Hofwijck
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Hofwijck ist eine 1639–42 im Auftrag niederländischen Dichters und Diplomaten Constantijn Huygens (1596–1687) erbaute Villa in Voorburg vor den Toren Den Haags. Nach dem Tod des Erbauers verbrachte dessen Sohn, der Gelehrte Christiaan Huygens (1629–1695), seine letzten Lebensjahre in Hofwijck. Das Haus beherbergt heute ein Museum, das Vater und Sohn gewidmet ist.
Die Handlung der Barock-Serie des Mosaik ab 1976 beginnt im Wohnhaus von Christiaan Huygens. Obwohl das im Mosaik abgebildete Wasserschlösschen kaum äußerliche Ähnlichkeiten aufweist, ist klar, dass nur Hofwijck gemeint sein kann.
Inhaltsverzeichnis |
Die Geschichte von Hofwijck
Um ein Sommerhaus zum Rückzug vom hektischen Leben am Regierungssitz in Den Haag zu errichten, kaufte Constantijn Huygens 1639 ein Stück Land am Vlietkanal. Inspiriert durch den klassischen römischen Architekten Vitruvius, entwarf er in Zusammenarbeit mit dem Architekten Jacob van Campen selbst die Baupläne. Zum 1642 eingeweihten Haus in der Mitte eines Schwanenteichs gehörte ein weitläufiger Garten, der dem Leitbild eines harmonischen Paradieses auf Erden entsprechend in der Form und den Proportionen eines liegenden Menschen angelegt war: Der Teich mit dem Haus bildete den Kopf, ein Obstgarten befand sich im Brustbereich usw. Der von Constantijn Huygens gewählte Name Hofwijck kann auf verschiedene Weise gedeutet werden: zum einen bezogen auf den Rückzug vom Hofe (hof=Hof, wijck=entfliehen), zum anderen als Garten-Ort (hof=Garten, wijck=Ort).
Nach dem Tod seines Vaters im März 1687 zog der Astronom und Mathematiker Christiaan Huygens in Hofwijck ein. Er ließ einen Anbau errichten, in dem seine Bibliothek Platz fand. In einem Observatorium auf dem Dach stand ein großes hölzernes Fernrohr, mit dem Huygens und seine Gäste den Saturn und andere Himmelskörper betrachten konnten.
In den folgenden Jahrhunderten wurde zuerst der Garten, später auch das Haus zunehmend vernachlässigt. Das Haus entging zweimal nur knapp dem Abriss. In den 1860er Jahren konnte der damalige Besitzer nicht verhindern, dass die Eisenbahnlinie von Den Haag nach Gouda quer durch den Garten von Hofwijck geplant und gebaut wurde. Erfolgreiche Initiativen zur Rettung von Hofwijck gab es im 20. Jahrhundert. Die 1913 gegründete Vereniging Hofwijck konnte das Haus 1914 erwerben, um die Wiederherstellung seines ursprünglichen Zustandes in Angriff zu nehmen. Bei der Instandsetzung wurde der damals dem 18. Jahrhundert zugeschriebene Bibliotheksanbau abgebrochen. 1928 wurde Hofwijck als Museum eröffnet. Ausgestellt sind unter anderem Gemälde und Bücher mit Bezug zur Familie Huygens. In einem Christiaan Huygens gewidmeten Raum sind verschiedene Uhrwerke und Uhren zu sehen.
Hofwijcks Garten ist nicht mehr in der ursprünglichen Ausdehnung erhalten. Die komplette Wiederherstellung des verbliebenen Teils begann erst 1987 im Zusammenhang mit dem Bau des neuen, höhergelegten Bahnhofs Voorburg. An der Stelle des "rechten Beins" befindet sich heute ein Parkplatz unter dem Bahnhof und der benachbarten Autobahnbrücke Marianneviaduct, am "linken Bein" wendet die Straßenbahn aus Den Haag (Fahrzeit z.B. zum Gevangenpoort am Buitenhof 24 Minuten).
