Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Stammbetrieb

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Die Gebäude in der Riesaer Straße wurden bereits zwischen 1939 und 1941 im Auftrag des Oberkommandos der Kriegsmarine in Hochbunkerbauweise errichtet und als reichseigener Betrieb ''Goehle-Werk'', benannt nach Konteradmiral Herbert Goehle (1878–1947), an die ''Zeiss Ikon AG'' zur Nutzung übergeben. In der Anfangszeit sollen hier Feinmechanikgeräte für die Flugzeugindustrie und den U-Boot-Bau gefertigt worden sein, später wurden nachweislich Zeitzünder, Brandschrapnelle, Flakgeschosse und Bombenzünder hergestellt. Zunächst beschäftigte man mehrheitlich Zwangsarbeiterinnen, bevor im Werk, ab 1944 als Außenlager des KZ Flossenbürg fungierend, auch weibliche Häftlinge arbeiteten, bis der Betrieb schließlich im Frühjahr 1945 evakuiert werden musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rüstungsbetrieb enteignet und zur Zahlung der Reparationen vollständig demontiert. Noch im Herbst 1945 übergab man die Gebäude an die Bezirksleitung der KPD, die hier ein Druckhaus für die Partei aufbauen sollte.
Die Gebäude in der Riesaer Straße wurden bereits zwischen 1939 und 1941 im Auftrag des Oberkommandos der Kriegsmarine in Hochbunkerbauweise errichtet und als reichseigener Betrieb ''Goehle-Werk'', benannt nach Konteradmiral Herbert Goehle (1878–1947), an die ''Zeiss Ikon AG'' zur Nutzung übergeben. In der Anfangszeit sollen hier Feinmechanikgeräte für die Flugzeugindustrie und den U-Boot-Bau gefertigt worden sein, später wurden nachweislich Zeitzünder, Brandschrapnelle, Flakgeschosse und Bombenzünder hergestellt. Zunächst beschäftigte man mehrheitlich Zwangsarbeiterinnen, bevor im Werk, ab 1944 als Außenlager des KZ Flossenbürg fungierend, auch weibliche Häftlinge arbeiteten, bis der Betrieb schließlich im Frühjahr 1945 evakuiert werden musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rüstungsbetrieb enteignet und zur Zahlung der Reparationen vollständig demontiert. Noch im Herbst 1945 übergab man die Gebäude an die Bezirksleitung der KPD, die hier ein Druckhaus für die Partei aufbauen sollte.
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Anfang April 1946 nahm in der Riesaer Straße erstmals ein Druckereiunternehmen seinen Betrieb auf. Die erste Druckmaschine war ein Vorkriegsmodell, das man aus den Trümmern geborgen, gereinigt, entrostet und repariert hatte. Gedruckt wurde das KPD-Blatt ''Sächsische Volkszeitung'', das im Juli 1945 als ''Volkszeitung'' gegründet und im September 1945 umbenannt worden war. Als Mitte April 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone die Vereinigung von KPD und SPD zur SED herbeigeführt wurde, entstand in Dresden durch Zusammenführung der KPD-Zeitung mit der im September 1945 gegründeten ''Volksstimme'' der SPD die ''[[Sächsische Zeitung]]'', die fortan im neuen Druckereibetrieb hergestellt wurde. Da auch die Redaktion der Tageszeitung auf dem Werksgelände untergebracht war, entwickelte sich hier ein Publikationshaus mit angeschlossenem Reproduktionsbetrieb, das ab 1951 unter der Bezeichnung ''Sächsische Zeitung, Verlag und Druckerei'' nachweisbar ist. Zum Portfolio des Druckhauses gehörten verschiedene Tageszeitungen, Zeitschriften, Bücher, Kataloge und andere Werbematerialien, die zum Teil auch im Auftrag anderer Verlage hergestellt wurden. 1958 besprach man in der Perspektivplangruppe der Stadt [[Dresden]] erstmals den Bau eines Zeitungsunternehmens im Stadtzentrum. So zog 1963 zunächst die Druckerei in das seit 1960 errichtete neue Gebäude in der Ostra-Allee, bevor man 1966 auch die Redaktion der ''Sächsischen Zeitung'' in das seit 1963 gebaute ''Haus der Presse'' in der Julian-Grimau-Allee (wie die Ostra-Allee zwischen 1963 und 1990 hieß) verlegte.
