Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde

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'''Tod aus Verzweiflung''' ist ein deutsches Volks- oder Küchenlied. Es ist auch unter den Titeln '''Verstoßen''', '''Tod auf den Schienen''', '''Sie war ein Mädchen von achtzehn Jahren''', '''Der Zug von Hamburg''' und '''Das Lied vom Eisenbahnunglück''' bekannt. Es wurde mindestens einmal, eventuell auch zweimal fürs [[MOSAIK]] verwendet.
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'''Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde''' ist ein deutsches Volks- oder Küchenlied. Es ist auch unter den Titeln '''Tod aus Verzweiflung''', '''Verstoßen''', '''Tod auf den Schienen''', '''Sie war ein Mädchen von achtzehn Jahren''', '''Auerstedter Jungfernlied''' und '''Das Lied vom Eisenbahnunglück''' bekannt. Es wurde mindestens einmal, eventuell auch zweimal fürs [[MOSAIK]] verwendet.
== Anspielungen im MOSAIK ==
== Anspielungen im MOSAIK ==
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== Texte ==
== Texte ==
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Das Lied ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts belegt, geht aber auf das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts zurück. Die Melodie ist die des (russischen) Volkslieds ''Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen''. Angeblich soll die aus dem Saaleland stammende Urfassung eine "wahre Geschichte" schildern, nämlich den Freitod einer jungen Frau aus Bergsulza namens Marie S., die sich um 1869 herum mit einem verheirateten Mann einließ, von ihm schwanger wurde und sich bei Schulpforta vor einen Zug warf. Der Urtext soll von der Heimatdichterin Therese Schlegel aus Auerstedt stammen. Da aber andere Fassungen des Liedes durchaus andere Orte als Schauplatz nennen, ist diese Ursprungsgeschichte nicht ganz sicher (Joachim Ringelnatz z.B. schildert in seinen Erinnerungen ''Mein Leben bis zum Kriege'', dass eines der Kindermädchen seiner Familie namens Anna das Lied um 1890 herum sang, wobei die Handlung diesmal in Breslau spielt - was wohl darauf hindeutet, das das Mädchen aus Schlesien stammte).
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=== Geschichte des Liedes ===
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Das Lied ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts belegt, geht aber auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Melodie ist die des (russischen) Volkslieds ''Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen''. Als Autorin gilt die Heimatdichterin und Märchenerzählerin Therese Schlegel, geborene Kodritsch (1830-1918), aus Auerstedt (berühmt durch die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806, heute ein Ortsteil von Bad Sulza zwischen Naumburg und Weimar). Das geschilderte Drama soll auf eine wahre Begebenheit zurückgehen; der ''terminus post quem'' hierfür ist der 19. Dezember 1846, als die Eisenbahnstrecke zwischen Naumburg und Weimar eröffnet wurde. Dem Volkskundler und Musikhistoriker Max Adler zufolge, der sich 1901 auf die Recherchen eines Direktors von Schulpforta und eines Zeitungsredakteurs aus Naumburg stützte, die wiederum Zeitzeugen befragt haben sollen, trug sich das Ereignis etwa 1869 zu, und die Selbstmörderin war eine Marie S. aus Bergsulza. Dem Heimathistoriker Benno Liebers zufolge, der sich 1935 auf eine Schwester Therese Schlegels namens Wilhelmine Losche (1843 - nach 1928) berufen kann, trug es sich hingegen in den 1850er Jahren zu, und die Selbstmörderin war die gefeierte Dorfschönheit Karoline Hinkel aus Auerstedt (oder Bergsulza).
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Im Folgenden werden zunächst diverse frühe Fassungen des Küchenliedes nebeneinander gestellt; die eingeklammerten Strophen dürften sogenannte "Wanderstrophen" sein, die aus anderen Liedern hier eingefügt wurden. Daran anschließend steht die Fassung der Gruppe ''Hackstock'' von der Schallplatte ''[https://www.youtube.com/playlist?list=PLnUd18vFBnDGIrYpQn7fM0uxA5x08A8O4 Wenn die Blümlein draußen zittern]'' (AMIGA 1979).
