Koinos
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Nach der [[Schlacht am Hydaspes]], während dieser Koinos übrigens als Hipparch die Reiterei befehligte, die mit ihrem Umgehungsmanöver den Sieg gegen [[König Poros]] ermöglicht hatte, zog das Heer Alexanders weiter ostwärts und eroberte die Stadt Sangala (heute: Sialkot) unter für die Makedonen ungewöhnlich hohen Verlusten. Der Sieg wurde am Ende unter anderem deshalb ermöglicht, weil König Poros mit Unterstützungstruppen anmarschierte. Die Kampfmoral war nun jedoch am Boden. Der Regen durchnässte unaufhörlich die Kleidung, die Männer waren in den letzten Jahren 18.000 km marschiert, man hatte gehungert, die Pferde waren fußkrank und die Wagen im aufgeweichten Gelände nicht zu gebrauchen. Am Fluss Hyphasis (heute: Beas) ließ Alexander lagern. Örtliche Fürsten hatten ihm von einem gewaltigen Königreich jenseits des Indus, am Unterlauf des gewaltigen Flusses Ganges, berichtet. Dieses Reich des Königs Xandrames sei fruchtbar, es gebe dort Elefanten. Allerdings auch eine 200.000 Mann starke Fußarmee, eine ebenso starke Kavallerie, 4.000 Kriegselefanten und 2.000 Streitwagen. Alexander ließ bei Poros nachfragen, der diese Angaben bestätigen konnte und dem Makedonen weiterhin erklärte, Xandrames sei ein Mann aus dem Volk, nur durch Intrigen an die Macht gekommen und vermutlich leicht zu stürzen, wenn man sich die örtlichen Intrigen zunutze machen konnte. Für Alexander waren die Aussichten, ein so ehrwürdiges Königreich zu unterwerfen, äußerst verlockend.<br> | Nach der [[Schlacht am Hydaspes]], während dieser Koinos übrigens als Hipparch die Reiterei befehligte, die mit ihrem Umgehungsmanöver den Sieg gegen [[König Poros]] ermöglicht hatte, zog das Heer Alexanders weiter ostwärts und eroberte die Stadt Sangala (heute: Sialkot) unter für die Makedonen ungewöhnlich hohen Verlusten. Der Sieg wurde am Ende unter anderem deshalb ermöglicht, weil König Poros mit Unterstützungstruppen anmarschierte. Die Kampfmoral war nun jedoch am Boden. Der Regen durchnässte unaufhörlich die Kleidung, die Männer waren in den letzten Jahren 18.000 km marschiert, man hatte gehungert, die Pferde waren fußkrank und die Wagen im aufgeweichten Gelände nicht zu gebrauchen. Am Fluss Hyphasis (heute: Beas) ließ Alexander lagern. Örtliche Fürsten hatten ihm von einem gewaltigen Königreich jenseits des Indus, am Unterlauf des gewaltigen Flusses Ganges, berichtet. Dieses Reich des Königs Xandrames sei fruchtbar, es gebe dort Elefanten. Allerdings auch eine 200.000 Mann starke Fußarmee, eine ebenso starke Kavallerie, 4.000 Kriegselefanten und 2.000 Streitwagen. Alexander ließ bei Poros nachfragen, der diese Angaben bestätigen konnte und dem Makedonen weiterhin erklärte, Xandrames sei ein Mann aus dem Volk, nur durch Intrigen an die Macht gekommen und vermutlich leicht zu stürzen, wenn man sich die örtlichen Intrigen zunutze machen konnte. Für Alexander waren die Aussichten, ein so ehrwürdiges Königreich zu unterwerfen, äußerst verlockend.<br> | ||
