Bearbeiten von Sualems Wasserkraftwerk

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[[Bild:Machine von Marly.jpg|right|frame|Die Maschine von Marly in einem Gemälde von Pierre-Denis Martin, 1723]]
[[Bild:Machine von Marly.jpg|right|frame|Die Maschine von Marly in einem Gemälde von Pierre-Denis Martin, 1723]]
'''Sualems Wasserwerk''' ist eine Erfindung aus der [[Erfinder-Serie]] im [[Mosaik von Hannes Hegen]]. Vorbild ist die '''Maschine von Marly''', ein bereits bei Fertigstellung anachronistisches Maschinenmonstrum zur Wasserversorgung der königlichen Gärten von [[Versailles]] und Marly.
'''Sualems Wasserwerk''' ist eine Erfindung aus der [[Erfinder-Serie]] im [[Mosaik von Hannes Hegen]]. Vorbild ist die '''Maschine von Marly''', ein bereits bei Fertigstellung anachronistisches Maschinenmonstrum zur Wasserversorgung der königlichen Gärten von [[Versailles]] und Marly.
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Über die Urheberschaft der Maschine von Marly gibt es verschiedene Versionen. Neben Rennequin Sualem wird vor allem der ebenfalls aus Belgien stammende Arnold de Ville genannt. Doch auch Ingenieure wie [[Vauban]] haben Anteil am Bau. Von einer eigentlichen "Erfindung" kann man übrigens nicht sprechen, denn alle verwendeten Elemente waren bereits bekannt. Nur die gigantische Größe war etwas Neues.
Über die Urheberschaft der Maschine von Marly gibt es verschiedene Versionen. Neben Rennequin Sualem wird vor allem der ebenfalls aus Belgien stammende Arnold de Ville genannt. Doch auch Ingenieure wie [[Vauban]] haben Anteil am Bau. Von einer eigentlichen "Erfindung" kann man übrigens nicht sprechen, denn alle verwendeten Elemente waren bereits bekannt. Nur die gigantische Größe war etwas Neues.
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Einen regelrechten Wettbewerb, wie er im [[MOSAIK]] dargestellt wird, gab es nicht. Der Finanzminister [[Colbert]] stand jedoch mit mehreren Gelehrten und Ingenieuren in Kontakt, deren Ansichten er einholte. Denn bereits seit der Mitte der 1670er Jahre war er auf der Suche nach einer Lösung für das Wasserproblem. Neben [[Denis Papin]] wurde so auch [[Christian Huygens]] konsultiert. Über den Comte de Marche, für dessen Schloss von Modave Sualem 1667 ein Pumpwerk gebaut hatte, kam es schließlich zum Kontakt mit dem Lütticher Zimmermann. Als eigentlicher Auftragnehmer fungierte Arnold de Ville, der als Verwalter von Modave und dessen Pumpanlage gewirkt hatte. Sualem und de Ville errichteten quasi als "Generalprobe" 1679/80 ein Pumpwerk für das Schloss von St. Germain, die so genannte Maschine von Palfour. Da der [[Ludwig XIV.|König]] sich mit den Fertigkeiten der Belgier zufrieden äußerte, bekamen sie den Auftrag für Versailles. Erst nachdem man dort mit dem Bau begonnen hatte, machten einige Konkurrenten auf sich aufmerksam, darunter der englische Techniker Morland. Deren Ideen, die teilweise moderner waren, wurden jedoch nicht mehr berücksichtigt.