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Wie auch immer, das Lied verbreitete sich recht zügig im gesamten deutschen Sprachraum, wobei der Wortlaut und die Strophenzahl ständigem Wandel unterworfen waren - so wurde z.B. das wenig bekannte Kösen gerne zu Bremen "korrigiert", worauf Naumburg in Hamburg geändert wurde. Joachim Ringelnatz wiederum schildert in seinen Erinnerungen ''Mein Leben bis zum Kriege'', dass eines der Kindermädchen seiner Familie namens Anna das Lied um 1890 herum sang, wobei die Handlung diesmal in Breslau spielt - was wohl darauf hindeutet, das das Mädchen aus Schlesien stammte.
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=== Frühe Fassungen ===
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Im Folgenden werden zunächst diverse frühe Fassungen des Küchenliedes nebeneinander gestellt; die eingeklammerten Strophen dürften sogenannte "Wanderstrophen" sein, die aus anderen Liedern hier eingefügt wurden.
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! 1901 im Saaleland || width="10" |  || colspan="3" | 1902 in der badischen Pfalz || width="10" |  || 1906 im Böhmerwald
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! Zütschdorf ||  || Handschuhsheim || width="10" |  || Kirchardt ||  || Deutschhaidl
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1.
Hört,&nbsp;Jungfraun,&nbsp;welch'&nbsp;ein&nbsp;Schreckenskunde,
Hört,&nbsp;Jungfraun,&nbsp;welch'&nbsp;ein&nbsp;Schreckenskunde,
die sich zutrug in unsrer Stadt,
die sich zutrug in unsrer Stadt,
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den falsche Lieb gestiftet hat.
den falsche Lieb gestiftet hat.
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2.
Ein Mädchen, noch so jung an Jahren,
Ein Mädchen, noch so jung an Jahren,
verführt durch Männerschmeichelei,
verführt durch Männerschmeichelei,
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und wußte, daß sie Mutter sei.
und wußte, daß sie Mutter sei.
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3.
Den ganzen Tag rang sie die Hände
Den ganzen Tag rang sie die Hände
und sprach: "Ach Gott, verlaß mich nicht!"
und sprach: "Ach Gott, verlaß mich nicht!"
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sie suchte Ruh und fand sie nicht.
sie suchte Ruh und fand sie nicht.
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4.
Vom Mutterherzen ganz verstoßen
Vom Mutterherzen ganz verstoßen
ging sie eins Tages mittags aus;
ging sie eins Tages mittags aus;
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nicht wiederzukehren ins Elternhaus.
nicht wiederzukehren ins Elternhaus.
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5.
Von Sulza ging sie bis nach Kösen,
Von Sulza ging sie bis nach Kösen,
und bei Schulpforta auf die Bahn,
und bei Schulpforta auf die Bahn,
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weil eben der Zug von Naumburg kam.
weil eben der Zug von Naumburg kam.
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Die Schaffner hatten's längst gesehen,
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6.
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Die Schaffner hatten sie gesehen,
sie bremsten mit gewalt'ger Hand,
sie bremsten mit gewalt'ger Hand,
allein der Zug, der blieb nicht stehen,
allein der Zug, der blieb nicht stehen,
ihr Haupt rollt blutrot in den Sand.
ihr Haupt rollt blutrot in den Sand.
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7.
Die Schüler von Schulpforta haben,
Die Schüler von Schulpforta haben,
weil niemand sie gekennet hat,
weil niemand sie gekennet hat,
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Gott lohne ihre edle Tat.
Gott lohne ihre edle Tat.
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8.
(Ach Gott vergib ihr ihre Sünden,
(Ach Gott vergib ihr ihre Sünden,
dieweil sie die Verzweiflung trieb,
dieweil sie die Verzweiflung trieb,
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1.
Ein&nbsp;Mädchen&nbsp;schön&nbsp;und&nbsp;jung&nbsp;von&nbsp;Jahren,
Ein&nbsp;Mädchen&nbsp;schön&nbsp;und&nbsp;jung&nbsp;von&nbsp;Jahren,
verführt von eines Burschen Hand,
verführt von eines Burschen Hand,
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2.
Vom Elternhaus ward sie verstoßen,
Vom Elternhaus ward sie verstoßen,
das war für sie ein harter Graus.
das war für sie ein harter Graus.
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nie wieder zu kehren ins Elternhaus.
nie wieder zu kehren ins Elternhaus.
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3.
Sie ging von Hamburg bis nach Bremen,
Sie ging von Hamburg bis nach Bremen,
sie faßte sich den harten Plan,
