Dschuha
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+ | '''Dschuha''' ist ein [[Spaßmacher]], der als einer der [[Hauptbegleiter]] der [[Abrafaxe]] in der [[Don-Ferrando-Serie]] auftritt. | ||
- | + | == Dschuha in der Realität und der Literatur == | |
+ | Das historische Vorbild für Dschuha lebte im 7. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Irak. In der arabischen Literatur hat Dschuha seit der 1. Hälfte des 9. Jahrhundert eine ähnliche Stellung erreicht wie [[Hodscha Nasreddin]] in der türkischen Literatur. | ||
+ | Die Anekdoten und Schelmenstreiche Dschuhas waren anfangs von einer kindlichen Naivität geprägt: Die offensichtliche Weisheit der schlichten Pointe stach förmlich ins Auge des Lesers, bzw. ins Ohr des Zuhörers. Die Überlieferung der Geschichten erfolgte meist mündlich. In späteren Überlieferungen wurde die kindliche Naivität Dschuhas stark übersteigert und er somit zur Figur des drastischen Tölpels, als der er heute im arabischsprachigen Raum bekannt ist. Die Geschichten haben aufgrund ihrer Entstehungsgeschichten und der unterschiedlichen Überlieferungen keinen einheitlichen Stil. Sie entstammen nicht einer Epoche und spielen auch nicht am selben Ort, vielmehr trat Dschuha in mehreren mittelalterlichen Zentren auf, in Kairo, Bagdad, Damaskus oder Fes beispielsweise. Die Geschichten selbst sind sehr schlicht gehalten – unwesentliches oder schmückendes Beiwerk entfällt zumeist. Bereits im 12 Jahrhundert ist die Figur Dschuha so bekannt, dass sie zahlreiche Wanderanekdoten an sich bindet. Zu dieser Zeit taucht Dschuha (als Dschohi) auch in Werken der persischen Literatur auf. In den folgenden Jahrhunderten erweitert und verdichtet sich das Repertoire der Dschuha-Anekdoten und sammelt dabei auch einige ausführlich geschilderte erotische Eskapaden, bspw. mit seiner Schwiegermutter. | ||
- | <br | + | Der Beginn des Druckzeitalters in der islamischen Welt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts markiert einen wichtigen Einschnitt in das Repertoire der Figur Dschuha. Er wird nun - sowohl in der arabischen Überlieferung als auch hiervon ausgehend in den Überlieferungen anderer Sprachen - unmittelbar mit Hodscha Nasreddin gleichgesetzt. Diese weitgehende Gleichsetzung der beiden Figuren ist besonders folgenreich für den heutigen Stand der Überlieferung. So werden nicht nur die eigentlichen Anekdoten ausgetauscht, es vermischen sich auch die Wesensarten der beiden Charaktere. |
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+ | Die Figur Dschuha unterscheidet sich erheblich von seinem literarischen Vorbild. Er ist mehr Mädchen für Alles und fungiert, wie andere Spaßmacher vor ihm auch, eine Weile als [[Erzähler]]. Das schelmische der Figur kommt kaum zum Vorschein. Das mag zum einen an den damals spärlich vorhandenen oder falsch zugeordneten Quellen gelegen haben, aus denen das [[Mosaik-Kollektiv]] hätte schöpfen können, zum anderen aber auch an der spannenden abenteuerlichen Handlung, die kaum Raum für spaßige Anekdoten bot. So ist es auch nicht überraschend, dass Dschuha von den meisten Lesern gar nicht als Spaßmacher erkannt wird. | ||
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+ | Besonders interessant im Mosaik ist eigentlich [[Dschuhas Freund Ali]], da dieser den Dschuha-Überlieferungen von seiner Charakteristik her viel näher kommt als Dschuha selbst. | ||
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+ | Nachdem die Abrafaxe ihn in der [[Karawanserei in Nordafrika]] treffen, führt er ihre Suche nach der geraubten [[Hakimstochter Fatima]] dank seiner Kenntnis der Region auf die richtige Spur nach [[Tunis]] und schließt sich ihnen, zum Leidwesen des Karawansereibesitzers, zusammen mit seinem alten Freund [[Dschuhas Freund Ali | Ali]] spontan an. Nachdem er zusammen mit [[Califax]] dem Hinterhalt der [[Wüstenräuberbande]] entkommen ist, wird er durch ein Missverständnis selbst für einen Räuber gehalten und als solcher dem [[Dei von Tunis]] vorgeführt. Als er im Palast die Gesuchte entdeckt, gibt er sich geistesgegenwärtig sofort als einer der Wüstenräuber aus, die Fatima nach Tunis verkauft haben, vorgeblich um die vom Dei gewünschte Rückgabe der widerspenstigen Sklavin in die Wege zu leiten. | ||
