Blueberry

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Blueberry
Auch wenn das ZACK-Dossier 2003 erschien, zeigt das Cover unseren Helden in den 70ern, denn es entstand unter Verwendung eines ZACK-Posters, das bereits 1977 erschien.
Originaltitel Blueberry
Zeichner Jean Giraud u.a.
Texter Jean-Michel Charlier,
François Corteggiani u.a.
Erstveröffentlichung
in
Pilote 210
Datum
31.10.1963
frühste
ZACK-Veröffentlichung
ZACK 19/1972
27.4.1972
Mosaik-Bezug Cameo-Auftritte
Genre Western
Stil Realistic
Besonderheiten: Jean-Paul Belmondo, ein seinerzeit populärer, französischer Schauspieler,
war für Blueberry das optische Vorbild. Die Ähnlichkeit legte sich aber im Laufe der Zeit.


Blueberry ist der Oberbegriff für die Comicserie Leutnant Blueberry und all ihre Neben- und Nachfolgeserien, in denen die Comicfigur Mike Steve Blueberry der Protagonist ist.

Inhaltsverzeichnis

Editionsgeschichte und Autoren

Im Jahre 1959 wurde das französische Magazin Pilote gegründet. Unter der Regie einer Doppelspitze aus René Goscinny und Jean-Michel Charlier als Chefredakteure und mit Albert Uderzo als Zeichner, der sowohl im humoristischen wie realistischen Strich zuhause war, präsentierte Pilote in der Anfangszeit Serien, die heute zu den Klassikern der franco-belgischen Comics zählen. Besonders sind hier Der rote Korsar (Charlier mit Zeichner Victor Hubinon), Mick Tangy (Charlier / Uderzo) und natürlich allen voran Asterix (Goscinny / Uderzo) zu nennen. Pilote war vom Start weg sehr erfolgreich und wurde zu einer langjährigen festen Größe der französischen Comics. Der bunten Mischung aus Genres und Stilen fehlte aber ein zünftiger Western. So schafften Charlier und der damals 25jährige Zeichner Jean Giraud Abhilfe mit dem 1963 entstandenen Blueberry.

Zunächst war die Serie noch Fort Navajo betitelt, denn erst im Verlauf dieser in der Tradition des klassischen Kavallerie-Westerns angelegten Geschichte kristalisierte sich Leutnant Blueberry als Hauptfigur heraus, nach dem die Serie dann ab 1966 benannt wurde. Jean Giraud war ab 1961 Assistent von Jijé (d.i. Joseph Gillain) und inkte ein Album von dessen Westernserie Jerry Spring. So war Blueberry zu Beginn der Serie noch so stark stilistisch an Jijés Stil angelehnt, dass dieser ohne erkennbaren Stilbruch die Zeichnungen von Blueberry mitten in einem Abenteuer übernehmen konnte als Giraud 1965 für ein halbes Jahr nach Mexiko reiste.

1968 startete mit Super Poket Pilote das Taschenbuch-Begleitobjekt zum Pilote-Magazin. Hier erschien in der ersten Ausgabe eine Kurzgeschichte mit Blueberry, bei der Giraud nicht nur für die Zeichnungen zuständig war, sondern sich auch erstmalig als Texter von Blueberry versuchte. Während diese Geschichte noch im gewohnten Blueberry-Setting angesiedelt war, startete in der zweiten Ausgabe von Pocket Pilote, nun wieder mit Charlier als Texter, Die Jugend von Blueberry. Bis zur Einstellung des Taschenbuch-Projektes wurden hier die Erlebnisse von Blueberry während des Sezessionskrieges parallel zu den im Magazin erscheinenden Abenteuern erzählt. Diese Taschenbuch-Geschichten wurden später auf Album-Format vergrößert in drei Jugend-Alben zusammengefasst. Mit dem neuseeländischen Zeichner Colin Wilson setzte Charlier die Jugend-Abenteuer in der Folge als Album-Serie fort. Nach Charliers Tod im Jahr 1989 übernahm François Corteggiani die Jugend-Serie als Texter und führt sie bis heute, inzwischen mit Michel Blanc-Dumont als Zeichner, fort.