sie faßte sich den harten Plan,
Zeile 86: Zeile 103:
grad' wo der Zug von Hamburg kam.
grad' wo der Zug von Hamburg kam.
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4.
Die Schaffner hatten's längst gesehen,
Die Schaffner hatten's längst gesehen,
sie bremsten ein es mit Gewalt.
sie bremsten ein es mit Gewalt.
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ihr Haupt rollt blutend in den Sand.
ihr Haupt rollt blutend in den Sand.
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5.
(Blaue Äuglein, blonde Haaren,
(Blaue Äuglein, blonde Haaren,
die haben mich verrückt gemacht.
die haben mich verrückt gemacht.
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1.
Ein&nbsp;Mädchen&nbsp;von&nbsp;den &nbsp;besten&nbsp;Jahren,
Ein&nbsp;Mädchen&nbsp;von&nbsp;den &nbsp;besten&nbsp;Jahren,
die solche Tat verübet hat,
die solche Tat verübet hat,
Zeile 104: Zeile 124:
was falsche Lieb' für Folgen hat.
was falsche Lieb' für Folgen hat.
 +
2.
Ihr Herz war gänzlich hingerissen
Ihr Herz war gänzlich hingerissen
von eines Burschen Schmeichelei.
von eines Burschen Schmeichelei.
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3.
Vom Mutterherzen ganz verstoßen,
Vom Mutterherzen ganz verstoßen,
ging sie an Donnerstag Mittag aus,
ging sie an Donnerstag Mittag aus,
Zeile 119: Zeile 142:
nie wieder zu kehren ins Elternhaus.
nie wieder zu kehren ins Elternhaus.
 +
4.
Sie ging gerad' nach der Stadt Gesen
Sie ging gerad' nach der Stadt Gesen
wo grad' der Zug von Hamburg kam.
wo grad' der Zug von Hamburg kam.
Zeile 124: Zeile 148:
daß ihre Schand' ein Ende nahm.
daß ihre Schand' ein Ende nahm.
 +
5.
Die Schaffner haben dies gesehen,
Die Schaffner haben dies gesehen,
sie bremsten mit Gewalt heran,
sie bremsten mit Gewalt heran,
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ihr Haupt rollt blutend in den Sand.
ihr Haupt rollt blutend in den Sand.
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6.
Die Kinder kommen von der Schule.
Die Kinder kommen von der Schule.
Weil niemand sie erkennet hat,
Weil niemand sie erkennet hat,
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1.
Ein Mädchen noch von jungen Jahren,
Ein Mädchen noch von jungen Jahren,
die ihre Tat vollführet hat,
die ihre Tat vollführet hat,
Zeile 142: Zeile 169:
was falsche Lieb' für Folgen hat.
was falsche Lieb' für Folgen hat.
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2.
Das Mädchen war ja hingerichtet
Das Mädchen war ja hingerichtet
durch eines Jünglings Heuchlerei;
durch eines Jünglings Heuchlerei;
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3.
Von ihren Eltern ganz verstoßen.
Von ihren Eltern ganz verstoßen.
ging sie des Sonntags einmal aus;
ging sie des Sonntags einmal aus;
Zeile 157: Zeile 187:
nicht mehr zu kehr'n ins Elternhaus.
nicht mehr zu kehr'n ins Elternhaus.
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4.
Sie ging von Ecken bis nach Bremen,
Sie ging von Ecken bis nach Bremen,
von dort an ging sie auf der Bahn,
von dort an ging sie auf der Bahn,
Zeile 162: Zeile 193:
bis daß der Zug von Hamburg kam.
bis daß der Zug von Hamburg kam.
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5.
Die Schaffner hatten sie gesehen,
Die Schaffner hatten sie gesehen,
sie bremsten mit gewaltiger Hand;
sie bremsten mit gewaltiger Hand;
Zeile 167: Zeile 199:
ihr Haupt rollt blutig in den Sand.
ihr Haupt rollt blutig in den Sand.
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6.
Als ihre Eltern dies erfahren
Als ihre Eltern dies erfahren
von ihrer Tochter Schmerzenstod,
von ihrer Tochter Schmerzenstod,
Zeile 172: Zeile 205:
und schrien laut: Verzeih' es Gott!
und schrien laut: Verzeih' es Gott!
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7.
Sie haben ihr die Tür geöffnet
Sie haben ihr die Tür geöffnet
und haben sie verzagt gemacht.
und haben sie verzagt gemacht.
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Als Referenztext für's MOSAIK nun die Variante, die der Fassung der Gruppe ''Hackstock'' zugrunde liegt. Sie kommt der Erstversion aus dem Saaletal sehr nahe - es wurde lediglich die Wanderstrophe am Ende weggelassen und dafür zwei andere Strophen eingefügt, die von den Studenten und die vom Doktor. Die beiden eingeklammerten Strophen - die vom Sonntag und die vom Doktor - wurden von ''Hackstock'' allerdings auf der Schallplattenversion nicht mitgesungen.
