Der Meisterdieb

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Der Meisterdieb ist ein Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm; es ist in den Kinder- und Hausmärchen ab der fünften Auflage 1843 enthalten. Das Märchen weist einige Parallelen mit einem Heft der Erfinder-Serie des Mosaik von Hannes Hegen auf und könnte als Vorlage oder Inspiration gedient haben.

Inhaltsverzeichnis

Zum Märchen selbst

Kurzgefasster Inhalt

Ein Meisterdieb kehrt aus der Fremde in seinen Heimatort zurück, wo er sich zunächst seinen Eltern und dann seinem Paten, dem Grafen, zu erkennen gibt. Dieser droht ihm eine Strafe für seine Missetaten an, wenn er nicht drei Proben seiner Kunst ablegt: das beste Pferd des Grafen stehlen, das Bettlaken und den Ehering der Gräfin entwenden, den Pfarrer und den Küster entführen. Der Meisterdieb holt das Pferd, indem er sich als Weinhändlerin verkleidet und die Wächter betrunken macht. Dann überlistet er den Grafen mit der Leiche eines Gehenkten, die dieser für den Dieb hält und nachts begräbt, während der Meisterdieb selbst ins Schlafgemach des Grafen steigt, sich der Gräfin gegenüber als ihr Gatte ausgibt und von ihr Laken und Ehering erhält.

Schließlich gaukelt er Pfarrer und Küster vor, der Jüngste Tag sei angebrochen und er sei der Heilige Petrus. Um schnellstmöglich in den Himmel zu kommen, sollten sie in seinen Sack steigen. Voller Vorfreude tun die beiden das und werden vom Meisterdieb über Treppen, Pfützen und eine Stiege in den Taubenschlag geschleift, wo sie die Flügel der Engel schlagen zu hören glauben.

Nach dieser Demonstration seiner Fähigkeiten wird dem Meisterdieb vom Grafen vergeben und er kann seiner Wege ziehen.

Motive

Das Märchen ist - in natürlich abweichenden Fassungen - über die ganze Welt verbreitet. Es gibt bei den ersten beiden Proben der Diebeskunst starke Parallelen zur altägyptischen Sage von Pharao Rhampsinit und dem Meisterdieb, wie sie in den Historien von Herodot überliefert ist - auch dort macht der Dieb die Wachen betrunken und hantiert mit Leichenteilen, um eine Frau im Schlafgemach zu überlisten. Im MOSAIK findet sich diese Geschichte im Märchen von der schönen Prinzessin und dem klugen Baumeister in der Griechenland-Ägypten-Serie des Mosaik ab 1976 wieder.

Interessanterweise scheint aber die dritte Probe schon viel früher als Vorlage für die Erfinder-Serie gedient zu haben.

Die entsprechende Szene im MOSAIK

In Heft 58 des Mosaik von Hannes Hegen macht der Trickbetrüger Ebenezer Muff, ein Professor der Astrologie, dem abergläubischen Lord Plumford weis, der Weltuntergang in Form einer Sintflut stünde wegen des Nahens des Halleyschen Kometen unmittelbar bevor. Um sich und seinen Familienschatz zu retten, soll der Lord zusammen mit seinem Butler über Nacht in zwei Fässer steigen, die der Scharlatan an den Balkon gehängt hat. Muff selber würde den Schatz bewachen. Lord und Butler befolgen die Anweisungen und schlummern in den Fässern ein. Nur dank der Aufmerksamkeit der Digedags, die mit allen Wassern gewaschen sind, kommt man dem Dieb auf die Schliche.

Motivvergleich

Die wesentlichen Parallelen und Unterschiede zwischen Märchen und MOSAIK sind:

Motiv Übereinstimmung Unterschied
Märchen MOSAIK
Täter gerissener Betrüger sympathischer Meisterdieb hinterhältiger Scharlatan
Übertölpelte zwei Männer der Obrigkeit Pfarrer und Küster Lord und Butler
Vorgebliche Gefahr Weltuntergang Jüngster Tag Sintflut
Trick Besteigen eines Behältnisses ein Sack, um in den
Himmel gebracht zu werden
zwei Fässer, um nicht
in der Sitflut zu ertrinken

Ob den beiden Autoren des MOSAIK damals tatsächlich das Märchen als Inspiration vorschwebte oder ihnen die Motive anderweitig geläufig waren, ist wohl nicht mehr zu entscheiden. Die Tatsache an sich bleibt aber bestehen, das beidemale ein Trickster zwei leichtgläubige Narren dazu bringt, in ein Behältnis zu steigen, um den Weltuntergang gut zu überstehen; das kann kaum ein Zufall sein.

Externe Verweise

Das Märchen vom Meisterdieb weist mit folgendem Mosaikheft starke Parallelen auf

58
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