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Einen regelrechten Wettbewerb, wie er im MOSAIK dargestellt wird, gab es nicht. Der Finanzminister [[Colbert]] stand jedoch mit mehreren Gelehrten und Ingenieuren in Kontakt, deren Ansichten er einholte. Denn bereits seit der Mitte der 1670er Jahre war er auf der Suche nach einer Lösung für das Wasserproblem. Neben [[Denis Papin]] wurde so auch [[Christian Huygens]] konsultiert. Über den Comte de Marche, für dessen Schloss von Modave Sualem 1667 ein Pumpwerk gebaut hatte, kam es schließlich zum Kontakt mit dem Lütticher Zimmermann. Als eigentlicher Auftragnehmer fungierte Arnold de Ville, der als Verwalter von Modave und dessen Pumpanlage gewirkt hatte. Sualem und de Ville errichteten quasi als "Generalprobe" 1679/80 ein Pumpwerk für das Schloss von St. Germain, die so genannte Maschine von Palfour. Da der [[Ludwig XIV.|König]] sich mit den Fertigkeiten der Belgier zufrieden äußerte, bekamen sie den Auftrag für Versailles. Erst nachdem man dort mit dem Bau begonnen hatte, machten einige Konkurrenten auf sich aufmerksam, darunter der englische Techniker Morland. Deren Ideen, die teilweise moderner waren, wurden jedoch nicht mehr berücksichtigt.
[[Bild:Aquädukt von Louveciennes.jpg|right|frame|Der Aquädukt von Louveciennes in einem Gemälde von Alfred Sisley, 1874]]
[[Bild:Aquädukt von Louveciennes.jpg|right|frame|Der Aquädukt von Louveciennes in einem Gemälde von Alfred Sisley, 1874]]
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== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
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*Es gibt divergierende Angaben zur Zahl der Pumpen. Dies beruht darauf, dass neben den 221 für die reine Wasserbeförderung eingesetzten einige weitere Pumpen zum Transport des Kühlwassers und für andere kleinere Aufgaben dienten.
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*Es gibt divergierende Angaben zur Zahl der Pumpen. Dies beruht darauf, dass neben den 221 für die reine Wasserbeförderung eingesetzten einige weitere Pumpen zum Transport des Kühlwassers und andere kleinere Aufgaben dienten.
*Ebenfalls teilweise anders als die oben wiedergegebene Geschichte der Maschine sind die Angaben, die [[Lothar Dräger]] in der [[Wasser fließt bergauf|Beilage zu Heft 55]] macht. Diese seien zur Übersicht hier vollständig zitiert, ergänzt um kleinere Anmerkungen in eckigen Klammern:
*Ebenfalls teilweise anders als die oben wiedergegebene Geschichte der Maschine sind die Angaben, die [[Lothar Dräger]] in der [[Wasser fließt bergauf|Beilage zu Heft 55]] macht. Diese seien zur Übersicht hier vollständig zitiert, ergänzt um kleinere Anmerkungen in eckigen Klammern:
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Ein wahrhaft königliches Problem war es früher also, wenn sich Majestäten bemühten, darüber nachzudenken, wie man Wasser bergauf fließen lassen könnte. In unseren Pumpspeicherwerken an der [[Elbe]] und Saale ist das heute eine alltägliche Angelegenheit. Und eine ernsthafte Sache, keine solche Spielerei wie die Maschine zu Marly. [...]
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Ein wahrhaft königliches problem war es früher also, wenn sich Majestäten bemühten, darüber nachzudenken, wie man Wasser bergauf fließen lassen könnte. In unseren Pumpspeicherwerken an der [[Elbe]] und Saale ist das heute eine alltägliche Angelegenheit. Und eine ersnthafte Sache, keine solche Spielerei wie die Maschine zu Marly. [...]
[[Bild:Stanst 55 Marly.jpg|right]]
[[Bild:Stanst 55 Marly.jpg|right]]
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"In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad", möchte man beim Anblick der Maschine von Marly (auf dem Bild rechts) vor sich hinsummen. Nun waren es ja vierzehn Riesenräder, und sie drehten keine Mühlsteine, sondern betrieben über ein 20 Kilometer langes Gestänge 235 Pumpen. Und das alles nur, um stündlich etwa 100 Kubikmeter Wasser [entspricht 2400m³ täglich] für des Königs Springbrunnen bergauf fließen zu lassen. Später ließ die Leistung immer mehr nach und betrug nur noch ungefähr 25 Kubikmeter stündlich [entspricht 600m³ täglich]. Das war für einen solchen Riesen doch recht jämmerlich. Aber immerhin war er damals schon mehr als hundert Jahre alt, und da ist es kein Wunder, daß er allmählich schwach und klapprig wurde.