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=== Referenztext ===
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Als Referenztext fürs MOSAIK nun die Variante aus dem Buch ''In des Nachbarn Gartenlaube'' von 1984, die der Fassung der Gruppe ''Hackstock'' von der Schallplatte ''[https://www.youtube.com/playlist?list=PLnUd18vFBnDGIrYpQn7fM0uxA5x08A8O4 Wenn die Blümlein draußen zittern]'' (AMIGA 1979) entspricht. Sie kommt der Erstversion aus dem Saaletal sehr nahe - es wurde lediglich die Wanderstrophe am Ende weggelassen und dafür die Strophe mit den Studenten eingefügt.
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'''Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde,'''
'''Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde,'''
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'''die sich zutrug in uns'rer Stadt,'''
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'''die sich zutrug in unsrer Stadt,'''
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verpflanzet sie von Mund' zu Munde,
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verpflanzet sie von Mund zu Munde,
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was falsche Lieb' für Folgen hat.
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was falsche Lieb für Folgen hat.
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(Vom Elternhause ganz verstoßen,
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Der Schaffner hat es wohl gesehen,
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ging sie am Sonntag weit hinaus.
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'''er bremste mit gewalt'ger Hand.'''
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Sie hatt' in ihrem Herz beschlossen,
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Jedoch der Zug kam nicht zum Stehen -
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nie heimzukehr'n ins Elternhaus.)
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ihr junges Blut floß in den Sand.
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Dem Zug entstiegen drei Studenten,
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der eine bleich von Angesicht.
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Und als er dann die Leich' erblickte,
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da sprach er: "Nein, das wollt' ich nicht!"
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daß sie bald eine Mutter sei.
daß sie bald eine Mutter sei.
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6.
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Sie ging von Sulza bis Bad Kösen,
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Dem Zug entstiegen drei Studenten,
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und bei Schulpforta an der Bahn
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der eine bleich von Angesicht.
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tat sie ihr Haupt auf Schienen legen,
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Und als er dann die Leich erblickte,
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bis daß der Zug von Naumburg kam.
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da sprach er: Nein, das wollt' ich nicht!
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8.
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(Vom Doktor ward sie nun besehen,
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man einen Knaben bei ihr fand.
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Jedoch der Knab' war nicht vollendet,
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dem Knaben fehlt' die rechte Hand.)
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sie sollt' und mußt' verstoßen sein.
sie sollt' und mußt' verstoßen sein.
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6.
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7.
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Der Schaffner hatt' es wohl gesehen,
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'''er bremste mit gewalt'ger Hand.'''
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Jedoch der Zug kam nicht zum Stehen,
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ihr junges Blut floß in den Sand.
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9.
