Capitano Spavento

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Capitano Spavento
Der Capitano im Kostüm (Figurine von Irmtraut Winkler-Wittig)

Capitano Spavento ist der Hauptgegner der Abrafaxe im ersten Kapitel der Adria-Serie, der sogenannten Dalmatien-Serie. Auch im zweiten Kapitel, der Venedig-Serie, spielt er eine unheilvolle Rolle, ist in seiner Bedeutung aber stark gesunken. Meist wird er nur Capitano genannt - seinen richtigen Namen erfährt man in Heft 7/77 durch Raffamoneti.

Inhaltsverzeichnis

Der Capitano im Mosaik

Status und Charakter

Er ist zunächst der Kommandant des venezianischen Kastells (Hefte 1/76 bis 3/77). Er hat vom Dogen die Aufgabe erhalten, das Banner des Löwen von San Marco hochzuhalten. Dabei handelt es sich sicherlich nicht um seinen Wunschposten, denn das Kastell befindet sich in einer geopolitisch komplizierten Lage - als äußerster Außenposten des venezianischen Machtbereichs an der Adriaküste, unmittelbar vor der gefährlichen Grenze zu den Türken und umgeben von einer aufmüpfigen Bevölkerung. Doch um in der Republik und vor allem in der Politik in Venedig selbst weiter Karriere zu machen, muss sich der Capitano erst einmal bewähren.

Schwierig wird es für den Capitano vor allem auch dadurch, dass er selbst kein allzu kreativer Ideengeber für militärische und wirtschaftliche Belange ist. Bezüglich dieser Themen ist er zunächst auf Leutnant Fiffico angewiesen, der die ersten drei Hefte hindurch einen Vorschlag nach dem anderen aus dem Hut zieht. Fiffico wird in dieser Rolle später durch den Gesandten Pettipedale abgelöst, der mit seinen Initiativen das Heft in die Hand nimmt. Als sich der Capitano endlich durchsetzt, nämlich um mit militärischer Übermacht das Dorf zu überfallen, führt dies mittelbar zur Katastrophe und dem (vorläufigen) Ende seiner und Venedigs Herrschaft in der Region. Die Kunst der Diplomatie ist dabei nämlich ebenfalls nicht die Stärke des Capitanos. Verhandlungen und Vereinbarungen mit den Dörflern lehnt er bei jeder Gelegenheit ab; er setzt eher auf kurzentschlossene Aktionen, die oft unabsehbare Folgen haben. Dazu ist er oftmals recht jähzornig und fährt schnell aus seiner Haut, wenn er sich über die angebliche Unfähigkeit von Untergebenen aufregt.

Die eigentliche Fähigkeit des Capitanos liegt im klassischen Intrigenspiel, welches in der venezianischen Politik besonders ausgeprägt ist. Hier wächst er über sich hinaus und schafft es, durch gewandte Rhetorik und großartige Schauspielkunst seine Gesprächspartner gehörig einzuwickeln. Eine erste Kostprobe davon wird sichtbar, als der Capitano mit einer originellen Ansprache den Pascha ablenkt, während Handlanger Scaramuccio die Galeere des Türken sabotiert. In Venedig angekommen, blüht der Capitano erst recht auf (Hefte 7/77 bis 12/77). Selbst der schlaue Harlekin und die Abrafaxe durchschauen sein Spiel nicht, während er sie mit einer emotional-rührseligen Charade hereinlegt. Es ist zu vermuten, dass ihm noch eine große Karriere in der Politik bevorsteht.

Taten als Kommandant

Der Capitano als Modell

Durch die Pläne seiner Offiziere inspiriert, versucht der Capitano zunächst, mit heftigem Aktionismus das Vertrauen der Dorfbewohner zu erschleichen, damit die Steuer- und Subsistenzeinnahmen wieder sprudeln. Doch sowohl der Plan, mithilfe eines falschen Bären den Honig aus dem Dorf zu stehlen, als auch das Vorhaben, mit einer Truppe falscher Türken Unruhe zu stiften, schlagen grandios fehl, da die Lagebesprechungen im Kastell dummerweise von Harlekin belauscht werden. Danach schwenkt der Capitano auf Eigensicherung um und will sein Kastell verteidigungsbereit machen. Die Umleitung des Dorfbaches zwecks Auffüllen des Wassergrabens um das Kastell zieht den Zorn der Dörfler auf sich, die gekonnt zurückschlagen und nun erst recht auf die Venezianer sauer sind.

In seiner Hilflosigkeit wendet sich der Capitano an den Dogen in Venedig und bittet um Verstärkung. Statt militärischer Verstärkung aber trifft bloß eine kleine Truppe um die diplomatische Gesandtschaft von Ambasciatore Pettipedale ein, was der Capitano als gewaltiges Missvertrauen interpretiert. Zu weiterem Ärger führt es, dass der Gesandte dem Capitano den Schneid abkauft und es bei den Dörflern recht erfolgreich mit Diplomatie versucht; die kleinen und großen Pläne des Gesandten funktionieren - zumindest anfangs - deutlich besser als die früheren Pläne des Capitanos. Während der Capitano den Dörflern ihren Wald auch ohne Zögern gewaltsam entrissen hätte, schafft es der Gesandte, die Beschaffung von fünf Galeeren - worum es Venedig letztlich geht - auf Harlekin und die Dorfbewohner abzuwälzen. Erst, als sich die Herbeischaffung der Galeerenbesatzungen verzögert, kann der Capitano den Gesandten dazu bringen, mit Gewalt auf das Dorf zu marschieren, um seine Macht zu demonstrieren, die Aufmüpfigkeit der Bewohner endgültig zu beenden und sie gleich noch zwangszurekrutieren. Doch auch dieser Plan geht fehl: Während die kleine Streitmacht des Capitanos auf das Dorf marschiert, wird das Kastell in die Luft gesprengt, und der Capitano findet sich in hoffnungsloser Lage wieder, so dass er als Zeichen seiner Niederlage den Degen abgibt.

