Burgund
Aus MosaPedia
(→Historische und geographische Parallelen) |
|||
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
=== Historische und geographische Parallelen === | === Historische und geographische Parallelen === | ||
- | Von 1032 bis 1361 regierte eine Nebenlinie der [[Capetinger]] im [[französ]]ischen Herzogtum Burgund. Nach dem Tod des Begründers dieser Linie, Herzog Roberts I. des Alten, im Jahre 1076 beanspruchte sein jüngerer Sohn Robert die Herrschaft, wurde aber von den Söhnen seines älteren, bereits verstorbenen Bruders Heinrich, Hugo dem Blinden und Odo Borel, vertrieben. Hugo I. der Blinde regierte nur bis 1079, dann zog er sich ins Kloster zurück; ihm folgte Odo Borel, der bis 1101 amtierte. Er starb während eines [[Kreuzzüge|Kreuzzuges]] und wurde von seinem Sohn Hugo II. dem Friedfertigen beerbt, der bis 1143 herrschte. Erst während dessen Amtsszeit, im Jahre 1113, starb der übergangene Prinz Robert, sein Großonkel. Dieser hatte eine wechselhafte Karriere hinter sich, die ihn zunächst nach [[Kastilien]] und dann wohl nach [[Sizilien]] führte. Dort soll er nach dem Tod von Graf Roger I. dessen Tochter geheiratet und von 1102/3 bis 1113 zusammen mit Rogers Witwe Adelheid die Regentschaft für die beiden unmündigen Söhne Simon und Roger II. geführt haben. Der Überlieferung zufolge wurde er schließlich von seiner Schwiegermutter vergiftet, nachdem der junge Graf Roger II. volljährig geworden war. Nachkommen von diesem Robert von Burgund sind keine bekannt. | + | Von 1032 bis 1361 regierte eine Nebenlinie der [[Capetinger]] im [[französ]]ischen Herzogtum Burgund. Nach dem Tod des Begründers dieser Linie, Herzog Roberts I. des Alten, im Jahre 1076 beanspruchte sein jüngerer Sohn Robert die Herrschaft, wurde aber von den Söhnen seines älteren, bereits verstorbenen Bruders Heinrich, Hugo dem Blinden und Odo Borel, vertrieben. Hugo I. der Blinde regierte nur bis 1079, dann zog er sich ins Kloster zurück; ihm folgte Odo Borel, der bis 1101 amtierte. Er starb während eines [[Kreuzzüge|Kreuzzuges]] und wurde von seinem Sohn Hugo II. dem Friedfertigen beerbt, der bis 1143 herrschte. Erst während dessen Amtsszeit, im Jahre 1113, starb der übergangene Prinz Robert, sein Großonkel. Dieser hatte eine wechselhafte Karriere hinter sich, die ihn zunächst nach [[Kastilien]] und dann wohl nach [[Sizilien]] führte. Dort soll er nach dem Tod von [[Roger I. von Sizilien|Graf Roger I.]] dessen Tochter geheiratet und von 1102/3 bis 1113 zusammen mit Rogers Witwe Adelheid die Regentschaft für die beiden unmündigen Söhne Simon und [[Roger II. von Sizilien|Roger II.]] geführt haben. Der Überlieferung zufolge wurde er schließlich von seiner Schwiegermutter vergiftet, nachdem der junge Graf Roger II. volljährig geworden war. Nachkommen von diesem Robert von Burgund sind keine bekannt. |