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Anfang April 1946 nahm in der Riesaer Straße erstmals ein Druckereiunternehmen seinen Betrieb auf. Die erste Druckmaschine war ein Vorkriegsmodell, das man aus den Trümmern geborgen, gereinigt, entrostet und repariert hatte. Gedruckt wurde das KPD-Blatt ''Sächsische Volkszeitung'', das im Juli 1945 als ''Volkszeitung'' gegründet und im September 1945 umbenannt worden war. Als Mitte April 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone die Vereinigung von KPD und SPD zur SED herbeigeführt wurde, entstand in Dresden durch Zusammenführung der KPD-Zeitung mit der im September 1945 gegründeten ''Volksstimme'' der SPD die ''[[Sächsische Zeitung]]'', die fortan im neuen Druckereibetrieb hergestellt wurde. Da auch die Redaktion der Tageszeitung auf dem Werksgelände untergebracht war, entwickelte sich hier ein Publikationshaus mit angeschlossenem Reproduktionsbetrieb, das ab 1951 unter der Bezeichnung ''Sächsische Zeitung, Verlag und Druckerei'' nachweisbar ist. Zum Portfolio des Druckhauses gehörten verschiedene Tageszeitungen, Zeitschriften, Bücher, Kataloge und andere Werbematerialien, die zum Teil auch im Auftrag anderer Verlage hergestellt wurden. 1958 besprach man in der Perspektivplangruppe der Stadt [[Dresden]] erstmals den Bau eines Zeitungsunternehmens im Stadtzentrum. So zog 1963 zunächst die Druckerei in das seit 1960 errichtete neue Gebäude in der Ostra-Allee um, bevor man 1966 auch die Redaktion der ''Sächsischen Zeitung'' in das seit 1963 gebaute ''Haus der Presse'' in der Julian-Grimau-Allee (wie die Ostra-Allee zwischen 1963 und 1990 hieß) verlegte.
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1963 bezog schließlich die ''Druckerei Völkerfreundschaft Dresden'' die frei gewordenen Druckereiräume der ''Sächsischen Zeitung''. Wie die Impressen einiger Zeitschriften belegen, erfolgte dieser Wechsel nahtlos, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass zumindest ein Teil der vorhandenen Ausrüstung übernommen wurde. Auch die in der DDR obligatorische Druckereinummer wurde für den Standort in der Riesaer Straße beibehalten. Sie lautete nach wie vor III/9/1. Noch im Jahr des Umzugs trat das Unternehmen erstmals als ''Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden'' auf, wobei in anderen Publikationen noch bis 1969 die Bezeichnung ''Druckerei Völkerfreundschaft Dresden'' verwendet wurde. Ab 1966 nutzte das Werk auch die inzwischen geräumten Büros der Redaktion der ''Sächsischen Zeitung'' und in der Folgezeit wurden bereits erste Zulieferer- und Druckereibetriebe eingegliedert. Nachdem 1970 die ''Vereinigung volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie'' in Leipzig aufgelöst worden war, entwickelte man die Druckerei zum Stammbetrieb des Kombinates ''[[Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden]]'', dem bis etwa Mitte der 1970er Jahre diverse Unternehmen in Ostsachsen angeschlossen wurden. Ab dieser Zeit traten dann auch die eingegliederten Druckereien unter der Kombinatsbezeichnung auf, weshalb eine Identifizierung des Druckstandortes dann nur noch über die Druckereinummer möglich ist. Zum Portfolio des Stammbetriebes zählten zu dieser Zeit hautsächlich Buchproduktionen, Zeitschriften und Werbematerialien.
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1990 wurde das Druckereikombinat ''Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden'' aufgelöst, indem verschiedene angeschlossene Betriebe ausgegliedert und privatisiert wurden. Die verbliebenen Kombinatsstrukturen wurden 1990 zusammen mit dem ''Verlag Sächsische Zeitung'' in die ''Verwaltungsgesellschaft Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH'' umgewandelt, die wiederum zur Komplementärgesellschaft der 1991 gegründeten ''Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG'' wurde. Letztere ist eine 60%ige Tochtergesellschaft der ''Gruner & Jahr GmbH & Co. KG'' mit 40%iger Beteiligung der ''Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH'' der SPD. Sie wurde 2015 in ''DDV Mediengruppe GmbH & Co. KG'' umbenannt und hat ihren Sitz nach wie vor in der Ostra-Allee. Gedruckt wurde zunächst in der inzwischen abgerissenen Druckerei in der Ostra-Allee, seit 1998 entsteht die ''Sächsische Zeitung'' in der Meinholdstraße in Dresden-Hellerberge.
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Die Gebäude der ehemaligen Kombinatszentrale in der Riesaer Straße wurden nicht oder zumindest nicht lange in die neuen Unternehmensstrukturen übernommen. Daher firmierte hier ab 1992 der ''Grafischer Großbetrieb Sachsenverlag''. Zu den nachgewiesenen Druckerzeugnissen dieser Zeit gehören vor allem Informationsblätter.
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Version vom 09:24, 19. Aug. 2016

