Diplom aus Paris
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Version vom 20:31, 13. Feb. 2011
Das angebliche Diplom aus Paris ist eine Urkunde in der Johanna-Serie des Mosaik ab 1976.
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Geschichte des "Diploms"
Ausstellung des "Diploms"
Nikolas Vlamell, ein nicht unbegabter Heilkundiger, weiß sehr wohl, dass man in seiner Profession nichts gilt, wenn man nicht in Paris studiert hat und kein entsprechendes Diplom über einen Doktorgrad vorweisen kann. Da er aber nie in Paris war, nicht studiert hat, nicht einmal lesen kann und von potenziellen Arbeitgebern als "Quacksalber" beschimpft wurde, ließ er sich von einem Studiosus für sieben Gran reinsten Silbers (und all sein Wissen über die Heilkraft von Kräutern) ein derartiges Schriftstück fälschen. Dummerweise erlaubte sich dieser einen bösen Scherz; statt eines "echten" Diploms stellte er eine bloßstellende Selbstbezichtigung des Möchtegern-Doktors aus. Der lateinische Text lautet, ins Deutsche übersetzt:
Ich bin ein alter Angeber und habe nie studiert. Darum sollt ihr mich Doktor Schweinchen nennen. |
Den Scherztitel "Doktor Schweinchen", natürlich nur in seiner lateinischen Form "Doctor Porcellus", hat der Fälscher dem armen Vlamell genannt und mit "Doktor Allwissend" übersetzt, so dass dieser sich seither stolz mit diesem Epitheton schmückt, nicht ahnend, wie lächerlich er sich damit macht.
Einsatz des "Diploms"
Mit dem "Diplom" in der Hand bewarb sich Vlamell in Halberstadt, vermutlich als städtischer Arzt. Doch dort konnte man offenbar genug Latein, um das Jodeldiplom zu enttarnen, und jagte ihn achtkantig aus der Stadt.
Da Vlamell diesen Misserfolg aber nicht seinem teuren "Diplom" zuschrieb, wurde er als nächstes beim Grafen Fennrich von Rabenhorst vorstellig und wies sich erneut als "Doctor Porcellus" aus. Der Graf, scheinbar ebenfalls Analphabet oder zumindest des Lateinischen nicht mächtig, erkannte das "Diplom" an und gestattete dem "Doktor" eine Ansiedlung als Arzt in der Nähe seines Dorfes Einsiedel. Dort erwarb sich Vlamell bald einen Ruf als geschickter Heilkundiger.
Wie sich später herausstellt, hatte Graf Fennrich das "Diplom" sehr wohl richtig gelesen. Offenbar hatte er sich aber großmütig entschieden, Vlamell trotzdem eine Chance als Arzt zu geben.
Entlarvung des "Diploms"
Als später die Abrafaxe und Johanna die Hütte des "Doktors" aufsuchen, fliegt der ganze Schwindel auf. Vlamell brüstet sich mit seinem Titel "Doctor Porcellus" und als Brabax sich über den Namen amüsiert, holt er zum Beweis für die Richtigkeit der Bedeutung "Allwissend" das doppelt falsche Diplom hervor. Brabax überträgt den Text flugs ins Deutsche und macht aus Vlamell einen gebrochenen Mann. Tief verzweifelt enthüllt er die Herkunft des Schriftstücks und zerreißt es dann voller Wut.
Da er aber, wie Johanna bestätigen kann, als Arzt sehr nützlich ist, versprechen ihm die Abrafaxe, nichts über das "Diplom" zu verraten, so dass man den "Doktor" nicht auch aus Einsiedel vertreibt.
Anmerkung
Unter Vorbehalt sei hier eine Rekonstruktion des eigentlichen lateinischen Textes des "Diploms" versucht, indem Brabax' Übertragung wieder rückübersetzt wird:
Grandiloquus vetus sum et nunquam studui. Ergo "Doctor Porcellus" me nominetis. |
- Diese Rückübertragung ist in klassischem Latein; nicht auszuschließen ist natürlich, dass der Studiosus den Text auf Mittellatein verfasste, also der mittelaterlichen Gelehrten-, Kirchen- und Rechtssprache.
- Unsicherheit besteht zudem bei der Rückübersetzung von "alt", denn damit ist ja eigentlich nicht ein biologisches Alter, sondern die gewohnheitsmäßige Geübtheit gemeint. In obigem Versuch ist es trotzdem mit "vetus", also "alt" im biologischen Sinne, wiedergegeben worden.
- Statt "nominetis" (= "ihr sollt/möget benennen") könnte auch "apelletis" (= "ihr sollt/möget ansprechen") gestanden haben.
- Statt "grandiloquus" für "Angeber/Prahler" könnte im Original auch "promissor", "iactator" oder "venditator" gestanden haben. "Grandiloquus" klingt aber am grandiosesten.
Das "Diplom aus Paris" ist in folgendem Mosaikheft Thema
384, 385 (nur erwähnt)