Es ist zu vermuten, dass die geschilderten Familienverhältnisse in der capetingischen Seitenlinie die Vorlage für den im MOSAIK behandelten Konflikt zwischen [[Gwendolyn]], [[Odo von Biscuit]] und [[Huguet]] um das Herzogtum Burgund darstellen. Dabei scheint der MOSAIK-Autor [[Jens-Uwe Schubert]] sich für Odo Borel als Namenspaten entschieden zu haben, um die Leser nicht mit den vielen Hugos zu verwirren (schließlich heißt der [[Hauptbegleiter]] der [[Templer-Serie]] auch ''[[Hugo von Payens|Hugo]]''). Odo Borel war tatsächlich ein Vetter (zweiten Grades) von König [[Ludwig der Dicke|Ludwig VI.]], wie im MOSAIK auch Odo von Biscuit ein Vetter des Königs ist, und er starb während einer Expedition in den Orient, so wie sein MOSAIK-Pendant. Freilich lebte Odo Borel schon längst nicht mehr, als Ludwig VI. 1108 an die Regierung kam, und schon gar nicht im Jahre 1118, in dem der Hauptteil der Templer-Serie spielt. Doch solche chronologischen Abweichungen wurden von den MOSAIK-Autoren schon immer billigend in Kauf genommen. Odo Borel gehörte übrigens zu den Gründern der Abtei [[Cîteaux]]. | Es ist zu vermuten, dass die geschilderten Familienverhältnisse in der capetingischen Seitenlinie die Vorlage für den im MOSAIK behandelten Konflikt zwischen [[Gwendolyn]], [[Odo von Biscuit]] und [[Huguet]] um das Herzogtum Burgund darstellen. Dabei scheint der MOSAIK-Autor [[Jens-Uwe Schubert]] sich für Odo Borel als Namenspaten entschieden zu haben, um die Leser nicht mit den vielen Hugos zu verwirren (schließlich heißt der [[Hauptbegleiter]] der [[Templer-Serie]] auch ''[[Hugo von Payens|Hugo]]''). Odo Borel war tatsächlich ein Vetter (zweiten Grades) von König [[Ludwig der Dicke|Ludwig VI.]], wie im MOSAIK auch Odo von Biscuit ein Vetter des Königs ist, und er starb während einer Expedition in den Orient, so wie sein MOSAIK-Pendant. Freilich lebte Odo Borel schon längst nicht mehr, als Ludwig VI. 1108 an die Regierung kam, und schon gar nicht im Jahre 1118, in dem der Hauptteil der Templer-Serie spielt. Doch solche chronologischen Abweichungen wurden von den MOSAIK-Autoren schon immer billigend in Kauf genommen. Odo Borel gehörte übrigens zu den Gründern der Abtei [[Cîteaux]]. |
Aktuelle Version vom 20:22, 29. Sep. 2024
Burgund ist eine historische Großregion im Osten und Südosten des heutigen Frankreich und im Westen der Schweiz, entstanden aus dem Reich des germanischen Volkes der Burgunder in der Spätantike. Im Laufe des Mittelalters lösten sich verschiedene Teile aus dem alten Königreich, die bis in die Neuzeit hinein teilweise sehr unterschiedliche Entwicklungen nahmen (Herzogtum Burgund im Nordwesten, Freigrafschaft Burgund im Nordosten, Savoyen im Südosten, Provence im Süden etc.); seit 1860, als Savoyen und die Region um Nizza an Frankreich fielen, bestehen die derzeitigen politischen Zugehörigkeiten. Burgund wird in der Templer-Serie des Mosaik ab 1976 mehrfach genannt; dabei ist immer das erwähnte Herzogtum Burgund - französisch Bourgogne - gemeint, das schon im 10. Jahrhundert von dem burgundischen Königreich abgetrennt wurde, zum Westfrankenreich kam und daher ab dem 11. Jahrhundert zu Frankreich gehörte. Es ist nahezu deckungsgleich mit der heutigen französischen Region Burgund/Bourgogne, bestehend aus den Départements Côte-d’Or, Nièvre, Saône-et-Loire und Yonne. Bei einer weiteren beiläufigen Erwähnung Burgunds im kleinen Nebenuniversum Anno 1789 dürfte es sich wohl ebenfalls um die Bourgogne handeln.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] In der Erfinder-Serie
Als die Digedags mit Lord Archibald Plumford auf dem Weg zum Schiffsrennen auf der Themse im Hafen von London vorbeikommen, sieht man, wie zwei Kaufleute Fässer mit französischem Wein kaufen. Zwei dieser Fässer sind beschriftet mit "Burgundy" und "[...]mpagne".