Im Stammbetrieb des Graphischen Großbetriebes Völkerfreundschaft Dresden, der auch als Druckerei Völkerfreundschaft Dresden bekannt ist, wurden 1975 die MOSAIK-Hefte 224 bis 229 hergestellt. Darüber hinaus entstanden hier auch sechs ungarische MOZAIK-Hefte mit den Digedags.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Eine Druckerei Völkerfreundschaft Dresden ist bereits seit 1960 in den Impressen verschiedener Buch- und Zeitschriftenprodukte nachweisbar. Allerdings ist hierbei noch unklar, wo genau sich der Standort dieses Betriebes befand. Es ist wahrscheinlich, dass dieses frühe Unternehmen die Nachfolge der 1960 vom FDGB aufgelösten Tribüne Druckerei I, Dresden antrat, die wiederum 1950 durch Verstaatlichung aus der Buchdruckereiwerkstätte Gutenberg gebildet worden war. Sicher ist hingegen, dass die Druckerei Völkerfreundschaft Dresden 1963 ihren Sitz in der Riesaer Straße bezog.

Die Gebäude in der Riesaer Straße wurden bereits zwischen 1939 und 1941 im Auftrag des Oberkommandos der Kriegsmarine in Hochbunkerbauweise errichtet und als reichseigener Betrieb Goehle-Werk, benannt nach Konteradmiral Herbert Goehle (1878–1947), an die Zeiss Ikon AG zur Nutzung übergeben. In der Anfangszeit sollen hier Feinmechanikgeräte für die Flugzeugindustrie und den U-Boot-Bau gefertigt worden sein, später wurden nachweislich Zeitzünder, Brandschrapnelle, Flakgeschosse und Bombenzünder hergestellt. Zunächst beschäftigte man mehrheitlich Zwangsarbeiterinnen, bevor im Werk, ab 1944 als Außenlager des KZ Flossenbürg fungierend, auch weibliche Häftlinge arbeiteten, bis der Betrieb schließlich im Frühjahr 1945 evakuiert werden musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rüstungsbetrieb enteignet und zur Zahlung der Reparationen vollständig demontiert. Noch im Herbst 1945 übergab man die Gebäude an die Bezirksleitung der KPD, die hier ein Druckhaus für die Partei aufbauen sollte.

