Benutzer:Fellgerd
Aus MosaPedia
Nachdem ich 1963 in Müncheberg das Licht der Welt erblickt hatte, kam ich irgendwann mit meiner Mutter zurück in eine Wohnung, in der bereits diverse Mosaik-Hefte lagerten. Einige Jahre später entdeckte ich diese verlockenden bunten Zeitschriften und machte mich daran, sie mit Buntstiften und Schere näher kennenzulernen. Soviel überliefert ist, soll mein Vater immer mahnend auf meine Mutter eingeredet haben, den kleinen Gerd doch bitte nicht mit den damals schon sehr begehrten Heften spielen zu lassen. Aber meiner Mutter behagte sehr, dass ihr Sohn, wenn er sich mit den Digedags und ihren Begleitern beschäftigte, herrlich abgelenkt war und nicht, wie sonst üblich, so viele zermürbende Fragen stellte. Alle Hefte, die dann irgendwann einen bestimmten schweren Bearbeitungsgrad durch mich erfahren hatten, wurden von Zeit zu Zeit aussortiert und landeten schließlich kurzerhand im Ofen, wo sie meinen Eltern und mir nur noch einen letzten kleinen erwärmenden Dienst erweisen konnten.
Immer wenn man mir diese Geschichte später erzählte und zudem unterstrich, dass meine Mutter, durch ihre Tätigkeit im Handel über Beziehungen zur Post verfügend, fast alle Hefte vom Anbeginn der Hegen-Ära einmal hatte ihr Eigen nennen können, kamen mir die Tränen. Und auch heute denke ich immer wieder mit Wehmut an die Tatsache, dass ich selbst es war, der diesen irreparablen Schaden angerichtete.
Im Kindergarten-Alter kam ich dann ab und an in den Genuss, das aktuelle Mosaik vorgelesen zu bekommen. Dafür setzte sich meine Mutter an den zuweilen Bilderzeitschriften verzehrenden Ofen, nahm mich auf ihren Schoß und ließ mich so die Bilder zum gehörten Text betrachten. Das älteste Heft, an das ich mich so erinnern kann, ist die Nummer 144. Da mich die auf diese Weise vermittelten Geschichten erstmals tiefer in eine Welt entführten, in der zwar auch hinreichend Bösewichte ihr Unwesen treiben und immer wieder Gefahren lauern, aber am Ende doch jedes Mal das Gute triumphiert, gewannen die Hefte für mich mehr und mehr an Wert. Daher begann ich dann auch zunehmend, mich gegen das pragmatische Entsorgungsbestreben meiner Mutter zu wehren, blieb aber zunächst dabei noch wenig erfolgreich, wodurch die jetzt zwar nicht mehr mittels Schere und Buntstiften bearbeiteten, sondern nur noch durch einen noch ungeübten Umgang beim Durchblättern zerschlissenen Mosaiks weiterhin regelmäßig den Flammen übergeben wurden. Irgendwann jedoch wurde mein durch anhaltendes Weinen, klagendes Flehen und kurze Wutausbrüche deutlich zum Ausdruck gebrachter Protest so groß, dass die Comic-Einäscherungen erst nur noch heimlich stattfanden, dann aber nach und nach tatsächlich völlig aus unserem Familienalltag verbannt wurden. Das älteste Heft, das ich so vor dem Feuertod bewahren konnte, ist jene 144, die ich heute noch aus nostalgischen Gründen aufbewahre und die, wie man rechts deutlich sehen kann, umfangreiche Spuren meines kindlichen Bildgeschichten-Interesses aufweist.
Als ich in der Schule entdeckte, dass es auch Mosaiks außerhalb des heimischen Haushaltes gab, wurde in mir die Sammelfreude geweckt und ich konnte nach und nach einige Lücken in meiner Sammlung schließen. Etwa 1975 bekam ich dann die letzten beiden noch fehlenden Hefte der Amerika-Serie, die Ausgaben 161 und 171, und setzte mir als nächstes Ziel, auch das Runkel-Abenteuer zu komplettieren. Das allerdings gelang mir bis zur Wende nicht. Erst danach kaufte ich nach und nach auf Trödelmärkten Mosaiks und näherte mich mehr und mehr den mosaikalischen Anfängen.
