C. G. Röder

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1958 wurde die bis dahin treuhänderisch verwaltete Druckerei in das Eigentum des Volkes überführt. Rechtsträger war zunächst die ''Deutsche Investitionsbank Berlin'', bevor das Unternehmen 1960 der ''Vereinigung volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie'' in Leipzig unterstellt wurde. Seit dieser Zeit firmierte das Druckhaus als ''C. G. Röder mit staatlicher Beteiligung''. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Name ''Röder'' noch in der Firmenbezeichnung erhalten blieb, obwohl viele Unternehmen in der DDR seit 1954 angewiesen wurden, Hinweise auf Firmengründer oder frühere Besitzer aus ihrem Namen zu tilgen. Vermutlich wurde hier darauf verzichtet, weil der Name ''Röder'' auch unter Musikliebhabern im Ausland einen guten Ruf genoss. Im Zuge der in der DDR forcierten Kombinatsbildung wurde die Druckerei 1972 zunächst in den ''VEB Röderdruck'' umgewandelt und wenig später als ''Grafischer Betrieb Röderdruck'' in den ''[[Graphischer Großbetrieb Offizin Andersen Nexö|Graphischen Großbetrieb Offizin Andersen Nexö]]'' eingegliedert. In der Folgezeit wurde der Betrieb systematisch zum zweiten Hauptstandort des Kombinates entwickelt und verschmolz 1976 schließlich gänzlich mit dem Stammbetrieb, wodurch der Name ''Röder'' nun doch verschwand. Im Falle von Druckaufträgen für westdeutsche oder ausländische Verlage wurde schon früher zum Teil auf die Nennung des Firmennamens oder der Bezeichnung des Kombinatsbetriebes verzichtet. Eine eindeutige Zuordnung des Druckortes ist dann nur noch über die in der DDR obligatorische Betriebsnummer im Druckvermerk möglich. Bis 1976 lautete diese für den Leipziger Druckereibetrieb zwischen Gerichtsweg und Perthesstraße III/18/2.
1958 wurde die bis dahin treuhänderisch verwaltete Druckerei in das Eigentum des Volkes überführt. Rechtsträger war zunächst die ''Deutsche Investitionsbank Berlin'', bevor das Unternehmen 1960 der ''Vereinigung volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie'' in Leipzig unterstellt wurde. Seit dieser Zeit firmierte das Druckhaus als ''C. G. Röder mit staatlicher Beteiligung''. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Name ''Röder'' noch in der Firmenbezeichnung erhalten blieb, obwohl viele Unternehmen in der DDR seit 1954 angewiesen wurden, Hinweise auf Firmengründer oder frühere Besitzer aus ihrem Namen zu tilgen. Vermutlich wurde hier darauf verzichtet, weil der Name ''Röder'' auch unter Musikliebhabern im Ausland einen guten Ruf genoss. Im Zuge der in der DDR forcierten Kombinatsbildung wurde die Druckerei 1972 zunächst in den ''VEB Röderdruck'' umgewandelt und wenig später als ''Grafischer Betrieb Röderdruck'' in den ''[[Graphischer Großbetrieb Offizin Andersen Nexö|Graphischen Großbetrieb Offizin Andersen Nexö]]'' eingegliedert. In der Folgezeit wurde der Betrieb systematisch zum zweiten Hauptstandort des Kombinates entwickelt und verschmolz 1976 schließlich gänzlich mit dem Stammbetrieb, wodurch der Name ''Röder'' nun doch verschwand. Im Falle von Druckaufträgen für westdeutsche oder ausländische Verlage wurde schon früher zum Teil auf die Nennung des Firmennamens oder der Bezeichnung des Kombinatsbetriebes verzichtet. Eine eindeutige Zuordnung des Druckortes ist dann nur noch über die in der DDR obligatorische Betriebsnummer im Druckvermerk möglich. Bis 1976 lautete diese für den Leipziger Druckereibetrieb zwischen Gerichtsweg und Perthesstraße III/18/2.
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[[Datei:Röder_1995.jpg|thumb|right|x213px|verlassenes Druckereigebäude 1995, von der Perthesstraße aus gesehen, der Flügel rechts gilt seit 2005 als der älteste mehrgeschossige Stahlbetonbau Deutschlands]]
1990 wurde der ''Graphische Großbetrieb Offizin Andersen Nexö'' umstrukturiert, indem man das Kombinat aufgelöste und eingegliederte kleinere Betriebe entweder an die Vorbesitzer rückübertragen, verkauft oder geschlossen wurden. Aus dem verbliebenen ehemaligen Stammbetrieb mit seinen beiden Hauptstandorten, zu denen auch der Röder-Bau gehörte, wurde die ''Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH'' gebildet. 1994 wurde das Unternehmen verkauft und der neue Eigentümer errichtete einen modernen Produktionsstandort in [[Zwenkau]] bei Leipzig, wohin die Traditionsdruckerei noch im selben Jahr umzog. 1996 wechselte das Unternehmen erneut den Besitzer, konnte zunächst weiterhin an frühere Erfolge im Bereich der Buchherstellung anknüpfen und wurde sogar zwischen 2007 und 2009 dadurch erweitert, dass sämtliche verbliebenen graphischen Betriebe am Standort Leipzig übernommen wurden. Von 2012 bis 2014 durchlief das Werk ein erstes Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, musste jedoch 2015 erneut Insolvenz anmelden, worauf das Werk in Zwenkau schließlich geschlossen wurde.
1990 wurde der ''Graphische Großbetrieb Offizin Andersen Nexö'' umstrukturiert, indem man das Kombinat aufgelöste und eingegliederte kleinere Betriebe entweder an die Vorbesitzer rückübertragen, verkauft oder geschlossen wurden. Aus dem verbliebenen ehemaligen Stammbetrieb mit seinen beiden Hauptstandorten, zu denen auch der Röder-Bau gehörte, wurde die ''Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH'' gebildet. 1994 wurde das Unternehmen verkauft und der neue Eigentümer errichtete einen modernen Produktionsstandort in [[Zwenkau]] bei Leipzig, wohin die Traditionsdruckerei noch im selben Jahr umzog. 1996 wechselte das Unternehmen erneut den Besitzer, konnte zunächst weiterhin an frühere Erfolge im Bereich der Buchherstellung anknüpfen und wurde sogar zwischen 2007 und 2009 dadurch erweitert, dass sämtliche verbliebenen graphischen Betriebe am Standort Leipzig übernommen wurden. Von 2012 bis 2014 durchlief das Werk ein erstes Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, musste jedoch 2015 erneut Insolvenz anmelden, worauf das Werk in Zwenkau schließlich geschlossen wurde.