Die Abrafaxe in Huygens' Wasserschloss
Nach einem Zeitsprung finden sich die Abrafaxe zu später Stunde in einem geräumigen Haus wieder. Als sie Schritte hören, verstecken sie sich in einem dunklen Zimmer und werden daraufhin vom alternden Hausdiener eingeschlossen. Im Schein einer Petroleumlampe versuchen sie sich zu orientieren und entdecken allerlei wissenschaftliche Geräte und Bücher: Dinge, die vor allem Brabax' Forscherherz höher schlagen lassen. Merkwürdig sind Würfel auf dem Tisch und Listen, in denen die Verteilung der Würfe protokolliert ist. Ein druckfrisches Exemplar des Buches Traité de la lumière liefert einen Anhaltspunkt, in welcher Zeit die Abrafaxe gelandet sind. Beide Funde (die Würfel und das Buch) weisen auf den holländischen Gelehrten Christiaan Huygens hin.
Nachdem die Ratte den Zimmerschlüssel "erbeutet" hat, können die Abrafaxe das Haus erkunden – wenn auch nur von innen, denn Türen und Fenster sind verschlossen. Während Califax sich in der Küche zu schaffen macht und Abrax noch den Verlust seines Schwertes beklagt, steigt Brabax auf den Turm und findet dort ein Teleskop vor, das auf den Saturn gerichtet ist. Aus dem Turmfenster ist unter dem Sternenhimmel ein Meer holländischer Windmühlen zu sehen – und eine Wasserfläche, aus der das Haus aufragt. An ein Entkommen ist nicht zu denken.
Califax hat aus dem in der Küche Vorgefundenen inzwischen ein leckeres Mahl zubereitet. Dabei hat er ein ihm unbekanntes (!) Gewürz verwendet, ohne zu wissen, dass es sich dabei um das Schlafmittel Laudanum handelt. Satt gegessen, putzen die Abrafaxe die seit langem vernachlässigte Küche. Der Hausherr erscheint, nimmt einen Schluck aus der geheimnisvollen Flasche und begibt sich zu Bett. Brabax erledigt noch dessen Arbeit: Er protokolliert die Stellung der Saturnringe, wie er sie durch das Teleskop gesehen hat, im zurückgelassenen Notizbuch des Hausherrn und schläft schließlich mit den beiden Freunden unter dem Tisch ein.
Am nächsten Tag erscheint ein Gast: Es ist Gottfried Wilhelm Leibniz, der auf der Reise nach London hier seinen alten Freund Huygens besuchen will. Gemeinsam mit dem Diener Aadrian suchen sie eine Erklärung für die erstaunlich sauber geputzte Küche und die Eintragungen der letzten Nacht im Notizbuch. Trotz der Vorbehalte der Gelehrten einigen sie sich auf ein Werk von Heinzelmännchen – und entdecken die soeben erwachten Abrafaxe unter dem Küchentisch.
Die drei Freunde versuchen ihre Herkunft mit den Worten zu erklären, sie würden von sehr weit her stammen. Daraufhin werden sie von den Gelehrten für Außerirdische gehalten – was allein den Diener nicht überzeugt. Leibniz und Huygens sind höchst beeindruckt davon, dass Brabax nicht nur die Namen aller Planeten einschließlich der Ende des 17. Jahrhunderts noch unbekannten Uranus und Neptun kennt (offensichtlich ein Beleg für Brabax' außerirdische Herkunft), sondern auch den Namen von Isaac Newton, mit dem Leibniz in einen unerfreulichen Prioritätsstreit verwickelt ist. Um Newton zu beeindrucken, möchte Leibniz die Abrafaxe mit auf seine Reise nach London nehmen. Von diesem Vorschlag ist nur Brabax begeistert. Abrax und Califax machen sich auf den Weg zum Markt, um Zutaten zum Kochen zu besorgen.
Während in Hofwijck niemand ahnt, dass Abrax und Califax in der Stadt in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, wird Brabax von Leibniz als Privatsekretär engagiert. Als erste Aufgabe darf er Leibniz' Koffer packen. Er wird für sein Amt neu eingekleidet und reist mit Leibniz, der nicht länger auf Brabax' Freunde warten kann, in Richtung Amsterdam ab.