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+ | Nachdem dieser Plan durch das Eingreifen [[Don Ferrando]]s scheitert, wird Dschuha zusammen mit den Abrafaxen in die [[Elefantentruppe des Dei]] gesteckt. Mit seiner praktischen Veranlagung leitet er die Befreiung des eingebrochenen Elefanten aus einer Höhlendecke und kehrt anschließend mit den rebellierenden Bauern nach Tunis zurück, wo sie den im [[Hafenfort in Tunis | Hafenfort]] verschanzten Don bis zu Fatimas geglückter Flucht belagern und ihn schließlich vergeblich bis zum [[Hafen von Tunis]] verfolgen. Danach trennt er sich von den Abrafaxen, um Fatima zurück zu ihrem Vater zu bringen. | ||
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+ | Bereits 1968-71 erschienen in der [[FRÖSI]] und in 2 Sonderheften der ''Frösi-Bilderheft-Reihe'' Bildergeschichten mit Goha - damit ist einer anderen Transkription folgend dieselbe Figur gemeint. Die meisten dieser Anekdoten sind auch aus dem Anekdotenschatz [[Hodscha Nasreddin]]s bekannt. Und so verwundert es nicht, dass sich einige dieser Anekdoten dann im Mosaik wieder finden, als es darum geht, die Figur des Hodscha Nasreddin vorzustellen. Zeichner dieser Serie war Karam Badra. | ||
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+ | == Literatur und Quellen == | ||
+ | * Torsten Kühler: ''Dschuha, der Schelm'', in: [[Sammelband 19 (1982/1) - Wüstenräuber|Mosaik Sammelband 19]], Berlin 2005 | ||
+ | Ähnlichkeiten zum Artikel im Sammelband 19 liegen daran, <br>dass dieser Artikel hier zum Teil vom selben Autor stammt. | ||
+ | * Ulrich Marzolph: ''Nasreddin Hodscha. 666 wahre Geschichten'', C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40445-6 | ||
+ | * Dschuha in der [http://de.wikipedia.org/wiki/Dschuha Wikipedia] | ||
== Dschuha tritt in folgenden Mosaikheften auf == | == Dschuha tritt in folgenden Mosaikheften auf == | ||
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Aktuelle Version vom 10:09, 29. Nov. 2023
Dschuha ist ein Spaßmacher, der als einer der Hauptbegleiter der Abrafaxe in der Don-Ferrando-Serie auftritt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Dschuha in der Realität und der Literatur
Das historische Vorbild für Dschuha lebte im 7. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Irak. In der arabischen Literatur hat Dschuha seit der 1. Hälfte des 9. Jahrhundert eine ähnliche Stellung erreicht wie Hodscha Nasreddin in der türkischen Literatur.
Die Anekdoten und Schelmenstreiche Dschuhas waren anfangs von einer kindlichen Naivität geprägt: Die offensichtliche Weisheit der schlichten Pointe stach förmlich ins Auge des Lesers, bzw. ins Ohr des Zuhörers. Die Überlieferung der Geschichten erfolgte meist mündlich. In späteren Überlieferungen wurde die kindliche Naivität Dschuhas stark übersteigert und er somit zur Figur des drastischen Tölpels, als der er heute im arabischsprachigen Raum bekannt ist. Die Geschichten haben aufgrund ihrer Entstehungsgeschichten und der unterschiedlichen Überlieferungen keinen einheitlichen Stil. Sie entstammen nicht einer Epoche und spielen auch nicht am selben Ort, vielmehr trat Dschuha in mehreren mittelalterlichen Zentren auf, in Kairo, Bagdad, Damaskus oder Fes beispielsweise. Die Geschichten selbst sind sehr schlicht gehalten – unwesentliches oder schmückendes Beiwerk entfällt zumeist. Bereits im 12 Jahrhundert ist die Figur Dschuha so bekannt, dass sie zahlreiche Wanderanekdoten an sich bindet. Zu dieser Zeit taucht Dschuha (als Dschohi) auch in Werken der persischen Literatur auf. In den folgenden Jahrhunderten erweitert und verdichtet sich das Repertoire der Dschuha-Anekdoten und sammelt dabei auch einige ausführlich geschilderte erotische Eskapaden, bspw. mit seiner Schwiegermutter.