Version vom 08:49, 12. Aug. 2016

Firmengründer Röder
Logo der Firma Anfang des 20. Jahrhunderts

In der Druckerei C. G. Röder bzw. im VEB Röderdruck bzw. im Grafischen Betrieb Röderdruck wurden zwischen 1955 und 1975 die MOSAIK-Hefte 1 bis 223 auf holzhaltigem Papier hergestellt. Darüber hinaus entstanden hier auch sämtliche deutschsprachigen Exporthefte, die Hefte der schwarzen Serie sowie die meisten der fremdsprachigen Heftausgaben mit den Digedags.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Druckereigebäude um 1926, rechts des quadratische Stammhaus, links daneben die drei Flügel des Stahlbeton-Anbaus, ganz links Wohnhäuser, vorn der Gerichtsweg

1846 gründete der Bäckersohn Carl Gottlieb Röder (* 22. Juni 1812 in Stötteritz; † 29. Oktober 1883 in Gohlis) in Leipzig die Graphische Anstalt von C. G. Röder, die sich zunächst auf den Notenstich konzentrierte. Die fein gearbeiteten Notendrucke erlangten nach und nach Bekanntheit unter Musikliebhabern in Deutschland, wodurch das Unternehmen ständig wuchs und mehrmals umziehen musste. 1874 wurde der Firmensitz schließlich in den Leipziger Gerichtsweg verlegt, wo nach und nach der bekannte große Gebäudekomplex entstand, bis dieser zwischen 1898 und 1904 in zwei abschließenden Erweiterungen in moderner Stahlbetonbauweise fertiggestellt werden konnte. Bereits 1881 wurde im Rahmen einer der seinerzeit durchgeführten Firmenübernahmen auch eine Buchdruck-Abteilung in das Unternehmen integriert und 1900 bzw. 1901 wurden mit der C. G. Röder Ltd. in London und der Imprimerie C. G. Röder, S.A. in Paris erste Tochterunternehmen gegründet. 1905 wurde die Leipziger Druckerei in die Graphischer Großbetrieb C. G. Röder G. m. b. H. umgewandelt und bis 1914 entstanden Vertretungen in Berlin, Wien, Budapest und Brüssel. Das Portfolio umfasste inzwischen neben Notendrucken auch die Herstellung lithographischer Postkarten und die Buchproduktion. Seit 1907 nutzte man hier auch den damals noch sehr jungen Bogenoffsetdruck.

