Mosaik 1/80 - Die Waldschenke
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Version vom 21:16, 13. Okt. 2024 bei Tilberg (Diskussion | Beiträge)
Stammdaten | ||
Titelbild | Erschienen | Januar 1980 |
Nachdruck in | ||
Umfang | 20 Seiten | |
Panel | 65 + Titelbild | |
Katalog | 1.01.049 | |
Serie | Liste aller Abrafaxe-Mosaiks | |
Hauptserie: Anno-1704/05-Serie | ||
Kapitel: Knödel-Fanny-Serie | ||
Heft davor | Matyi, der Gänsehirt | |
Heft danach | Die Köchin Fanny |
Inhaltsverzeichnis |
Comic
Inhalt
- Nachdem das vorangegangenen Heft beim Fest anlässlich der Befreiung der Festung Munkacz in Ungarn geendet hatte, sind die Abrafaxe und der Marquis de la Vermotte-Toupet in diesem Heft mit ihrem Gauklerwagen bereits in Bayern unterwegs. Trotz Califax' Protest entschließen sie sich diesmal, zum Abendessen einem verlockenden Schild am Weg zu folgen und gelangen so zu einer Waldschänke. Deren Außenansicht macht einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits gibt es ein "Bitte warten, Sie werden plaziert"-Schild, andererseits wirkt das Gebäude recht rustikal. Im Innern der Schänke sieht es nicht viel besser aus, sondern man fühlt sich beinahe an eine Räuberhöhle erinnert. Keiner der Reisenden weiß zu diesem Zeitpunkt, wie zutreffend diese Bezeichnung ist. Die Schänke ist nichts anderes als eine Falle, die von den drei Räubern Albert, Alfons und Anton für Reisende aufgestellt worden ist.
- Man erhält die Speisekarte, doch alle Gerichte außer Suppe sind bereits ausgegangen. Notgedrungen wird die Suppe bestellt, doch beim Servieren derselben krempelt sich den Gästen der Magen um - die Suppe hat bereits zu gären begonnen und ist völlig ungenießbar. Anton empfiehlt dem Marquis einen Wein, der sich erstaunlicherweise nicht als Schwefelsäure entpuppt, sondern als wahrer Göttertrank. Nach ein paar Krügen Wein ist der Marquis total betrunken und wird von den Abrafaxen in ihrem Wägelchen zur Ruhe gebettet. Die Tatsache, dass ihr Maulesel Tobias gut versorgt im Stall steht, beruhigt die Abrafaxe ein wenig. Die Räuber begießen jedoch derweilen in der Schänke ihren bevorstehenden Fischzug und planen schon einmal, die Abrafaxe als Hofnarren zu verkaufen.
- Unterdessen quält sich eine einsame Reisende mit ihrem Karren nebst Hund durch den Wald. Es ist die Knödel-Fanny, welche mit ihrem Küchenwägelchen unterwegs ist. Auch sie wird angesichts eines beginnenden Unwetters vom Hinweisschild in die Schenke gelockt. Als sie dort eintrifft, ist nur der Räuber Albert anwesend. Er zögert zunächst, sie einzulassen (wohl auch wegen des Hundes), bietet ihr aber bald seine unwiderstehliche Suppe an. Fanny lehnt dankend ab und wird misstrauisch. Da treffen Alfons und Anton ein. Sie regen sich fürchterlich darüber auf, dass Albert einen neuen Gast eingelassen hat, und machen ihm in der Küche eine heftige Szene. Wegen des Unwetters hatten sie nämlich das Ausrauben der Abrafaxe abbrechen müssen, und eine Zeugin wie Fanny können sie nicht gebrauchen. Fanny will an der Küchentür lauschen. In diesem Augenblick trifft ein Blitzschlag den Schlot der Küche und setzt die Räuber außer Gefecht.
Figuren
- Abrafaxe: Abrax, Brabax, Califax
- Begleiter: Marquis de la Vermotte-Toupet, Fanny
- Räuber: Albert, Alfons und Anton
- Tiere: Maulesel Tobias, Tyras, Reitzl-Vogel, Marder, Reptil, Vögel, Katze, Mäuse, Spinne
- Erwähnt: ungarische Freunde
Bemerkungen
- Erwähnte Orte: Paris, Ungarn, Böhmen, Bayern, Frankreich, Europa
- Wir lernen Französisch: Mondieu, Marquis
- Zunächst gibt es keinen Spaßmacher mehr im MOSAIK. Die Abrafaxe übernehmen zum ersten Mal überhaupt die Erzähler-Rolle.
- Das Mosaik erlaubt sich einen kleinen Seitenhieb auf die neue Mode in der DDR-Gastronomie: Die Waldschänke erscheint "rustikal". Natürlich darf das "Sie werden plaziert"-Schild (S.6) nicht fehlen, welches "auf ein hohes Niveau" hindeutet. Ebenfalls DDR-typisch die auf der Karte mit einem Kreuz versehenen Speisen, die gerade aus sind: Galgenschnitzel, Diebsgulasch, Räuberbraten, Spitzbubenfleisch.
- Der kleine Bühnenwagen der Abrafaxe muss ungeahnte Küchendimensionen aufweisen. Califax hat dort für das Abendessen gefüllte Wachteln, überbacken mit zartem Eierkuchenteig, in böhmischer Rahmsoße vorbereitet.
- Nach Genuss des ausgezeichneten Weins in der Waldschänke reimt der Marquis: "Im Bett, Im Bett, da ist es stets besonders nett, tralala!" Das könnte eine Anspielung auf den Schlager So richtig nett ist's nur im Bett von Peter Alexander aus dem Jahre 1975 sein.
Redaktioneller Teil
- Seite 2 berichtet über die damalige Armut und die Berufe der Ärmsten.
- Die Vorlagen für diese Abbildungen sind zum großen Teil noch unbekannt, mit folgenden Ausnahmen:
- Für die zentrale Figur des Armenvogts selbst konnte ein Kupferstich von Georg Daniel Heumann aus dem Jahre 1744 namhaft gemacht werden (siehe unten Bild 2).
- Der Scherenschleifer (oben links), die Topfverkäuferin und die Besenhändlerin (Pärchen unten links) sowie der Windmühlchenverkäufer (untere Reihe, dritter von links) stammen aus dem Werk Études prises dans le bas peuple, ou, Les cris de Paris ("Studien aus dem niederen Volk, oder Die Rufe von Paris").
Mitarbeiter
- Texte und künstlerische Leitung: Lothar Dräger
- Zeichnungen: Horst Boche, Lona Rietschel, Irmtraut Winkler-Wittig, Egon Reitzl, Heidi Sott
- Kolorierung: Jochen Arfert, Ingrid Behm, Sieglinde Borkner, Brigitte Lehmann, Ullrich Stephans
Weitere Besonderheiten
- Motive aus diesem Heft wurden später vom VEB Spielzeug-Elektrik Meiningen für die Gestaltung der Abrafaxe-Puzzles genutzt.
- Von diesem Heft erschien im Februar 1980 eine ungarische Export-Ausgabe (Bild 1).
- 2023 erschien das Heft als eComic (Bild 3). Newsletter 530 informierte über die Kindle-Ausgabe.
Bild 1: ungarische Ausgabe von Februar 1980 |
Bild 3: eComic |