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Die Schüler aus Schulpforta kamen
Die Schüler aus Schulpforta kamen
und nahmen sich der Leiche an.
und nahmen sich der Leiche an.
Sie taten sie so schön begraben,
Sie taten sie so schön begraben,
weil sie's aus Liebe hat getan.
weil sie's aus Liebe hat getan.
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Sie ging von Sulza bis Bad Kösen,
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und bei Schulpforta an der Bahn
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tat sie ihr Haupt auf Schienen legen,
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bis daß der Zug von Naumburg kam.
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*[https://archive.org/stream/volksliederausd00mincgoog#page/n7/mode/2up M. Elizabeth Marriage: ''Volkslieder aus der Badischen Pfalz''], [[Halle]] 1902, darin speziell die S. 75-77 mit dem [https://archive.org/stream/volksliederausd00mincgoog#page/n97/mode/2up Lied Nr. 40 ''Der Zug von Hamburg'']
*[https://archive.org/stream/volksliederausd00mincgoog#page/n7/mode/2up M. Elizabeth Marriage: ''Volkslieder aus der Badischen Pfalz''], [[Halle]] 1902, darin speziell die S. 75-77 mit dem [https://archive.org/stream/volksliederausd00mincgoog#page/n97/mode/2up Lied Nr. 40 ''Der Zug von Hamburg'']
*[http://quod.lib.umich.edu/g/genpub/acd0698.0012.006/1?rgn=full+text;view=image ''Zeitschrift für österreichische Volkskunde'', 12. Jahrgang 1906, Heft VI], darin auf den S. 215-217 die Miszelle von [http://quod.lib.umich.edu/g/genpub/acd0698.0012.006/33?rgn=full+text;view=image Gustav Jungbauer: ''Das Volkslied vom Eisenbahnunglück'']
*[http://quod.lib.umich.edu/g/genpub/acd0698.0012.006/1?rgn=full+text;view=image ''Zeitschrift für österreichische Volkskunde'', 12. Jahrgang 1906, Heft VI], darin auf den S. 215-217 die Miszelle von [http://quod.lib.umich.edu/g/genpub/acd0698.0012.006/33?rgn=full+text;view=image Gustav Jungbauer: ''Das Volkslied vom Eisenbahnunglück'']
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*Werner Meister: ''Das Auerstedter Jungfern-Lied'' = ''Auerstedter Heimatblätter'', Heft 17, 2002.
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*Werner Meister: ''Therese Schlegel - Dichterin und Märchenerzählerin'' = ''Auerstedter Heimatblätter'', Heft 18, 2002.
*[https://www.youtube.com/watch?v=lxJPAQSbwL0&index=14&list=PLnUd18vFBnDGIrYpQn7fM0uxA5x08A8O4 Hackstock: ''Tod aus Verzweiflung''] auf ''youtube''
*[https://www.youtube.com/watch?v=lxJPAQSbwL0&index=14&list=PLnUd18vFBnDGIrYpQn7fM0uxA5x08A8O4 Hackstock: ''Tod aus Verzweiflung''] auf ''youtube''
*[https://books.google.de/books?id=IbMtCgAAQBAJ&pg=PT14&lpg=PT14&dq=sehr+ihr+drei+rosse+vor+dem+wagen&source=bl&ots=uLUMEqu910&sig=f1rlAfDG7_3J45QgdFA4O5F_oZA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjyxc73_bjTAhXKUlAKHZC3AuwQ6AEIQjAG#v=onepage&q=sehr%20ihr%20drei%20rosse%20vor%20dem%20wagen&f=false Joachim Ringelnatz: ''Mein Leben bis zum Kriege'']
*[https://books.google.de/books?id=IbMtCgAAQBAJ&pg=PT14&lpg=PT14&dq=sehr+ihr+drei+rosse+vor+dem+wagen&source=bl&ots=uLUMEqu910&sig=f1rlAfDG7_3J45QgdFA4O5F_oZA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjyxc73_bjTAhXKUlAKHZC3AuwQ6AEIQjAG#v=onepage&q=sehr%20ihr%20drei%20rosse%20vor%20dem%20wagen&f=false Joachim Ringelnatz: ''Mein Leben bis zum Kriege'']
*Zitat aus [http://de.muvs.org/topic/baenkelsaengermoritaten-verstossen-oder-der-tod-auf-den-schienen-ca-1840/ Marita Metz-Becker: ''Der verwaltete Körper'', Frankfurt/New York 1997, S. 256-257] via Homepage des [http://de.muvs.org/ Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch] in [[Wien]]
*Zitat aus [http://de.muvs.org/topic/baenkelsaengermoritaten-verstossen-oder-der-tod-auf-den-schienen-ca-1840/ Marita Metz-Becker: ''Der verwaltete Körper'', Frankfurt/New York 1997, S. 256-257] via Homepage des [http://de.muvs.org/ Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch] in [[Wien]]
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== Auf das Küchenlied vom ''Tod aus Verzweiflung'' wird in folgenden Mosaikheften angespielt ==
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== Auf ''Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde'' wird in folgenden Mosaikheften angespielt ==
  [[Mosaik von Hannes Hegen]]: [[Schußfahrt zum Atlantik|202]]
  [[Mosaik von Hannes Hegen]]: [[Schußfahrt zum Atlantik|202]]
   
