Die eisernen Engel
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Die eisernen Engel, ist ein 1935 erschienenes Buch von Walther Kiaulehn, welches eine der Hauptquellen zu den Heften der Erfinder-Serie des Mosaik von Hannes Hegen darstellt. Das Buch behandelt die Erfindung der Maschine und deren Nutzbarmachung durch den Menschen. Es ist in zahlreichen Auflagen erschienen und war bis in die 50er Jahre hinein ein bedeutendes und auch weit verbreitetes Standardwerk zur Geschichte der Mechanisierung.
Der Band enthält neben ausführlichen Beschreibungen zur Entwicklung und Wirkweise früher Geräte und Maschinen auch eine Reihe von Anekdoten und Geschichten, die in die Mosaikhandlung intergriert wurden. Zahlreiche Abbildungen wurden, deutlich erkennbar, für die Hefte adaptiert, darunter alte Stiche von historischen Begebenheiten und Personen sowie, wahrscheinlich vom Autor selbst gezeichnete, Abbildungen von Maschinen und schematische Darstellungen ihrer Wirkungsweise.
Bereits kurz nach dem Erscheinen der ersten Hefte der Erfinder-Serie wurde von einigen Mosaiklesern die Ähnlichkeit zahlreicher Buchabschnitte zur Hefthandlung erkannt, so dass das Werk bei vielen Sammlern der DDR schon bald als eine gesuchte, nur antiquarisch zu erwerbenden Rarität galt. Teilweise wurde es sogar von mosaiklesenden Physiklehrern, aufgrund dieser Nähe, ihren Schülern empfohlen.
Im Folgenden sollen einige Abbildungen aus dem MOSAIK und Kiaulehns Sachbuch genauer verglichen werden. Die Seitenangaben zu "Die eisernen Engel" beziehen sich auf die Ausgabe des Rohwolt-Verlages aus dem Jahre 1953.
Inhaltsverzeichnis |
Heron-Ktesibios-Kapitel
Der von Ktesibios konstruierte, höhenverstellbare Spiegel samt Luftpfeife wird im Kapitel "Die Maschinenlegende" beschrieben. Ktesibios hatte sich eine kleine Spielerei einfallen lassen: Der Spiegel in der Barbierstube sollte sich leicht auf und ab bewegen lassen. Hierzu befestigte er ihn an einem Seil, welches über zwei verborgene Rollen zu einem Bleigewicht führte, das genau so schwer wie der Spiegel war. Das Bleigewicht war passgenau in einer Röhre untergebracht. Völlig überraschend funktionierte die Apparatur nicht richtig. Wollte man den Spiegel hoch schieben, ging es nach einer kurzen Strecke nicht weiter. Ktesibios baute die Maschine auseinander, da er eine unebene Stelle vermutete. Jedoch funktionierte der Gleitvorgang so lange problemlos, wie die Röhre nicht fest auf dem Boden stand. Ktesibios erkannte schließlich, dass es die Luft war, die sich durch das Bleigewicht nur bis zu einem gewissen Grade komprimieren ließ. Er bohrte ein Loch in die Säule, und die Luft entwich beim Bewegen des Spiegels mit lautem Pfeifton. Ktesibios hatte die Pressluft entdeckt und das Prinzip durchschaut. Er machte sich seine Zufallsentdeckung zunutze, in dem er später Orgelpfeifen konstruierte, die nach dem gleichen Prinzip funktionierten.
Im gleichen Kapitel findet sich eine detaillierte Konstruktionsskizze der automatischen Tempeltüren. Dig und Dag entdecken eine identische Skizze an der Wand des Maschinenraumes.
Und auch Herons Feuerspritze, bestehend aus einer Kombination zweier Pumpen und eines Windkessels, findet sich im gleichen Kapitel. Das Prinzip beruhte auf der von Ktesibios entdeckten und in verschiedenen Vorrichtungen benutzten Pressluft. Durch die Kolben A und B wurde Wasser in den Kessel C gepumpt, welches die darin befindliche Luft komprimierte. Beim Ausdehnen verdrängte diese nun wiederum das Wasser durch die Spritze D, aus der ein gleichmäßiger Strahl schoss. Heron ging sogar noch einen Schritt weiter. Er erhitzte den Kessel C und stellte fest, dass dadurch auch ohne Pumpen das Wasser aus der Spritze D sprudelte. Er erkannte, dass sich die im Kessel befindliche Luft ausgedehnt haben muss. Somit haben Ktesibios und Heron nacheinander die Kompressions- und Expansionsfähigkeit von Luft nachgewiesen. Heron applizierte auch noch eine Vogelpfeife an den Kessel, so dass dieser einen Pfeifton von sich gab, wenn das Wasser kochte. Dieser Pfeifkessel, bei Kiaulehn nur beschrieben, wurde im Mosaik zeichnerisch umgesetzt. Herons Feuerspritze, durch Wärme aktiviert, wird häufig als allererste Dampfmaschine beschrieben. Somit erklärt sich, weshalb die Abenteuer der Digedags, während denen sie die Erfinder der Dampfmaschine begleiteten, in Alexandria ihren Anfang nahmen.
