Bearbeiten von Syllogismus-Spruch

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== Definition eines Syllogismus ==
== Definition eines Syllogismus ==
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Unter einem Syllogismus versteht man eine bestimmte Form der logischen Aussage über drei Begriffe A, B und C, in der aus zwei Grundannahmen (den ''Prämissen'') auf eine Folgerung (die ''Konklusion'') geschlossen wird. Dabei verknüpfen die beiden Prämissen jeweils zwei dieser Begriffe miteinander, wobei einer der Begriffe in beiden Prämissen auftaucht, nicht jedoch in der Konklusion, und die beiden anderen Begriffe, die in nur je einer Prämisse auftauchen, schließlich in der Konklusion miteinander verknüpft werden:
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Unter einem Syllogismus versteht man eine bestimmte Form der logischen Aussage über drei Begriffe, in der aus zwei Grundannahmen (den ''Prämissen'') auf eine Folgerung (die ''Konklusion'') geschlossen wird. Dabei verknüpfen die beiden Prämissen jeweils zwei dieser Begriffe miteinander - wobei einer der Begriffe in beiden Prämissen auftaucht, nicht jedoch in der Konklusion, und die beiden anderen Begriffe, die in nur je einer Prämisse auftauchen, schließlich in der Konklusion miteinander verknüpft werden:
# Erste Prämisse: A ~ B
# Erste Prämisse: A ~ B
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{{Zitat|Sollte die Folgerung auf einem Syllogismus beruhen, so ist sie irrig, da sie sich auf zu freie Prämissen beruft.}}
{{Zitat|Sollte die Folgerung auf einem Syllogismus beruhen, so ist sie irrig, da sie sich auf zu freie Prämissen beruft.}}
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Dabei sind vor allem die "zu freien Prämissen" rätselhaft, denn eine solche Kategorie gibt es bei Syllogismen nicht. Der Grund ist folgender: Autor [[Jens-Uwe Schubert]] bezog den Spruch aus dem Roman ''[[At Swim-Two-Birds]]'' (deutsch ''Zwei Vögel beim Schwimmen'' oder ''Auf Schwimmen-zwei-Vögel'' – interessanterweise gibt es im ersten Heft des Auftretens dieses Spruches eine [[Zwei-Vögel-beim-Schwimmen|gleichnamige MOSAIK-Figur]]) von [[Flann O'Brien]], wo er im Original in einer Kneipenszene folgendermaßen ausgesprochen wird:
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Woher Autor [[Jens-Uwe Schubert]] diesen Spruch kennt bzw. ob er ihn sich einfach selbst ausgedacht hat, ist noch nicht bekannt. Die Formulierung mit den "zu freien Prämissen" ist zudem bisher nicht ganz geklärt. Alle Fälle im MOSAIK, die mit dem Spruch gekennzeichnet werden und über die inhaltlich etwas bekannt ist, kann man auf einen bestimmten ungültigen Syllogismustyp zurückführen, in dem beide Prämissen je eine Teilmenge einer Gesamtmenge benennen und in dessen Konklusion schließlich behauptet wird, eine dieser Teilmengen sei wiederum eine Teilmenge der anderen Teilmenge. Da aber beide in den Prämissen genannten Teilmengen unabhängig voneinander sind, passt die Formulierung mit den "zu freien Prämissen" ganz gut.
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{{Zitat|The conclusion of your syllogism, I said lightly, is fallacious, being based on licensed premises.}}
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Die letzte Übersetzung durch Harry Rowohlt 2002 lautet folgendermaßen (die frühere Übersetzung durch Lore Fiedler ist sehr ähnlich):
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{{Zitat|Der Schluß in Ihrem Syllogismus, sagte ich leichthin, ist irrig, da er sich auf zu freie Prämissen gründet und darüber hinaus nicht wirtschaftlich, sondern schankwirtschaftlich ist.}}
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Im Original handelt es sich um ein Wortspiel der Romanfigur. Englisch ''premise'' bedeutet sowohl "Prämisse", als auch "Lokal", und als ''licensed premises'' wird ein Lokal mit der Lizenz zum Alkoholausschank bezeichnet, also eine Kneipe. Der Witz ist in der deutschen Übersetzung kaum wiederzugeben, weshalb man sich mit einem zusätzlichen Nebensatz aushelfen musste.