Doch er hatte die Rechnung ohne seine Generäle gemacht. Er ließ sie zu sich kommen und unterbreitete ihnen seine Eroberungspläne. Die Antwort war – Schweigen. Der alte Koinos ergriff schließlich das Wort und wagte, die Vorbehalte der anderen in Worte zu fassen. Koinos galt als einer der besten, wenn nicht gar als allerbester seiner Generäle. Er verweigerte dem König die Unterstützung. Und er blieb hart. Alexander tobte. Er sagte, er wolle dann eben alleine weiterziehen, und die, die heim wollten, sollten nur gehen und zu Hause berichten, dass sie ihren König in der Fremde im Stich gelassen hätten. Drei Tage soll sich Alexander in sein Zelt verkrochen und geschmollt haben, wie einst sein Ahn Achilleus. Am Ende musste er einsehen, dass er ohne seine Soldaten keine Chance hatte. Um das Gesicht zu wahren, ließ er Priester und Wahrsager zu sich kommen, Tiere wurden geopfert und am Ende geweissagt, dass die Unternehmung gegen den Willen der Götter sei. Damit gab Alexander also nicht dem Willen der Generäle nach, sondern dem der Götter. Also gab er den Befehl zur Umkehr. <br> | Doch er hatte die Rechnung ohne seine Generäle gemacht. Er ließ sie zu sich kommen und unterbreitete ihnen seine Eroberungspläne. Die Antwort war – Schweigen. Der alte Koinos ergriff schließlich das Wort und wagte, die Vorbehalte der anderen in Worte zu fassen. Koinos galt als einer der besten, wenn nicht gar als allerbester seiner Generäle. Er verweigerte dem König die Unterstützung. Und er blieb hart. Alexander tobte. Er sagte, er wolle dann eben alleine weiterziehen, und die, die heim wollten, sollten nur gehen und zu Hause berichten, dass sie ihren König in der Fremde im Stich gelassen hätten. Drei Tage soll sich Alexander in sein Zelt verkrochen und geschmollt haben, wie einst sein Ahn Achilleus. Am Ende musste er einsehen, dass er ohne seine Soldaten keine Chance hatte. Um das Gesicht zu wahren, ließ er Priester und Wahrsager zu sich kommen, Tiere wurden geopfert und am Ende geweissagt, dass die Unternehmung gegen den Willen der Götter sei. Damit gab Alexander also nicht dem Willen der Generäle nach, sondern dem der Götter. Also gab er den Befehl zur Umkehr. <br> |
Version vom 18:17, 26. Okt. 2014
Koinos († 326 v. Chr.) war ein makedonischer General und Feldherr Alexanders des Großen, der sowohl im Mosaik von Hannes Hegen als auch im Mosaik ab 1976 einen Auftritt hat. Er gesellt sich damit in die Reihe einer erlesenen Schar, denn außer ihm hatten nur Ludwig XIV., Kublai Khan und Christian Huygens einen Auftritt in beiden Heftreihen. Bemerkenswert ist, dass der Name Koinos im MOSAIK nirgendwo erwähnt wird. Dennoch lassen sich zwei handelnde Figuren eindeutig ihm zuordnen, wie ein Blick in die historisch überlieferten Begebenheiten und ein Vergleich mit den Personen im Mosaik beweist.
Inhaltsverzeichnis |
Zuordnung
Zweimal befasst sich das Mosaik mit Alexander dem Großen. Einmal erinnern sich Dig und Dag während der Runkel-Serie an ihre Abenteuer als Postreiter in griechischen Diensten. Zum anderen berichtet Alexander Papatentos den Abrafaxen von den Abenteuern seines Urahns, eines Generals in Diensten Alexanders. Interessanterweise befassen sich die beiden recht kurzen Episoden mit exakt demselben historischen Hintergrund, nämlich der Meuterei gegen Alexander vor Beginn seines geplanten Indien-Feldzuges.
In den historischen Quellen (Arrian, Ptolemaios und Aristobulos, wobei sich erster bei den beiden letzteren bediente) wird über dieses Zerwürfnis genau berichtet, und auch der Name des wortführenden Generals ist genannt: Koinos.
Ebendieser „wortführende General“ ist in beiden Serien bildlich und textlich eindeutig auszumachen. In Heft 138 – Der Kampf um den Wüstenbrunnen wird der Wortführer als „unerschrockener“, später als „mannhafter General“ bezeichnet. Explizit wird überdies erwähnt, dass er sich nicht am Diebstahl der Pferde der Digedags beteiligt habe, den einige andere Generäle Alexanders begingen.
