Schloss des Barons von Tüftling
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- | [[Bild:Althan.jpg|right|framed|"Prospect von dem Lust-gebäude und Garten<br>Sr. Excell. des Hl. Generals Graff Gundacker von Althan,<br>in der Wienerischen Vorstatt, die Roßau genant, an einem Arm der Donau.<br>[[Joseph Emanuel Fischer von Erlach|J.E.F.d'Er.]] del. - Cum Priv. Sac. | + | [[Bild:Althan.jpg|right|framed|"Prospect von dem Lust-gebäude und Garten<br>Sr. Excell. des Hl. Generals Graff Gundacker von Althan,<br>in der Wienerischen Vorstatt, die Roßau genant, an einem Arm der Donau.<br>[[Joseph Emanuel Fischer von Erlach|J.E.F.d'Er.]] del. - Cum Priv. Sac. Caes. Maj. - [[Johann Adam Delsenbach|Delsenbach]]. sculpsit."]] |
Das Schloss hat es an der im Mosaik angegebenen Stelle in Wirklichkeit nicht gegeben. Sein Aussehen basiert jedoch auf dem ehemaligen '''Palais Althan''' in [[Wien]], einem Bau '''Johann Bernhard Fischer von Erlachs'''. Das Palais wurde in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts errichtet. Im Gegensatz zu seinem Mosaik-Pendant hatte es einen ovales Mittelbau und vier Seitenflügel in Form eines Andreaskreuzes. Es lag in der sogenannten Rossau an einem Seitenarm der Donau, dem Alserbach. Dadurch war der zugehörige Lustgarten immer wieder von Überschwemmungen betroffen. | Das Schloss hat es an der im Mosaik angegebenen Stelle in Wirklichkeit nicht gegeben. Sein Aussehen basiert jedoch auf dem ehemaligen '''Palais Althan''' in [[Wien]], einem Bau '''Johann Bernhard Fischer von Erlachs'''. Das Palais wurde in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts errichtet. Im Gegensatz zu seinem Mosaik-Pendant hatte es einen ovales Mittelbau und vier Seitenflügel in Form eines Andreaskreuzes. Es lag in der sogenannten Rossau an einem Seitenarm der Donau, dem Alserbach. Dadurch war der zugehörige Lustgarten immer wieder von Überschwemmungen betroffen. | ||
Version vom 22:53, 25. Jan. 2007
Das Schloss des Barons von Tüftling und der dazugehörige Lustgarten sind ein Schauplatz der Hans-Wurst-Serie im Mosaik ab 1976.
Inhaltsverzeichnis |
Lage und Baulichkeiten
Das Schloss liegt an der Schwechat in der Nähe von Achau. Unmittelbar benachbart sind die Obstgärten der Achauer und das Dörfchen Audorf. Das Schloss besteht aus einem erhöhten achteckigen Mittelbau und zwei nach hinten gebogenen Seitenflügeln. Parkanlagen befinden sich sowohl vor, als auch hinter dem Schloss; der besonders gepflegte Lustgarten liegt zur Schwechat hin.
Die Ruinierung des Lustgartens
Hauptsorge des Barons ist, dass das Lustschloss und der zugehörige Garten nicht durch den Bau der Linie ruiniert werden mögen. Er hofft, durch seine Beziehungen zum Kaiser seine Interessen gegenüber dem Prinzen Eugen durchsetzen zu können, der bekanntlich an einer wirksamen Verteidigung Wiens gegen die Kuruzen interessiert ist. Immerhin hat der Baron den Festungsbaumeister von Wühler schon soweit gebracht, dass er die Linie um Schloss und Park "herumzirkelt".
Doch der Baron hat nicht mit Ludas Matyi und Hans Wurst gerechnet. Diese mopsen dem Festungsbaumeister und seinem Hauptmann Stauberl die Kleider und den Lageplan. Auf letzterem zeichnen sie neben der blau gefärbten Linienführung des Festungsbaumeisters, die mitten durch Audorf und dessen Weinberge geht, eine rote Linie ein, die zitadellenförmig in den Park hineinragt. Nunmehr suchen sie (als "Festungsbaumeister Gräberl" und sein "Hauptmann" verkleidet) den Baron auf und behaupten, die rote Linie entspreche der ursprünglichen und die blaue der neuen Planung. Erregt fordert der Baron, dass auf jeden Fall die "neue" Linienführung gebaut werden müsse; das gibt er dem Baumeister "Gräberl" auch schriftlich, indem er einen Brief an Prinz Eugen aufsetzt, den "Gräberl" zu überbringen verspricht:
- "Erklärung. Mit der submissesten Ehrfurcht vor Euer prinzlichen Hoheit militärischen Verdiensten und Erfahrungen möchte ich Euer Hoheit dennoch meine Mißbilligung hinsichtlich des ursprünglich geplanten Linienverlaufes aussprechen. Erst die neue, nachträglich eingezeichnete Linie entspricht meinen Vorstellungen von einer wirksamen Verteidigungslinie. Ich verlange ausdrücklich ihren Bau. Ergebenst v. Tüftling, Baron."