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Die rätselhafte Formulierung mit den "zu freien Prämissen" ist damit ebenfalls geklärt: Es handelt sich ursprünglich um den Versuch, einen englischen Kalauer wiederzugeben, und nicht um eine logisch einwandfreie Wiedergabe einer syllogistischen Argumentation. Interessanterweise kann man aber alle Fälle im MOSAIK, die mit dem Spruch gekennzeichnet werden und über die inhaltlich etwas bekannt ist, auf einen bestimmten ungültigen Syllogismustyp zurückführen, in dem beide Prämissen je eine Teilmenge einer Gesamtmenge benennen und in dessen Konklusion schließlich behauptet wird, eine dieser Teilmengen sei wiederum eine Teilmenge der anderen Teilmenge. Da beide in den Prämissen genannten Teilmengen unabhängig voneinander sind, passt die Formulierung mit den "zu freien Prämissen" doch ganz gut.
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Der genannte Typus, zu dem die ungültigen Syllogismen im MOSAIK gehören, kann auch folgendermaßen aufgeschlüsselt werden:
Der genannte Typus, zu dem die ungültigen Syllogismen im MOSAIK gehören, kann auch folgendermaßen aufgeschlüsselt werden:
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# Erste Prämisse: Die Abrafaxe sind Kobolde.
# Erste Prämisse: Die Abrafaxe sind Kobolde.
# Zweite Prämisse: Die Digedags sind Kobolde.
# Zweite Prämisse: Die Digedags sind Kobolde.
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# Konklusion: Die Abrafaxe gehören zu den Digedags.
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# Konklusion: Die Abrafaxe sind die Digedags.
Hier ein weiteres Beispiel für diesen Typus, der zwar zufällig eine wahre Konklusion bietet, doch trotzdem logisch unzulässig bleibt:
Hier ein weiteres Beispiel für diesen Typus, der zwar zufällig eine wahre Konklusion bietet, doch trotzdem logisch unzulässig bleibt:
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=== Brabax zum Zweiten ===
=== Brabax zum Zweiten ===
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Im [[Mosaik - Kaiser, Krieger, Löwenjäger]] erleben die Abrafaxe am [[Völkerschlachtdenkmal]] mit Hilfe eines [[Zeitfernrohr]]s drei aufeinanderfolgende [[Zeitsprünge]] ohne Ortswechsel: aus der Gegenwart ins Jahr 1813 mitten in die [[Völkerschlacht]] (wobei das Denkmal natürlich "verschwindet"), aus dem Jahr 1813 ins Jahr 1913 zur Einweihung des Denkmals und aus dem Jahr 1913 "zurück in die Gegenwart". Dabei ist der zweite Sprung "zu kurz" geraten, denn eigentlich wollten die Abrafaxe direkt von 1813 in die Gegenwart gelangen. Califax merkt das freilich nicht sofort, sondern freut sich zunächst, dass der Sprung gelungen sei, weil ja das Völkerschlachdenkmal wieder da sei:
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Im Album ''[[Kaiser, Krieger, Löwenjäger]]'' erleben die Abrafaxe am [[Völkerschlachtdenkmal]] mit Hilfe eines [[Zeitfernrohr]]s drei aufeinanderfolgende [[Zeitsprünge]] ohne Ortswechsel: aus der Gegenwart ins Jahr 1813 mitten in die [[Völkerschlacht]] (wobei das Denkmal natürlich "verschwindet"), aus dem Jahr 1813 ins Jahr 1913 zur Einweihung des Denkmals und aus dem Jahr 1913 "zurück in die Gegenwart". Dabei ist der zweite Sprung "zu kurz" geraten, denn eigentlich wollten die Abrafaxe direkt von 1813 in die Gegenwart gelangen. Califax merkt das freilich nicht sofort, sondern freut sich zunächst, dass der Sprung gelungen sei, weil ja das Völkerschlachdenkmal wieder da sei:
{{Zitat|Das Denkmal ist wieder da - wir haben es geschafft!}}
{{Zitat|Das Denkmal ist wieder da - wir haben es geschafft!}}
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Ohne dass die entsprechenden Begriffe benutzt werden, handelt es sich also bei der Argumentation der Erythreer um einen Syllogismus. Dieser ist - im Gegensatz zu allen oben behandelten Syllogismen - sogar gültig, d.h. wenn beide Prämissen wahr sind, ist auch die Konklusion wahr. Odo muss daher seinen Zuhörern beweisen, dass die erste Prämisse eben ''nicht'' wahr ist. Das gelingt, indem er den Erythreern mit Hilfe des kleinen [[Romanos]] zeigen kann, dass sich seit der Strandung der [[Rote Galeere|Roten Galeere]] außer den Leukoniten noch weitere Leute auf der Insel befinden, die keine Erythreer sind.