Fassade der Druckerei um 1939, vom Gerichtsweg aus gesehen, links der Stahlbeton-Anbau, rechts das Stammhaus

1930 erfolgte zunächst die Umwandlung des Unternehmens in die C. G. Röder AG, bevor 1937 nach einer Umstrukturierung und Modernisierung daraus die C. G. Röder KG gebildet wurde, die damals erstmals unter der allgemeinen Bezeichnung Röderdruck auftrat. Während eines alliierten Luftangriffs 1943 wurde der riesige Gebäudekomplex so weit zerstört, dass nur der noch heute stehende Stahlbeton-Teil der alten Druckerei weitgehend unversehrt blieb. Erst 1944 nach mühseligen Aufräum- und Reparaturarbeiten konnte wieder ein eingeschränkter Druckbetrieb aufgenommen werden. Als Leipzig 1945 unter alliierter Besetzung stand und dem Unternehmen ein Druckverbot auferlegt wurde, lagerten in den Untergeschossen des Areals noch etwa eine Million gestochene Musiknotenplatten. Diese wurde 1946 im Rahmen der zur Zahlung der Reparationen durchgeführten Demontage zunächst beschlagnahmt, wenig später jedoch als „wesentliches Stück Kulturbesitz der Menschheit“ zurückgegeben, um damit ab 1947 Reparationsaufträge im Bereich Druckgewerbe zu erfüllen. Aus demselben Grund blieben dem Unternehmen auch einige beschädigte Druckmaschinen erhalten, die wieder repariert werden konnten. So wurden bereits Ende der 1940er Jahre 80% des Umsatzes aus Aufträgen für die Sowjetische Militäradministration in Deutschland generiert. 1948 wurden Pläne zur Instandsetzung der Gebäudeteile „infolge der katastrophalen Baustoffknappheit“ als „indiskutabel“ zurückgestellt. 1949 allerdings beschloss man den Wiederaufbau des Areals in drei Bauabschnitten, der dann aber doch nie realisiert wurde. So blieb es schließlich nur bei einigen Aufräum- und Rückbaumaßnahmen. Dennoch konnte sich das Unternehmen durch die Qualität der hergestellten Notendrucke, Bücher, Zeitschriften, Postkarten und Werbemittel in der jungen DDR etablieren. Bereits 1951 zählte die Druckerei C. G. Röder zu den führenden Leipzigs, in der ab 1955 auch wieder Vierfarbdruck möglich war.

zerstörtes Druckereigebäude um 1944, Stammhaus am Gerichtsweg

1958 wurde die bis dahin treuhänderisch verwaltete Druckerei in das Eigentum des Volkes überführt. Rechtsträger war zunächst die Deutsche Investitionsbank Berlin, bevor das Unternehmen 1960 der Vereinigung volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie in Leipzig unterstellt wurde. Seit dieser Zeit firmierte das Druckhaus als C. G. Röder mit staatlicher Beteiligung. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Name Röder noch in der Firmenbezeichnung erhalten blieb, obwohl viele Unternehmen in der DDR seit 1954 angewiesen wurden, Hinweise auf Firmengründer oder frühere Besitzer aus ihrem Namen zu tilgen. Vermutlich wurde hier darauf verzichtet, weil der Name Röder auch unter Musikliebhabern im Ausland einen guten Ruf genoss. Im Zuge der in der DDR forcierten Kombinatsbildung wurde die Druckerei 1972 zunächst in den VEB Röderdruck umgewandelt und wenig später als Grafischer Betrieb Röderdruck in den Graphischen Großbetrieb Offizin Andersen Nexö eingegliedert. In der Folgezeit wurde der Betrieb systematisch zum zweiten Hauptstandort des Kombinates entwickelt und verschmolz 1976 schließlich gänzlich mit dem Stammbetrieb, wodurch der Name Röder nun doch verschwand. Im Falle von Druckaufträgen für westdeutsche oder ausländische Verlage wurde schon früher zum Teil auf die Nennung des Firmennamens oder der Bezeichnung des Kombinatsbetriebes verzichtet. Eine eindeutige Zuordnung des Druckortes ist dann nur noch über die in der DDR obligatorische Betriebsnummer im Druckvermerk möglich. Bis 1976 lautete diese für den Leipziger Druckereibetrieb zwischen Gerichtsweg und Perthesstraße III/18/2.