Matyi und Hansl spielen Wühler den geänderten Plan und den "submissesten" Brief zu. Der Festungsbaumeister wundert sich zwar, tut aber, wie ihm geheißen, und errichtet die Linie mitten durch des Barons Lustgarten, während dieser zur Erholung im Helenental weilt.
Das ganze hat natürlich ein Nachspiel; denn als der Baron zurückkehrt und seinen Park verschandelt vorfindet, reist er stante pede nach Wien, um bei Erzherzog Xaver vorstellig zu werden. Dort trifft er auch prompt auf Wühler und es entspinnt sich fast ein Duell der beiden. Alois Vierschroth trennt sie jedoch und baut sie in seinen Racheplan gegen Hans Wurst und die Abrafaxe ein.
Vorlage
Das Schloss hat es an der im Mosaik angegebenen Stelle in Wirklichkeit nicht gegeben. Sein Aussehen basiert jedoch auf dem ehemaligen Palais Althan in Wien, einem Bau Johann Bernhard Fischer von Erlachs. Das Palais wurde in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts errichtet. Im Gegensatz zu seinem Mosaik-Pendant hatte es einen ovales Mittelbau und vier Seitenflügel in Form eines Andreaskreuzes. Es lag in der sogenannten Rossau an einem Seitenarm der Donau, dem Alserbach. Dadurch war der zugehörige Lustgarten immer wieder von Überschwemmungen betroffen.
Die ursprüngliche Besitzerfamilie Althan verkaufte das Palais daher schon 1713 an die Stadt Wien. Nachdem es eine Weile leer stand, richtete der Magistrat hier ein öffentliches Donaubad ein. Die flussnah gelegenen Teile des Lustgartens wurden aufgegeben. Ab 1777 gehörte das Palais der Familie Pouthon, die es bis 1869 innehatte. Dann musste es dem neu erbauten Franz-Josephs-Bahnhof weichen; dieser wiederum wurde mittlerweile durch ein modernes Bürogebäude ersetzt.
Die Darstellung im Mosaik beruht auf einem Kupferstich von Johann Adam Delsenbach, den dieser nach einer Vorlage Joseph Emanuel Fischer von Erlachs anfertigte, des Sohnes des Architekten. Er erschien 1719 zusammen mit anderen Stichen des Künstlerduos in dem Sammelband "Wiennerische Prospecte", aus dem auch weitere Inspirationen für das Mosaik stammen. Dabei orientiert sich die Großdarstellung aus Heft 6/78 S. 14/15 peinlich genau an der Vorlage: Außer dem Schloss und dem Park wurden auch der Flussverlauf (im Original: Donau und Alserbach, im Mosaik: Schwechat), der Baum an der rechten Seite, die Barken, die kleinen Boote, die Häuser im Hintergrund und am rechten Bildrand mitsamt Kirche (im Original: Wien, im Mosaik: Audorf), die beiden Nadelwäldchen links und rechts vom Palais, die Wolkenformationen und die Hügelketten übernommen. Sogar die Waschfrauen finden sich wieder, im Mosaik freilich auf der anderen Flussseite. Einzig nenneswerte Zusätze im Mosaik sind die Anlegestelle der Lustbarke des Barons von Tüftling und das Tüftlingsche Wappen, die sich im Original nicht finden.
Ein weiterer Unterschied zwischen Mosaik und Original ist der Grundriss des Schlosses. Während das Original-Palais, wie man in dem Ausschnitt aus dem 1704/06 erschienen Stadtplan von Anguissola/Marinoni gut erkennt (unten links), eine längliche Kreuzform hat, weist das Mosaik-Lustschloss zwei eher traditionelle Seitenflügel auf (siehe Bild unten Mitte). Der Grund für diesen Unterschied liegt darin, dass dem Mosaikteam lediglich der Stich von Delsenbach/Erlach zur Verfügung stand, dem man nichts über den Grundriss des Gebäudes entnehmen kann. Das Bild unten rechts zeigt den Zustand von Schloss und Park im Jahre 1770, nach der Umwandlung in eine öffentliche Badeanstalt und der überschwemmungsbedingten Reduzierung des Gartens (Detail aus einer Vogelschau Wiens von J. D. Huber).
Literatur
- Hellmut Lorenz und Huberta Weigl (Hgg.), Das barocke Wien. Die Kupferstiche von Joseph Emanuel Fischer von Erlach und Johann Adam Delsenbach (1719), Petersberg 2007
- Maren Ahrens, Lustwandeln im Lustgarten, in: Sammelband 8 (1978/2) - Jagd auf Ludas Matyi, Berlin 2003