Bei den Abrafaxen sehen wir in Heft 2/84 - Der Schild des Königs Poros einen schwarzbärtigen General als ziemlich aggressiven Wortführer. Er nimmt zusammen mit den anderen Generälen auch an der in beiden Serien thematisierten Lagebesprechung teil. Auch bei ihm muss es sich um Koinos handeln. Bei den Abrafaxen hat er zwei wütende Auftritte, einmal während Alexander seine Rede vor den Soldaten hält (was seiner historischen Rolle als Sprecher der Soldaten entspricht) und ein zweites Mal während der Lagebesprechung mit Alexander. Der Koinos bei den Digedags ist hingegen deutlich besonnener.
Historischer Hintergrund der „Meuterei“
Nach der Schlacht am Hydaspes, während dieser Koinos übrigens als Hipparch die Reiterei befehligte, die mit ihrem Umgehungsmanöver den Sieg gegen König Poros ermöglicht hatte, zog das Heer Alexanders weiter ostwärts und eroberte die Stadt Sangala (heute: Sialkot) unter für die Makedonen ungewöhnlich hohen Verlusten. Der Sieg wurde am Ende unter anderem deshalb ermöglicht, weil König Poros mit Unterstützungstruppen anmarschierte. Die Kampfmoral war nun jedoch am Boden. Der Regen durchnässte unaufhörlich die Kleidung, die Männer waren in den letzten Jahren 18.000 km marschiert, man hatte gehungert, die Pferde waren fußkrank und die Wagen im aufgeweichten Gelände nicht zu gebrauchen. Am Fluss Hyphasis (heute: Beas) ließ Alexander lagern. Örtliche Fürsten hatten ihm von einem gewaltigen Königreich jenseits des Indus, am Unterlauf des gewaltigen Flusses Ganges, berichtet. Dieses Reich des Königs Xandrames sei fruchtbar, es gebe dort Elefanten. Allerdings auch eine 200.000 Mann starke Fußarmee, eine ebenso starke Kavallerie, 4.000 Kriegselefanten und 2.000 Streitwagen. Alexander ließ bei Poros nachfragen, der diese Angaben bestätigen konnte und dem Makedonen weiterhin erklärte, Xandrames sei ein Mann aus dem Volk, nur durch Intrigen an die Macht gekommen und vermutlich leicht zu stürzen, wenn man sich die örtlichen Intrigen zunutze machen konnte. Für Alexander waren die Aussichten, ein so ehrwürdiges Königreich zu unterwerfen, äußerst verlockend.
Doch er hatte die Rechnung ohne seine Generäle gemacht. Er ließ sie zu sich kommen und unterbreitete ihnen seine Eroberungspläne. Die Antwort war – Schweigen. Der alte Koinos ergriff schließlich das Wort und wagte, die Vorbehalte der anderen in Worte zu fassen. Koinos galt als einer der besten, wenn nicht gar als allerbester seiner Generäle. Er verweigerte dem König die Unterstützung. Und er blieb hart. Alexander tobte. Er sagte, er wolle dann eben alleine weiterziehen, und die, die heim wollten, sollten nur gehen und zu Hause berichten, dass sie ihren König in der Fremde im Stich gelassen hätten. Drei Tage soll sich Alexander in sein Zelt verkrochen und geschmollt haben, wie einst sein Ahn Achilleus. Am Ende musste er einsehen, dass er ohne seine Soldaten keine Chance hatte. Um das Gesicht zu wahren, ließ er Priester und Wahrsager zu sich kommen, Tiere wurden geopfert und am Ende geweissagt, dass die Unternehmung gegen den Willen der Götter sei. Damit gab Alexander also nicht dem Willen der Generäle nach, sondern dem der Götter. Also gab er den Befehl zur Umkehr.
Wie im Mosaik berichtet, lief Nearchos mit der Flotte aus, während Alexander sich mit dem restlichen Heer auf einen unglaublich anstrengenden Marsch durch die Wüste begab. Zur Rache an seinem meuternden Heer, wie angenommen wird. Bei Harmozia sollten sich Heer und Flotte wiedertreffen.
