C. G. Röder

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Firmengründer Röder
Logo der Firma Anfang des 20. Jahrhunderts

In der Druckerei C. G. Röder bzw. im Grafischen Betrieb Röderdruck wurden zwischen 1955 und 1975 die MOSAIK-Hefte 1 bis 223 auf holzhaltigem Papier hergestellt. Darüber hinaus entstanden hier auch sämtliche deutschsprachigen Exporthefte, die Hefte der schwarzen Serie sowie die meisten der fremdsprachigen Heftausgaben mit den Digedags.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Firmengeschichte

Druckereigebäude um 1926, rechts des quadratische Stammhaus, links daneben die drei Flügel des Stahlbeton-Anbaus, ganz links Wohnhäuser, vorn der Gerichtsweg

1846 gründete der Bäckersohn Carl Gottlieb Röder (* 22. Juni 1812 in Stötteritz; † 29. Oktober 1883 in Gohlis) in der Holzgasse (heute Sternwartenstraße) in Leipzig die Graphische Anstalt von C. G. Röder, die sich zunächst auf den Notenstich konzentrierte. Die fein gearbeiteten Notendrucke erlangten nach und nach Bekanntheit unter Musikliebhabern in Deutschland, wodurch das Unternehmen ständig wuchs und zunächst in die Tauchaer Straße (heute Rosa-Luxemburg-Straße) und später in die Dörrienstraße umziehen musste.

1874 wurde der Firmensitz schließlich in den Gerichtsweg in der damals noch eigenständigen Gemeinde Reudnitz verlegt, wo seit 1872 nach und nach der bekannte große Gebäudekomplex entstand. Erst nachdem Reudnitz 1889 in die Stadt Leipzig eingemeindet worden war, wurde der Bau zwischen 1898 und 1904 in zwei abschließenden Erweiterungen in moderner Stahlbetonbauweise fertiggestellt. Bereits 1881 wurde im Rahmen einer der seinerzeit durchgeführten Firmenübernahmen auch eine Buchdruck-Abteilung in das Unternehmen integriert und 1900 bzw. 1901 wurden mit der C. G. Röder Ltd. in London und der Imprimerie C. G. Röder, S.A. in Paris sogar ausländische Tochterunternehmen gegründet. 1905 wurde die Leipziger Druckerei in die Graphischer Großbetrieb C. G. Röder G. m. b. H. umgewandelt und bis 1914 entstanden Vertretungen in Berlin, Wien, Budapest und Brüssel. Das Portfolio umfasste inzwischen neben Notendrucken auch die Herstellung lithografischer Postkarten und die Buchproduktion. Seit 1907 nutzte man hier auch den damals noch sehr jungen Bogenoffsetdruck.

Fassade der Druckerei um 1939, vom Gerichtsweg aus gesehen, links der Stahlbeton-Anbau, rechts das Stammhaus

1930 erfolgte zunächst die Umwandlung des Unternehmens in die C. G. Röder AG, bevor 1937 nach einer Umstrukturierung und Modernisierung daraus die C. G. Röder KG gebildet wurde, die damals erstmals unter der allgemeinen Bezeichnung Röderdruck auftrat. Während eines alliierten Luftangriffs 1943 wurde der riesige Gebäudekomplex so weit zerstört, dass nur der noch heute stehende Stahlbeton-Teil der alten Druckerei weitgehend unversehrt blieb. Erst 1944 nach mühseligen Aufräum- und Reparaturarbeiten konnte wieder ein eingeschränkter Druckbetrieb aufgenommen werden.

