Buch der hundert Erfindungen
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Während ihres Besuches in der ''[[Royal Society]]'' zu [[London]] verfolgen die beiden [[Digedags]] einen Vortrag von [[Thomas Savery]], der seine Erfindung einer [[Dampfpumpe]] anpreist. Ein [[Kritischer Professor der Royal Society|skeptischer Professor]] glaubt sich jedoch zu erinnern, dass bereits der [[Marquis of Worchester]] in seinem ''Buch der hundert Erfindungen'' eine solche Maschine beschrieben habe. Leider kann er das Buch in der Bibliothek der ''Royal Society'' nicht finden - kein Wunder, hat es Savery doch tags zuvor wohlweislich verschwinden lassen. In der Tat hatte der Marquis vor einem halben Jahrhundert Saverys Erfindung vorweggenommen, sie jedoch nicht gebaut. Savery fürchtet wohl zu Recht, dass man ihm sein Patent aberkennen würde, wenn man dies anhand des Buches nachweisen könne. | Während ihres Besuches in der ''[[Royal Society]]'' zu [[London]] verfolgen die beiden [[Digedags]] einen Vortrag von [[Thomas Savery]], der seine Erfindung einer [[Dampfpumpe]] anpreist. Ein [[Kritischer Professor der Royal Society|skeptischer Professor]] glaubt sich jedoch zu erinnern, dass bereits der [[Marquis of Worchester]] in seinem ''Buch der hundert Erfindungen'' eine solche Maschine beschrieben habe. Leider kann er das Buch in der Bibliothek der ''Royal Society'' nicht finden - kein Wunder, hat es Savery doch tags zuvor wohlweislich verschwinden lassen. In der Tat hatte der Marquis vor einem halben Jahrhundert Saverys Erfindung vorweggenommen, sie jedoch nicht gebaut. Savery fürchtet wohl zu Recht, dass man ihm sein Patent aberkennen würde, wenn man dies anhand des Buches nachweisen könne. | ||
- | Da [[Doktor Hooke]], der Vorsitzende der ''Royal Society'', nunmehr den Saaldiener [[Mr. Hicks]] beauftragt, ein Exemplar des Buches in der Stadt zu besorgen, winkt Savery die Digedags heimlich zu sich heran. Sie sollen verhindern, dass Hicks Erfolg hat - warum, wolle er ihnen später erklären. Mit viel Chuzpe und einer gehörigen Portion fehlenden Unrechtsbewusstseins schnappen [[Dig]] und [[Dag]] dem Saaldiener tatsächlich alle Ausgaben des ''Buchs der hundert Erfindungen'' vor der Nase weg: in der [[Buchhandlung von Salomon Sniffle]], am [[Bücherkarren von Mr. Tiffins]], im Studierzimmer von [[Mr. Buttermeadow]] usw. Am Ende | + | Da [[Doktor Hooke]], der Vorsitzende der ''Royal Society'', nunmehr den Saaldiener [[Mr. Hicks]] beauftragt, ein Exemplar des Buches in der Stadt zu besorgen, winkt Savery die Digedags heimlich zu sich heran. Sie sollen verhindern, dass Hicks Erfolg hat - warum, wolle er ihnen später erklären. Mit viel Chuzpe und einer gehörigen Portion fehlenden Unrechtsbewusstseins schnappen [[Dig]] und [[Dag]] dem Saaldiener tatsächlich alle Ausgaben des ''Buchs der hundert Erfindungen'' vor der Nase weg: in der [[Buchhandlung von Salomon Sniffle]], am [[Bücherkarren von Mr. Tiffins]], im Studierzimmer von [[Mr. Buttermeadow]] usw. Am Ende tragen sie 22 Exemplare zurück zur ''Society'', wo Savery gerade wegen Mr. Hicks' Misserfolg triumphiert hat. Entgeistert schleppt er die Digedags mit den Büchern in seine Wohnung und wirft eine Ausgabe nach der anderen in den Kamin. Den Digedags erläutert er, dass ein echter Erfinder wie er das Recht dazu habe. Dann nimmt er sie mit zu einer Inspektionsreise nach [[Cornwall]]. |
== Historisches Vorbild == | == Historisches Vorbild == |
Version vom 11:10, 2. Mai 2009
Das Buch der hundert Erfindungen des Marquis of Worchester spielt eine Rolle im Denis-Papin-Kapitel des Mosaik von Hannes Hegen. Historisches Vorbild dafür ist ein Werk von Edward Somerset, 2nd Marquess of Worcester, aus dem Jahre 1663, das unter dem Titel A Century of Inventions bekannt ist.
Inhaltsverzeichnis |
Das Schicksal des Buches im MOSAIK
Während ihres Besuches in der Royal Society zu London verfolgen die beiden Digedags einen Vortrag von Thomas Savery, der seine Erfindung einer Dampfpumpe anpreist. Ein skeptischer Professor glaubt sich jedoch zu erinnern, dass bereits der Marquis of Worchester in seinem Buch der hundert Erfindungen eine solche Maschine beschrieben habe. Leider kann er das Buch in der Bibliothek der Royal Society nicht finden - kein Wunder, hat es Savery doch tags zuvor wohlweislich verschwinden lassen. In der Tat hatte der Marquis vor einem halben Jahrhundert Saverys Erfindung vorweggenommen, sie jedoch nicht gebaut. Savery fürchtet wohl zu Recht, dass man ihm sein Patent aberkennen würde, wenn man dies anhand des Buches nachweisen könne.
