Vermessungswesen im Mosaik
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Das Vermessungswesen ist ein im Mosaik von Hannes Hegen und im Mosaik ab 1976 häufig auftauchendes Thema.
In den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen gibt es unterschiedliche Bereiche, die als Vermessungswesen bezeichnet werden (wie z.B. physikalisches oder medizinisches Messen). Der vorliegende Artikel bezieht sich auf das geographisch-kartographische Vermessungswesen bzw. die Vermessung von Land, Flur und Bauten in der Landschaft.
Inhaltsverzeichnis |
Historisches Vermessungswesen
Die Kartographie und die Vermessung des Landes gehört seit der Antike zu den wichtigen Wissenschaftsdisziplinen. So entwickelte der griechische Mathematiker Eratosthenes die erste Methode zur Bestimmung des Erdumfangs. Im römischen Reich erlebte das Vermessungswesen einen bedeutenden Aufschwung in der praktischen Anwendung, so etwa beim Bau der Straßen im Imperium und insbesondere bei der Anlage von Befestigungen. Nahezu das ganze Mittelalter hindurch bediente man sich der Methoden aus der Römerzeit. Allerdings erreichte man wesentliche Fortschritte bei der Anwendung von Vermessungstechniken in der Baukunst, beispielsweise beim Bau der gotischen Dome.
Der Beginn der Neuzeit fiel nicht zufällig mit Errungenschaften im Vermessungswesen zusammen. So wurden Entdeckungsreisen und Weltumsegelungen erst möglich, als neue Methoden der Navigation, Kartographie und Erdvermessung eingeführt waren. Im 16./17. Jahrhundert begann auch zum ersten Male die systematische Vermessung von Landschaften und Territorien. Dazu stellte man sogenannte Landvermesser und - im militärischen Bereich - Festungsbaumeister und "Genieoffiziere" ab. Im Laufe des 17. und beginnenden 18. Jahrhundert wurde das Vermessungswesen endgültig staatlich institutionalisiert. Zahlreiche Staaten bildeten aufgrund der militärisch-strategischen Erfordernisse militärische Ingenieurskorps und richteten Ingenieurakademien ein. Hierauf beruhen beispielsweise wesentliche Handlungsteile der Österreich-Ungarn-Serie.
Gleichzeitig kartographierten wissenschaftliche Expeditionen die neu entdeckten Gebiete aller Erdteile. Dies betraf nicht nur die bisher unbekannten Territorien Afrikas, Asiens und Amerikas im allgemeinen. Auch eine Reihe explosionsartig territorial gewachsener Staaten, wie Russland und die USA, unternahmen bedeutende Anstrengungen, die neu erworbenen Gebiete zu vermessen und zu registrieren. Hieran knüpft wiederum die Episode aus der Abrafaxe-Amerika-Serie an, in der das Geographische Amt der USA eine wichtige Rolle spielt. Die Moderne schließlich erlebte einen weiteren Aufschwung des Vermessungswesens durch die Entwicklung zunächst feinster optischer, dann rechnergestützter und schließlich weltraumbasierter Messtechnik und -grundlagen.
Vermessungen bei den Digedags
Weltraum-Serie
Den mosaikchronologisch ersten Kontakt mit Vermessungen hat flüchtig die Weltraum-Serie. Bei der Landung auf dem Planeten Archaikon bricht Bhur Yham mit einer Gruppe von Vermessungsforschern auf. Diese sind mit entsprechenden Instrumenten ausgerüstet und wollen offensichtlich den Planeten kartographieren. Da allerdings die ernsthaften Forscher mit dem nächsten Heft aus der Serie verschwinden, taucht das Thema nicht wieder auf.
Erfinder-Serie
Die Digedags begleiten den Erfinder James Watt ins schottische Hochland. Watt ist dort als Landmesser tätig, um das von rauhen Bergen umgebene Tal von Glen More zu vermessen, wo der Kaledonische Kanal entstehen soll. Die Digedags assistieren ihm eifrig beim Halten der Messlatten, während Watt den Theodoliten bedient. Die Vermessungsarbeiten werden beendet, als Mr. Ramshorn die Meldung bringt, dass aufgrund von Unruhen der Kanalbau eingestellt sei.
Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten die Digedags von Oberst Meinrath den Auftrag, ein maßstäbliches Modell der Zitadelle Magdeburg zu erstellen. Es gelingt ihnen, ohne Sondererlaubnis die an sich streng bewachte Festung zu vermessen, da der größte Teil der Besatzung auf einem Manöver ist. Nur der Wachposten Gustav Meier steht am Festungstor und lässt sie für kleine Gefälligkeiten herein. Akribisch messen sie die Festung aus (siehe Bild), vervollständigen den Plan und bauen ein Modell. Bei einem abschließendem Flug mit einem Fledermaus-Flugapparat stürzen sie leider auf dem Festungshof ab und werden als Spione verhaftet. Major von Treskow nimmt ihnen auch noch die Pläne der Zitadelle ab. Die Digedags können zwar aus der Festung entkommen, aber inzwischen haben Fritz und Franz das Modell der Zitadelle aus Bastei-Bausteinen komplett umgestaltet und damit ist der Auftrag gescheitert.
Digedag-Solo in der Runkel-Serie
Die römische Stadt Monticuli soll zu einer Festung ausgebaut werden. Daher marschiert General Speculatius an der Spitze einer Ingenieurtruppe in der Stadt ein. Zunächst lässt er seinen Unteroffizier, den Centurio Vandalius, eine Fluchtlinie für die zukünftige Festungsmauer vermessen. Da diese direkt durch das Haus des Metzgers Marius führt, beginnen die Legionäre auf Speculatius' Befehl mit dem Einreißen des Gebäudes per Rammbock. Der Protest Digedags, der sich zusammen mit Nero gerade in Monticuli aufhält, fruchtet erst, als sich der Löwe auf Digedags Befehl hin auf die Legionäre stürzt. Digedag und Nero zwingen Speculatius, ein Schriftstück aufzusetzen, in dem die strategische Bedeutungslosigkeit Monticulis dargelegt wird.
Zwar wird in dieser Episode korrekt dargestellt, dass das gut entwickelte römische Vermessungswesen für den damaligen Militärbau eine wichtige Rolle spielte. Jedoch halten die Legionäre viel zu moderne Messlatten mit neuzeitlicher Zolleinteilung in den Händen.
Amerika-Serie
Die Digedags erzählen in einer Rückblende, wie sie Anno 1519 auf einer spanischen Karavelle nach Kuba unterwegs sind, um die Küste der Insel zu vermessen, welche seit der Entdeckung durch Christoph Kolumbus eine spanische Kolonie ist. Allerdings können sie ihren Auftrag nicht ausführen, da sie nach einem Sturm an die mexikanische Küste abgetrieben werden und dort dem Konquistador Hernando Cortez in die Hände fallen. Dieser hält die Besatzung des Vermessungsschiffs für Spione des Gouverneurs Diego Velazquez und lässt sie nicht wieder fort.
Vermessungen bei den Abrafaxen
Adria-Serie
In der Adria-Serie, dem ersten Einsatz der Abrafaxe, spielt die Vermessung eines Waldgebietes eine zentrale Rolle. Die Republik Venedig will den zu einem dalmatinischen Dorf an Rande des venezianischen Machtbereichs gehörenden Wald vermessen und schätzen lassen, um zu ermitteln, wie viele neue Galeeren damit aus dessen Holz für die Markusrepublik gezimmert werden können. Dazu treffen mit einer Galeere drei venezianische Waldvermesser auf dem venezianischen Kastell an der Adria ein. Doch der Versuch, den Wald zu vermessen, wird durch die Bewohner des dalmatinischen Dorfes in Zusammenarbeit mit Harlekin und den Abrafaxen kreativ verhindert. Dabei gehen auch die mitgeführten Vermessungsinstrumente zu Bruch. Nachdem zwischen den Venezianern und Harlekin ein Abkommen geschlossen worden ist und diese durch ein Wettrennen zu fünf Galeeren gekommen sind, ist der Auftrag der Waldvermesser erledigt.