   

Version vom 01:08, 21. Mai 2017

Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde ist ein deutsches Volks- oder Küchenlied. Es ist auch unter den Titeln Tod aus Verzweiflung, Verstoßen, Tod auf den Schienen, Sie war ein Mädchen von achtzehn Jahren, Auerstedter Jungfernlied und Das Lied vom Eisenbahnunglück bekannt. Es wurde mindestens einmal, eventuell auch zweimal fürs MOSAIK verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Anspielungen im MOSAIK

In der Amerika-Serie des Mosaik von Hannes Hegen reisen die Digedags und ihre Begleiter mit der Panamabahn von Panama City nach Aspinwall. Nach einem Überfall auf halber Strecke müssen sie mit dem Gepäckwagen ohne Lokomotive weiterfahren. Pedro, der stärkste Mann der Welt, schiebt den Wagen an und springt auf. Als sich der Wagen auf abschüssiger Strecke dem Ziel nähert, versucht er vergeblich, ihn mit Hilfe der Bremskurbel anzuhalten. Die Stelle wird mit den Worten "Unterdessen drehte Pedro mit gewaltiger Hand an der Bremskurbel" beschrieben. Das erinnert an eine Stelle im Küchenlied: "Der Schaffner hatt' es wohl gesehen, / er bremste mit gewalt'ger Hand." (siehe unten).

In der Reformations-Serie des Mosaik ab 1976 verkündet ein kaiserlicher Bote in Wittenberg den Tod Kaiser Maximilians I. Er beginnt mit den Worten "Ihr Bürger, hört die Schreckenskunde, die sich zutrug an fernem Ort!" Das ist eine Anspielung auf die ersten Zeilen des Küchenlieds: "Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde, / die sich zutrug in uns'rer Stadt" (siehe unten).

Texte

Geschichte des Liedes

Das Lied ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts belegt, geht aber auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Melodie ist die des (russischen) Volkslieds Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen. Als Autorin gilt die Heimatdichterin und Märchenerzählerin Therese Schlegel, geborene Kodritsch (1830-1918), aus Auerstedt (berühmt durch die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806, heute ein Ortsteil von Bad Sulza zwischen Naumburg und Weimar). Das geschilderte Drama soll auf eine wahre Begebenheit zurückgehen; der terminus post quem hierfür ist der 19. Dezember 1846, als die Eisenbahnstrecke zwischen Naumburg und Weimar eröffnet wurde. Dem Volkskundler und Musikhistoriker Max Adler zufolge, der sich 1901 auf die Recherchen eines Direktors von Schulpforta und eines Zeitungsredakteurs aus Naumburg stützte, die wiederum Zeitzeugen befragt haben sollen, trug sich das Ereignis etwa 1869 zu, und die Selbstmörderin war eine Marie S. aus Bergsulza. Dem Heimathistoriker Benno Liebers zufolge, der sich 1935 auf eine Schwester Therese Schlegels namens Wilhelmine Losche (1843 - nach 1928) berufen kann, trug es sich hingegen in den 1850er Jahren zu, und die Selbstmörderin war die gefeierte Dorfschönheit Karoline Hinkel aus Auerstedt (oder Bergsulza).