[Bearbeiten] Das Herzogtum Burgund in der Templer-Serie
[Bearbeiten] Erbstreit
Dieser Artikel ist noch sehr kurz oder noch unvollständig. Wenn du möchtest, kannst du ihn ergänzen. |
[Bearbeiten] Historische und geographische Parallelen
Von 1032 bis 1361 regierte eine Nebenlinie der Capetinger im französischen Herzogtum Burgund. Nach dem Tod des Begründers dieser Linie, Herzog Roberts I. des Alten, im Jahre 1076 beanspruchte sein jüngerer Sohn Robert die Herrschaft, wurde aber von den Söhnen seines älteren, bereits verstorbenen Bruders Heinrich, Hugo dem Blinden und Odo Borel, vertrieben. Hugo I. der Blinde regierte nur bis 1079, dann zog er sich ins Kloster zurück; ihm folgte Odo Borel, der bis 1101 amtierte. Er starb während eines Kreuzzuges und wurde von seinem Sohn Hugo II. dem Friedfertigen beerbt, der bis 1143 herrschte. Erst während dessen Amtsszeit, im Jahre 1113, starb der übergangene Prinz Robert, sein Großonkel. Dieser hatte eine wechselhafte Karriere hinter sich, die ihn zunächst nach Kastilien und dann wohl nach Sizilien führte. Dort soll er nach dem Tod von Graf Roger I. dessen Tochter geheiratet und von 1102/3 bis 1113 zusammen mit Rogers Witwe Adelheid die Regentschaft für die beiden unmündigen Söhne Simon und Roger II. geführt haben. Der Überlieferung zufolge wurde er schließlich von seiner Schwiegermutter vergiftet, nachdem der junge Graf Roger II. volljährig geworden war. Nachkommen von diesem Robert von Burgund sind keine bekannt.
Es ist zu vermuten, dass die geschilderten Familienverhältnisse in der capetingischen Seitenlinie die Vorlage für den im MOSAIK behandelten Konflikt zwischen Gwendolyn, Odo von Biscuit und Huguet um das Herzogtum Burgund darstellen. Dabei scheint der MOSAIK-Autor Jens-Uwe Schubert sich für Odo Borel als Namenspaten entschieden zu haben, um die Leser nicht mit den vielen Hugos zu verwirren (schließlich heißt der Hauptbegleiter der Templer-Serie auch Hugo). Odo Borel war tatsächlich ein Vetter (zweiten Grades) von König Ludwig VI., wie im MOSAIK auch Odo von Biscuit ein Vetter des Königs ist, und er starb während einer Expedition in den Orient, so wie sein MOSAIK-Pendant. Freilich lebte Odo Borel schon längst nicht mehr, als Ludwig VI. 1108 an die Regierung kam, und schon gar nicht im Jahre 1118, in dem der Hauptteil der Templer-Serie spielt. Doch solche chronologischen Abweichungen wurden von den MOSAIK-Autoren schon immer billigend in Kauf genommen. Odo Borel gehörte übrigens zu den Gründern der Abtei Cîteaux.
Odo Borels Nachfolger als Herzog von Burgund war wie beschrieben sein Sohn Hugo II., und im MOSAIK heißt Odos Nachfolger ebenfalls Huguet, d.h. "Hugolein", wobei dieser jedoch nicht als Odos Sohn, sondern als ein Neffe des Königs bezeichnet wird. Der historische Hugo II. von Burgund war ein Neffe dritten Grades von Ludwig VI., so dass sich auch dieses Verwandtschaftsverhältnis im MOSAIK widerspiegelt.
Die Rolle von Gwendolyn ist fürs MOSAIK erfunden worden, doch scheint sie an den erwähnten vertriebenen burgundischen Prinzen Robert angelehnt zu sein, als dessen Tochter sie gelten könnte. Sie wäre damit eine Cousine Odos von Biscuit. Für Gwendolyns sonstige Besitzungen bzw. Ansprüche - Biscuit, Lyon und Trabant - sowie für die burgundische Grafschaft Pelletier gibt es jedoch keine sicheren historischen Parallelen (bis auf Lyon sind dies auch alles ausgedachte Namen). Zu erwägen wäre, ob mit Biscuit im MOSAIK das Königreich Burgund gemeint sein könnte, das damals ein Teil des Heiligen Römischen Reiches war und dem Kaiser unterstand. Darauf würde hindeuten, dass Gwendolyn sich als "Erbin der Krone von Biscuit" und "Gräfin von Lyon" bezeichnet und dass Odo (der ja regelmäßig von Biscuit genannt wird) in Marseille einen Flottenstützpunkt unterhält. Lyon und Marseille liegen bekanntlich außerhalb des zu Frankreich gehörenden Herzogtums, aber innerhalb des Königreichs Burgund. Die Erwähnung einer "Krone von Biscuit" jedenfalls weist eindeutig auf einen königlichen Status dieses Landes hin. Gwendolyns engere Heimatgrafschaft Trabant schließlich dürfte sich wohl in unmittelbarer Nähe, wenn nicht sogar innerhalb des Herzogtums Burgund befinden, auch wenn der anspielungsreiche Name eher auf Brabant und damit eine weit nördlichere Lage hinweist. Gwendolyns Angabe, ihre Familie sei seit sieben Generationen im Besitz Trabants, hilft bei der Frage nach einer historisch-geographischen Parallele nicht weiter, da offenbar fürs MOSAIK erfunden. Da Trabant im MOSAIK nicht nur Grafschaft, sondern auch Bistum ist, kämen aus dieser Perspektive Langres, Auxerre, Mâcon, Autun und Nevers im Herzogtum Burgund als eventuelle Parallelen in Frage, aber das ist zu unsicher, um es näher in Betracht zu ziehen.