Ohne dass die entsprechenden Begriffe benutzt werden, handelt es sich also bei der Argumentation der Erythreer um einen Syllogismus. Dieser ist - im Gegensatz zu allen oben behandelten Syllogismen - sogar gültig, d.h. wenn beide Prämissen wahr sind, ist auch die Konklusion wahr. Odo muss daher seinen Zuhörern beweisen, dass die erste Prämisse eben ''nicht'' wahr ist. Das gelingt, indem er den Erythreern mit Hilfe des kleinen [[Romanos]] zeigen kann, dass sich seit der Strandung der [[Rote Galeere|Roten Galeere]] außer den Leukoniten noch weitere Leute auf der Insel befinden, die keine Erythreer sind.
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=== Sprüche ohne Syllogismus ===
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=== Spruch ohne Syllogismus ===
Die beiden [[Aborigine-Beobachter]] in Heft [[449]] können sich zunächst keinen Reim auf das seltsame Verhalten der Bleichnasen [[Stuart Bingley]] und [[Califax]] machen, welche sich um die erkrankten [[Merinoschafe]] kümmern. Burnum vermutet, dass es sich beim "Umwerfen" der "vielhaarigen Vierbeiner" um ein religiöses Ritual handele. Gelar weist ihn mit folgenden Worten zurecht:
Die beiden [[Aborigine-Beobachter]] in Heft [[449]] können sich zunächst keinen Reim auf das seltsame Verhalten der Bleichnasen [[Stuart Bingley]] und [[Califax]] machen, welche sich um die erkrankten [[Merinoschafe]] kümmern. Burnum vermutet, dass es sich beim "Umwerfen" der "vielhaarigen Vierbeiner" um ein religiöses Ritual handele. Gelar weist ihn mit folgenden Worten zurecht:
{{Zitat|Deine Folgerung ist irrig, da sie auf falscher Beobachtung beruht, mein Freund.}}
{{Zitat|Deine Folgerung ist irrig, da sie auf falscher Beobachtung beruht, mein Freund.}}
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Sehr ähnlich lässt sich [[Gouverneur King]] in Heft [[445]] vernehmen:
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Es handelt sich hierbei also um eine Abwandlung des Syllogismus-Spruchs, ohne dass überhaupt ein Syllogismus im Spiel wäre.
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{{Zitat|Deine Schlussfolgerung ist irrig, Bursche, da sie sich auf falsche Prämissen beruft.}}
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Es handelt sich hierbei also um Abwandlungen des Syllogismus-Spruchs, ohne dass überhaupt ein Syllogismus im Spiel wäre.
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== Externer Verweis ==
== Externer Verweis ==
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  [[Mosaik ab 1976]]: [[278]], [[359]], [[409]]
  [[Mosaik ab 1976]]: [[278]], [[359]], [[409]]
   
   
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  [[Kooperation]]s-Comic: [[Mosaik - Kaiser, Krieger, Löwenjäger]]
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  [[Abrafaxe-Album]]: [[Mosaik - Kaiser, Krieger, Löwenjäger]]
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[[Kategorie:Sprüche und Regeln]]
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[[Kategorie:Sprache im Mosaik]]
[[Kategorie:Wido-Wexelgelt-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Wido-Wexelgelt-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Templer-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Templer-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Barock-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Barock-Serie (Ereignis)]]
[[Kategorie:Völkerschlachtdenkmal (Ereignis)]]
[[Kategorie:Völkerschlachtdenkmal (Ereignis)]]

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