Buch der hundert Erfindungen

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Das Buch der hundert Erfindungen des Marquis of Worchester spielt eine Rolle im Denis-Papin-Kapitel des Mosaik von Hannes Hegen. Historisches Vorbild dafür ist ein Werk von Edward Somerset, 2nd Marquess of Worcester, aus dem Jahre 1663, das unter dem Titel A Century of Inventions ("Eine Hundertschaft von Erfindungen") bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Das Schicksal des Buches im MOSAIK

Während ihres Besuches in der Royal Society zu London verfolgen die beiden Digedags einen Vortrag von Thomas Savery, der seine Erfindung einer Dampfpumpe anpreist. Ein skeptischer Professor glaubt sich jedoch zu erinnern, dass bereits der Marquis of Worchester in seinem Buch der hundert Erfindungen eine solche Maschine beschrieben habe. Leider kann er das Buch in der Bibliothek der Royal Society nicht finden - kein Wunder, hat es Savery doch tags zuvor wohlweislich verschwinden lassen. In der Tat hatte der Marquis vor einem halben Jahrhundert Saverys Erfindung vorweggenommen, sie jedoch nicht gebaut. Savery fürchtet wohl zu Recht, dass man ihm sein Patent aberkennen würde, wenn man dies anhand des Buches nachweisen könne.

Da Doktor Hooke, der Vorsitzende der Royal Society, nunmehr den Saaldiener Mr. Hicks beauftragt, ein Exemplar des Buches in der Stadt zu besorgen, winkt Savery die Digedags heimlich zu sich heran. Sie sollen verhindern, dass Hicks Erfolg hat - warum, wolle er ihnen später erklären. Mit viel Chuzpe und einer gehörigen Portion fehlenden Unrechtsbewusstseins schnappen Dig und Dag dem Saaldiener tatsächlich alle Ausgaben des Buchs der hundert Erfindungen vor der Nase weg: in der Buchhandlung von Salomon Sniffle, am Bücherkarren von Mr. Tiffins, im Studierzimmer von Mr. Buttermeadow usw. Am Ende tragen sie 22 Exemplare zurück zur Society, wo Savery gerade wegen Mr. Hicks' Misserfolg triumphiert hat. Entgeistert schleppt er die Digedags mit den Büchern in seine Wohnung und wirft eine Ausgabe nach der anderen in den Kamin. Den Digedags erläutert er, dass ein echter Erfinder wie er das Recht dazu habe. Dann nimmt er sie mit zu einer Inspektionsreise nach Cornwall.

[Bearbeiten] Historisches Vorbild

Das Century of Inventions des Marquess of Worcester entstand 1655 als Manuskript und erschien erstmals 1663 in London im Verlag von J. Grismond. Der eigentliche, typisch barocke Titel lautete A Century of the names and scantlings of such Inventions as att present I can call to mynde to have tryed, and perfected; (my former notes being lost) I have endeavoured to sett these downe in such a way, as may sufficiently instruct me to putt any of them in practice havinge where-with to doe it, zu deutsch "Eine Hundertschaft von Namen und Details jener Erfindungen, die ich bisher, soweit ich mich erinnern kann, ausprobiert und vervollkommnet habe; ich habe es (da meine früheren Notizen verloren gegangen sind) unternommen, sie solcherart niederzuschreiben, dass es mir hinreichend ermöglicht wird, jegliche von ihnen zu verwirklichen, sollte ich die Gelegenheit dazu haben".

Erfindung Nummer 68 beschreibt tatsächlich eine Dampfmaschine, mit der man Wasser emporpumpen kann. Der entsprechende Text lautet (deutsche Übersetzung nach Theodor Beck, Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaus, Berlin 1899):

Eine wunderbare und höchst kraftvolle Art, Wasser durch Feuer in die Höhe zu treiben, nicht durch Anziehen oder Ansaugen, denn das kann, wie die Philosophen sagen, nur infra sphaeram activitatis [d. h. nur auf eine gewisse Entfernung (Höhe)] geschehen, sondern diese Art hat keine Grenzen, wenn die Gefäße stark genug sind; denn ich habe ein Stück von einer ganzen Kanone, deren Ende zersprungen war, genommen und zu drei Viertel mit Wasser gefüllt, und nachdem ich das zerbrochene Ende sowie das Zündloch verstopft und verschraubt und ein anhaltendes Feuer darunter gemacht hatte, barst es innerhalb 24 Stunden mit einem lauten Knall; so dass, nachdem ich ein Mittel gefunden hatte, meine Gefäße so zu machen, dass sie durch die Kraft darin verstärkt werden und sich eines nach dem andern füllt, ich das Wasser in einem andauernd 40 Fuß hohen Springbrunnenstrahle ausströmen sah. Ein Gefäß voll Wasser, das durch Feuer verdünnt wird, treibt 40 [Gefäße] kalten Wassers in die Höhe. Und ein Mann, der den Apparat bedient, hat nur zwei Hahnen zu drehen, damit, wenn ein Gefäß voll Wasser verbraucht ist, ein anderes zu drücken anfängt und es sich wieder mit kaltem Wasser füllt, und so abwechselnd, wobei das Feuer gewartet und gleichmäßig erhalten wird, was dieselbe Person gleichfalls in der Zwischenzeit zwischen den notwendigen Umdrehungen der genannten Hahnen besorgen kann.

