Zaandam

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Brabax und Peter der Große in Zaandam
Leibniz und Breschnew auf der Werft, im Hintergrund die Stadt

Zaandam ist eine Stadt in der heutigen Provinz Noord-Holland. Eine Schiffswerft in Zaandam ist Handlungsort in der Barock-Serie des Mosaik ab 1976.

Inhaltsverzeichnis

Zaandam im Mosaik

Treffen mit Peter dem Großen

Gottfried Wilhelm Leibniz und Brabax, der als Sekretär in Leibniz' Dienste getreten ist, nehmen auf der Reise von Den Haag über Amsterdam nach London einen Umweg über Zaandam, um dort den russischen Zaren Peter I. zu treffen. Dieser arbeitet unter dem Decknamen Peter Michailow inkognito auf einer Werft, um den holländischen Schiffbau zu studieren. Das Treffen mit dem Zaren ist streng geheim, und Brabax erfährt erst bei der Ankunft auf der Werft, dass er sich nicht wie erwartet in Amsterdam befindet.

Brabax soll eigentlich vor der Tür warten, während Leibniz dem Zaren seine Pläne zur Verbesserung der Welt vortragen will. Aber Brabax lässt sich nicht davon abhalten, sich zumindest auf der Werft umzusehen. Dort ist ein schwarzhaariger Hüne dabei, Baumstämme zu bearbeiten. Ohne zu ahnen, mit wem er es zu tun hat, bringt Abrax dem Zaren einige Kniffe im Umgang mit der Zimmermannsaxt bei ("Der Baum reißt, wie der Vogel scheißt").

Später sind wir dabei, wie Leibniz mit dem Zaren über die Einrichtung einer russischen Akademie der Wissenschaften spricht. Als Leibniz behauptet, dass sein Sekretär von einem anderen Planeten stamme, ist Peter begeistert und möchte Brabax gern kaufen. Da der deutsche Gelehrte ablehnt, kündigt der russische Herrscher an, sich einen eigenen (d.h. Außerirdischen) besorgen zu wollen. Bei dieser Gelegenheit betätigt Peter der Große sich als Prophet: "Ihr werdet es noch sehen: Der erste Mensch, der in den Himmel fliegt, wird ein Russe sein!"

Bemerkungen

  • Von Zaandam bekommt der Leser nur eine Schiffswerft und die dazugehörigen Werkstätten bzw. Lagerschuppen, sowie einen Leuchtturm und einige Häuser im Hintergrund zu sehen. Auf dem Werftgelände wimmelt es von Einzelheiten, die nicht in die damalige Zeit bzw. überhaupt nicht auf eine Werft gehören.
  • Historisch muss das Treffen mit Peter I. im Zaandam am 8. August 1697 stattgefunden haben (Leibniz: "Ist er schon da?" – van Mijnwerker: "Seit gestern."). Brabax und Leibniz waren allerdings am Vortage noch bei Christiaan Huygens zu Gast, der bereits im Juli 1695 verstorben ist.
  • Bemerkenswert ist, dass Leibniz von Zaandam aus mit seiner Kutsche nach Amsterdam weiterreist, um dort an Bord eines Schiffes zu gehen. Dabei muss er das IJ-Meer umrunden und auf dem Landwege über Beverwijk und Spaarndam mehr als 40 Kilometer (mehr als eine halbe Tagesreise) zurücklegen, auf dem Wasser sind die beiden Städte lediglich ca. 9 Kilometer entfernt.

Das reale Zaandam

Typische Zaansche Häuser im Freilichtmuseum Zaanse Schans
Zaandam heute: Die Zentrale von Albert Heijn

Zaandam liegt ca. 10 Kilometer nordwestlich von Amsterdam an beiden Ufern des Zaan, einem Fluss, der von Norden her in das einstige (heute größtenteils trockengelegte) IJ-Meer strömt. Mit der Innenstadt von Amsterdam ist Zaandam heute durch diverse Tunnel unter dem IJ und dem Noordzeekanaal verbunden.