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"In einem kühlen Grunde, das geht ein Mühlenrad", möchte man beim Anblick der Maschine von Marly (auf dem Bild rechts) vor sich hinsummen. Nun waren es ja vierzehn Riesenräder, und sie drehten keine Mühlsteine, sondern betrieben über ein 20 Kilometer langes Gestänge 235 Pumpen. Und das alles nur, um stündlich etwa 100 Kubikmeter Wasser [entspricht 2400m³ täglich] für des Königs Springbrunnen bergauf fließen zu lassen. Später ließ die Leistung immer mehr nach und betrug nur noch ungefähr 25 Kubikmeter stündlich [entspricht 600m³ täglich]. Das war für einen solchen Riesen doch recht jämmerlich. Aber immerhin war er damals schon mehr als hundert Jahre alt, und da ist es kein Wunder, daß er allmählich schwach und klapprig wurde.
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Dabei hätte man ihm ein paar Jahre zuvor beinahe den Garaus gemacht. Als damals die Männer der Französischen Revolution den König Ludwig XVI. abgesetzt hatten, wollten sie auch die nutzlose und kostspielige Maschine abreißen lassen. Aber die Bürger von [[Versailles]] fanden, daß die Anlage ihre Stadt genausogut mit Trinkwasser versorgen könne. So mühten sich die knarrenden Riesenräder bis zum Jahre 1817 ab, wo ihnen eine Dampfmaschine [...] die Arbeit erleichterte, denn ganz pensioniert war der Riese von Marly immer noch nicht. Zwei seiner Räder drehten sich zur Unterstützung der Dampfmaschine bis zum Jahre 1855 in der Strömung der [[Seine]] rastlos weiter.
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Dabei hätte man ihm ein paar Jahre zuvor beinahe den Garaus gemacht. Als damals die Männer der Französsichen Revolution den König Ludwig XVI. abgesetzt hatten, wollten sie auch die nutzlose und kostspielige Maschine abreißen lassen. Aber die Bürger von [[Versailles]] fanden, daß die Anlage ihre Stadt genausogut mit Trinkwasser versorgen könne. So mühten sich die knarrenden Riesenräder bis zum Jahre 1817 ab, wo ihnen eine Dampfmaschine [...] die Arbeit erleichterte, denn ganz pensioniert war der Riese von Marly immer noch nicht. Zwei seiner Räder drehten sich zur Unterstützung der Dampfmaschine bis zum Jahre 1855 in der Strömung der [[Seine]] rastlos weiter.
Von nun an übernahm es die Dampfmaschine ganz allein, das Wasser den 162 Meter hohen Berg hinanfließen zu lassen. Von 1856 an - in diesem Jahr wurden die Fundamente der alten Maschine abgerissen - trieb eine 95-PS-Dampfmaschine die Pumpen an. Nach drei Jahren wurden abermals Wasserräder, diesmal von modernerer Bauart, in die Anlage eingebaut. Schließlich, es war um das Jahr 1900, strömten die Wasser der Seine über die Schaufeln von zwei Turbinen [...], deren unsgesamt 399 PS täglich 20.000 Kubikmeter Wasser förderten. An der Maschine von Marly kann man die Entwicklung der Pumpwerke von ihren mühseligen Anfängen bis zu ihrem modernsten Stande ablesen.
Von nun an übernahm es die Dampfmaschine ganz allein, das Wasser den 162 Meter hohen Berg hinanfließen zu lassen. Von 1856 an - in diesem Jahr wurden die Fundamente der alten Maschine abgerissen - trieb eine 95-PS-Dampfmaschine die Pumpen an. Nach drei Jahren wurden abermals Wasserräder, diesmal von modernerer Bauart, in die Anlage eingebaut. Schließlich, es war um das Jahr 1900, strömten die Wasser der Seine über die Schaufeln von zwei Turbinen [...], deren unsgesamt 399 PS täglich 20.000 Kubikmeter Wasser förderten. An der Maschine von Marly kann man die Entwicklung der Pumpwerke von ihren mühseligen Anfängen bis zu ihrem modernsten Stande ablesen.