Österreich-Ungarn-Serie
Einen der komplexesten Vermessungsvorgänge schildert die Serie Anno 1704/05. Als die Abrafaxe, Hans Wurst und Ludas Matyi 1704 den Wiener Vorort Achau erreichen, werden sie Zeuge, wie sich der Volkszorn gegen den Bau der Linie entlädt, denn dieser Kuruzenschutz soll direkt durch den Ort verlaufen. Der Hansl schlichtet die Prügelei zwischen aufgebrachten Achauer Bürgern und zwei Ingenieursoldaten, welche mit Vermessungsarbeiten beschäftigt sind. Ihr Chef, der Festungsbaumeister von Wühler prüft vom Eichkogl aus, einem nahe gelegenen Hügel, die Umgebung. Dabei studiert der Festungsingenieur die geographischen Gegebenheiten, während sein Assistent, der Hauptmann Stauberl, offenbar die Erkenntnisse in Planform niederlegt. Wichtig ist Wühler vor allem, die Linie um das Schloss des Barons von Tüftling "herumzuzirkeln", denn der Baron spielt mit Kaiser Leopold Tarock und ist daher zu schonen. Dass dabei die Obstgärten der Achauer im Ortsteil Audorf dran glauben müssten, ist ihm egal. Ludas Matyi und der Hansl übernehmen später in Verkleidung die Rollen Wühlers und Stauberls und zeichnen in Wühlers Bauplan eine neue Linie ein, die stattdessen den benachbarten Tüftlingschen Schlosspark durchschneidet. Dann jubeln die beiden als Festungsbaumeister Gräberl samt Hauptmann dem Baron von Tüftling die neue Planung unter, so dass schließlich die Linie wie von ihnen geplant gebaut wird.
Die Entstehung der Linie gehört zu den genauesten historischen Vorbildern, die im Mosaik umgesetzt wurden. Die Linie wurde tatsächlich in kürzester Zeit geplant und gebaut, wobei österreichische Militäringenieure eine wesentliche Rolle spielten. Die Tätigkeiten eines Festungsbauingenieurs und ihm zugeteilter Soldaten, welche selbst technisch ausgebildet sind, bei den Vermessungsarbeiten, die Aufnahme des Geländes und die auf solchen Planungen beruhenden eigentlichen Bauarbeiten dürften sich in etwa ähnlich abgespielt haben. Die Rückseite von Heft 6/78 zeigt eine historisierte, gekonnt umgesetzte Darstellung des Linienbaus.
Zweite Amerika-Serie
Einer der Protagonisten der Serie, der junge Pat O’Meany, arbeitet im Geographischen Amt der USA in Washington. Hier wird die kartographische Vermessung der Vereinigten Staaten organisiert und verwaltet. Brabax möchte dort eine geheimnisvolle Karte identifizieren. Pat als Vermessungsingenieur arbeitet nämlich gerade an einem Projekt, das offensichtlich ein paar frappierende Übereinstimmungen mit dem mysteriösen Kartenfragment aufweist. Pat und Brabax gelingt es tatsächlich, mithilfe der Nachschlagewerke in den Regalen des Amtes einige interessante Spuren zu entdecken.
Auch Abrax begibt sich zum Geographischen Amt, um im Auftrag von Bugsy Gallone herauszufinden, woher man Helium beziehen kann. Aufgrund seiner Hilfe bei der Vereitelung eines Mordanschlages des Ganoven Franco Caputto kann Pat Abrax' Bitte nach Unterlagen über heliumhaltige Erdgasquellen nicht mehr abschlagen.
Einige besondere Räume des Geographischen Amtes werden im MOSAIK präsentiert, darunter auch der Kartenraum als das Herzstück der Vermessungsbehörde. Hier wird die Richtigkeit des gesammelten Kartenmaterials von hochqualifizierten Fachleuten und externen Mitarbeitern turnusmäßig geprüft, und das MOSAIK zeigt hier einen herrlichen doppelseitigen Panoramablick. Es gibt auch einen kurzen Blick auf die Asservatenkammer, wo sich gesammelte Fundstücke von vorangegangenen Expeditionen finden, wie z.B. die Materialien der Courthouse Rock-Vermessung von 1928.
Weiterführende Lektüre
Literatur
- Den historischen Roman des Vermessungswesens hat Jules Verne geschrieben. In "Aventures de trois Russes et de trois Anglais dans l'Afrique australe" (1872, dt.: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika) verarbeitet er die Vermessung eines Meridiankreises im südlichen Afrika durch Triangulation.
- Ein hervorragendes und preisgekröntes Sachbuch über die Vermessungsgeschichte der Längengrade stammt von Dava Sobel (Längengrad : Die illustrierte Ausgabe, Berlin 1999).
Wikipedia-Links
Vermessungen sind Thema in folgenden Mosaikheften
HH: 51, 69, 83, 101, 173 Ab 1976: 5/76, 6/78, 307, 310