Silbertal-Kapitel
Auch für dieses Kapitel der Erfinder-Serie, das die Hefte 48 bis 50 umfasst, finden sich umfangreiche Bildvorlagen im Kapitel "Glück Auf!". Da diese jedoch gänzlich Georg Bauers (Agricolas) Werk "De re metallica" entnommen wurden, sei hier auf den entsprechenden Artikel in der MosaPedia verwiesen.
Otto-von-Guericke-Kapitel
Walther Kiaulehn beschreibt zu Beginn des Guericke-Kapitels "Das Geheimnis der Rose", wie der Magdeburger Gelehrte ganz beiläufig zur Erkenntnis gelangte, dass sich Luft verdünnen lassen muss, da er den Duft einer Rose nur in ihrer unmittelbarer Nähe wahrnehmen konnte. Er schlussfolgerte, dass dadurch auch die Erschaffung eines Vakuums möglich sein muss. Diese Frage war damals nicht rein physikalischer Natur, sondern zutiefst theologisch. Es stritten sich die Scholastiker mit den Physikern. Erstere behaupteten, Gott sei überall, und deswegen könne es kein Nichts geben, also kein Vakuum. Diese Gedankengänge reichen bis Aristoteles zurück. Guericke jedoch glaubte fest daran, dass sich ein Vakuum erzeugen lasse. Nach allerlei Versuchen gelang es ihm. Dadurch legte er eine wichtige theoritsche Grundlage für die spätere Erfindung der Dampfmaschinen. Diese in Kiaulehns "Eisernen Engeln" beschriebenen Gedankengänge finden sich auch im Mosaik wieder. Die Rose, die nicht duftet, wird von den Digedags nicht nur theoretisch betrachtet, sondern ganz praktisch von ihnen in einen Glaskolben praktiziert, welcher daraufhin luftleer gepumpf wird. Der Ratsherr Bangebüx soll dran schnuppern, woraufhin es ihm den Kolben auf die Nase presst. Die oben erwähnte theologische Diskussion, die sich ebenfalls im Buch wiederfindet, wird auf der Rückseite von Heft 53 beschrieben.
Über den Versuch Otto von Guerickes, ein Weinfass luftleer zu pumpen, wird im Kapitel "Das Geheimnis der Rose" ausführlich berichtet. Diese und die folgenden Darstellungen stammen aus "Neue Magdeburgische Versuche". Auch der Versuch mit den beiden Fässern, die ineinander gestellt wurden, und infolge dessen Guericke die Porosität von Holz nachwies, findet sich bei Kiaulehn ausführlich erklärt, im Mosaik in Heft 53 bildlich dargestellt.
Im Kapitel "In majorem dei gloriam" findet sich eine Darstellung der Versuchsanlage zu Guerickes Kolbenversuch. Der Zylinder im Kolben wird von einer Menge kräftiger Leute nach oben gezogen. Danach wird das Ventil eines angeschlossenen Vakuumbehälters geöffnet, so dass die Restluft aus dem Kolben in den Behälter entweicht, wodurch der atmosphärische Druck voll auf den Zylinder wirkt. Die kräftigen Männer sind nicht in der Lage, den Zylinder entgegen diesen Druck festzuhalten.
Und hier der große Gelehrte selbst. Zu beachten ist v.a. der Rahmen. Auch wenn man sich bezüglich der Verzierungen zurück hielt, ist doch deutlich die gleiche Grundform zu erkennen. Bemerkenswert ist die seitenverkehrte Darstellung von Guerickes.