Wie auch immer, das Lied verbreitete sich recht zügig im gesamten deutschen Sprachraum, wobei der Wortlaut und die Strophenzahl ständigem Wandel unterworfen waren - so wurde z.B. das wenig bekannte Kösen gerne zu Bremen "korrigiert", worauf Naumburg in Hamburg geändert wurde. Joachim Ringelnatz wiederum schildert in seinen Erinnerungen Mein Leben bis zum Kriege, dass eines der Kindermädchen seiner Familie namens Anna das Lied um 1890 herum sang, wobei die Handlung diesmal in Breslau spielt - was wohl darauf hindeutet, das das Mädchen aus Schlesien stammte.

Frühe Fassungen

Im Folgenden werden zunächst diverse frühe Fassungen des Küchenliedes nebeneinander gestellt; die eingeklammerten Strophen dürften sogenannte "Wanderstrophen" sein, die aus anderen Liedern hier eingefügt wurden.

1901 im Saaleland 1902 in der badischen Pfalz 1906 im Böhmerwald
Zütschdorf Handschuhsheim Kirchardt Deutschhaidl

1.
Hört, Jungfraun, welch' ein Schreckenskunde,
die sich zutrug in unsrer Stadt,
von einem falschen Liebesbunde,
den falsche Lieb gestiftet hat.

2.
Ein Mädchen, noch so jung an Jahren,
verführt durch Männerschmeichelei,
sie hatte bei sich selbst erfahren
und wußte, daß sie Mutter sei.

3.
Den ganzen Tag rang sie die Hände
und sprach: "Ach Gott, verlaß mich nicht!"
Weil ihre eigne Schuld sie kränkte -
sie suchte Ruh und fand sie nicht.

4.
Vom Mutterherzen ganz verstoßen
ging sie eins Tages mittags aus;
sie hatte bei sich selbst beschlossen,
nicht wiederzukehren ins Elternhaus.

5.
Von Sulza ging sie bis nach Kösen,
und bei Schulpforta auf die Bahn,
sie tat ihr Haupt auf Schienen legen,
weil eben der Zug von Naumburg kam.

6.
Die Schaffner hatten sie gesehen,
sie bremsten mit gewalt'ger Hand,
allein der Zug, der blieb nicht stehen,
ihr Haupt rollt blutrot in den Sand.

7.
Die Schüler von Schulpforta haben,
weil niemand sie gekennet hat,
aus Mitleid sie so schön begraben,
Gott lohne ihre edle Tat.

8.
(Ach Gott vergib ihr ihre Sünden,
dieweil sie die Verzweiflung trieb,
ihr war das Glück nicht mehr beschieden,
ihr wollten Rosen nicht mehr blühn.)

1.
Ein Mädchen schön und jung von Jahren,
verführt von eines Burschen Hand,
allein sie hat schon längst erfahren,
was falsche Liebe stiften kann.













2.
Vom Elternhaus ward sie verstoßen,
das war für sie ein harter Graus.
In ihrem Herzen war's beschlossen,
nie wieder zu kehren ins Elternhaus.

3.
Sie ging von Hamburg bis nach Bremen,
sie faßte sich den harten Plan,
sie wollt' ihr Haupt auf's Schienen legen,
grad' wo der Zug von Hamburg kam.

4.
Die Schaffner hatten's längst gesehen,
sie bremsten ein es mit Gewalt.
Allen der Zug, er blieb nicht stehen,
ihr Haupt rollt blutend in den Sand.

5.
(Blaue Äuglein, blonde Haaren,
die haben mich verrückt gemacht.
Und wer's nicht glaubt, der soll's erfahren,
was falsche Liebe stiften kann.)

1.
Ein Mädchen von den  besten Jahren,
die solche Tat verübet hat,
die kann und muß es jetzt erfahren,
was falsche Lieb' für Folgen hat.

2.
Ihr Herz war gänzlich hingerissen
von eines Burschen Schmeichelei.
Im Stillen tut sie Tränen gießen,
sie fühlte, daß sie Mutter sei.