Nach der Zerstörung des Kastells tut er sich mit seinem ehemaligen Gegner, dem osmanischen Pascha, zusammen und startet eine kurze und erfolglose Karriere als Pirat an Bord des Weinfass-Schiffes (Hefte 4/77 bis 6/77). Sie malen sich schon ihre künftigen Taten aus, müssen dann aber einsehen, dass ohne ein "Anlernen" bei einem echten Piraten nicht viel zu machen ist. Doch der Pirat, den der Capitano im Auge hat, entpuppt sich als gerissener Geselle, der die Türken und Venezianer immer schön gegeneinander ausgespielt hat. Infolge einer Schiffshavarie treiben Capitano und Pascha mit dem Rest ihres Fassschiffs schließlich nach Venedig.

Der Capitano in seiner Rolle als Capitano

Taten in Venedig

In Venedig landet der Capitano ausgerechnet und für ihn sehr vorteilhaft an einem Strandabschnitt, der zum Besitz eines alten Freundes, des reichen und mächtigen Patriziers Raffamoneti gehört. Von selbigem in dessen Villa verbracht, schildert ihm der Capitano umgehend die Taten Harlekins und der Abrafaxe in den schwärzesten Farben. Raffamoneti spannt daraufhin (vom Mosaikleser zunächst unbemerkt) den Capitano gleich in eigene Pläne ein, nämlich die Neuankömmlinge gegen einen eigenen Konkurrenten ums Dogenamt (den Patrizier Cassalera) auszuspielen (Hefte 8/77 und 9/77).

Zu diesem Zweck nimmt der Capitano Verbindung zu Harlekin und den Abrafaxen auf, lockt diese in sein altes Palazzo und bringt sie dazu, das Theaterstück Il Giuocatore ins Programm zu nehmen. Das Theaterstück wird von Harlekin und seiner Truppe als Wahlwerbung für Cassalera aufgeführt. Der Capitano spielt sogar in einer Rolle als verschuldeter Offizier in dem Stück mit. Der Stoff beruht angeblich auf Ereignissen in des Capitanos Familie, in Wirklichkeit aber handelt es sich um eine ziemlich getreue Wiedergabe von Cassaleras Geschacher um seine Tochter Rosalia. Durch die Aufführung, die eigentlich im Rahmen seiner Wahlwerbung stattfindet, ist Cassalera nun zum Gespött der ganzen Stadt geworden und kann sich den Dogenhut abschminken. Raffamoneti und der Capitano können sich die Hände reiben.

Zum Ausklang der Adria-Serie sorgt der Capitano mit einer letzten Anstrengung dafür, dass Harlekin und seiner Truppe endgültig der Aufenthalt in Venedig verleidet wird. Er besorgt sich den Auftrag des Hohen Rates, das neue Stück Der Esel als Löwe der Commedia verbieten zu lassen. Zwar erhält der Capitano dabei noch einmal eine kleine Abreibung, doch das Stück muss abgebrochen werden; Harlekin und die Abrafaxe müssen aus Venedig verschwinden, um nicht in die Bleikammern zu wandern. So hat der Capitano erfolgreich seine Bewährung im venezianischen Intrigenspiel gezeigt und hofft darauf, bald der neue Polizeichef von Venedig zu werden.

Der Capitano als Figur der Commedia dell'arte

In der Commedia dell'arte erfüllt der Capitano zwei Rollenbilder, die zwar durchaus miteinander in Verbindung stehen können, aber zumeist separat besetzt sind.

Die erste dieser Rollen ist der Typ des abgrundtief schurkischen, abgehalfterten Soldaten bzw. Söldners. "Capitano" steht dabei für einen Söldner- oder Räuberhauptmann. In dieser ausschließlich negativ besetzten Figur stellt der Capitano eine Karikatur der französischen und spanischen Söldnerheere dar, die das Italien des 16. Jahrhunderts wiederholt heimgesucht haben. Zu den Eigenschaften, welche diese Figur des Capitano mitbringt, gehören typischerweise Raffgier, Skrupellosigkeit, Überheblichkeit und Feigheit.

Der Capitano kann aber durchaus auch eine weitere Rolle spielen, nämlich die des sogenannten "Zweiten Liebhabers"; also einer Figur, die als dritte Person eine Zweierbeziehung stört und Unruhe stiftet. Zwar tritt auch hier der Capitano als nicht-positive Figur, namentlich als Lügner, auf. Er ist aber dabei nicht wie im obrigen Sinne die Verkörperung alles Schlechten, sondern sorgt sogar dafür, dass seine übertriebenen Lügen, die ihn immer als Verlierer enden lassen, schließlich zum Happy End führen (Beispiel: Die Liebenden finden wieder zusammen).

Der Name Spavento

Spavento ist italienisch und bedeutet "der Schrecken". So heißt bereits - ironisch - die Figur der Commedia dell'arte.

Literatur

Externe Links

Der Capitano tritt in folgenden Mosaikheften auf

1/76, 2/76, 3/76,       5/76, 6/76, 7/76, 8/76, 9/76, 10/76, 11/76
      2/77, 3/77, 4/77, 5/77, 6/77, 7/77, 8/77, 9/77,        11/77, 12/77
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