In der feuchten Niederung am Zaan haben sich seit ca. 2800 Jahren mehrfach Bewohner niedergelassen; aufgrund des hohen Wasserüberschusses wurden die Ansiedlungen jedoch immer wieder aufgegeben. Dauerhafte friesische Siedlungen sind seit dem 12. Jahrhundert belegt. Einen bedeutenden Aufschwung erlebte die Region mit der Industrialisierung im 17. Jahrhundert. Die Gemeinde Zaandam entstand 1811 aus der Vereinigung der beiden Ortsteile Westzaandam und Oostzaandam (zu beiden Seiten des Flusses) und wurde 1812 unter Napoleon Bonaparte zur Stadt erhoben. Seit 1974 gehört Zaandam (ca. 72 000 Einwohner) zur Gemeinde Zaanstad (140 000).

Der Zaanstreek (der Landstrich am Zaan) gilt als das älteste Industriegebiet Europas. Im Goldenen Zeitalter des 17. Jahrhunderts standen hier rund tausend Windmühlen, vor allem windgetriebene Sägemühlen, auf denen Holz aus Skandinavien für den Schiffbau und die seit 1650 aufblühende Papierindustrie verarbeitet wurde. Mit 65 Werften war Zaandam ein Zentrum des Schiffbaus. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Ort eng mit dem Walfang verbunden. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war Zaandam zudem ein bedeutender Holzhafen.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist die Region ein Zentrum der Lebensmittelindustrie (hier werden unter anderem Kakao und Senf verarbeitet) sowie der Herstellung von Linoleum. Die Zentrale von Albert Heijn, der größten Supermarktkette der Niederlande, hat ihren Sitz in Zaandam. Zu den sichtbaren Zeichen der Veränderungen im 20. Jahrhundert gehören die erste McDonalds-Filiale in Europa (1971) und die Sultan-Ahmet-Moschee, mit 1500m² die größte türkische Moschee in Westeuropa. Zaanstad ist durch Städtepartnerschaften mit Zwickau und dem Berliner Bezirk Neukölln verbunden.

Zar-Peter-Haus (zu sehen ist der steinerne Schutzbau von 1895)

Peter I. in Zaandam

Die Große Gesandtschaft

Mit dem Ziel, das rückständige russische Reich zu modernisieren, unternahm Zar Peter I. 1697/98 eine Reise durch zahlreiche Länder Europas. Neben der offiziellen diplomatischen Mission (deren Ziele, u.a. Unterstützung im Kampf gegen das osmanische Reich zu erlangen, weitgehend verfehlt wurden), ging es dabei vor allem um die Aneignung von Wissen, den Erwerb von dringend benötigten Waffen und die Anwerbung von Fachleuten aus den westeuropäischen Staaten.

Nach Aufenthalten u.a. in Riga, Königsberg und Berlin reiste die russische Gesandtschaft in die Niederlande. Zar Peter, der sehr am Schiffbau interessiert war, begab sich direkt nach Zaandam. Dort traf er am 7. August 1697 ein und begann tags drauf auf der Werft zu arbeiten. Da die ihm in Zaandam zuteil werdende Aufmerksamkeit bald lästig wurde, zog er es nach einer Woche vor, nach Amsterdam zu gehen. Dort, auf einer Werft der Vereinigten Ostindischen Compagnie auf der Insel Oostenburg, arbeitete er schließlich vier Monate lang an der Fregatte Petrus en Paulus.

Museum Zar-Peter-Haus

Bei seinem Aufenthalt in Zaandam im August 1697 wohnte Peter I. für sieben Nächte in einem einfachen Holzhaus bei einem Schmied namens Gerrit Kist, den er zuvor bei der Arbeit in Moskau kennengelernt hatte. Das Haus stammt von 1632 und steht bis heute am selben Ort.

In dem Maße, wie die Ereignisse im Sommer 1697 zu einer Legende wurden, entwickelte sich das Zar-Peter-Haus zu einem Wallfahrtsort. Russische Zaren und holländische Fürsten besuchten das Haus, einer der neueren Einträge im Gästebuch stammt von Michail Gorbatschow. Auf Anregung des letzten russischen Zaren Nikolaus II. wurde 1895 das Holzhaus auf ein steinernes Fundament gesetzt, um es vor der Nässe aus dem Untergrund zu schützen. Um das Haus herum wurde ein steinerner Schutzbau errichtet, dessen Architektur unter anderem mit einem "fürstlichen Straßenbahndepot" oder einer "gotischen Wallfahrtskapelle" verglichen wird.

Externe Links

Zaandam ist Handlungsort in folgendem Mosaik-Heft

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