Seeschlacht bei Korfu
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Version vom 08:36, 13. Okt. 2008
Von der Seeschlacht bei Korfu erzählt Anna Komnene Hugo von Payens in der Templer-Serie.
Inhaltsverzeichnis |
Die Schlacht im Mosaik
Um Hugo davon zu überzeugen, dass sich die "göttliche Ordnung" nicht von allein einstellt, sondern dass man laufend dafür kämpfen muss, berichtet ihm Anna von der schwierigen Herrschaftszeit ihres Vaters Alexios I. Nach den Berichten von seinem schlechten Vorgänger, seinem Herrschaftsantritt und seinen Kämpfen gegen Feinde im Norden und Süden kommt Anna zu ihrem Haupthema: den Feldzügen des Normannenherrschers Robert Guiscard.
Sie berichtet Hugo, dass Robert ihren Vater stürzen und selbst den Thron des Romäischen Reiches besteigen wollte. Dazu habe er mit einer riesigen Flotte über die Adria gesetzt. Nachdem Alexios I. davon erfuhr, hätte er den Venezianern große Summen reinen Goldes geschickt und ihnen reiche Handelsprivilegien gewährt, damit sie ihn mit ihrer Flotte unterstützen. Die Venezianer wären den Romäern daraufhin auch tatsächlich zur Hilfe gekommen und hätten die Normannen in einer großen Seeschlacht geschlagen. Man glaubte, Robert sei damit auf immer besiegt.
Die Venezianer banden in einer stürmischen Nacht alle ihre Schiffe aneinander, um sich vor den Wellen zu schützen. Am Morgen tauchte jedoch völlig überraschend die nur scheinbar geschlagene normannische Flotte erneut auf und begann sofort den Kampf. Das Unglück wollte es, dass der Kampf an einer einzigen Ecke der Plattform tobte, zu der die venezianischen Schiffe zusammengebunden waren. Durch das schiere Gewicht der eisernen Rüstungen und Schwerter wurde diese Stelle unter Wasser gedrückt und die Plattform kenterte. So gut wie alle Venezianer ertranken.
Die reale Schlacht
Die Schilderung der Seeschlacht im MOSAIK ist tatsächlich Annas Geschichtswerk Alexias entnommen. Auch die folgende Darstellung stützt sich darauf.
Vorgeschichte
Im Jahre 1081 setzte Robert Guiscard das erstemal mit einer Flotte über die Adria und erzielte große Erfolge gegen die Byzantiner. Die wussten sich nur zu helfen, indem sie die Vasallen Roberts in Italien mit großen Mengen von Gold bestachen und zum Aufstand überredeten. Dies zwang den Normannen zurück nach Apulien. Während seiner Abwesenheit sollte sein Sohn Bohemund das Eroberte sichern, doch der verlor mehrere Schlachten gegen Kaiser Alexios I., so dass bald alles wieder verloren war. Als Robert 1084 erneut über die Adria setzte, musste er mit seinen Eroberungen also nahezu von vorn beginnen.
Wie schon 1081 holte sich Kaiser Alexios erneut die Flotte Venedigs zu Hilfe. Die vereinigte venezianisch-byzantinische Flotte konnte gegen die normannische Flotte, die vor Korfu lag, das erobert werden sollte, zwei glänzende Siege erringen. Die Situation schien bereinigt.
Die Seeschlacht
Dazu geben wir nun Anna Komnene selbst das Wort (Alexias, Buch VI, Kapitel 5, § 6 bis 8):
Jedoch entweder, was ja in solchen Situationen sehr häufig zu geschehen pflegt, im Hochgefühl über die vorangegangenen Siege oder auch weil sie [d.h. die Venezianer] von den Unterlegenen nichts mehr erwarteten, jedenfalls verfielen sie in Untätigkeit, als ob sie ihr Ziel schon erreicht hätten, und sahen auf Robert verächtlich herab. In der Folge kommandierten sie die Schnellsegler unter ihren Schiffen ab und schickten sie nach Venedig; sie sollten über die Ereignisse berichten und daß sie Robert eine schwere Niederlage beigebracht hätten. Als Robert das von einem Venezianer erfuhr, der Petros Kontarinos hieß und eben zu ihm übergelaufen war, da grämte er sich noch mehr und fühlte sich in nicht mehr erträglicher Weise gedemütigt; doch richtete er sich durch positive Gedanken wieder auf und setzte sich erneut gegen die Venezianer in Marsch. Die Venezianer, durch sein unvorhergesehenes Anrücken völlig überrascht, banden in der Nähe des Hafens von Korypho [d.i. Korfu] sogleich die größeren ihrer Schiffe mit Tauen zusammen, bildeten auf diese Weise den sogenannten >>Hafen auf hoher See<< und ließen die kleineren Schiffe hineinfahren; dann zogen sie alle ihre Eisenrüstungen an und warteten auf sein Kommen.
Als er kam, eröffnete er die Schlacht gegen sie. Die Schlacht war heftig und härter als die vorangegangenen, da sie mit größerem Einsatz als zuvor kämpften. Und so war denn ein scharfes Gefecht entbrannt, keine der Parteien wandte sich zur Flucht, sondern im Gegenteil, sie kämpften von Angesicht zu Angesicht. Da die Venezianer ihre Vorräte bereits alle aufgebraucht hatten und es außer den bewaffneten Kämpfern auf den Schiffen nichts mehr gab, schwammen diese durch ihr leichtes Gewicht an der Oberfläche, gleichsam von den Fluten emporgehoben, indem das Wasser nicht einmal mehr bis zur zweiten Querrippe reichte, und da nun alle auf der einen Bordseite, nämlich der den Feinden zugekehrten, zusammenströmten, kenterten sie; es waren an die 13'000 Mann. Die übrigen Schiffe wurden mitsamt ihren Besatzungen genommen. Robert aber war nach diesem glänzenden Sieg innerlich hart und behandelte viele der Gefangenen äußerst grausam, indem er den einen das Augenlicht nahm, anderen die Nasen abschneiden ließ und wieder andere der Hände oder Füße oder auch beider beraubte. |
Bewertung
Bei den Zahlen der ertrunkenen Venezianer und der Grausamkeit des Guiscard mag Anna Komnene übertreiben. Im Ergebnis scheint der Bericht jedenfalls zu stimmen. Die Venezianer waren einerseits nach den beiden gewonnenen Schlachten leichtsinnig und schickten einen Teil der Flotte wieder heim. Auf der anderen Seite hatten sie jedoch in diesen Schlachten die Munition (Steine) ihrer Schleudern und Katapulte schon fast vollständig verbraucht. Diese diente ihren Schiffen aber als Ballast; da dieser nun fehlte und auch die restlichen Vorräte zur Neige gingen, Anna schildert es, hatten die venezianischen Schiffe einen ungünstigen Schwerpunkt. Dadurch kenterten sie, als sie in der Schlacht durch die Kampfhandlungen sehr einseitig belastet waren.
Das MOSAIK stellt die Schlacht weitgehend korrekt dar. Allerdings kenterten die zusammengebunden Schiffe wohl jedes für sich und nicht als Plattform insgesamt.
Literatur
- Anna Komnene: Alexias, übersetzt von Diether Roderich Reinsch, DuMont Buchverlag Köln, 1997
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