Der Wechsel zu den Abrafaxen brachte für mich einige Veränderungen. Da meine Mutter kein Interesse für die neuen Protagonisten aufbringen konnte, kündigte sie ihr Unter-der-Hand-Abo bei der Postfrau, wodurch die Dame uns das Heft nicht mehr nach Haus brachte. Der Vorteil bestand nun darin, dass meine Mosaiks fortan keinen zum Teil sogar mit Kugelschreiber aufgebrachten Namenszug mehr erhielten. Der Nachteil allerdings ist offensichtlich; ich musste mich ab 1976 selbst darum kümmern, meine Bilderzeitschrift in der Post zu erstehen. Für das Heft 1/1976 rannte ich ab Mitte Januar unzählige Male zum Zeitungsschalter, bis ich es in der zweiten Februar-Woche endlich in meinen Händen hielt und zunächst überglücklich nach Hause eilte, um ungestört der Lektüre nachzugehen. Dann allerdings machte sich eine gewisse Enttäuschung in mir breit. Das Heft hatte nur noch 20 Seiten, nichts an der Geschichte erschien mir vertraut und zudem fehlte mir irgendwie ein gewisses Maß an Natürlichkeit. Doch im Laufe der Adria-Serie konnten mich schließlich auch die Abrafaxe für sich einnehmen.
Während meiner Lehrausbildung in Fürstenwalde kam ich im Internat mit einem Sammler in Kontakt, der über eine fast vollständige Digedags-Sammlung verfügte. Heute ist mir unverständlich, dass er in der Tat überredet werden konnte, mir seine Hefte zum Lesen zu borgen. Auf diese Weise erfuhr ich erstmals von der Existenz des Planeten Neos, von Teutobold und vom Zirkus Digedag. Darüber hinaus erzählte mir dieser Sammler erstmals von so genannten Schwarzdrucken, womit er die zur schwarzen Serie zu zählenden Hefte meinte. Dieser von mir damals bewunderte Kenner der Szene berichtete über die Hefte mit schwarzem Schriftzug auch, dass diese nicht zeitnah zu erhalten gewesen seien, sondern dass er seine Ausgaben in Berlin auf dem Soli-Basar hatte kaufen können. Ich war begeistert über so viele Hefte und Informationen, wodurch meine Sammlerleidenschaft einen weiteren kräftigen Schub erfuhr. Also klapperte ich fortan in meinem Heimatort alle ehemaligen Schulfreunde ab, bei denen ich in der Vergangenheit alte Mosaik-Hefte gesehen hatte. Doch meist blieb ich hier erfolglos, denn entweder hatte man sich der Comics bereits auf die eine oder andere Weise entledigt oder gar selbst ernsthaftes Sammlerinteresse entwickelt.
Während meiner Armeezeit hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, selbst regelmäßig das aktuelle Mosaik zu kaufen. Daher kam mir sehr zupass, dass meine damalige Freundin in der Heimat dafür sorgte, dass sich keine neuen Lücken in meiner Sammlung auftaten. Und ich bin ihr heute noch dankbar dafür, dass mir die damals junge Dame ihren Service auch noch angedeihen ließ, als sich unsere Beziehung bereits, wie so viele Soldatenlieben, in Wohlgefallen aufgelöst hatte.
Zur Zeit meines Chemie-Studiums in Merseburg konnte ich dann wieder persönlich aktiv werden und behielt die monatliche Jagd nach den Abrafaxen auch über die Wendezeit hinaus bei. Erst in den frühen 2000er Jahren führte das vermehrte Auftauchen von Abo- und Kiosk-Varianten dazu, dass ich nun doch ein Abonnement abschloss und mir seither die Hefte nach Pritzwalk senden lasse. Das Abo stellte aber dann auch kein Problem mehr für mich dar, denn Aufkleber, Stempel oder handschriftliche Kennzeichnungen gehören gottseidank der Vergangenheit an.
Als ich nach der Wende erstmals von der Existenz der unzähligen ausländischen Mosaik-Ausgaben erfuhr, wurde in mir ein zunächst noch leises Verlangen geweckt, all diese Hefte und Bücher mein Eigen nennen zu können. Allerdings ging ich hier anfangs noch sehr zögerlich vor, weil ich es einfach für unmöglich hielt, all das aufzutreiben. Ich besaß zu diesem Zeitpunkt lediglich die ungarische Ausgabe 1980/8., die bei einem Urlaub in Budapest abgefallen war. Dann aber fasste ich mir irgendwann ein Herz und begann mit meinen Recherchen, die mir inzwischen die eine oder andere Rarität bescherten. Hauptsächlich konzentriere ich mich noch auf die Auslandsausgaben der Abrafaxe. Ich bin mir aber reichlich sicher, dass auch die der Digedags hier eine immer größer werdende Rolle spielen werden.