3.
Vom Mutterherzen ganz verstoßen,
ging sie an Donnerstag Mittag aus,
in ihrem Herzen fest entschlossen,
nie wieder zu kehren ins Elternhaus.

4.
Sie ging gerad' nach der Stadt Gesen
wo grad' der Zug von Hamburg kam.
Auf d' Schienen tut sie sich hinlegen,
daß ihre Schand' ein Ende nahm.

5.
Die Schaffner haben dies gesehen,
sie bremsten mit Gewalt heran,
allein der Zug, der blieb nicht stehen,
ihr Haupt rollt blutend in den Sand.

6.
Die Kinder kommen von der Schule.
Weil niemand sie erkennet hat,
begrub man sie ins Tal der Schönen,
Gott lohne ihre edle Tat.

1.
Ein Mädchen noch von jungen Jahren,
die ihre Tat vollführet hat,
sie soll und muß es noch erfahren,
was falsche Lieb' für Folgen hat.

2.
Das Mädchen war ja hingerichtet
durch eines Jünglings Heuchlerei;
ihr Herz, das war ja ganz zerrissen,
sie fühlte, daß sie Mutter sei.







3.
Von ihren Eltern ganz verstoßen.
ging sie des Sonntags einmal aus;
sie hat sich's fest ins Herz geschlossen,
nicht mehr zu kehr'n ins Elternhaus.

4.
Sie ging von Ecken bis nach Bremen,
von dort an ging sie auf der Bahn,
wo sie ihr Haupt auf Schienen legte,
bis daß der Zug von Hamburg kam.

5.
Die Schaffner hatten sie gesehen,
sie bremsten mit gewaltiger Hand;
allein der Zug, der bleibt nicht stehen,
ihr Haupt rollt blutig in den Sand.

6.
Als ihre Eltern dies erfahren
von ihrer Tochter Schmerzenstod,
da rangen beide sich die Hände
und schrien laut: Verzeih' es Gott!

7.
Sie haben ihr die Tür geöffnet
und haben sie verzagt gemacht.
Weil sie des Jünglings Wunsch erfüllet,
hat ihr das bitt're Grab gebracht.

Referenztext

Als Referenztext fürs MOSAIK nun die Variante aus dem Buch In des Nachbarn Gartenlaube von 1984, die der Fassung der Gruppe Hackstock von der Schallplatte Wenn die Blümlein draußen zittern (AMIGA 1979) entspricht. Sie kommt der Erstversion aus dem Saaletal sehr nahe - es wurde lediglich die Wanderstrophe am Ende weggelassen und dafür die Strophe mit den Studenten eingefügt.

DDR 1979
Hackstock

1.
Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde,
die sich zutrug in unsrer Stadt,
verpflanzet sie von Mund zu Munde,
was falsche Lieb für Folgen hat.

5.
Der Schaffner hat es wohl gesehen,
er bremste mit gewalt'ger Hand.
Jedoch der Zug kam nicht zum Stehen -
ihr junges Blut floß in den Sand.

2.
Sie war ein Mädchen von achtzehn Jahren,
verführt von Männerschmeichelei.
Sie mußte schon so früh erfahren,
daß sie bald eine Mutter sei.

6.
Dem Zug entstiegen drei Studenten,
der eine bleich von Angesicht.
Und als er dann die Leich erblickte,
da sprach er: Nein, das wollt' ich nicht!

3.
Die Eltern hatten's auch erfahren,
das Mieder wurd' ihr schon zu klein.
Der Vater riß sie bei den Haaren,
sie sollt' und mußt' verstoßen sein.

7.
Die Schüler aus Schulpforta kamen
und nahmen sich der Leiche an.
Sie taten sie so schön begraben,
weil sie's aus Liebe hat getan.

4.
Sie ging von Sulza bis Bad Kösen,
und bei Schulpforta an der Bahn
tat sie ihr Haupt auf Schienen legen,
bis daß der Zug von Naumburg kam.

Quellen

Auf Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde wird in folgenden Mosaikheften angespielt

Mosaik von Hannes Hegen: 202

Mosaik ab 1976: 497
Persönliche Werkzeuge