Sexualität und Erotik im Mosaik

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Laszive Orgie mit unheiligen Mädchen

Die menschliche Sexualität ist ein Thema, welches im MOSAIK in explizierter Form nur sehr selten thematisiert wird.

Die Charakterisierung des MOSAIK als Jugendzeitschrift, welche zugleich auch von Kindern gelesen wird und nicht nur Erwachsene (im Sinne der Volljährigkeit) als Publikum hat, schließt per se schon zahlreiche Darstellungsformen von Sexualität in Wort und Bild weitgehend aus. In implizierter Form oder durch zeichnerische und verbale Anspielungen sind verschiedene Aspekte der Sexualität dennoch greifbar. In den Nebenuniversen finden sich im Unterschied zu den drei Hauptreihen (Mosaik von Hannes Hegen, Mosaik ab 1976 und Mädchen-Mosaik) dagegen auch weitaus plastischere Darstellungen von Sexualität. Zudem ist sicher auch infolge der Veränderung der allgemeinen Moralbegriffe der Gesellschaft seit den 1950er Jahren eine stärkere Betonung erotischer Aspekte zu verzeichnen.

Ein inniger Verlobungskuss

Inhaltsverzeichnis

Küsse mit erotischem Hintergrund

Küsse finden sich in recht ansehnlicher Zahl im MOSAIK und seinen Nebenuniversen. Dabei fällt auf, dass die überwiegende Anzahl der Küsse keinen erotischen Bezug hat. Küsse dienen mehrheitlich dem Ausdruck einfacher Dankbarkeit, der Begrüßung bzw. dem Abschied und haben gelegentlich eine nur vorgetäuschte Bedeutung.

Dennoch finden sich genügend Kussbeispiele, die einen erotischen Kontext haben – dienen sie doch häufig dem ersten (oder fortgeschrittenen) Ausdruck der Liebe zweier Menschen untereinander. Diese Zuneigung basiert in der Realität meist auch auf sexueller Anziehung der Partner, so dass man dies für Mosaikfiguren zumindest implizit unterstellen kann. In dieser Hinsicht erreicht das MOSAIK die komplette Bandbreite erotischer Küsse:

Einen speziellen Status nimmt in diesem Bereich das in der Mittelalter-Serie thematisierte „Recht des ersten Kusses“ ein. Ein solches ist im entsprechenden historischen Kontext nicht zu finden, wohl aber das zumindest literarisch sehr häufig kolportierte „Recht der ersten Nacht“ (ius primae noctis), womit dem Grundherren das Recht auf den ersten sexuellen Verkehr mit einer jungvermählten Frau eingeräumt wurde. Ein solches konkretes sexuelles Motiv konnte natürlich in der Mosaikhandlung nicht präsentiert werden, wobei der fragliche Rechteinhaber (der Vogt Grimbold) durchaus als deutlich lüsterne Figur dargestellt wird.

Sex in der Ehe kann zu Schwangerschaft führen

Ehe und Schwangerschaft

Im Mosaik findet sich grundsätzlich am häufigsten die Ehe zwischen Mann und Frau als Zeugungsgemeinschaft für menschlichen Nachwuchs wieder. In allen Serien der Hauptreihen gibt es zahlreiche Ehepaare und – als Ergebnis von Sex in der Ehe – eine große Anzahl von Babys, Kindern und Jugendlichen aller Altersgruppen. Das Zustandekommen des Nachwuchses in Form von Schwangerschaften der Frau wird hingegen nur in ganz wenigen Fällen dargestellt; davon liegt sogar überhaupt kein Fall im Mosaik von Hannes Hegen. Die Abrafaxe begegnen drei Schwangeren: Sibylla in Griechenland, Angelique de Beautéville auf dem Atlantik und Katharina Drachstädt im frühneuzeitlichen Deutschland. Eine Schwangerschaft findet sich zudem im Abrafaxe-Nebenuniversum Unterwegs mit Schinkel, bei Schinkels Ehefrau Susanne Schinkel. Geburten kommen als solche nicht direkt in der Hefthandlung vor. Dazu passt allerdings im Kontext die Tatsache, dass als Gegenpol zum Beginn des Lebens mit der Geburt auch der natürliche Tod von Menschen (als Endpunkt des menschlichen Lebens) praktisch nie im Bild und höchstens ab und zu als textliche Info im MOSAIK vorkommt.