verlassenes Druckereigebäude 1995, von der Perthesstraße aus gesehen, der Flügel rechts gilt seit 2005 als der älteste mehrgeschossige Stahlbetonbau Deutschlands

1990 wurde der Graphische Großbetrieb Offizin Andersen Nexö umstrukturiert, indem man das Kombinat aufgelöste und eingegliederte kleinere Betriebe entweder an die Vorbesitzer rückübertragen, verkauft oder geschlossen wurden. Aus dem verbliebenen ehemaligen Stammbetrieb mit seinen beiden Hauptstandorten, zu denen auch der Röder-Bau gehörte, wurde die Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH gebildet. 1994 wurde das Unternehmen verkauft und der neue Eigentümer errichtete einen modernen Produktionsstandort in Zwenkau bei Leipzig, wohin die Traditionsdruckerei noch im selben Jahr umzog. 1996 wechselte das Unternehmen erneut den Besitzer, konnte zunächst weiterhin an frühere Erfolge im Bereich der Buchherstellung anknüpfen und wurde sogar zwischen 2007 und 2009 dadurch erweitert, dass sämtliche verbliebenen graphischen Betriebe am Standort Leipzig übernommen wurden. Von 2012 bis 2014 durchlief das Werk ein erstes Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, musste jedoch 2015 erneut Insolvenz anmelden, worauf das Werk in Zwenkau schließlich geschlossen wurde.

Das Gebäude der ehemaligen Notendruckerei C. G. Röder stand nach dem Umzug der Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH 1994 leer und begann zu verfallen. 2003 wurden die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Teile so weit zurückgebaut, dass nur die heute noch stehenden drei weitgehend unversehrt gebliebenen Gebäudeflügel im Leipziger Graphischen Viertel erhalten blieben. 2005 erteilte die Stadt Leipzig zunächst die Genehmigung zum vollständigen Abriss, die umgehend Leipziger Denkmalschützer auf den Plan rief. Als noch im selben Jahr der Nachweis gelang, dass der ab 1898 entstandene Flügel in der Perthesstraße der älteste mehrgeschossige Stahlbetonbau Deutschlands ist, den zudem der bekannten Leipziger Architekt Max Pommer errichtet hatte, wurde die Abrissgenehmigung 2006 aufgrund baugeschichtlicher Bedeutung widerrufen. 2014 begann man mit ersten Bestandsanalysen und Machbarkeitsstudien zur Wiederbelebung des Areals, die im vollständigen Ausbau und der Bereitstellung der so entstehenden Geschäfts- und Wohnräume im denkmalgeschützten Gebäude ihren Abschluss finden sollen.

Druck des MOSAIK

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Literatur

  • Grünberg, Reiner; Hebestreit, Michael; Janetzky, Jörg (Herausgeber): Das Mosaik von Hannes Hegen - Katalog 2012, Teil 1, privat, 2012, S. 135ff
  • Luers, Helmfried: C.G.Röder.GmbH Leipzig - News & Views in The Postcard Album #15, privat, S. 1ff (online-Version)
  • Luers, Helmfried: Röder Notes in The Postcard Album #16, privat, S. 33ff (online-Version)
  • Luers, Helmfried: C.G. Röder - Leipzig in The Postcard Album #19, privat, S. 22ff (online-Version)
  • Luers, Helmfried: History of C.G. Röder Works - Leipzig in The Postcard Album #20, privat, S. 33ff (online-Version)
  • Riecker, Ariane; Dittmann, Matthias; Markov, Claudius: Offizin Andersen Nexö - Die Firmengeschichte, OAN Graphischer Großbetrieb, Zwenkau 1995
  • Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Bestehens der Firma C. G. Röder Leipzig, C. G. Röder, Leipzig 1896 (online Version siehe Externe Links)
  • Notendruckerei C. G. Röder, Leipzig, Graphisches Viertel (Produktinformation), Deutsche Gesellschaft für Grundbesitz AG, 2014, S. 42f, 50ff, 167 (online Version siehe Externe Links)

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