Als Leipzig 1945 unter alliierter Besetzung stand und dem Unternehmen zunächst ein Druckverbot auferlegt wurde, das jedoch nach einigen Monaten vorerst wieder zurückgenommen wurde, lagerten in den Untergeschossen des Areals noch etwa eine Million gestochene Musiknotenplatten. Diese wurden 1946 im Rahmen der zur Zahlung der Reparationen durchgeführten Demontage beschlagnahmt, wenig später jedoch als „wesentliches Stück Kulturbesitz der Menschheit“ zurückgegeben, um damit ab 1947, nach erneuter Erteilung einer Druckerlaubnis, Reparationsaufträge im Bereich Druckgewerbe zu erfüllen. Aus demselben Grund blieben dem Unternehmen auch einige beschädigte Druckmaschinen erhalten, die wieder repariert werden konnten. So wurden bereits Ende der 1940er Jahre 80% des Umsatzes aus Aufträgen für die Sowjetische Militäradministration in Deutschland generiert. 1948 wurden Pläne zur Instandsetzung der Gebäudeteile „infolge der katastrophalen Baustoffknappheit“ als „indiskutabel“ zurückgestellt. 1949 allerdings beschloss man den Wiederaufbau des Areals in drei Bauabschnitten, der dann aber doch nie realisiert wurde. So blieb es schließlich nur bei einigen Aufräum- und Rückbaumaßnahmen. Dennoch konnte sich das Unternehmen, das ab dieser Zeit etwa als C. G. Röder in Treuhandverwaltung firmierte, durch die Qualität der hergestellten Notendrucke, Bücher, Zeitschriften, Postkarten und Werbemittel in der jungen DDR etablieren. Bereits 1951 zählte die Druckerei erneut zu den führenden Leipzigs, in der etwa ab dem Jahreswechsel 1952/1953 auch wieder Vierfarbdruck möglich war.

zerstörtes Druckereigebäude um 1944, Stammhaus am Gerichtsweg

1958 wurde die Druckerei anteilig in das Eigentum des Volkes überführt. Rechtsträger war hier zunächst die Deutsche Investitionsbank Berlin, bevor das Unternehmen 1960 nach Ablösung der Kredite der Vereinigung volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie in Leipzig unterstellt wurde. Seit dieser Zeit firmierte das Druckhaus als C. G. Röder mit staatlicher Beteiligung. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Name Röder noch in der Firmenbezeichnung erhalten blieb, obwohl viele Unternehmen in der DDR seit 1954 angewiesen wurden, Hinweise auf Firmengründer oder frühere Besitzer aus ihrem Namen zu tilgen. Vermutlich wurde hier darauf verzichtet, weil der Name Röder auch unter Musikliebhabern im Ausland einen guten Ruf genoss.

Im Zuge der in der DDR forcierten Kombinatsbildung wurde die Druckerei 1972 vollständig in das Eigentum des Volkes überführt, in den Grafischen Betrieb Röderdruck umgewandelt und in den Graphischen Großbetrieb Offizin Andersen Nexö eingegliedert. In der Folgezeit wurde der Betrieb, der zu dieser Zeit auch als VEB Röderdruck oder nur als Röderdruck auftrat, systematisch zum zweiten Hauptstandort des Kombinates entwickelt und verschmolz 1976 schließlich gänzlich mit dem Stammbetrieb, wodurch der Name Röder nun doch verschwand. Im Falle von Druckaufträgen für westdeutsche oder ausländische Verlage wurde schon früher zum Teil auf die Nennung des Firmennamens oder der Bezeichnung des Kombinatsbetriebes verzichtet. Eine eindeutige Zuordnung des Druckortes ist dann nur noch über die in der DDR obligatorische Druckereinummer im Druckvermerk möglich. Bis 1976 lautete diese für den Leipziger Druckereibetrieb zwischen Gerichtsweg und Perthesstraße III/18/2.

verlassenes Druckereigebäude 1995, von der Perthesstraße aus gesehen, der Flügel rechts gilt seit 2005 als der älteste mehrgeschossige Stahlbetonbau Deutschlands

1990 wurde der Graphische Großbetrieb Offizin Andersen Nexö umstrukturiert, indem man das Kombinat auflöste und eingegliederte kleinere Betriebe entweder an die Vorbesitzer rückübertragen, verkauft oder geschlossen wurden. Aus dem verbliebenen ehemaligen Stammbetrieb mit seinen beiden Hauptstandorten, zu denen auch der Röder-Bau gehörte, wurde die Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH gebildet. 1994 wurde das Unternehmen verkauft und der neue Eigentümer errichtete einen modernen Produktionsstandort in Zwenkau bei Leipzig, wohin die Traditionsdruckerei noch im selben Jahr umzog. 1996 wechselte das Unternehmen erneut den Besitzer, konnte zunächst weiterhin an frühere Erfolge im Bereich der Buchherstellung anknüpfen und wurde sogar zwischen 2007 und 2009 dadurch erweitert, dass sämtliche verbliebenen grafischen Betriebe am Standort Leipzig übernommen wurden. Von 2012 bis 2014 durchlief das Werk ein erstes Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, musste jedoch 2015 erneut Insolvenz anmelden, worauf das Werk in Zwenkau schließlich geschlossen wurde.