Da unter den anderen 99 Erfindungen aber auch jede Menge Humbug zu finden ist, wird es häufig bezweifelt, dass der Marquess tatsächlich eine funktionierende Dampfmaschine konstruiert hatte. Kurz vor Erscheinen des Buches schloss er jedenfalls einen Vertrag mit König Karl II., worin ihm und seinen Erben das alleinige Recht auf die Nutzung dieser dampfbetriebenen Wasserhebemaschine zustand; der König erhielt dafür ein Zehntel des Gewinns zugesagt. Worcester starb aber schon 1667 und konnte seine Erfindung, so sie denn wirklich funktioniert hätte, nicht geschäftlich einsetzen. Die gelegentlich zu findende Behauptung, der Marquess habe seine Dampfmaschine auch patentieren lassen, ist falsch. Das Patent 131 vom 15. November 1661 betraf vier andere Erfindungen.

Ob Thomas Savery 1698, als er das Patent auf seine Dampfpumpe The miner's friend anmeldete, rechtliche Schritte von Worcesters Erben zu befürchten hatte, ist fraglich. Der Ingenieur Jean Théophile Desaguliers (1683-1744), ebenfalls ein Pionier der Dampfmaschine und seit 1714 ein Mitglied der Royal Society, behauptet jedenfalls in seinem Werk A Course of Experimental Philosophy (erschienen 1734/44), von einem Freund Saverys erfahren zu haben, dass dieser in seiner Gegenwart alle Exemplare von A Century of Inventions verbrannt habe, derer er habhaft werden konnte. Dies ist offenkundig die Vorlage für die Situation im MOSAIK; Desaguliers könnte das Vorbild für den skeptischen Professor abgegeben haben (er dürfte zudem die Inspiration für den Ingenieur Potter sein, der in Heft 65 auftritt).

Captain Savery, having read the Marquis of Worcester's Book, was the first who put in practice the raising Water by Fire, which he proposed for the draining of Mines. His Engine is describ'd in Harris's Lexicon, (see the Word Engine) which being compared with the Marquis of Worcester's Description, will easily appear to have been taken from him; tho' Captain Savery denied it, and the better to conceal the matter, bought up all the Marquis of Worcester's Books that he could purchase in Pater-Noster-Row, and elsewhere, and burn'd 'em in the presence of the Gentleman his Friend, who told me this.

Dieses Zitat aus dem Werk von Desaguliers auf deutsch (die Paternoster Row nahe der St. Paul's Cathedral war die Buchhandelsstraße in London):

Hauptmann Savery, der das Buch des Marquis von Worcester gelesen hatte, war der Erste, der das Anheben von Wasser durch Feuer praktisch umsetzte, was er zur Entwässerung von Minen empfahl. Seine Maschine ist in Harris's Lexikon beschrieben (siehe unter dem Wort Maschine) und wenn man sie mit der Beschreibung des Marquis von Worcester vergleicht, scheint sie offensichtlich von ihm übernommen worden zu sein; doch Captain Savery bestritt dies, und um die Sache besser zu vertuschen, kaufte er alle Bücher des Marquis von Worcester auf, die er in der Pater-Noster-Row und anderswo erwerben konnte, und verbrannte sie in Anwesenheit seines Freundes, eines Gentlemans, der mir dies erzählte.

Ins MOSAIK könnte Worcesters Buch der hundert Erfindungen durch die Lektüre von Matschoss oder Feldhaus gelangt sein. In Kiaulehns Eisernen Engeln wird das Buch zwar auch zitiert, nicht aber namentlich genannt. Woher die Angabe mit der Bücherverbrennung stammt, konnte noch nicht geklärt werden. Bei Matschoss (Band I, S. 295) wird zwar die Bücherzerstörung als durchaus denkbar erörtert, die Verbrennung jedoch nicht erwähnt.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Das Buch der hundert Erfindungen wird in folgendem Mosaikheft vernichtet

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