus dieser Epoche existieren, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass infolge der seinerzeit herrschenden Inflation viele Zahlungmittel benötigt wurden.
Bleibt noch zu klären, um welchen Nennwert es sich hier handelt. Die Aufschrift 通寶 (tōng bǎo) und seine Farbe weisen das Stück eindeutig als aus Messing bestehend aus. Damit handelt es sich hier um eine Käsch-Münze, die im Chinesischen 文 (wén) genannt werden. Da die Münze in Abrax' Hand mehr als zwei Finger abdeckt, ist sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um einen Münze zu 10 Käsch handelt, die seinerzeit mit einem Durchmesser von fast 5 Zentimetern hergestellt wurden. Weil der Kobold aber bestimmt verhältnismäßig kleine Hände besitzt, kann leider nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass hier eine Münze über 1 Käsch mit nur etwa 2,5 Zentimetern Durchmesser gezeigt wird. Übrigens wogen die 10-Käsch-Münzen (十文, shí wén) damals 1 Tael (一兩, yī liǎng, je nach Region zwischen ca. 34 und ca. 38 Gramm). R.:
Externe Links
- Käsch (deutsch) bzw. Cash (chinese coin) (englisch) in der Wikipedia; Chinese cash (currency unit) daselbst
- Bilder von Münzen mit der Aufschrift 天啟通寶 (Tiān-qǐ tōng bǎo) hier und dort
Die Münze aus der Ming-Dynastie ist in folgendem Mosaikheft zu sehen
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