Charliers Tod markiert einen Wendepunkt in der Editionsgeschichte von Blueberry: Die Hauptserie Leutnant Blueberry wurde mit dem Album Arizona Love, für das Charlier noch die ersten 22 Seiten geschrieben hat, von Giraud beendet. Giraud übernahm nun vor allem als Texter die Verantwortung für die weiteren Geschicke des Helden. So schrieb er das drei Alben umfassende Spin-off Marshall Blueberry, das von William Vance (Band 1 und 2) und Michel Rouge (Band 3) zeichnerisch umgesetzt wurde. Zudem führte er als Zeichner und Texter in Personalunion die Hauptserie als Mister Blueberry weiter. Ein weiteres Projekt, Blueberry 1900 mit Boucq als Zeichner und Giraud als Texter, wurde nicht realisiert.[1] Mister Blueberry gelangte noch zu einem runden Abschluss, der auch den Bogen zurück zu den Anfängen der Serie als Fort Navajo spannt, bevor Giraud 2012 starb. Zur Zeit (Stand Mai 2015) deutet nichts darauf hin, dass die Hauptserie noch einmal wieder aufgenommen würde, allerdings erscheinen weiterhin Alben der Jugend-Serie von Corteggiani / Blanc-Dumont. So soll im Herbst 2015 mit dem 21. Jugend-Band das insgesamt 53. Blueberry-Album erscheinen (die Marschall-Reihe erschien mit eigener Nummerierung von 1-3, alle anderen Bände wurden in einer Reihe veröffentlicht, innerhalb derer das neue Album dann die Jubiläums-Nummer 50 ist).