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[Es folgt eine Darstellung anderer, antiker und moderner Pumpwerke.]
[Es folgt eine Darstellung anderer, antiker und moderner Pumpwerke.]
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Erinnert ihr euch noch an die Stundenleistung bei der Maschine von Marly? Und an die 75 PS, die sie mühselig erzeugte? Aber lacht ihn bitte nicht aus, den alten Riesen an der Seine. Vielleicht ist der Unterschied zwischen den Atomkraftwerken der Zukunft [!] und unseren heutigen Kraftwerken genausogroß. Aber wir können auf unsere Leistungen doch schon recht stolz sein, genauso wie es vermutlich auch [[Rennequin Sualem]] war.
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Erinnert ihr euch noch an die Stundenleistung bei der Maschine von Marly? Und an die 75 PS, die sie mühselig erzeugte? Aber lacht ihn bitte nicht aus, den alten Riesen an der Seine. Vielleicht ist der Unterschied zwischen den Atomkraftwerken der Zukunft [!] und unseren heutigen Kraftwerken genausogroß. Aber wir können auf unsere Leistungen doch schon recht stolz sein, genauso wie er vermutlich auch [[Rennequin Sualem]] war.
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* Bereits 1787 plante man, die hydraulische Anlage von Marly durch eine mit [[Dampfmaschine]]n betriebene zu ersetzen. Dafür kamen [[James Watt]] und [[Matthew Boulton]] extra aus [[England]], um die Lage vor Ort zu begutachten. Zudem wollten sie gegen die Produktpiraterie eines [[französ]]ischen Konkurrenten vorgehen, der Watts [[Niederdruckdampfmaschine]] unerlaubterweise dutzendfach nachbaute und vertrieb. Jedoch konnte die Firma ''[[Boulton & Watt]]'' weder den Auftrag für Marly erhalten noch die Patenträuber ausschalten.
 
== Quellen ==
== Quellen ==
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*Thomas Brandstetter: ''Kräfte messen. Die Maschine von Marly und die Kultur der Technik 1680-1840'', Berlin 2008. [http://e-pub.uni-weimar.de/volltexte/2006/798/ online abrufbar]
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*Thomas Brandstetter, ''Kräfte messen. Die Maschine von Marly und die Kultur der Technik 1680-1840'', Weimar 2006. [http://e-pub.uni-weimar.de/volltexte/2006/798/ online abrufbar]
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*Uwe Schultz: ''Der Herrscher von Versailles - Ludwig XIV und seine Zeit'', München 2006.
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*Uwe Schultz, ''Der Herrscher von Versailles - Ludwig XIV und seine Zeit'', München 2006.
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*[[Lothar Dräger]]: ''[[Wasser fließt bergauf]]'', Beilage zu Heft [[55]] des [[Mosaik von Hannes Hegen]], Berlin 1961.
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*[[Lothar Dräger]], ''[[Wasser fließt bergauf]]'', Beilage zu Heft [[55]] des [[Mosaik von Hannes Hegen]], Berlin 1961.
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Maschine_von_Marly Das Wasserkraftwerk in der Wikipedia]
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Maschine_von_Marly Das Wasserkraftwerk in der Wikipedia]
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*[http://www.marlymachine.org/ Englische Seite zur Maschine von Marly mit vielen Bildern]
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*[http://world.std.com/~hmfh/machine1.htm Englische Seite zur Maschine von Marly mit vielen Bildern]
== Vorgestellt in folgendem Mosaikheft ==
== Vorgestellt in folgendem Mosaikheft ==
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[[Kategorie:Erfinder-Serie (Erfindung)]]
[[Kategorie:Erfinder-Serie (Erfindung)]]
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[[Kategorie:Steinchen an Steinchen (Erfindung)]]
 

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