Wenig später kehren Abrax und Califax, die in der Zwischenzeit im Kerker von Den Haag einen neuen Freund gefunden haben und sich mit dessen Hilfe aus der Haft befreien konnten, nach Hofwijck zurück. Sie finden dort einen Brief von Brabax vor, der zum Treffen in Amsterdam einlädt. Nachdem auch sie nach den Vorstellungen des Hausherrn neu eingekleidet sind (sie tragen nun wieder ihre ursprüngliche Kleidung aus dem Mosaik 1/76), machen sich zu Fuß auf die Reise.
Bemerkungen
- Obwohl Hofwijck in dem in Mosaik 405, 406 und 407 abgebildeten Wasserschlösschen kaum wiederzuerkennen ist, ist klar, dass mit Huygens' Wohnhaus, in dem sich Arbeitszimmer und Observatorium befinden, nur Hofwijck gemeint sein kann.
- Bis auf die Lage inmitten eines Teiches weist Huygens' Wasserschloss im Mosaik kaum Ähnlichkeiten mit dem realen Bau auf: Hofwijck ist ein quadratischer Ziegelbau von ca. 9x9m mit einem pyramidenförmigen Dach, das von einem quadratischen Schornstein überragt wird; zu Christiaan Huygens' Zeiten befand sich auf der Nordwestseite ein schlichter Anbau. Huygens' Wohnsitz im Mosaik wirkt größer, ist aus Natursteinblöcken gemauert und besitzt Giebel und Türmchen sowie ein vorgelagertes "Wärterhaus". – Auffällig sind dagegen Parallelen der Architektur des "Wasserschlosses" zum dreieinhalb Jahrhunderte früher erbauten einstigen Staatsgefängnis Gevangenpoort, das sich im Zentrum von Den Haag in der Nähe des Hofvijver (Hofteich) befindet.
- Christiaan Huygens wohnte nicht ausschließlich in Hofwijck: Er hatte in seinen letzten Lebensjahren ein Zimmer am Haager Noordeinde gemietet, in dem er die kalten und (draußen am Vliet) einsamen Wintermonate verbrachte, und in dem er auch am 8. Juli 1695 starb. Das Noordeinde liegt nur wenige Schritte von den übrigen Haager Handlungsorten entfernt (den Märkten: Grote Markt, Groenmarkt, Vismarkt; dem Gevangenpoort; der im Mosaik 407 auf Seite 3 abgebildeten Grote Kerk), war jedoch schon im 17. Jahrhundert eine dicht bebaute Straße. Huygens' Bibliothek und sein Observatorium befanden sich zudem in Hofwijck.
- Leibniz reist mit der Kutsche durch Holland, Huygens und seine Gäste (unter ihnen die Abrafaxe und ein Ratsherr) legen die vier Kilometer nach Den Haag anscheinend zu Fuß zurück. Dabei war der Wasserweg damals die übliche und weitaus bequemere Art des Reisens. Vom 17. Jahrhundert an bestand in den Niederlanden ein umfangreiches Netz von Linienverbindungen mit Treidelkähnen ("trekschuit"), das als Vorläufer der heutigen öffentlichen Verkehrsmittel gelten kann und erst durch den Siegeszug der Eisenbahn abgelöst wurde. Die Lage Hofwijcks an der bedeutenden Verkehrsader Vliet von Rotterdam über Delft nach Leiden war nicht zufällig gewählt, bei Drievliet (eineinhalb Kilometer südwestlich) zweigt das Trekvliet nach Den Haag ab.
Externe Links
- Hofwijck in der englischen Wikipedia (es existiert noch kein Artikel in der deutschen Wikipedia)
- Homepage des Huygensmuseum Hofwijck (niederländisch/englisch)
- Hofwijck bei Google Maps
Huygens' Wasserschloss ist in folgenden Heften zu sehen
405 (Rückseitenvorschau), 406, 407