Eine Sonderform der ehelichen Beziehung stellt der islamische Harem dar. Diesen erlebte bereits das Mosaik von Hannes Hegen gleich mehrfach, immer in Verbindung mit exotischen orientalischen Herrschern wie Scheich Abdul Ibrahim in Basra und Sultan Mahmud II. in Istanbul, welche beide von zahlreichen Frauen umgeben sind. Obwohl hier rein formal eine tatsächliche, rechtsgültige Ehegemeinschaft mit Haupt- und Nebenfrauen bestand, musste diese dem damaligen Mosaikleser dennoch exotisch-anrüchig vorkommen und konnte durchaus erotische Gedanken anregen. Dieser Effekt wird insbesondere durch die Darstellung der halbnackten Haremsdamen verstärkt, denen der Leser beim Betreten des Haremsbades ausgesetzt wird.

Ehebruch, Affären und Liebschaften

Neben der Ehe als Sexualgemeinschaft existieren in der Realität sexuelle Beziehungen auch zwischen Unverheirateten, dabei in Form von Liebschaften zwischen ungebundenen Partnern oder als – zumindest bei einem der Partner – Ehebruch eines oder einer Verheirateten mit einer anderen Person, zumeist als außereheliche Affäre.

Dergleichen findet sich im Mosaik von Hannes Hegen (mit Ausnahme des Themas Prostitution, siehe weiter unten) überhaupt nicht. Im Mosaik der Abrafaxe finden sich die frühesten erotischen Abenteuer nicht miteinander Verheirateter dagegen bereits in der Österreich-Ungarn-Serie. Hier sind die Abrafaxe eine geraume Zeit die Reisegefährten von Hans Wurst. Wenn auch diese Figur im Mosaik ausgesprochen zivilisiert daherkommt, zeichnete sich die originale Bühnenfigur (welche der Mosaikleser aber in der Regel nicht kannte) neben einer fäkalbetonten Sprache und ungezügeltem Appetit auch durch zahlreiche sexuelle Eskapaden aus. Anspielungen darauf finden sich im Mosaik sehr wohl. Der Hansl beginnt mit der Köchin Kathrin explizit ein „Gspusi“ (also eine Liebschaft), die sich auch durch körperliche Berührungen und Küsse Ausdruck verschafft. Die Versorgung ihres Geliebten mit kulinarischen Gaben entspricht laut Hansl seinem „Sinn fürs Nahrhafte“ und entspricht ebenfalls der Vorbildfigur, welche ausgesprochen viele Liebschaften mit Köchinnen unterhielt.

In derselben Serie begegnet man auch verschiedentlich Soldaten (wie den zwei Ingenieursoldaten), welche mit üppigen körperlichen Reizen ausgestattete Frauen umarmen oder auf dem Schoß sitzen haben und damit wahrscheinliche sexuelle Abenteuer (ggf. in Form bezahlter Liebesdienste) suggerieren. Dieses Motiv der Soldatenliebschaft setzt sich in zahlreichen weiteren Serien fort. In der Wido-Wexelgelt-Serie ereignet sich erstmals eine ehebruchähnlicher Vorfall. Die mit einem erotisch-schönen Körper ausgestattete Spanierin Carmen ist mit dem heißblütigen Pedro verlobt, hat aber eine Affäre mit einem Jesuiten. Dieser versteckt sich klischeehaft im Schrank, um von dem ins Zimmer stürmenden Pedro nicht entdeckt zu werden. Der Jesuit wird jedoch trotzdem entdeckt und in seiner Nacktheit bloßgestellt. Hier gehört also nicht mehr viel Phantasie dazu, sich den sexuellen Akt auszumalen.

Die optische Darstellung einer sexuellen Affäre findet sich schließlich 2002 im Album Mach's noch einmal, Robin! des Robin-Hood-Nebenuniversums. Die verheiratete Gräfin Bella Raffzani vergnügt sich im Bett mit dem Helden Robin Hood. Die Abbildung lässt dabei bis auf die Darstellung der Genitalien selbst wenig Einzelheiten aus.

Erotische Nacktheit

Die Darstellung menschlicher Nacktheit findet sich bereits ab der Erfinder-Serie des Mosaik von Hannes Hegen. In der überwiegenden Anzahl handelt es sich jedoch um Abbildungen von Personen bei der körperlichen Reinigung oder (vor allem von Kindern) beim Baden in natürlichen Gewässern. Bei all diesen Vorkommnissen ist jeglicher erotischer Zusammenhang auszuschließen. Im Mosaik von Hannes Hegen gibt es maximal drei Gelegenheiten, bei denen nackte Personen (immer Frauen) in einem erotischen Kontext gedeutet werden können, dabei vor allem bei der oben erwähnten Haremsszene.