Leutnant Blueberry / Mister Blueberry

  • Die Hauptserie Leutnant Blueberry umfasst insgesamt 23 Bände, die in verschiedene Zyklen unterteilt werden können:
  1. Fort Navajo - 5 Alben, in denen es um die Indianerkriege geht. Vorbild waren hier offensichtlich klassische Kavallerie-Western-Filme. Die Anleihen daran gehen soweit, dass Apachen-Häuptling Cochise in diesen Blueberry-Geschichten deutliche Ähnlichkeit zu Jeff Chandler aufweist, der diesen Anfang der 1950er Jahre in drei Kinofilmen verkörperte. In diesem Zyklus trifft Blueberry erstmals auf Jim McClure, der zum Sidekick avanciert.
  2. Der Mann mit dem Silberstern - 1 Album, mit deutlichen Anleihen an die John Wayne-Filme Rio Bravo und El Dorado. Dieses Album stellt einen Sonderfall in der Blueberry-Reihe dar, denn es ist das einzige Album, das in sich abgeschlossen ist und losgelöst vom Rest der Serie gelesen werden kann.
  3. Das eiserne Pferd - Dieser 4 Alben umfassende Zyklus greift das Thema Indianerkriege erneut auf, diesmal im Kontext des Eisenbahnbaus, und gipfelt in der Adapation der legendären, historischen Schlacht am Little Big Horn, mit der Niederlage General Custers (bei Blueberry General Allister). In diesem Zyklus taucht Red Neck erstmalig auf, ein weiterer Sattelgefährte von Blueberry, aber mehr noch von Jim McClure.
  4. Die vergessene Goldmine - 2 Alben, in denen Blueberry mit Jim McClure eine "vergessene Goldmine" sucht, die vom "Gespenst mit den goldenen Kugeln" bewacht wird. Giraud bricht hier die klassische Seitenaufteilung mit vier Bildstreifen pro Seite auf, wird experimenteller im Seiten-Layout, detaillierter in den Zeichnungen, "dreckiger" in der Atmosphäre. Erste Einflüsse des Italo-Western machen sich bemerkbar - ein erster Höhepunkt der Serie, von manchen Kritikern als absoluter Höhepunkt eingestuft. Nicht umsonst basiert der Film Blueberry und der Fluch der Dämonen von 2004 - wenn auch nur sehr lose - auf diesem Zweiteiler, bei dem vermutlich Giraud auch stärker am Scenario beteiligt war als bei den davor erschienenen Bänden.
  5. Ballade für einen Sarg - 3 Bände, davon der Dritte mit "Überlänge" (64 statt der sonst üblichen 44-48 Seiten je Album). Blueberry wird offiziell aus der Armee entlassen, um im Regierungsauftrag einen Goldschatz der Südstaaten-Armee, der in einem Sarg versteckt sein soll, suchen zu können. Zusammen mit McClure, Red Neck und einigen weiteren illustren Nebenfiguren entwickelt sich eine Schatzsuche, bei der die unterschiedlichen Beteiligten (darunter eine marodierende Bande aus Ex-Südstaatlern, die Blueberry und der Leser bereits aus dem ersten Zyklus kannten) recht unterschiedlichen Motiven folgen und wechselnde Allianzen bilden.
  6. Die Verschwörung - 2 Alben. Blueberry wird beschuldigt, den Goldschatz aus dem vorhergehenden Zyklus unterschlagen zu haben, und in ein Straflager gesteckt. Er kann entkommen, aber es stellt sich heraus, dass seine Flucht von Hintermännern geplant war, die ihn als Sündenbock für ein Präsidentenattentat instrumentalisieren wollen. Beim finalen Kampf mit dem wahren Attentäter auf einer führerlosen Lokomotive entgleist diese und explodiert. Blueberry scheint bei der Explosion zerfetzt worden zu sein, die Serie hat hier (1975) ein vorläufiges Ende. Giraud wollte sich ganz seiner zweiten künstlerischen Identität als "Moebius" widmen, mit der er abseits gängiger Erzählmuster mehr künstlerische Freiheit genoss.
  7. Gebrochene Nase - Vermutlich nicht zuletzt mit finanziellen Argumenten konnte Giraud bewogen werden, Blueberry wieder aufzunehmen. Im Zuge der Eigenproduktionen von ZACK (siehe hier) erschien Blueberry ab 1979 exklusiv in ZACK. In diesem, 3 Alben umfassenden Zyklus ist wieder ein weiteres Kapitel der Indianer-Historie das Thema. Diesmal geht es um deren Ausbruch aus einem Reservat. Blueberry steht dabei mehr denn je zwischen den Fronten, haben die Indianer ihn doch nach der Explosion der Lokomotive aufgelesen, gesundgepflegt und ihn bei sich untertauchen lassen (zwar wird er für tot gehalten, gilt aber weiterhin als "Schatz-Unterschlager", entflohener Sträfling und Präsidenten-Attentäter).
  8. Weg in die Freiheit - Nachdem Blueberrys Überleben in dem vorigen Zyklus auch für "offizielle Stellen" offensichtlich wurde und er nicht mehr mit der Ruhe des Totgeglaubten unter den Indianern leben kann, ist er gezwungen, sich zu rehabilitieren. Dafür benötigt er diesen zwei Alben umfassenden Zyklus.
  9. Arizona Love - Von Beginn an ging Charlier von der Prämisse aus, dass Blueberrys Abenteuer genau 100 Jahre vor ihrer Aufzeichnung handeln sollten, und hielt das bis zu diesem, seinem letzten Blueberry-Album durch, das mit "Juli 1889" datiert ist. Schon zu Lebzeiten Charliers war das so - auch aufgrund der Unterbrechung 1975 - nicht mehr wirklich stimmig. Und auch durch die in der Folge entstandenen und von Giraud getexteten Geschichten ergaben sich Unstimmigkeiten im zeitlichen Ablauf, so dass einige Bände nachträglich zeitlich neu geordnet wurden. Arizona Love wurde in späteren Ausgaben - dann stimmiger - auf "Ende 1872" verlegt. Wenn dieser "Zyklus" auch nur aus einem Album besteht, so bildet er doch den Abschluss eines Story-Komplexes, der bis zum Eisenpferd-Zyklus zurückreicht, und ist somit (im Gegensatz zum Silberstern-Album) nicht losgelöst vom Gesamt-Serien-Kontext lesbar. Er knüpft an das Ende des vor-vorigen Zyklusses an, in dem sich Blueberry von Chihuahua Pearl, einer der Mitwirkenden bei der Jagd auf das Südstaatengold, verabschiedet, um jemand anderen zu heiraten. Blueberry sprengt hier nun die Trauung (wie Dustin Hoffman in Die Reifeprüfung), entführt die Braut, kann sie aber schlussendlich nicht für sich gewinnen. Als kleiner Epilog zu diesem Album und ein wenig auch Bindeglied zwischen dem Leutnant und dem Mister, existiert die Kurzgeschichte Three black birds, die ursprünglich in Form eines Portfolios erschienen ist.
  • Als Fortsetzung der Hauptserie erschien die 6 Bände umfassende Serie Mister Blueberry. Sie spielt knapp 10 Jahre nach dem Leutnant und umfasst fünf Alben. Blueberry hat seinen Militärdienst quittiert, ist Privatmann und verbringt als solcher seine Zeit damit, tage- und nächtelang zu pokern. Dabei wird er angeschossen, verbringt zunächst eine Weile im Krankenbett, verlässt dieses aber trotz Verletzung, als seine Pflegerin entführt wird, und wird u.a. in die historische Schießerei am O.K.-Corral verwickelt. Vor allem während seiner Zeit im Krankenbett wird er von einem Reporter interviewt, dem Blueberry von seiner Zeit erzählt, in der er im Fort Mescalero Dienst tat. Dies wird in Form von Rückblenden geschildert, welche im sechsten Album des Mister-Zyklus' zusammengefasst werden, womit dieses Album das Bindeglied zwischen den Jugend-Alben und dem Fort-Navajo-Zyklus bildet. So schließt sich auf gewisse Art auch ein Kreis, indem das letzte Album der Hauptserie an den Beginn der Hauptserie anknüpft.