Der historische Koinos
Koinos war der Schwiegersohn des berühmten Generals Parmenion. Er nahm an allen Schlachten des Asienfeldzuges Alexanders teil und befehligte dabei die besten Fußtruppen des Heeres. Seine Phalanx wurde in den Schlachten stets am äußersten rechten Flügel aufgestellt. In der Tradition des makedonischen Heeres befehligten die Kommandeure mit dem höchsten Ansehen jeweils die um so weiter rechts stehenden Truppen. Wie schon erwähnt, befehligte er in der Schlacht am Hydaspes die Reiterei, die die rechte Flanke der Inder unter Poros umging, dessen Reiterei schlug und den Fußtruppen in den Rücken fiel.
Koinos konnte es sich daher aufgrund seines Status' am ehesten leisten, dem König zu widersprechen. Sein Sieg war bemerkenswert, die Demütigung Alexanders aber auch. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der tapfere General seinen Widerspruch nur um wenige Wochen überlebte. Abgeblich starb er sehr kurzfristig und überraschend an einer Krankheit, doch schon antike Autoren vermuteten, dass Alexander dabei seine Hand im Spiel hatte. Immerhin gewährte er dem General ein prunkvolles Staatsbegräbnis.
Möglich ist aber auch, dass Koinos tatsächlich krank war, und diese Krankheit einerseits ein Grund dafür gewesen sein könnte, dass er sich so vehement für das Ende des Feldzuges eingesetzt hat, um in Ruhe genesen zu können. Oder aber Koinos war sich des nahen Endes durchaus bewusst und hatte demzufolge nicht viel zu verlieren.
Vergleich zwischen der historischen Meuterei und der Darstellung im Mosaik
- Alexander ist in beiden Erzählungen im Mosaik etwas zu schnell einverstanden mit dem Abbruch des geplanten Feldzuges. Von seinem tagelangen Groll wird nichts berichtet.
- Die im Mosaik angeführten Gründe, die Alexander zur Umkehr bewogen, stimmen zeitlich nicht: Der erwähnte Harpalos brannte erst zwei Jahre später mit der Kasse durch. Der erwähnte Aufstand in Samarkand war hingegen schon zwei Jahre zuvor niedergeschlagen worden.
- In der Geschichte Alexander Papatentos' erfolgte die Meuterei der Generäle unmittelbar nach der Schlacht am Hydaspes. Tatsächlich lagen mehrere Monate und die ganze Strecke vom Hydaspes bis zum Hyphasis hinter den Makedonen.
Dennoch sind die historischen Genauigkeiten überaus bemerkenswert. Wird der direkte Entschluss zur Umkehr des Heeres und der Bau der Indus-Flotte bei den Digedags genauer geschildert, glänzt die Erzählung Papatentos' vor allen Dingen bei der Beschreibung der Schlacht am Hydaspes. Siehe hierzu den eigenen Artikel.
Historische Randnotiz
Der Marsch vom Hyphasis bis zum Indischen Ozean hätte wahrscheinlich nur drei Monate gedauert. Gemessen an den 10 Jahren, die der Feldzug schon dauerte, eine recht kurze Zeit. Auch das Heer des Königs Xandrames kann nicht so beeindruckend und unbesiegbar gewesen sein, denn nur drei Jahre nach Alexanders Tod im Jahre 323 v. Chr. rüstete ein benachbarter Fürst eine Streitmacht aus und besiegte den König. Wäre Alexander am Indischen Ozean angekommen, hätte er tatsächlich „das Ende der Welt“ erreicht und wäre möglicherweise auch ohne Meuterei umgekehrt. So zumindest vermutet es der Historiker Robin Lane Fox.
Quellen
- Robin Lane Fox: Alexander der Große – Eroberer der Welt, KLETT-COTTA 2004; Originalausgabe 1973
- Gisbert Haefs: „Alexander in Asien“ - Roman, 1997, HEYNE
- Koinos in der Wikipedia
und eine Vielzahl anderer Artikel aus Wikipedia
Der makedonische General Koinos tritt in folgenden Heften auf
bei den Digedags: Heft 138 bei den Abrafaxen: Heft 2/84