Im Mosaik ab 1976 nimmt die Zahl der Nacktszenen mit sexuellem Kontext deutlich zu. Selbst eine nur durch Schattenriss angedeutete Nacktszene vermag durch das Setting (ein Mann badet in Begleitung spärlich bekleideter Frauen) sexuelle Handlungen implizieren. Weitere Badeszenen (diesmal von Frauen), in denen erogene Zonen nur spärlich bedeckt sind und die den Kontext des „erotischen Bades“ bedienen, finden sich mehrfach. Ebenso gibt es Entblößungen bei Gelagen, (halb)nackte Prostituierte und (wahrscheinlich eher als Gag gedacht) einige von Mosaikfiguren verwendete Pin-up-Bilder.

Ein deutlich anderes Bild ergibt sich bei Betrachtung der mittlerweile zahlreichen Fancomic- und Fanart-Publikationen. Hierbei sind die redaktionellen Grenzen infolge der (zumindest theoretisch möglichen) Kontrolle der Abgabe an ausschließlich volljährige Personen sehr weit gefasst. Dadurch hat sich eine große Zahl von Comics und Einzelabbildungen entwickelt, die explizite erotische Bilder oder sexuelle Darstellungen zeigen. Beispielhaft wären hier zu nennen:

  • der Fancomic Hansl im Glück (2010), der die sexuellen Abenteuer von Hans Wurst und der Magd Innozenzia erzählt, einschließlich deutlicher Darstellung großer Teile der Genitalien beim sexuellen Akt;
  • der Pin-up-Kalender, in dem 12 Frauen aus dem Mosaik-Universum „oben ohne“ gezeigt werden und wobei zumeist sexuelle Aktivitäten suggeriert werden;
  • das Mosa-icke 6 (2003), welches sich als Themenheft der „Erotik im Mosaik“ annimmt und zahlreiche sexuell aufgeladene Abbildungen aufweist.
Käuflicher Sex in verruchter Umgebung

Prostitution

Fast erstaunlicherweise wird das Thema „käuflicher Sex“ beziehungsweise Prostitution als beinahe erstes Thema im Kontext Sexualität im MOSAIK in größerem Umfang präsentiert. Vor allem die Amerika-Serie des Mosaik von Hannes Hegen sticht hier hervor, als hier an verschiedenen Stellen Frauen in eindeutiger Situation gezeigt werden. So lehnen mit großen Brüsten versehene Damen aus den Fenstern von Hotels und Saloons und/oder halten sich dort auf. Insbesondere die vier Schönheiten in King's Saloon zeigen sich eindeutig in Posen, Kleidung und Betonung körperlicher Reize, so dass ihre Rolle als in jenem Saloon tätige Prostituierte unmissverständlich ist. Vermutlich spielt hierbei eine Rolle, dass das Setting des „Western-Saloons“ als verruchter, zwielichtiger Schauplatz der kapitalistischen Umgebung, in der sich die Digedags im Rahmen der Serie aufhalten, entsprechend charakterisiert werden sollte. Vielleicht kommt dazu, dass das entsprechende Klischee nicht zuletzt durch den Einfluss der Karl-May-Filme der 1960er Jahre dem Mosaikleser präsent sein musste und die Rolle der Prostituierten als eine Art „Saloon-Begleitpersonal“ sozusagen gesetzt war.

Im Mosaik ab 1976 gibt es insgesamt nur unwesentlich mehr Vorkommen von Prostituierten. Mehrere Fälle betreffen die Abbildung eines einschlägigen Etablissements (unbenannt oder nur durch eine sprichwörtliche rote Laterne gekennzeichnet) und zugehöriger Damen. In der Don-Ferrando-Serie vergnügt sich ein Schiffskapitän in den Armen zweier Frauen mit entsprechenden körperlichen reizen, die auch noch zugeben, „keine Heiligen“ zu sein. Die umfangreichste Rolle, welche Prostituierte spielen, ist in der Abrafaxe-Amerika-Serie angesiedelt. Hier leben in einem größeren Wohnhaus, in dem auch die Abrafaxe untergekommen sind, in einer Wohnung zwei Sexarbeiterinnen. Die Benennung ist eindeutig: Die Vermieterin nennt sie …. In einer weiteren Szene sind die beiden Frauen beinahe völlig nackt zu sehen, während sie einen Freier in ihrer Wohnung in den Armen halten.

Der konkrete Wunsch einer Mosaikfigur, ein Bordell aufsuchen zu wollen, findet sich in verbal nur wenig verhüllter Form im Nebenuniversum DIE ABRAFAXE, und dort im Heft 6. Dort befindet sich in der Römerzeit der Centurio Marcus auf dem Weg zu einem Etablissement in der „Via Amore 69“ (eine deutliche Anspielung auf die entsprechende Stellung beim Sex). Dort möchte er laut Text „Cupidos willigen Dienerinnen“, sprich den Prostituierten, ein hübsches Geschenk für ihre Dienste aushändigen und malt sich aus, dabei „viel Spaß“ zu erleben.


Wikipedia-Links