Im Anschluss zunächst eine kurze Verwandtschaftstafel, um die historischen Verhältnisse zu illustrieren.
König Robert II. von Frankreich regierte 996-1031 │ ┌─────────────────┴─────────────────────────────┐ │ │ König Heinrich I. Herzog Robert I. der Alte von Burgund regierte 1031-1060 regierte 1032-1076 │ │ │ ┌────────────┴───────────────────┐ │ │ │ König Philipp I. Heinrich Robert von Burgund regierte 1060-1108 † vor 1076 vertrieben 1076, † 1113 │ │ │ ┌─────┴──────────────────────┐ │ │ │ König Ludwig VI. der Dicke Herzog Hugo I. der Blinde Herzog Odo I. Borel regierte 1108-1137 regierte 1076-1079, † 1093 regierte 1079-1101, † 1102 │ │ │ Herzog Hugo II. der Friedfertige regierte 1101-1143
Daran anschließend könnte man die Verwandtschaft der im MOSAIK agierenden Figuren folgendermaßen rekonstruieren, wobei Odos Großvater und Gwendolyns Vater, die lediglich erwähnt werden, an die Stelle Herzog Roberts des Alten bzw. seines enterbten jüngeren Sohnes Robert treten würden:
König NN │ ┌─────────────────┴──────────────────┐ │ │ König NN Odos Großvater │ │ │ ┌────────────┴─────┐ │ │ │ König NN Odos Vater Gwendolyns Vater │ │ │ │ │ │ │ │ │ König Ludwig der Dicke Odo von Biscuit Gwendolyn ∞ Marcus Foscari │ │ │ Huguet
[Bearbeiten] In der Reformations-Serie
Auf dem Reichstag in Worms werden sämtliche Titel des jungen Kaisers Karl V. verlesen. Danach ist er auch Herzog und Pfalzgraf zu Burgund.
[Bearbeiten] Burgundische Küche anno 1789
Anno 1789 besuchen Abrax und Califax ihren Freund Brabax, einen Weltverbesserer, im Örtchen Sours. Im Laufe ihrer Unterhaltung erwähnt Califax seine preisgekrönte Poulardenbrust nach Burgunder Art.
Höchstwahrscheinlich ist auch hier speziell die Bourgogne gemeint, nicht das alte große Königreich Burgund, das damals schon längst nicht mehr existierte. Califax' Weinvorschlag hingegen weist eher auf den größeren geographischen Zusammenhang hin, denn zu seiner Poulardenbrust passe am besten ein kühler Beaujolais - diese Weinbauregion liegt südlich der Bourgogne an der Sâone, aber trotzdem innerhalb des alten Königreichs.
[Bearbeiten] Externe Links
- Region Burgund/Bourgogne in der Wikipedia
- Burgundische Geschichte in der Wikipedia
- Herzöge von Burgund bei der Foundation for Medieval Genealogy (Henri = Heinrich, Hugues = Hugo, Eudes = Odo)
- Älteres Haus Burgund in der Wikipedia
[Bearbeiten] Burgund wird in folgenden Publikationen erwähnt
Mosaik von Hannes Hegen: 58 Mosaik ab 1976: 360, 362, 367, 368, 369, 370, 371, 373, 375, 377, 503 Anno 1789: Die Not des Erfinders