Anfang April 1946 nahm in der Riesaer Straße erstmals ein Druckereiunternehmen seinen Betrieb auf. Die erste Druckmaschine war ein Vorkriegsmodell, das man aus den Trümmern geborgen, gereinigt, entrostet und repariert hatte. Gedruckt wurde das KPD-Blatt Sächsische Volkszeitung, das im Juli 1945 als Volkszeitung gegründet und im September 1945 umbenannt worden war. Als Mitte April 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone die Vereinigung von KPD und SPD zur SED herbeigeführt wurde, entstand in Dresden durch Zusammenführung der KPD-Zeitung mit der im September 1945 gegründeten Volksstimme der SPD die Sächsische Zeitung, die fortan im neuen Druckereibetrieb hergestellt wurde. Da auch die Redaktion der Tageszeitung auf dem Werksgelände untergebracht war, entwickelte sich hier ein Publikationshaus mit angeschlossenem Reproduktionsbetrieb, das ab 1951 unter der Bezeichnung Sächsische Zeitung, Verlag und Druckerei nachweisbar ist. Zum Portfolio des Druckhauses gehörten verschiedene Tageszeitungen, Zeitschriften, Bücher, Kataloge und andere Werbematerialien, die zum Teil auch im Auftrag anderer Verlage hergestellt wurden. 1958 besprach man in der Perspektivplangruppe der Stadt Dresden erstmals den Bau eines Zeitungsunternehmens im Stadtzentrum. So zog 1963 zunächst die Druckerei in das seit 1960 errichtete neue Gebäude in der Ostra-Allee um, bevor man 1966 auch die Redaktion der Sächsischen Zeitung in das seit 1963 gebaute Haus der Presse in der Julian-Grimau-Allee (wie die Ostra-Allee zwischen 1963 und 1990 hieß) verlegte.

1963 bezog schließlich die Druckerei Völkerfreundschaft Dresden die frei gewordenen Druckereiräume der Sächsischen Zeitung. Wie die Impressen einiger Zeitschriften belegen, erfolgte dieser Wechsel nahtlos, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass zumindest ein Teil der vorhandenen Ausrüstung übernommen wurde. Auch die in der DDR obligatorische Druckereinummer wurde für den Standort in der Riesaer Straße beibehalten. Sie lautete nach wie vor III/9/1. Noch im Jahr des Umzugs trat das Unternehmen erstmals als Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden auf, wobei in anderen Publikationen noch bis 1969 die Bezeichnung Druckerei Völkerfreundschaft Dresden verwendet wurde. Ab 1966 nutzte das Werk auch die inzwischen geräumten Büros der Redaktion der Sächsischen Zeitung und in der Folgezeit wurden bereits erste Zulieferer- und Druckereibetriebe eingegliedert. Nachdem 1970 die Vereinigung volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie in Leipzig aufgelöst worden war, entwickelte man die Druckerei zum Stammbetrieb des Kombinates Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, dem bis etwa Mitte der 1970er Jahre diverse Unternehmen in Ostsachsen angeschlossen wurden. Ab dieser Zeit traten dann auch die eingegliederten Druckereien unter der Kombinatsbezeichnung auf, weshalb eine Identifizierung des Druckstandortes dann nur noch über die Druckereinummer möglich ist. Zum Portfolio des Stammbetriebes zählten zu dieser Zeit hautsächlich Buchproduktionen, Zeitschriften und Werbematerialien.

1990 wurde das Druckereikombinat Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden aufgelöst, indem verschiedene angeschlossene Betriebe ausgegliedert und privatisiert wurden. Die verbliebenen Kombinatsstrukturen wurden 1990 zusammen mit dem Verlag Sächsische Zeitung in die Verwaltungsgesellschaft Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH umgewandelt, die wiederum zur Komplementärgesellschaft der 1991 gegründeten Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG wurde. Letztere ist eine 60%ige Tochtergesellschaft der Gruner & Jahr GmbH & Co. KG mit 40%iger Beteiligung der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH der SPD. Sie wurde 2015 in DDV Mediengruppe GmbH & Co. KG umbenannt und hat ihren Sitz nach wie vor in der Ostra-Allee. Gedruckt wurde zunächst in der inzwischen abgerissenen Druckerei in der Ostra-Allee, seit 1998 entsteht die Sächsische Zeitung in der Meinholdstraße in Dresden-Hellerberge.

Die Gebäude der ehemaligen Kombinatszentrale in der Riesaer Straße wurden nicht oder zumindest nicht lange in die neuen Unternehmensstrukturen übernommen. Daher firmierte hier ab 1992 der Grafischer Großbetrieb Sachsenverlag. Zu den nachgewiesenen Druckerzeugnissen dieser Zeit gehören vor allem Informationsblätter.

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