Der Beginn des Druckzeitalters in der islamischen Welt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts markiert einen wichtigen Einschnitt in das Repertoire der Figur Dschuha. Er wird nun - sowohl in der arabischen Überlieferung als auch hiervon ausgehend in den Überlieferungen anderer Sprachen - unmittelbar mit Hodscha Nasreddin gleichgesetzt. Diese weitgehende Gleichsetzung der beiden Figuren ist besonders folgenreich für den heutigen Stand der Überlieferung. So werden nicht nur die eigentlichen Anekdoten ausgetauscht, es vermischen sich auch die Wesensarten der beiden Charaktere.
[Bearbeiten] Dschuha im Mosaik
[Bearbeiten] Charakter
Die Figur Dschuha unterscheidet sich erheblich von seinem literarischen Vorbild. Er ist mehr Mädchen für Alles und fungiert, wie andere Spaßmacher vor ihm auch, eine Weile als Erzähler. Das schelmische der Figur kommt kaum zum Vorschein. Das mag zum einen an den damals spärlich vorhandenen oder falsch zugeordneten Quellen gelegen haben, aus denen das Mosaik-Kollektiv hätte schöpfen können, zum anderen aber auch an der spannenden abenteuerlichen Handlung, die kaum Raum für spaßige Anekdoten bot. So ist es auch nicht überraschend, dass Dschuha von den meisten Lesern gar nicht als Spaßmacher erkannt wird.
Besonders interessant im Mosaik ist eigentlich Dschuhas Freund Ali, da dieser den Dschuha-Überlieferungen von seiner Charakteristik her viel näher kommt als Dschuha selbst.
[Bearbeiten] Taten
Nachdem die Abrafaxe ihn in der Karawanserei in Nordafrika treffen, führt er ihre Suche nach der geraubten Hakimstochter Fatima dank seiner Kenntnis der Region auf die richtige Spur nach Tunis und schließt sich ihnen, zum Leidwesen des Karawansereibesitzers, zusammen mit seinem alten Freund Ali spontan an. Nachdem er zusammen mit Califax dem Hinterhalt der Wüstenräuberbande entkommen ist, wird er durch ein Missverständnis selbst für einen Räuber gehalten und als solcher dem Dei von Tunis vorgeführt. Als er im Palast die Gesuchte entdeckt, gibt er sich geistesgegenwärtig sofort als einer der Wüstenräuber aus, die Fatima nach Tunis verkauft haben, vorgeblich um die vom Dei gewünschte Rückgabe der widerspenstigen Sklavin in die Wege zu leiten.
Nachdem dieser Plan durch das Eingreifen Don Ferrandos scheitert, wird Dschuha zusammen mit den Abrafaxen in die Elefantentruppe des Dei gesteckt. Mit seiner praktischen Veranlagung leitet er die Befreiung des eingebrochenen Elefanten aus einer Höhlendecke und kehrt anschließend mit den rebellierenden Bauern nach Tunis zurück, wo sie den im Hafenfort verschanzten Don bis zu Fatimas geglückter Flucht belagern und ihn schließlich vergeblich bis zum Hafen von Tunis verfolgen. Danach trennt er sich von den Abrafaxen, um Fatima zurück zu ihrem Vater zu bringen.
[Bearbeiten] Goha
Bereits 1968-71 erschienen in der FRÖSI und in 2 Sonderheften der Frösi-Bilderheft-Reihe Bildergeschichten mit Goha - damit ist einer anderen Transkription folgend dieselbe Figur gemeint. Die meisten dieser Anekdoten sind auch aus dem Anekdotenschatz Hodscha Nasreddins bekannt. Und so verwundert es nicht, dass sich einige dieser Anekdoten dann im Mosaik wieder finden, als es darum geht, die Figur des Hodscha Nasreddin vorzustellen. Zeichner dieser Serie war Karam Badra.
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Torsten Kühler: Dschuha, der Schelm, in: Mosaik Sammelband 19, Berlin 2005
Ähnlichkeiten zum Artikel im Sammelband 19 liegen daran,
dass dieser Artikel hier zum Teil vom selben Autor stammt.
- Ulrich Marzolph: Nasreddin Hodscha. 666 wahre Geschichten, C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40445-6
- Dschuha in der Wikipedia
[Bearbeiten] Dschuha tritt in folgenden Mosaikheften auf
2/82, 3/82, 4/82, 5/82, 6/82, 7/82, 8/82, 9/82, 10/82, 11/82 als Cameo in 576