Androklos und der Löwe

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(Die Androkloslegende im MOSAIK)
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Während also bei der Digedag-Nero-Geschichte vor allem die Zirkusszenen und der rührselige Epilog aus der Androkloslegende verarbeitet werden, findet man in der Califax-Leo-Episode vor allem den Mittelteil mit der Kennenlern- und Pfotenpflegephase. Interessanterweise wird aber auch hier der Bogen zur Zirkuswelt gespannt. Wenn man so will, lieferte [[Lothar Dräger]] als Autor des MOSAIK 1982 die Vollendung einer Geschichte, die 1965 begonnen wurde.
Während also bei der Digedag-Nero-Geschichte vor allem die Zirkusszenen und der rührselige Epilog aus der Androkloslegende verarbeitet werden, findet man in der Califax-Leo-Episode vor allem den Mittelteil mit der Kennenlern- und Pfotenpflegephase. Interessanterweise wird aber auch hier der Bogen zur Zirkuswelt gespannt. Wenn man so will, lieferte [[Lothar Dräger]] als Autor des MOSAIK 1982 die Vollendung einer Geschichte, die 1965 begonnen wurde.
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Interessanterweise wirkte [[Edith Hegenbarth]] als Kostümbildnerin an oben erwähntem DEFA-Film ''Androklus und der Löwe'' mit (Quelle: [[Lothar Dräger]] in einem privaten Brief, abgedruckt in ''[[Im Schatten des Schwarzen Korsaren]]''). Die Kostümzeichnungen von Edith Hegenbarth zu diesem Film befinden sich heute im Bestand des [[Zeitgeschichtliches Forum Leipzig|Zeitgeschichtlichen Forums]] in Leipzig. Sie wurden ihm von Johannes Hegenbarth im Rahmen seiner Schenkung an das ZFL mit übergeben (Quelle: Mitteilung von Bernd Lindner, ZFL, an die MosaPedia am 11.11.2013). Da dieser Film aber erst 1968, d.h. drei Jahre nach dem betreffenden MOSAIK-Heft [[100]] herauskam, ist es fraglich, ob der Stoff dem [[Mosaikkollektiv]] daher geläufig war. Unmöglich ist es nicht, wenn man die lange, oft mehrjährige Vorlaufzeit bei Filmproduktionen in Betracht zieht. Genausogut kann der oft literarisch verarbeitete Stoff dem Kollektiv aber auch aus einer anderen Quelle bekannt gewesen sein.
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Interessanterweise wirkte [[Edith Hegenbarth]] als Kostümbildnerin an oben erwähntem DEFA-Film ''Androklus und der Löwe'' mit (Quelle: [[Lothar Dräger]] in einem privaten Brief, abgedruckt in ''[[Im Schatten des Schwarzen Korsaren]]''). Die Kostümzeichnungen von Edith Hegenbarth zu diesem Film befinden sich heute im Bestand des [[Zeitgeschichtliches Forum Leipzig|Zeitgeschichtlichen Forums]] in Leipzig. Sie wurden ihm von Johannes Hegenbarth im Rahmen seiner Schenkung an das ZFL mit übergeben (Quelle: Mitteilung von Bernd Lindner, [[ZFL]], an die MosaPedia am 11.11.2013). Da dieser Film aber erst 1968, d.h. drei Jahre nach dem betreffenden MOSAIK-Heft [[100]] herauskam, ist es fraglich, ob der Stoff dem [[Mosaikkollektiv]] daher geläufig war. Unmöglich ist es nicht, wenn man die lange, oft mehrjährige Vorlaufzeit bei Filmproduktionen in Betracht zieht. Genausogut kann der oft literarisch verarbeitete Stoff dem Kollektiv aber auch aus einer anderen Quelle bekannt gewesen sein.
== Externe Links und weiterführende Literatur ==
== Externe Links und weiterführende Literatur ==

Version vom 15:48, 4. Jan. 2014

Die Geschichte von Androklos und dem Löwen ist ein altes Märchen. Es gibt diverse Fassungen, und auch im MOSAIK wurde darauf Bezug genommen.

Inhaltsverzeichnis

Fassung in den Attischen Nächten

In den Attischen Nächten des Aulus Gellius erzählt dieser (V 14), dass er die Androklos-Geschichte einem Werk von Apion entnommen habe. Er zitiert diese Anekdote dann ausführlich (Anmerkungen und Auslassungen in eckigen Klammern):

Androklos wird vom Löwen erkannt und geherzt.