Die Jugend von Blueberry

Die Jugend von Blueberry umfasst derzeit 20 Bände, ein 21. ist für September 2015 angekündigt. Ursprung dieses Spin-offs sind acht 16seitige Kurzgeschichten im Taschenbuchformat, die für Super Pocket Pilote in schwarz/weiß entstanden sind und in denen die Abenteuer Blueberrys während des Sezessionskrieges erzählt werden. In der ersten dieser Kurzgeschichten erfahren wir, wie Blueberry, der eigentlich Mike Steve Donovan heißt, zu seinem Namen Blueberry kam. In den folgenden Stories wechselt Blueberry immer wieder die Seiten, da er eigentlich ein Südstaatler ist, aber mit den Ideen des Nordens sympathisiert. In der letzten dieser Kurzgeschichten wird erzählt, wie es zu seiner "gebrochenen Nase" kam, die für ihn so charakteristisch ist, dass er in späteren Abenteuern seinen Indianernamen Nez cassé erhält. Danach wurde Super Pocket Pilote eingestellt und auch die Jugendabenteuer waren zunächst zuende. Mitte der 70er Jahre wurden die Seiten vergrößert, koloriert und in der Breite ergänzt, um sie in Albenform zu verwerten und damit die editorische Lücke zu füllen, die durch das vorläufige Ende (s.o.) in der Albenausgabe entstand.

Mitte der 80er nahm Charlier die Jugendabenteuer - diesmal mit Colin Wilson als Zeichner und im Alben-Format - wieder auf. Er starb während der Arbeit am dritten dieser neuen Jugend-Alben, von dem er nur noch die ersten 28 Seiten schreiben konnte. François Corteggiani vollendete dieses dritte Album und führte die Serie fort. Nachdem Wilson sechs Alben fertig gestellt hatte, übernahm Michel Blanc-Dumont die Zeichnungen der Jugend-Serie.

Marshall Blueberry

3 Bände

Gastauftritte, Hommagen, Parodien

Protagonisten und Antanogisten

  • Mike Steve Blueberry
  • Jim McClure
  • Red Neck
  • General Gelbhaar
  • Geronimo
  • Finlay & Kimball
  • Chihuahua Pearl
  • Guffy Palmer

Handlungsübersicht

Die Abrafaxe und Blueberry

Literatur und Quellen

Folgende, weiterführende Literatur diente u.a. als Quelle für diesen Artikel:

ZACK-Dossier 1 - Blueberry und der europäische Western-Comic im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Siehe auch

Web-Links

Fußnoten

  1. Laut Interview mit Giraud in "La Lettre de Dargaud" 26 (Nov./Dez. 1995), auf deutsch veröffentlicht in Comic Speedline 56 (Juni/Juli 1996), hat Giraud "ein Szenario in drei Bänden abgeschlossen, das sich »Blueberry 1900« nennt. Da ist er 57 [...] und lebt bei den Hopi-Indianern. Das ist eine Art Zusammentreffen zwischen Moebius und Giraud, weil es sich um eine Geschichte von Zauberern und Schamanen handelt, ganz abgehoben." - Dieses "ganz abgehoben" hätte Jean-Michel Charlier vermutlich nicht gefallen und so legte dessen Sohn Philippe Charlier, der schon von dem Mister-Zyklus nicht begeistert war, sein Veto gegen das Projekt ein, strengte einen Prozess an und verhinderte damit die Realisierung.
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