Da Doktor Hooke, der Vorsitzende der Royal Society, nunmehr den Saaldiener Mr. Hicks beauftragt, ein Exemplar des Buches in der Stadt zu besorgen, winkt Savery die Digedags heimlich zu sich heran. Sie sollen verhindern, dass Hicks Erfolg hat - warum, wolle er ihnen später erklären. Mit viel Chuzpe und einer gehörigen Portion fehlenden Unrechtsbewusstseins schnappen Dig und Dag dem Saaldiener tatsächlich alle Ausgaben des Buchs der hundert Erfindungen vor der Nase weg: in der Buchhandlung von Salomon Sniffle, am Bücherkarren von Mr. Tiffins, im Studierzimmer von Mr. Buttermeadow usw. Am Ende tragen sie 22 Exemplare zurück zur Society, wo Savery gerade wegen Mr. Hicks' Misserfolg triumphiert hat. Entgeistert schleppt er die Digedags mit den Büchern in seine Wohnung und wirft eine Ausgabe nach der anderen in den Kamin. Den Digedags erläutert er, dass ein echter Erfinder wie er das Recht dazu habe. Dann nimmt er sie mit zu einer Inspektionsreise nach Cornwall.
Historisches Vorbild
Das Century of Inventions des Marquess of Worcester entstand 1655 als Manuskript und erschien erstmals 1663 in London im Verlag von J. Grismond. Der eigentliche, typisch barocke Titel lautete A Century of the names and scantlings of such Inventions as att present I can call to mynde to have tryed, and perfected; (my former notes being lost) I have endeavoured to sett these downe in such a way, as may sufficiently instruct me to putt any of them in practice havinge where-with to doe it, zu deutsch "Eine Hundertschaft von Namen und Details jener Erfindungen, die ich bisher, soweit ich mich erinnern kann, ausprobiert und vervollkommnet habe; ich habe es (da meine früheren Notizen verloren gegangen sind) unternommen, sie solcherart niederzuschreiben, dass es mir hinreichend ermöglicht wird, jegliche von ihnen zu verwirklichen, sollte ich die Gelegenheit dazu haben".
Erfindung Nummer 68 beschreibt tatsächlich eine Dampfmaschine, mit der man Wasser emporpumpen kann. Der entsprechende Text lautet (deutsche Übersetzung nach Theodor Beck, Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaus, Berlin 1899):
Eine wunderbare und höchst kraftvolle Art, Wasser durch Feuer in die Höhe zu treiben, nicht durch Anziehen oder Ansaugen, denn das kann, wie die Philosophen sagen, nur infra sphaeram activitatis [d. h. nur auf eine gewisse Entfernung (Höhe)] geschehen, sondern diese Art hat keine Grenzen, wenn die Gefäße stark genug sind; denn ich habe ein Stück von einer ganzen Kanone, deren Ende zersprungen war, genommen und zu drei Viertel mit Wasser gefüllt, und nachdem ich das zerbrochene Ende sowie das Zündloch verstopft und verschraubt und ein anhaltendes Feuer darunter gemacht hatte, barst es innerhalb 24 Stunden mit einem lauten Knall; so dass, nachdem ich ein Mittel gefunden hatte, meine Gefäße so zu machen, dass sie durch die Kraft darin verstärkt werden und sich eines nach dem andern füllt, ich das Wasser in einem andauernd 40 Fuß hohen Springbrunnenstrahle ausströmen sah. Ein Gefäß voll Wasser, das durch Feuer verdünnt wird, treibt 40 [Gefäße] kalten Wassers in die Höhe. Und ein Mann, der den Apparat bedient, hat nur zwei Hahnen zu drehen, damit, wenn ein Gefäß voll Wasser verbraucht ist, ein anderes zu drücken anfängt und es sich wieder mit kaltem Wasser füllt, und so abwechselnd, wobei das Feuer gewartet und gleichmäßig erhalten wird, was dieselbe Person gleichfalls in der Zwischenzeit zwischen den notwendigen Umdrehungen der genannten Hahnen besorgen kann. |
Das Patent auf diese Maschine hatte der Marquess bereits 1661 auf 19 Jahre angemeldet und 1663 - im Jahr des Erscheinens des Buches - angeblich sogar ein Modell gebaut. Da unter den anderen 99 Erfindungen aber auch jede Mange Humbug zu finden ist, wird es häufig bezweifelt, dass der Marquess tatsächlich eine funktionierende Dampfmaschine konstruiert haben soll.
Als Thomas Savery 1698 das Patent auf seine Dampfpumpe The miner's friend anmeldete, hatte er rechtlich - anders als im MOSAIK dargestellt - nichts zu befürchten. Das Patent des Marquess of Worcester war zu dieser Zeit bereits seit 18 Jahren abgelaufen. Das gilt in gleichem Maße knapp zehn Jahre später, als Savery die Digedags kennenlent.
Ins MOSAIK könnte Worcesters Buch der hundert Erfindungen durch die Lektüre von Matschoss oder Feldhaus gelangt sein.
Literatur
- Theodor Beck: Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaus, Berlin 1899, S. 265.
- Conrad Matschoss: Die Entwicklung der Dampfmaschine, Berlin 1908, S. 284f. online lesbar
- Franz Maria Feldhaus: Ruhmesblätter der Technik, Berlin 1910, S. 254f.
Das Buch der hundert Erfindungen wird in folgendem Mosaikheft vernichtet
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