Das Gebäude der ehemaligen Notendruckerei C. G. Röder stand nach dem Umzug der Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH 1994 leer und begann zu verfallen. 2003 wurden die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Teile so weit zurückgebaut, dass nur die heute noch stehenden drei weitgehend unversehrt gebliebenen Gebäudeflügel im Graphischen Viertel in Leipzig-Reudnitz erhalten blieben. 2005 erteilte die Stadt Leipzig zunächst die Genehmigung zum vollständigen Abriss, die umgehend Leipziger Denkmalschützer auf den Plan rief. Als noch im selben Jahr der Nachweis gelang, dass der ab 1898 entstandene Flügel in der Perthesstraße der älteste mehrgeschossige Stahlbetonbau Deutschlands ist, den zudem der bekannten Leipziger Architekt Max Pommer errichtet hatte, wurde die Abrissgenehmigung 2006 aufgrund baugeschichtlicher Bedeutung widerrufen. 2014 wurden erste Bestandsanalysen und Machbarkeitsstudien zur Wiederbelebung des Areals durchgeführt. Nach der Erteilung der Baugenehmigung begannen 2015 die Restaurierungs- und Ausbauarbeiten, die erst etwa Ende 2017 ihren Abschluss fanden. Seit 2018 können die Wohn- und Geschäftsräume im denkmalgeschützten Gebäude genutzt werden.

[Bearbeiten] Druck des MOSAIK

das erste Heft aus Leipzig: MOSAIK Nr. 1

Als es 1955 darum ging, eine Druckerei für die Herstellung der Bilderzeitschrift MOSAIK zu finden, war die Entscheidung wahrscheinlich schnell getroffen. Zum einen bestanden bereits mindestens seit den frühen 1950er Jahren Beziehungen zwischen dem Verlag Neues Leben und der Druckerei C. G. Röder in Treuhandverwaltung, die sich mit verschiedenen Buchpublikationen belegen lassen. Zum anderen schätzte man sicherlich auch die hohe Druckqualität des Traditionsunternehmens, was gewiss eine nicht unwesentliche Rolle spielte, weil man ja seinerzeit im Verlag beabsichtigte, mit dem MOSAIK in Konkurrenz zu westlichen Comic-Veröffentlichungen zu treten. Als am 23. Dezember 1955 dann das Produkt dieser Zusammenarbeit, das MOSAIK Nummer 1, erschien, erfüllte dieses wohl auch alle Erwartungen, denn der Druck war exzellent ausgefallen. Die Kolorierung passte perfekt in die schwarzen Konturen und die Farben strahlten.

Es ist als sicher anzunehmen, dass sowohl Johannes Hegenbarth als auch die Mitarbeiter in der Abteilung Lithografie der Druckerei von vorn herein wussten, wie kolorierte Strichzeichnungen zu reproduzieren sind. Anders als bei der drucktechnischen Reproduktion von Farbfotografien, bei denen vier Farbauszüge (Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz) direkt vom Original hergestellt werden, wurden für das MOSAIK zunächst mit der Reproduktionskamera ungerasterte Druckfilme der getuschten Reinzeichnungen (also des Schwarzanteils) in Originalgröße angefertigt. Die anschließend damit belichteten und entwickelten Druckplatten wurden in einem ersten Schritt für die Herstellung der so genannten Blauandrucke genutzt. Die Blauandrucke, die den späteren Schwarzanteil der Bildgeschichten in zartem Hellblau wiedergeben, wurden an das MOSAIK-Atelier in Berlin verschickt und dort mittels wasserverdünnbarer Gouachefarben koloriert. Allerdings ist davon auszugehen, dass für die Anfertigung der Kolorite der ersten 11 Seiten der Nummer 1 noch keine Blauandrucke genutzt, sondern die Originalzeichnungen koloriert wurden. Erst ab der Seite 12 blieben die Originalzeichnungen unangetastet und man verwendete in der Tat erstmals Blauandrucke für die Kolorite, die in der Anfangszeit noch auf festerem Karton gedruckt waren.