Im Circus Maximus [...] wurde für die Volksmenge eine prächtige Tierhetze veranstaltet. Als ich [d.i. Apion] zufällig einmal in Rom weilte, wurde ich [...] Augenzeuge dieser Schau. Viele wilde Tiere waren da zu sehen, Bestien von herausragender Größe. Sei es vom Äußeren her, sei es durch ihre Gefährlichkeit, alle boten sie den Anblick des Nochniedagewesenen. Vor allem anderen jedoch [...] galt die Bewunderung der ungeheuren Größe der Löwen, unter allen übrigen aber einem einzigen. Dieser eine Löwe hatte mit seiner Sprungkraft und Körpergröße, seinem furchteinflößenden wie durchdringenden Gebrüll, seinen Muskelpartien und seiner flatternden Nacknemähne aller Aufmerksamkeit und Augen auf sich gezogen. Zusammen mit den meisten anderen zum Tierkampf Verurteilten hatte man den Sklaven eines ehemaligen Konsuls hereingetrieben. Dieser Sklave hieß Androclus. Als den jener Löwe von weitem erblickt hatte, hielt er unvermittelt inne, als ob er sich wunderte; dann kam er allmählich und gelassen näher an den Menschen heran, so, als ob er ihn kennenlernen wollte. Dann wedelt er sanft und freundlich mit dem Schweif, wie es Hunde zu tun pflegen, die sich einschmeicheln wollen, schmiegte sich eng an den Körper dieses Menschen an und beleckt Beine und Arme des vor Furcht fast Entseelten sanft mit der Zunge. Der Mensch Androclus gewinnt seine Fassung wieder, die er bei den Liebkosungen der so gefährlichen Bestie verloren hatte, ganz allmählich hebt er seine Blicke, um den Löwen zu betrachten. Dann aber, nach dem wechselseitigen Wiedererkennen, konnte man die beiden, den Menschen und den Löwen, sehen, wie sie froh waren und sich beglückt begrüßten.

[Unter den Zuschauern entsteht Unruhe. Androclus wird vor die Kaiserloge zitiert und gefragt, warum der Löwe ihn allein verschont habe. Androclus berichtet folgendes:]

Androklos pflegt den Löwen.

"Zur Zeit, als mein Herr [...] die Provinz Afrika mit prokonsularischer Vollmacht verwaltete [d.h. die Provinz Africa Proconsularis, das heutige Tunesien und Nordlibyen], sah ich mich durch seine tagtäglichen ungerechten Prügelstrafen zur Flucht veranlasst, und um vor meinem Herrn, dem Gebieter des Landes, einen sicheren Unterschlupf zu haben, zog ich mich in die Einsamkeit der weiten Wüstentäler zurück. Sollte mir die Nahrung ausgehen, war ich fest entschlossen, auf irgendeine Art den Tod zu suchen. Dann endlich - die Sonne stand hoch, es war sengend und heiß - hatte ich eine entlegene schattige Höhle entdeckt, nahm sie in Besitz und fühlte mich geborgen. Nicht viel später kam jener Löwe da mit einem verletzten, blutenden Bein in diese Höhle, stöhnte und stieß Klagelaute aus, die auf Schmerz und Pein hinwiesen, die ihm seine Wunde verursachte. [Androclus ist erstmal erschrocken und eingeschüchtert.] Doch nachdem der Löwe offenbar in seine Stammbehausung [...] eingetreten war und sah, wie ich mich weit zurückgezogen hatte, kam er sanft und zahm näher, zeigte seine erhobene Pranke und streckte sie mir gewissermaßen hilfeflehend entgegen, so wenigstens schien es mir. Dann entfernte ich einen riesigen Splitter, der in seinem Fußballen steckengeblieben war, drückte den Eiter heraus, der sich tief in der Wunde gesammelt hatte, dann tupfte ich, bereits ohne große Furcht, die Wunde sehr sorgfältig und gründlich aus, zuletzt wischte ich das Blut ab. Durch meine Hilfeleistung und Heilmittel fühlte er sich erleichtert, legte seine Pranke auf meine Arme, streckte sich aus und schlief ein. Volle drei Jahre lang, von da an, lebten und aßen wir, ich und der Löwe, zusammen in der gleichen Höhle. Denn von den Tieren, die er jagte, schleppte er die fetteren Brocken zu mir in die Höhle. Da mir Feuer nicht zur Verfügung stand, musste ich sie mir in der Mittagssonnenglut rösten und verspeisen. Als ich schließlich [...] dieses tierischen Lebens überdrüssig geworden war, verließ ich die Höhle, als mein Löwe gerade auf Jagd war, marschierte etwa drei Tage, dann sahen mich Soldaten, nahmen mich fest und verfrachteten mich von Afrika nach Rom zu meinem Herrn. Der sorgte unverzüglich dafür, dass ich auf Tod und Leben angeklagt und zum Tod durch die Bestien verurteilt wurde. Jetzt verstehe ich: Nachdem wir uns getrennt hatten, wurde auch dieser Löwe gefangen, und jetzt stattet er mir seinen Dank für Hilfeleistung und medizinische Betreuung ab."

[Androclus wird freigelassen und der Löwe ihm geschenkt. Gellius zitiert als Epilog noch die abschließenden Sätze von Apion:]

Später [...] sahen wir Androclus und seinen Löwen, der ein leichtes Halsband trug, in der ganzen Stadt um die Schaubuden herumstreichen; Androclus erhielt Geldgeschenke, der Löwe wurde mit Blumen bekränzt, und alle, wo immer sie den beiden begegneten, riefen:

Dies ist der Löwe, der einen Menschen bewirtete!
Dies ist der Mensch, der einen Löwen gesundpflegte!