Natürlich findet sich auch der legendäre Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln in Kiaulehns Werk wieder. Zwei luftleer gepumpte Kugeln werden lediglich durch den äußeren Luftdruck zusammen gehalten, und können auch von 16 Pferden nicht getrennt werden. Guericke zeigte hierbei auch ein wenig Showtalent: Hätte er die Kugel an einer Seite fest verankert (beispielsweise an einem starken Baum), so hätte die halbe Anzahl an Pferden die gleichen Zugkräfte aufbringen können. Aber acht Pferde machen eben auch nur halb soviel her. Der Stich aus den schon erwähnten "Neuen Magdeburger Versuchen" wurde nicht nachgezeichnet, sondern lediglich gelb koloriert.
Denis-Papin-Kapitel
Im Kapitel "In majorem Dei gloriam" findet sich diese Handskizze von Christian Huygens aus dem Jahre 1673. Interessanterweise entdeckt Huygens im Mosaik diese Konstruktionszeichnung in einem Werk des Physikers Jean de Hautefeuilless.
Auch die Anlage zur Bewässerung der Gärten von Versailles findet sich in Kiaulehns "Eisernen Engeln". Zu finden ist die Abbildung im Kapitel "Sehnsucht nach Homunkulus". Kiaulehn verwendete eine Abbildung aus Theodor Becks "Beiträgen zur Geschichte des Maschinenbaus". Erdacht wurde die Anlage von Rennequin Sualem. Zu Sualems Förderanlage existiert ein eigener Artikel in der MosaPedia.
Der Kochtopf, den Denis Papin entwickelte, wird im Mosaik mehrfach abgebildet. Die Abbildung aus Kiaulehns Buch stammt von Robert H. Thurston aus dem Buch Die Dampfmaschine.
Im Mosaik wird Papins Pulvertopf neben der einzelnen Darstellung auch in einer Konstruktion gezeigt, die mit seinem Kochtopf verbunden ist. In Kiaulehns Buch sind beide Maschinen einzeln dargestellt.
Ähnlich verfuhr man mit den Maschinen von Thomas Savery und Newcomen. Da sich die Schemazeichnungen sehr genau an die Originale aus dem Kapitel "Die Maschinenlegende" halten, soll hier auf eine Abbildung dieser Schemata der Rückseiten der Hefte 63 und 64 verzichtet werden. Viel eindrucksvoller ist die Umsetzung der Konstruktionszeichnungen in den entsprechenden Panels, auf denen die Maschinen bei der Arbeit zu sehen sind. Die Vorlage zur Dampfpumpe Saverys lieferte ein englischer Stich aus dem Jahre 1702.
Ebenfalls auf mehreren Panels zu sehen, einmal sogar als mannshohes Modell, ist die Dampfmaschine von Thomas Newcomen. Hier verlegte man die Schnittzeichnung kurzerhand nach drinnen. Die Wände sind somit freistehend. Durch diesen Kniff bleiben sämtliche Details sichbar. Die Originalabbildung stammt aus dem Jahr 1725. Kiaulehn gibt als Quelle das Deutsche Museum in München an.
James-Watt-Kapitel
James Watt experimentierte an einem Modell einer Newcomen-Dampfmaschine. Hierbei erkannte er, dass der Wirkungsgrad dieser Maschine viel zu gering war. Außerdem war er vom Modell sehr enttäuscht. Obwohl der Dampfkessel des Modells im Verhältnis zur richtigen Maschine viel größer war, konnte sie keinen richtigen Hub leisten. Watt experimentierte mit einem anderen Kessel, doch wirklich verbessern konnte er die Maschine nicht. So besann er sich auf die Arbeiten von Denis Papin, kombinierte dessen Erkenntnisse mit denen von Newcomen und entwickelte daraus den Plan für eine Hochleistungsdampfmaschine. Allerdings hielt Watt diese für zu gefährlich. Erst Richard Trevithik wagte es später, eine solche Maschine zu bauen. Watt beschimpfte ihn als Verbrecher.
Nachdem Watt nach allerlei Schwierigkeiten endlich einen Zylinder bekam, der ausreichend genau gearbeitet und haltbar war, konnte er die erste Dampfmaschine der Firma "Boulton & Watt" herstellen. Diese Dampfmaschine bewährte sich glänzend und ging in eine breit angelegte Fertigungsserie.
Peru-Kapitel
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Quelle
- Walther Kiaulehn, Die eisernen Engel. Geburt Geschichte und die Macht der Maschinen, Verlag Ullstein, Berlin o. J. (Copyright 1935)
Literatur
- Thomas Kramer, Mosaik Fan-Buch, Berlin, 1993, S. 64 – 87 (dort mehrfach als Quelle erwähnt), ISBN 3-320-01811-6