Von den fertigen Koloriten wurden dann in der Leipziger Druckerei mit entsprechenden Farbfiltern drei Farbauszüge (Cyan, Magenta und Gelb) als Negativfilme angefertigt, die dann, mit Farbkorrekturen kombiniert, der Herstellung der gerasterten positiven Druckfilme im Heftformat für die drei Farbanteile dienten. Parallel dazu wurden jetzt auch auf Heftformat verkleinerte ungerasterte Druckfilme des Schwarzanteils (also der unkolorierten Reinzeichnung) angefertigt. Mit den spiegelverkehrt eingespannten Filmen wurden danach Druckplatten belichtet, die seinerzeit aus einer Zink-Blei-Legierung bestanden. Nach der Entwicklung und Gummierung der Druckplatten für alle vier Farbanteile wurden diese nacheinander auf einer Andruckpresse befestigt und für erste einseitige Andrucke im direkten Flachdruck genutzt. Wenn die Andrucke dem farblichen Vergleich mit den originalen Vorlagen standhielten, wurde ein Teil dieser so genannten Druckfahnen nach Berlin verschickt, wo sie Johannes Hegenbarth persönlich begutachtete und gegebenenfalls mit Kommentaren versah. Da die Andrucke dann auch die (oft mit Korrekturwünschen verbundene) Druckfreigabe Hegenbarths erhielten, werden sie in diesem Zustand auch als Imprimatur bezeichnet. Soweit möglich wurden die gewünschten Korrekturen direkt an den Druckfilmen vorgenommen. In wieweit danach erneut Andruckplatten belichtet und zweite Andrucke hergestellt wurden, ist unklar. Als Ergebnis der Reproduktionsarbeiten bis hin zur Bogenmontage standen dann in der Abteilung Lithografie pro MOSAIK-Druckbogen vier Druckfilme und mehrere ein- wie auch mehrfarbige Andrucke als druckereiinterne Farbvorlagen zur Verfügung.

Die beschriebenen Reproduktionsarbeiten wurden im Wesentlichen bis 1975 beibehalten. Erste Änderungen betrafen lediglich die Blauandrucke. So wurde wegen merklichen Dimensionsänderungen infolge von Quellung bei der Anfertigung der Kolorite noch in den 1950er Jahren dazu übergegangen, die Blauandrucke auf Zinkplatten zu fixieren. Ab 1963 nutzte man wieder Karton, jedoch war dieser dann aluminiumverstärkt.

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[Bearbeiten] Literatur

  • Grünberg, Reiner; Hebestreit, Michael; Janetzky, Jörg (Herausgeber): Das Mosaik von Hannes Hegen - Katalog 2012, Teil 1, privat, 2012, S. 135ff
  • Lehmstedt, Mark: Die geheime Geschichte der Digedags, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2010, S. 64
  • Luers, Helmfried: C.G.Röder.GmbH Leipzig - News & Views in The Postcard Album #15, privat, S. 1ff (online-Version)
  • Luers, Helmfried: Röder Notes in The Postcard Album #16, privat, S. 33ff (online-Version)
  • Luers, Helmfried: C.G. Röder - Leipzig in The Postcard Album #19, privat, S. 22ff (online-Version)
  • Luers, Helmfried: History of C.G. Röder Works - Leipzig in The Postcard Album #20, privat, S. 33ff (online-Version)
  • Riecker, Ariane; Dittmann, Matthias; Markov, Claudius: Offizin Andersen Nexö - Die Firmengeschichte, OAN Graphischer Großbetrieb, Zwenkau 1995
  • Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Bestehens der Firma C. G. Röder Leipzig, C. G. Röder, Leipzig 1896 (online Version siehe Externe Links)
  • Notendruckerei C. G. Röder, Leipzig, Graphisches Viertel (Produktinformation), Deutsche Gesellschaft für Grundbesitz AG, 2014, S. 42f, 50ff, 167 (online Version siehe Externe Links)

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