[Zitiert nach der Übersetzung von Heinz Berthold; siehe unten bei den Literaturangaben.]

Weitere Fassungen

In der Legende vom Heiligen Hieronymus, dem Übersetzer der Bibel ins Lateinische, taucht die halbe Androkloslegende ebenfalls auf; es fehlt der Teil mit dem Kampf in der Arena.

In mehreren mittelalterlichen Romanen der Artusepik - vor allem Yvain ou Le chevalier au lion von Chrétien de Troyes und Iwein von Hartmann von Aue - wird das Motiv des zahmen Löwen ebenfalls verarbeitet. Hier ist es der Tafelrundenritter Yvain/Iwein, der einen Löwen rettet (vor einem Drachen) und deswegen von diesem mit treuer Anhänglichkeit geehrt wird.

Die Androklos-Geschichte wird in einer abgewandelten Form auch in den Gesta Romanorum, einer spätmittelalterlichen Anekdotensammlung, überliefert. Hier ist es ein Ritter, der den Löwen im Wald kennenlernt und pflegt - später wird er in eine Löwengrube geworfen. Im Gegensatz zu Hieronymus und Iwein erscheinen hier also wieder beide Handlungsteile der Androklossage.

Auch in der Neuzeit wird der Stoff literarisch und dramatisch verarbeitet. So gibt es eine Komödie von George Bernard Shaw Androcles and the Lion (1912) und einen darauf basierenden DEFA-Fernsehfilm Androklus und der Löwe von 1968 mit Herbert Köfer als Androklus. Beide beziehen sich also wieder auf die Ursprungsgeschichte. In den Werken von Emilio Salgari und Alexandre Dumas (Akte) hingegen findet sich eine abermals abgewandelte Variante - beidemale ist es eine Tigerin und kein Löwe.

Die Androkloslegende im MOSAIK

Im MOSAIK wurde die Androklos-Legende zweimal benutzt, einmal 1965 in der Runkel-Serie und einmal 1982 im Dschuha-Kapitel:

  • In der Runkelserie beschreibt Digedag in einem Bilderbuch, wie er in Rom den wilden Tieren vorgeworfen werden sollte, doch in der Arena ausgerechnet auf den guten alten Löwen Nero stößt. Dieser leckt ihm erfreut das Gesicht ab und flieht mit ihm aus dem Kolosseum. Später in Monticuli gibt es noch rührende Szenen, bei denen Kinder auf Neros Rücken reiten dürfen (Hefte 100 und 101).
  • Im Dschuhakapitel trifft Califax in einer Felsspalte in der nordafrikanischen Einöde den Löwen Leo, dem er die Pfote verbindet, die sich dieser verletzt hatte. Der Löwe wird darauf handzahm und folgt den Abrafaxen nach Tunis. Hier soll er als Gladiatorenschreck im Zirkus des Dei auftreten, was ihm aber gar nicht behagt. Lieber tollt er mit dem Elefanten Hasdrubal herum (Hefte 4/82ff).

Während also bei der Digedag-Nero-Geschichte vor allem die Zirkusszenen und der rührselige Epilog aus der Androkloslegende verarbeitet werden, findet man in der Califax-Leo-Episode vor allem den Mittelteil mit der Kennenlern- und Pfotenpflegephase. Interessanterweise wird aber auch hier der Bogen zur Zirkuswelt gespannt. Wenn man so will, lieferte Lothar Dräger als Autor des MOSAIK 1982 die Vollendung einer Geschichte, die 1965 begonnen wurde.

Interessanterweise wirkte Edith Hegenbarth als Kostümbildnerin an oben erwähntem DEFA-Film Androklus und der Löwe mit (Quelle: Lothar Dräger in einem privaten Brief, abgedruckt in Im Schatten des Schwarzen Korsaren). Die Kostümzeichnungen von Edith Hegenbarth zu diesem Film befinden sich heute im Bestand des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig. Sie wurden ihm von Johannes Hegenbarth im Rahmen seiner Schenkung an das ZFL mit übergeben (Quelle: Mitteilung von Bernd Lindner, ZFL, an die MosaPedia am 11.11.2013). Da dieser Film aber erst 1968, d.h. drei Jahre nach dem betreffenden MOSAIK-Heft 100 herauskam, ist es fraglich, ob der Stoff dem Mosaikkollektiv daher geläufig war. Unmöglich ist es nicht, wenn man die lange, oft mehrjährige Vorlaufzeit bei Filmproduktionen in Betracht zieht. Genausogut kann der oft literarisch verarbeitete Stoff dem Kollektiv aber auch aus einer anderen Quelle bekannt gewesen sein.

Externe Links und weiterführende Literatur

Die Sage von Androklos und dem Löwen wird in folgenden Mosaikheften verarbeitet

Mosaik von Hannes Hegen: 100, 101

Mosaik ab 1976: 4/82, 5/82, 6/82
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